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Sechsundzwanzigstes Kapitel

Als Herr Wagner zu Ossen zum Abrechnen kommt, findet er eine große Menge neuer Waren, die er unmöglich aus dem Barbestand bezahlen konnte. Er läßt sich die Rechnungen geben, ist aber überzeugt, daß noch andre unbezahlte Rechnungen vorhanden sein müssen. Ossen sagt: »Kleinigkeiten!« Doch Wagner dringt auf Abgabe aller Schuldbelege. Da er dem Geschäftsführer keine Ruhe läßt, gibt dieser endlich den Grund an.

»Ich will bis zur nächsten Generalversammlung genügend Geld im Hause haben, damit ich den austretenden Mitgliedern ihren Anteil geben kann. Die Leute, die wir neu aufgenommen haben, rücken nicht alle mit ihrem Einstandsgeld heraus; woher soll ich denn, wenn über hundert oder mehr ihr Geld fordern, die Summen hernehmen? Also muß ich verkaufen! Verkaufen! Verkaufen! Kredit auf drei Monate ist mir zugesagt, indessen werden wir wieder glatt sein!«

»Und wenn wir es nicht sind?«

Ossen hebt die Schultern und schüttelt mit dem Kopf:

»Ich weiß nicht, wie es kommt: je mehr wir umsetzen, desto mehr verlieren wir!«

»Du kaufst zu teuer ein!«

»Du vergißt, daß uns die Kiste mit Rosinen faul geworden ist und eine Tonne Nudeln muffig,– das taugt noch grad zu Schweinefutter! Das ist ein Verlust von mehr als 17 Talern! Bis wir die eingeholt haben –«

Wagner schlägt mit der Faust auf den Tisch:

»Ja, warum sagst du mir nicht, daß du solche Mengen Rosinen gekauft hast und nicht los wirst, daß du Nudeln in Reserve hast. – Wie können die denn schlecht werden!«

»Ich hatte sie in den Schuppen getan und da lag Stroh darüber, und das Dach war nicht dicht – und –«

»Was haben die denn im Schuppen zu tun!«

»Ich hatte sie nicht gleich bezahlt und dachte, du wirst böse, wenn ich ohne deine Einwilligung kaufe, – der Reisende hat sie mir aufgeschwätzt, – ich wollte immer mit fünf Pfund da herausnehmen, – auf einmal war's zu spät. Bezahlt sind sie jetzt!«

»Und woher ist das Geld? Hast du's vom Eigenen genommen?«

»Ich habs von der Sparkasse geholt!«

»Mensch, das sind doch die Einstandsgelder unserer Mitglieder, – die dürfen wir doch nicht anrühren! Wieviel hast du geholt?« Ossen gibt keine Antwort mehr. Er holt eine Mappe mit Zetteln und Bogen, legt sie auf den Tisch und sagt verbissen:

»Wenn du es besser kannst, da! Mach alles alleine! Dann bin ich ja überflüssig!«

Wagner hat acht Tage nötig, um sich durch diesen Wust von Notes, Lieferungsbescheinigungen, Rechnungen und Quittungen durchzuarbeiten. Zwar hat er das Konto gesperrt, – es war nur noch das Geld für 30 Mitglieder da. Dann hat er doppelte Rechnungen mit zweimal gleichen Quittungen gefunden; in seiner Verwirrung hat Ossen die schon inzwischen bezahlten Rechnungen noch einmal bezahlt. Die Verluste durch Borgkunden gehn in die 40 Taler.

Nachdem Wagner die Ordnungsarbeit hinter sich hat, sieht er, daß kein Wirtschaften mit Ossen möglich ist. Nun muß Wagner sein Amt niederlegen, um zu zeigen, daß er nicht mehr mit ihm arbeiten kann und will. Er setzt eine Anzeige auf, lädt die Mitglieder zur Versammlung ein und teilt gleichzeitig seinen Rücktritt mit; Tagesordnung: Wahl eines neuen Geschäftsführers.

Sofort gibt Ossen eine Gegenanzeige auf, erklärt, daß Wagner kein Recht hätte, eine Versammlung einzuberufen und daß von der Wahl eines neuen Geschäftsführers keine Rede sein könne. Daraufhin bringt Wagner seine Bücher und alles Schreibwerk ins Magazin, erklärt der zusammengerufenen Kommission die von Ossen angerichtete Luderwirtschaft; dennoch bleibe er bis zum Letzten. Er wolle den Namen der Genossenschaft nicht in den Schmutz getreten haben. Gegen die Beweise Wagners und die Geschäftsbücher kann selbst der beste Freund Ossens keine Entschuldigung finden.

Sie räumen Wagner das Recht ein, als ein freies Mitglied nach seinem besten Wissen und Willen mitzuarbeiten. Ossen und seine Freunde bekommen es trotzdem fertig, die Januarversammlung auf den Februar zu verschieben und vom Februar durch den März hin aufzuhalten. Mit vieler Überredungskunst kann er Ossen bewegen, in die Versammlung, die er zum 24. April angesetzt hat, zu kommen. Die Versammlung wird von kaum zehn Personen besucht. Somit ist das Interesse für den Bestand der Genossenschaft geschwunden. Herr Wagner schreibt auf die Mitteilungstafel:

»Bis auf weiteres werden nur noch vorhandene Waren abgegeben!« Eine Liste der Artikel hängt daneben.

Damit nun endlich Ordnung in die Verhältnisse kommt, bittet Wagner durch Aushang alle Mitglieder zum 30. April ins Schützenhaus. Andernfalls müsse, auch ohne ihre Zustimmung, am 1. Mai geschlossen werden. Eine Ankündigung bringt nicht mehr als 25 Leute hin.

Wagner will denen, die es verlangen, ihr Eintrittsgeld wiedergeben; nur 14, und zwar Arbeiter, nehmen ihre Silbergroschen gleich mit. Wagner hofft, nach einer Pause von einem Monat durch Hineinnahme von neuem Betriebskapital und neuen Mitgliedern die Abgabe wieder zu beginnen; vorläufig wird das Magazin geschlossen.

Wagner hat keine Zeit, Fritzsche zu besuchen. Er hat mit Ossen die noch vorhandene Ware in einzelne Tüten verpackt, die jede genau den Wert von zehn Silbergroschen darstellen. Den Mitgliedern, die nicht auf der Versammlung waren, wird anstatt des Geldes solch ein Beutel mit Ware angeboten. Einige erbitten sich leere Kisten und Tönnchen als Abfindung, und so bekommt Herr Wagner bis zum Monatsende die Ware aus dem Lokal und die Mitglieder aus den Listen.

Am 30. April, abends 8 Uhr, schließt das letzte Mitglied die Tür hinter sich zu. Frau Ossen weint in der Stube, sie weiß, jetzt kommt die Abrechnung. Herr Wagner übergibt die letzten Warenreste der Frau Ossen und läßt sich das vorhandene Inventar quittieren. Die letzte Abrechnung soll auf einer Versammlung stattfinden. Sie setzen als Tag den 1. Juni fest. Auf der Tagesordnung steht nur ein Punkt: »Auflösung des Vereins.« Im Hinausgehen schließt er die Blenden vor den Fenstern. Es ist ihm, als hätte er einem toten Freund die Augen zugedrückt.

Auf dem Heimweg sieht Wagner sich immer wieder nach dem Lokal um. Er kann es nicht begreifen, daß nun alles wieder so sein soll, wie es vor drei Jahren war. Zwischendurch haben Tausende und aber Tausende von Menschen einen Mittelpunkt in diesem Genossenschaftsmagazin gehabt. Viel Segen ist ausgegangen, viel Hoffnung drängt sich um die Organisation, viel Glaube! Viel Kampf: bis nach Merseburg und Berlin, durch die Zeitungen hin, durch vielleicht Millionen Köpfe drang die Idee vom genossenschaftlichen Zusammenschluß der Arbeiter zur gemeinschaftlichen Verwaltung des Konsums.

»Und es wird doch noch werden!« sagt er, als er vor Fritzsches Haus steht, vor dem Haus in der Töpfergasse, wo zum erstenmal in Deutschland das Schild gehangen hat mit dem nun fast vergessenen Namen:

»Lebensmittelgenossenschaft.«

Er tritt ein, trifft Fritzsche und seine Frau am Tisch.

»Hol einen Krug Bier, Juliane! Herr Wagner hat's nötig. Er kommt vom Genossenschaftslokal, setz ihm einen Teller auf, er muß mit uns essen! Er hat bis zur letzten Stunde treu gedient!«

Wagner spricht wenig von der Arbeit der letzten Tage. Er spricht nur von der Kaution und hofft, daß nun die Hypothek bald gelöscht wird, weil die Auflösung nur noch eine Frage der Zeit ist.

»Jetzt hab ich keine Eile mehr!« sagt Fritzsche vergnügt. »Ich fange das Buchbindergeschäft nicht mehr von vorne an. Was ich zu arbeiten bekomme, genügt mir. Vielleicht glückt es, das Inventar zu kaufen, da werde ich einen einfachen Laden aufmachen. Kenntnisse hab ich ja jetzt und unser Mädchen kann ebenfalls etwas lernen!«

»Das könnt Ihr ja auf der Versammlung ansteigern!« sagt Wagner, »doch, warum braucht Ihr Eure Hypothek nicht?«

»Das will ich Euch sagen, Wagner, übrigens hättet Ihr das längst wissen können. Der Paule hat mir doch den Brief geschrieben, von dem Ihr nur den Anfang gehört habt. Ihr mußtet ja plötzlich weg!«

»Hat der Paule Euch vielleicht ein Darlehen besorgt?« Wagner sieht Fritzsche groß an. »Was hat der Paule mit der Hypothek zu tun?« »Nein, er schrieb mir nur, ich solle mich frei halten und nichts Neues gründen, weil er mich irgendwo anders brauchen kann. Wenn ich die Hypothek nehme, dann geht das Geld doch drauf und ich sitz wieder fest. Ich soll mich freihalten, schreibt er, um mit ihnen genossenschaftlich zu arbeiten. Da brauch ich dann entweder die Hypothek als Einlage – oder ich verkauf das Haus, bekomm dann Geld!«

»Hätt ich das nur gewußt!« sagt Wagner und schüttelt traurig den Kopf, »da hab ich mir die bittersten Vorwürfe gemacht wegen der Kaution. Ich bin doch der Verantwortliche! Ich bin doch der Mann, der Euch die Hoffnung auf das Darlehen von Bürmann nicht erfüllen konnte!«

»Lieber Wagner! Eine größere und schönere Hoffnung hat Paule mir gegeben! Wartet, ich hol Euch den Brief! Den Schluß müßt auch Ihr lesen, damit Ihr nicht glaubt, die Sache der Genossenschaft sei mit unserm Magazin zu Ende! Und alles nur ein Traum gewesen! Wartet, ich hol in der Kammer meinen Brief!«

Er kommt, schlägt sofort die dritte Seite auf, weil er genau weiß, wo jedes Wort sieht.

»Hab ich damals von der Druckerei gelesen?« fragt er.

»Nein, Ihr hört« damit auf: Agathe hat viel Heimweh, trotzdem sie in der Schweiz viel unter Deutschen sein kann!«

»Also, dann hört mal zu, was Paule für eine Botschaft für mich hat:

›Ich bin überzeugt, wir werden doch eine genossenschaftliche Druckerei einrichten. Wir müssen noch viel Hefte, Bücher, Broschüren und Aufklärungswerke, ja, auch Monatshefte drucken, um dem arbeitenden Volk in seinem Gefühl recht zu geben; denn, um nichts anderes handelt es sich: aus den Gefühlen müssen Gedanken werden, Überzeugungen, erst aus Überzeugungen entstehen Taten. Ich bitte Dich, lieber Fritzsche, warte ein Jahr auf mich, ehe Du Dir eine neue Existenz mit einem neuen Unternehmen gründen willst. Ich brauche einen Genossenschaftsmenschen wie Dich. Du mußt uns die Bücher einbinden, mußt eine wirkliche Genossenschaftsbuchbinderei einrichten und leiten. Vielleicht in Leipzig, vielleicht auch in Berlin oder Halle. Die Zeit beginnt für uns zu arbeiten; die Eisenbahnen bringen die Köpfe beieinander, die Industrie die Menschen. Du mußt einmal das Land an der Ruhr sehen, wie da Bergwerk um Bergwerk entsteht, wie da im Siegerland Eisenhütten arbeiten, wie feurig in der Nacht die Landschaften aufleuchten! Wahrlich, die große Industrie bringt gigantische Werke in die Höhe, und merkwürdig, je höher sie sich recken, um so tiefer stößt sie den arbeitenden Menschen. Gegen Berg- und Hüttenmännerfron ist Eure Arbeit noch erträglich zu nennen. Du kannst Dir denken, wie hoch hier das Feuer der Empörung flammt! Ich bin so manchmal mitten in den Versammlungen der Bergmänner gewesen und weiß ganz genau: aus dem Kampf dieser Männer entsteht die neue Welt!

Warte auf mich, Fritzsche, warte auf mich! Und auch Ihr, Wagner, Vogel, Stolle, alle, die in der Assozierung von Menschen und Dingen eine bessere Gesellschaftsform sehen, – und dafür eintreten; wartet; vielleicht schon in einem Jahr haben sich die Verhältnisse geklärt. Ich sage Dir nichts anderes, als: Wartet und vertraut! Mit Euch, Ersten in Eilenburg, will ich gern das Werk beginnen, darum lerne ich ja und auch Agathe will die Verhältnisse studieren, um an der rechten Stelle ansetzen zu können.

Das Kapital jagt nach Absatz in der ganzen Welt umher, – vielleicht braucht es sogar noch blutige Kriege, um sich halten zu können, doch eines Tages bricht sein Gebäude und sinken die unterhöhlten Fundamente in die Erde. Denn, diese Ordnung ist nicht auf den Glauben und Vertrauen, sondern auf die brutale Macht gebaut. Indessen wachsen die Arbeiterheere, sie müssen unterwiesen, belehrt, angeregt und ausgebildet werden. Jeder einzelne muß wissen, um was es sich handelt, jeder einzelne muß geschult werden. Wir werden beginnen, das arbeitende Volk in unserm Sinne zu schulen. Wir rechnen mit gewaltigen Auflagen, da die Werke durch die Genossenschaften billigst verbreitet werden. Die einzelnen Gruppen werden unsere Genossenschafter sein, unsere Abnehmer, in deren Dienst wir arbeiten. Also, warte auf mich, auf uns, lege Dich nicht fester, als Du für das tägliche Brot tun mußt. Wenn auch Deine jetzige Existenz schwankend ist, halte aus und warte! Trauere nicht, wenn die Lebensmittelgenossenschaft sich nicht hält, Du, Fritzsche und Ihr all, seid zu weit, zu einseitig vorgestoßen. In England, in Rochdale, sind die redlichen Pioniere ganz langsam zu einer großen Genossenschaft geworden, in sieben Jahren erst sind sie so weit gekommen, wie wir in einem halben Jahr. Uns ist dies schnelle Wachstum nur schädlich gewesen, es rief alle, aber auch alle unsre Gegner auf den Plan. Denn Ihr habt keine Zeit gehabt, Erfahrungen zu sammeln. Es sind sicher Fehler gemacht worden, dennoch: nichts umsonst. Beginne also nichts Neues mehr und warte auf mich! Schreib Du mir wieder, schreib von allem, – Agathe liest so gern, was Du berichtest, auch, wie es Deiner Familie geht und was das Kleinchen macht.‹

Sei Du und Ihr alle gegrüßt.
Paule und Agathe«

»August! Benimm dich doch!« ruft Frau Juliane aus der Küche. Fritzsche hat die Fäuste geballt und haut sie in einem Paukenwirbel auf den Tisch, daß die Teller und Kumpen rasseln.

»Also, was sagt Ihr nun? Hat der Stolle nicht recht gehabt? Hat der Brade nicht recht gehabt? – Nun, wer weiß, was die Zeit bringt! Aber wir haben in unserm Herzen recht gehabt, freut Euch das nicht, Wagner? Freut Euch das nicht, daß wir in dem deutschen Eilenburg nicht zurückstehen? Freut Euch das nicht, daß unsre sächsischen Gedanken in der Schweiz, in Holland und Belgien, im Rheinland und überall, wo große Industrie großes Leben mit sich bringt, gedacht werden? Mensch! Wagner! Wir marschieren vor! Freut Euch das nicht? Ihr Pioniere von Eilenburg!«

»Freut Euch aufs Essen, Männer und laßt die großen Reden!« sagt Frau Juliane. Sie bringt das Essen herein und schöpft aus. Doch Wagner nimmt den Teller fort und setzt ihn auf den Schrank.

»Ich muß ja zu meiner Frau essen gehen. Ich kam nur hierhin, um Fritzsche etwas Mut zuzusprechen, um ihn nochmal wegen der Kaution zu vertrösten, um ihm etwas über die letzten Wochen zu berichten, – und nun hat er meinen Trost gar nicht nötig, ja, er hat mir neuen Mut gemacht und mich in die Zukunft sehen lassen; er hat mir die große Welt gezeigt, die über meinen kleinen Sorgen steht. Ich dank Euch, Fritzsche, Frau Juliane, besten Dank! Eßt nur allein, ich muß doch zu meiner Familie essen gehen!«

In den ersten Tagen des Monats Mai läßt Wagner öffentlich das Inventar des Magazins versteigern. Fritzsche hat einen Schreinermeister hingesandt, der um 12 Taler die ganze Einrichtung kauft. Da die Mitglieder nicht mehr auf der Tafel einberufen werden können, müssen sie durch die Zeitung benachrichtigt werden: »Einladung zur Versammlung am 1. Juni. Tagesordnung: Auflösung des Vereins.«

Herr Wagner will Fritzsche bereden, mit hinzugehen und dort eine Rede zu halten. Fritzsche wehrt ab.

»Ich löse nicht auf! Ich werde von Neuem anfangen, ich warte auf Paule und dann geht wirklich unsre Sonne von Neuem auf! Bekennt Ihr Euch geschlagen? Ich halte fest!«

Der 1. Juni ist ein unglücklicher Tag; ein fürchterliches Gewitter ist niedergegangen. Wagner findet sich mit Ossen, Mandel und anderthalb Dutzend Mitgliedern allein. Sie trinken ein Glas Bier, vertagen die Versammlung und gehen heim. Am 15. Juni sieht wieder eine Anzeige in den Blättern.

»Generalversammlung am 30. Juni. Tagesordnung: Auflösung des Vereins und Verteilung der Vermögensbestände.«

Diese Versammlung ist besser besucht. Herr Wagner behält nach der Abrechnung immer noch die Einlage von 35 Mitgliedern übrig, die weder im Magazin noch auf der Versammlung erschienen sind. Wagner bemerkt, daß wohl sehr wichtige Gründe vorliegen müssen, daß 35 Leute auf ihr Eigentum von zehn Silbergroschen und den entfallenden Anteil verzichten, nur, um nicht in der Gesellschaft der verhaßten Genossenschaftler gesehen zu werden. Er bittet die Versammlung, über diese Summe verfügen zu wollen. Es wird vorgeschlagen, sie gleichmäßig zu verteilen. Herr Wagner verlangt einen einstimmigen Beschluß. Ein paar Querköpfe bestehen auf die nochmalige Benachrichtigung der Mitglieder. Die Anwesenden nehmen ihren Anteil mit. Eine Kommission, unter dem Vorsitz Mandels, will für die gerechte Aufteilung der Restsumme garantieren. Dann fordert Wagner für sich und Herrn Ossen eine schriftlich gegebene Entlastung über ihre Tätigkeit und die vollzogene Auflösung. Nachdem diese von allen Anwesenden unterschrieben ist, steht er auf und sagt:

»So erkläre ich denn die Konsumgenossenschaft für Lebensmittel als aufgelöst, diese Versammlung ist geschlossen!«

Wagner geht bis zum Markt mit den andern, denn er hat den gleichen Weg mit Herrn Hanisch, dem Polizeisekretär. Wagner kann es nicht unterlassen, ihn zu fragen, was er denn am Schluß der Versammlung in sein Buch geschrieben habe.

»Mein Herr Wagner, ich kann es Ihnen wohl verraten, obgleich es eigentlich ein Amtsgeheimnis sein soll. Ich werde es morgen früh in die Akten dieses, gottlob, aufgelösten Vereins nachtragen. Ich hoffe, daß zu meinen Lebzeiten mir keine Assoziation mehr solche Beschwerden und Unannehmlichkeiten bringen wird, wie die Ihrige. Ich schrieb:

›In der heutigen Versammlung ist etwas Gesetzwidriges nicht vorgekommen!‹«


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