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1
Geblüht hat einst der Pol im Tropenlichte,
Die Wüste trug den Schoß voll Sommerblüten,
Die Steppe sang, die Heidequellen sprühten,
Wo jetzt das Meer, stand einst die Bernsteinfichte.
Erinnrung lebt noch; oft wie Traumgesichte
Malt seiner Vorzeit Bild das Mittagsbrüten
Der Wüstenluft; die Blumen der verglühten
Polsonne stehn auf dunkler Kohlenschichte.
Auch lebt ein Baum seit frühen Erdenaltern,
Der oft, umrankt von lauschenden Lianen,
Dem Urwald noch erzählt von seinen Ahnen.
Dann lauscht um ihn ein Kreis von blauen Faltern,
Dann horcht der Papagei mit offnem Schnabel,
Und dieses ist des Baums uralte Fabel:
2
Vernehmet denn, Mimosen und Bananen!
Einst flog die Erde noch im Sphärentanze,
Umschlungen ganz vom reichsten Blütenkranze,
Voll Jugendlust in wilden Feuerbahnen.
Da blühten wir, der Pflanzenwelt Titanen;
Da hob sich mächtig bis zum Wolkenglanze
Der Pinie Schirm, der Aloe Blätterlanze;
Hoch über Berge flatterten Lianen.
Aus unsrer Kelche duft'gem Abgrund tauchten
Aromawolken, Wetterleuchten blitzte,
Wenn wir in stiller Nacht uns Küsse hauchten.
Ein goldner Wasserfall von Tau bespritzte
Den Lebenskeim der Tiere, die noch schliefen
Als Blütenstaub in unsern Blättertiefen.
3
Da plötzlich kam ein Sturm. Schneeflocken schwangen
In unsre Blüten sich; mit kalter Schneide
Zerriß ein Eisstrom unser Krongeschmeide,
Und unser Jugendtraum, er war vergangen!
Seit jener Nacht sind bleich der Lilie Wangen;
Seit jener Nacht senkt sich die Trauerweide
Und stehn Zypressen ernst im dunklen Kleide
Und bebt im Eppich stets ein leises Bangen.
Der Duft, um den die Rose wird gepriesen,
Ist ihrer Sehnsucht ausgehauchte Klage
Nach jenen untergangnen Paradiesen.
Auf Libanons verbranntem Felsengipfel
Durchrauscht von jener Welt noch eine Sage
Der letzten Zedern schon gebeugte Wipfel.