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Am Abend des dritten Tages nach dem Empfang des letzten Schreibens aus Bredenfleth ging die Fürstin an ihren Schreibtisch, um Detlev zu antworten. Es lag nicht in ihrer Art, Briefe mit wendender Post zu erwidern. Zwei oder drei Nächte mußten dazwischen liegen. Auf und ab, in ihrer ruhigen Weise, um zu überlegen und zu erwägen, ging sie in ihrem Zimmer. War ihr alles klar und festgesetzt, zögerte sie nicht, um die Ausführung dann so rasch wie möglich folgen zu lassen.
Als sie nun an den Schreibtisch trat, die Zuschrift an Detlev begann, ahnte sie nicht, daß in diesem Augenblick im Telegraphenamt des Städtchens Trauttenberg, das tief unten am Fuße des Felsens lag, auf dem Schloß Trauttenberg in die Straßen drohte, der Beamte für sie eine Depesche ausfertigte.
* * *
Am selben Tage, als Wulfhilde Detlevs Schreiben erhalten, hatte Breide einen erbetnen zweitägigen Urlaub angetreten.
Ihm war von dem in Brüssel lebenden Fürsten Jablonski, dem die weitläufigen, zusammenhängenden Wälder, in denen das Stationsgebäude wie eine Perle in der Muschel eingeschlossen lag, gehörten, in liebenswürdiger Zuvorkommenheit erlaubt, in seinen Forsten zu jagen, wo immer es ihm beliebte. Und nun wollte Breide von dieser Erlaubnis zum erstenmal Gebrauch machen.
Im einfachen, starken, wetterbestehenden Jagdanzug, auf den dunklen Haaren den uralten grauen Filz mit der unscheinbaren Sperberfeder, den Hals gebenden, lustigen Hund an der Seite, trat er ins Freie. Als er ein Streckchen gegangen war, wandte er sich und begrüßte Heilwig, die vom Fenster aus ihm nachsah. Die Baronin war so froh, ihren Mann einmal wieder als Jäger zu wissen. Kannte sie doch seine Leidenschaft.
Breide schwenkte sein Gewehr wie beim letzten Ausflug in Wittensee und war zwischen den Bäumen verschwunden.
Zwei Arbeiter hatte er mitgenommen, um von ihnen ein Feuer zur Mittagszeit sich anzünden zu lassen. Für die Nacht hatte er sich auf Schloß Dembirsk angesagt, wo ein ihm bekannter grauhaariger Regierungsrat a. D. Matthias wohnte, der die Güter des Fürsten Jablonski von dort aus verwaltete.
Nichts im Leben erfrischt Herz und Seele so sehr, wie die Jagd. An den Aasjäger, an den Mörder ist dabei natürlich nicht zu denken.
Der Jäger – oder er ist keiner – ist eng befreundet mit dem Grashalm, den er tritt, mit der Blume, mit dem Strauch, mit dem Blatt, mit dem Zweig, die nah und fern ihm ins Auge fallen. Die Bäume liebt er wie zu ihm gehörend, wie ein Stück seiner Seele. Streift er allein, nur von seinem Hunde begleitet, so hat er den Vorteil – freilich kann er das auch auf seinem Zimmer haben, wenn er sich einschließt –, oft stundenlang keinem Menschen zu begegnen, und das ist so angenehm, ach, so sehr angenehm. Die Natur streckt ihm an jeder Stelle liebevoll die Arme entgegen. Sie thut ihm kein Leid. Ruhe Dich aus bei mir von Welt und Menschen, sagt sie ihm.
Breide war ein solcher Jäger. Eine Spinne, eine Katze, einen Käfer, eine Schlange zu beobachten in ihrem Treiben und Leben, in ihrem Schmerz und Fraßkummer und Liebesnot und behaglichem Ausruhen, machte ihm immer helle Freude. Kein besserer Schütze auch als er.
Der Baron und seine beiden des Reviers kundigen Begleiter schritten wie aus schwerer Sklaverei befreite.
Eine dünne Schneelagerung deckte die Erde. In der Nacht hatte es gefroren. Die Äste, der Busch waren schneefrei. Ein gleichmäßig hellgrauer Himmel spannte sich wie ein ungeheures, gewölbtes Tuch. Kein Lüftchen regte sich. Die Bäche und Wässerchen zeigten nicht überall den Eismantel; an vielen Stellen plätscherten sie lustig.
Die Jagdbeute bis zum Mittag war unbedeutend. Breide hatte eine Waldschnepfe geschossen, die es vorgezogen hatte, den Winter nicht im Süden zuzubringen, einen Haselhahn und zwei Fasane, diese dümmsten aller Tiere.
Jetzt zum Frühstück. Jägerhunger! Das sagt alles. Ach, wenn wir im Himmel später doch einmal solchen vernünftigen Hunger hätten, was müßte das für eine Abwechselung sein!
Die beiden Polen schleppen Holz herbei mit den vergnügtesten Gesichtern. Ging es doch nun drauf los, die Zähne einzuhauen in so manchen guten Bissen, den sie mitgeschleppt hatten. Und dann der Wutki, der Wutki! Ein guter Schnaps müßte dem Jäger eigentlich auch in den Sarg mitgegeben werden. Auf allen Wegen thut ein solcher so vortreffliche Dienste. Und wir wissen nicht, ob wir nicht vielleicht in eine große Kälte …
Halloh! knistert und knastert das Feuer. Wie schön das die Hände wärmt. Wie der Rauch in die kahlen Kronen zieht.
Die beiden Polen schieben die breiten Mäuler hin und her. Es schmeckt ihnen. Es schmeckt Breiden nicht minder.
Nun die Cigarre. Eine Cigarre, bei stillem Wetter, nach dem Jagdfrühstück, hat den Vorrang vor allen Lebensgenüssen.
Breide steht an eine Buche gelehnt und raucht. Er starrt ins Feuer. Nun über das Feuer hinweg auf einen Zweig einer koketten kaum vier Meter großen Birke. Auf diesem Zweig sitzt ein Buchfink. Vom weißen Stamm hebt sich die rote Brust. Nun spricht er sein scharfes, wie aus der Schmiede geholtes »Pink, Pink.« Er fliegt nicht weg; er schaut Breide, wenn auch mit immerwährender Bewegung seines Halses, in die Augen. Breide sagt vor sich hin: »Die Kraniche des Ibykus«, und überläßt sich Erinnerungen:
Er hält an einem scharfen kalten Dezembertage 1870, abgesessen, mit seiner Feldwache am Rande eines Wäldchens in Nordfrankreich. Zehn Füsiliere, von einem Unteroffizier befehligt, sind ihm beigegeben. Diese sollen den Eingangsweg ins Holz verbauen helfen. Wie Breide, die Hände auf dem Rücken, mit einem Ulanen spricht, dem er eine Meldung ausgetragen, nähert sich ihm, sein Pferd am Zügel führend, ein Dragonerunteroffizier mit einem geschlossenen Zettel. Breide öffnet: »Sofort zu erschießen.« (Unterschrift.) Breide stutzt: »Ja, wen denn, wo denn?«
Der Dragonerunteroffizier zeigt nach rückwärts auf einen etwa zwanzigjährigen schwarzäugigen Franzosen in der Tracht eines Bauern.
Breide fragt schnell, hastig, leise: »Was that er?« Ebenso leise, doch nicht so hastig ist die Antwort: »Er lockte vor vier Stunden sieben Füsiliere in den Keller seines Vaters. Dort ließ er (oder hatte es schon vorher gethan) die Spiritusfässer auslaufen. Er steckt schnell an, wirft die Thüre hinter sich ins Schloß, verschließt den Keller, und die sieben Füsiliere (wir konnten ihr entsetzliches Schreien hören, aber nicht helfen: das Schloß war zu fest) sind verbrannt.«
Der junge Mensch hat halb trotzig, halb erstickt vor Angst die Unterredung mit den Augen verfolgt.
Breide läßt alles antreten. Dann spricht er zu den Ulanen und Füsilieren: »Gehorsam ist die erste Pflicht des Soldaten. Es ist mir eben der Befehl geworden, den Franzosen dort« (er zeigt auf ihn) »hier erschießen zu lassen und zwar sofort.« Dann erzählt er seinen Soldaten die Veranlassung.
Die zehn Füsiliere stehen in zwei Gliedern. Vor ihnen, die Hände auf den Rücken gebunden, mit trotziger Stirn (die Augenbinde hat er sich verbeten) und höhnischen Lippen der junge Bauer in seinem blauen Kittel.
Breide kommandiert: »Legt an.« Doch ehe er noch »Feuer!« ruft, klingts: »Pink, Pink.« Ein Buchfink schaukelt sich, sekundenlang, auf einem Birkenzweiglein unmittelbar hinter dem Franzmann.
»Feuer!« – und der Franzose sinkt, gut getroffen, tot nach vorne.
Da bricht etwas durch die Büsche; es knackt.
Da rufts: »Mein Sohn, mein Sohn,« und eine lebhafte Frau mit einem artigen Bärtchen auf der Oberlippe, erscheint; sie hat irre Augen. Sie ruft wieder: »Mein Sohn, mein Sohn« – und sieht ihn, und stürzt bei seiner Leiche zusammen.
Breide ist abends bei dem ihm bekannten, stark ergrauten Regierungsrat a. D. Matthias angekommen, in Dombirsk.
Die Jägersuppe hat vorzüglich gemundet; die beiden Herren, im Rauchzimmer, sind eifrig im Gespräch. Jeder giebt »Geschichten« aus seinem Leben zum besten.
Erst spät erwachte Breide am andern Morgen. Die Herren hatten bis in die Nacht hinein tüchtig gezecht. Gegen Mittag nahm er Abschied von seinem gastfreien Wirt. Keine Troika stand vor der Thür, die ihn nach der Station zurückbringen sollte, aber ein kleiner polnischer Schlitten, den zwei Pferde, voreinander gespannt, fortreißen sollten. Nebeneinander hätten die flinken Traber oft nicht durch die schmalen Holzwege durchkommen können.
Ein polnischer frischer achtzehnjähriger Junge setzte sich auf den Bock, that einen gellenden Pfiff, und, die unendlich lange Peitsche in der Luft, wie eine Fahne schwingend, fuhr er los. Welch köstliche Fahrt! Breide saß in Pelzen fast vergraben, die ihm der Regierungsrat mitgegeben hatte. Die Luft war kalt, aber nicht scharf. Der Wind hatte die Backen eingesogen. Polnische Steppe! Mit deinen verstreuten Dörfern, mit deinen einsamen, meist verlassenen Schlössern, mit deiner lustigen, lebhaften Bevölkerung, die doch im Chopinschen Mollton lebt, mit deinen rotbemiederten Mädels, mit deinen Pfaffen und deinem Aberglauben …
Nun sah sich plötzlich der Bengel auf dem Bock zu Breide um. Die Czapka saß schief auf den strähnigen Haaren, die, genau wie nach dem Topf geschnitten, am Rockkragen anschlugen. Die Backenknochen standen ein wenig zu eckig hervor, die Augen zeigten Verwandtschaft mit China und der Mongolei. Schwamm Breide durch asiatische Steppen? Asien und Europa. Unmerklich gingen sie hier ineinander über.
Der junge Kutscher lachte, dann sah er den Baron fragend an. Breide wußte nicht, was er wollte; so nickte er bejahend. Nun wandte sich wieder das Polengesicht nach vorn, und die Peitsche meisterhaft, ohne die Pferde zu treffen, in Schlangenwindungen über sie hin spielen lassend, begann er zu singen. Es klang eintönig, traurig. Breides empfängliches Gemüt schlief in Träumen ein, und die Träume brachten ihn nach Schleswig-Holstein, nach Wittensee … Da hätte ihn niemals ein so lustiger Bauernjunge gefahren; ernst, gelassen, rotwangig, stumm, vor allem: gesanglos hätte der vor ihm gesessen. Und vom schleswig-holsteinischen Kutscher kam er in seinen Träumen auf das Ländchen selbst. Plötzlich sah er Schleswig und Holstein in zwei große, bis zur äußersten Möglichkeit vollgestopfte Mehlsäcke verwandelt, die innig aneinander lehnten … Und doch gab es kein Land, kein Ländchen für Breide, das er so in fein Herz geschlossen. Nüchternheit, dein Name ist Schleswig-Holstein. Andrerseits, du Länneken deep, du Länneken deep, wie viel Poesie hält immer Rast in dir. Gott sei Dank, weißt du das nicht. Zu deiner sonstigen Überhebung über die übrige Erde und beispiellosen Vondireingenommenheit darfst du das nicht wissen. Und keine Angst, die beiden dicken Mehlsäcke platzen nicht, wenn ihnen bekannt würde, daß Poesie in ihnen steckte. Das verstehen sie nicht. Sie platzen höchstens vor zu guter Gesundheit. Und das ist ja die Hauptsache: die Gesundheit. Eine auffallende Erscheinung ist es, daß Hamburg auch nicht den geringsten Einfluß, und nie und nimmer, auf die weltabgelegene Provinz hat und hatte. Eben so gut könnte dort Konstantinopel liegen. Auch ein Zeichen, ein schlechtes – und wie mans nimmt: ein gutes.
Immer mehr versank Breide, durch den sich gleich bleibenden Gesang, durch die sich gleich bleibende unendliche Wald- und Steppenlandschaft, in Träumereien. Von seiner Heimat kam er nach Berlin und von Berlin wieder nach seiner Heimat. In ihm unerklärlicher Weise stand plötzlich seine erste Liebe vor ihm. Wie heiß und glühend hatte er schon mit zwölf Jahren geliebt! Die erste Liebe des Knaben! Und immer doch, und wenn an sie Jahrzehnte nicht gedacht ist, tritt sie vor uns wie das Paradies, aus dem wir durch unsre spätere Schuld uns selbst vertrieben. Stürmischer wird der Jüngling. Heißer tobt ihm das Blut, durch keusche Liebe gedämpft. Dann macht die Natur ihre unabbrechbaren, unerbittlichen Rechte geltend. Die Befriedigung der Sinnlichkeit, so natürlich wie die Mußbefriedigung des Hungers und des Durstes wird uns schauderhaft und verdammenswert fort und fort gepredigt. Wir kämpfen und kämpfen mit aller Macht dagegen an und können, unbewußt, es nicht begreifen, daß wir öffentlich nicht zu dem geliebten Mädchen gehn dürfen. Versteckt klettern wir zu ihr durchs Fenster. Wie würden die Menschen geifern, wenn sies erführen. Und thun doch alle dasselbe. Nun, dafür ist, Gott sei Dank, die heimliche Liebe die süßere.
Einer hat mehr derbe Sinnlichkeit als der andre. Das liegt in der Vererbung, in der Blutmischung.
Shakespeares furchtbares Wort: »Das dumpfe Ehebett«, ist wahr. Trotz alledem und alledem: Ein glückliches Familienleben zwischen Mann und Weib und ihren Kindern ist der Treffer unsers Daseins. Auf ihm beruht der Staat, die Sittlichkeit, die Ruhe, und, im großen ganzen, unsre körperliche und geistige Gesundheit. Ja, wenn wir Menschen nur alle über einen Kamm zu scheeren wären. Dann ginge es schon …
Und Breides braune Augen lagen auf der endlos sich dehnenden Fläche, durch die sie nun seit einer Stunde flogen. Seine Gedanken waren wieder in Berlin: wie er, um der ihm fürchterlichen Heftigkeit seines Weibes zu entfliehen, dorthin immer und immer wieder geflüchtet. Da begegnete ihm die arme Korbmacherstochter, und ihre Stille, ihre demütige Bescheidenheit, ihr Aufsehen zu ihm wie zu einem Gott, fesselten ihn, reizten ihn, regten ihm die Sinne: daß er bei ihr glücklich werden müsse. Und als er bei ihrem Tode den ebengeborenen Sohn Breide in den Armen fühlte, weinte er bitterlich. Sie war so sanft gewesen. Ohne Klagelaut, ohne ein Wort, mit zufriednem Lächeln um die blassen Lippen war sie verschieden. »Mein Sohn, mein Sohn,« seufzte er, und schwer sank ihm das Kinn auf die Brust …
»So, hier halte, Rataiczack,« rief der Baron dem Kutscher zu, »jetzt kenne ich den Weg; in einer halben Stunde bin ich auf der Station.« Er nahm sein Gewehr aus dem Schlitten; der Hund sprang heraus. Rataiczack, dem er ein Trinkgeld gab wie in alter Zeit, küßte ihm den Saum seines Rockes.
Rüstig schritt Breide vorwärts. Von fern schon schimmerte das kleine Stationsgebäude aus den Stämmen. Noch einmal lehnte er an einer Eiche, um, am Rande einer Schonung, in den Abendhimmel zu sehen. Die Dämmerung war angebrochen. Kam er denn heute gar nicht aus dem Nachdenken heraus? Hartmanns Worte kamen ihm in den Sinn: Das allein weise Verhalten gegenüber dem unaufhebbaren Leid ist also: »Kein Bedauern und keine Reue über Vergangnes, keine Sorge und Furcht vor Zukünftigem, und keine Ungeduld und keinen Mißmut über Gegenwärtiges!«
Der Abendhimmel war mit schweren dunklen Wolken verhangen; nur ein einziger, schmaler, hellblauer Streifen ringte sich im Westen. Hätte der Baron die Gedichte des Schotten John Henry Mackays gekannt, wäre ihm vielleicht das entzückende eingefallen:
Zwischen den zerrissenen Streifen
Blinkt ein lichtes Blau hervor.
Meine irren Sinne greifen
Zu dem kargen Licht empor.
Dunkel rings. Die Wolken schieben
Näher sich und näher – bald
Wird das letzte Licht zerstieben,
Ist die Nacht herabgewallt.
Aber noch zerteilt ein Streifen
Himmelsblau den Wolkenflor,
Und die irren Sinne greifen
Angstvoll zu dem Licht empor –
Breide aber griff nicht angstvoll »zu dem Licht empor«. Er breitete seine Arme und rief: »Heilwig! Du unsäglich Gute! Ich will leben, leben für Dich! Die Sonne lacht wieder … Die Sonne, die Sonne …«
Gewaltsam verließ er den Baum. Schon sah er die geschlossene Einfriedigung beim Übergang über den Bahnkörper. Da rast der Schnellzug heran, der europäisch-asiatische. Aber dort … Opalewskis, des Wärters Kind, auf den Schienen … hin, hin … zu spät … Doch noch … ein Sprung … das Kind an den Haaren … Das Kind fliegt über die Einfriedigung … Aber Breide … Er war eine Sekunde in der Schmiede auf Wittensee … Tausend und abertausend Funken um ihn, in ihm …
Und da liegt er mit abgefahrenen Beinen … ohnmächtig … Vom Zuge klingt nur ein letztes, schwächer und schwächer werdendes Rasseln; nur noch die Schlußlaterne ist zu sehn, nun ist auch die verschwunden …
Arbeiter, Kofferträger, Wärter heben ihn … tragen ihn … bringen ihn der aufschreienden Heilwig ins Haus.
Der Arzt muß stundenweit her geholt werden. Breide hat keine Schmerzen, aber der Tod schlägt mit großem Fleiße ihm seinen Spitzhammer ins Herz. Unermüdlich ist Heilwig. Nun kniet sie vor ihm. Er phantasiert: »Mein Sohn, mein Sohn, mein kleiner Breide.« Sie leidet unsäglich. Da schlägt er die Augen zum letzten Mal auf: »Heilwig, Heilwig! Dank Dir, Dank Dir für … Deine … Liebe …«
* * *
Und der Telegraphenbeamte im Städtchen Trauttenberg fertigt für die Frau Fürstin eine Depesche aus:
Komm. Breide liegt im Sterben.