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Am 14. Juli steigt die Sonne strahlend aus den Feldern. In den Sonnenaufgang hinaus tritt Glubsch aus seinem Häuschen, den Topf mit Grütze unterm Arm. Seine Augen suchen den Horizont nach einer Wetterwolke ab: nirgend ein Zeichen für kühlenden Regen.
»Da wird es heute wieder hübsch heiß werden am Kessel!« denkt er.
Auf den Straßen ziehen die Schnitter zu den Feldern, Erntewagen rollen über die Muldebrücke, Bauernkarren hoch mit frischem Klee beladen, kommen ihm entgegen. Glubsch sieht nicht mehr gern in die bunte Fröhlichkeit des Morgens hinein. Er ist, seitdem der Monteur und Herr Degenkolb ihm mit dem beschwerten Sicherheitsventil die Ruhe raubten, wie im Kreuz zerbrochen.
Da hört er im Felde, 100 Schritte von der Straße, Geschrei und Rufen. Ein Mann ist aus einem Strohhaufen aufgestanden und hebt flehentlich die Hände. Die Knechte und Mägde schreien, bilden einen Kreis um ihn und johlen, daß Glubsch es bis auf die Straße hören kann. Er rennt hinzu. Er tritt in den Kreis und stellt sich neben den Mann, der in einfachen Kleidern, blaß und elend, sich mit gefalteten Händen zu Glubsch kehrt.
»Er ist aus der Festung entsprungen. Hat Verwandte in Eilenburg. Er ist ein Verbrecher, gestern ist es vom Polizisten ausgeschellt worden. Wir liefern ihn beim Gendarmen ab, dann bekommen wir eine Belohnung«, sagt der Oberknecht.
»Stimmt das?« wendet sich Glubsch an den Mann.
»Glaubt es nicht! Glaubt es nicht! Ich bin ein redlicher Arbeiter, der kein Geld hat, in der Herberge zu schlafen. Ich reise nach Chemnitz, um dort Arbeit zu suchen. Ich komme von Berlin; hier meine Papiere!«
»Komm mit! Ich geh nach Eilenburg. Ist deine Jacke rein, so wird dich auch der Eilenburger Gendarm laufen lassen müssen!« sagt Glubsch. Seine bestimmte Art schüchtert die andern ein.
»Wär' er ein Bauernknecht, wie ihr, so sagte ich: ›Nehmt euch seiner an und macht mit ihm, was ihr wollt!‹ Weil er aber ein Arbeiter ist, wie ich, so übernehm' ich ihn!«
Tatsächlich lassen die Knechte die beiden gehn.
Kaum sind sie an der Straße, da sagt der Fremde:
»Du, die Bauern haben recht. Ich bin aus Küstrin entsprungen. Man sucht mich. Ich hab Verwandte in Eilenburg; die möcht' ich besuchen. Wollte zur Nacht hin, war zu müde, hab mich verschlafen. Wo kann ich mich verbergen, bis es wieder Nacht wird?«
»Wie lange mußt du noch sitzen? Weswegen haben sie dich verurteilt?« fragt Glubsch.
»Zwei Jahre hab ich nun um, acht Jahr soll ich noch büßen, nein, eher verreck ich! Ich hab' in Dresden für die Freiheit gekämpft!«
»Gut! Ich werde dich mit in die Fabrik nehmen. Wir gehen durch das Hintertor, kannst dich im Holzlager verkriechen!«
»Habt Ihr einen Bissen zu essen? Ich bin krumm vor Hunger!«
»Hier nimm! Es ist zwar kalte Grütze, aber gut mit Speck gekocht!« Glubsch reicht ihm sein Kesselchen. Der Mann setzt den Topf an den Mund und schlürft den dicken Brei herunter, bleibt einen Augenblick stehen, geht dann weiter, saugt, kaut, schlürft, bis nur noch Reste an den Kesselwänden und am Boden hängen. Glubsch reicht ihm einen Kanten Brot, gierig streicht der Fremde im Gehen den Topf aus.
Glubsch überlegt, ob sie nicht lieber auf den schmalen Wegen zwischen den Gärten gehen sollen.
Da rollen die ersten Fuhrwerke heran. Sie werden von Landleuten in kleinen Wägelchen überholt. Ein anderer Arbeiter kommt, er besieht den Fremden scheu von der Seite:
»Du bist kein Eilenburger?«
»Ich hab' Verwandte hier!« sagt der Mann, »die unterstützen mich.«
Sie gehen eine Weile zu dritt. Plötzlich springt der Fremde mit einem großen Satz in den Straßengraben, rennt übers Feld und will in dem kleinen Wäldchen verschwinden. Zwei Reiter kommen an. Einer ist der Gendarm, der andere scheint ein Soldat zu sein. Sie haben den Flüchtigen erspäht und sind in wenigen galoppierenden Sprüngen über den Graben. Der Gendarm überreitet den Fliehenden; der wälzt sich auf der Erde, springt auf und will mit Gewalt weiter. Der Gendarm ist mit einem gewaltigen Satz vom Pferd und hat den Flüchtigen beim Arm gepackt. Mit der Linken schlägt er ihm zwischen Hals und Nacken, stößt ihn über den Graben zurück auf die Straße.
»Such' den zweiten!« ruft er dem Reiter zu; der galoppiert davon. Der Gendarm nimmt einen Riemen vom Sattelgepäck. Nun begreift der Fremde erst, daß es mit seiner Freiheit zu Ende ist. Er steht zwischen den beiden Arbeitern und dem Gendarmen. Verzweifelt sieht er die beiden an. Er sackt in die Knie, als wolle er in die Erde sinken. Faßt die Arme und hält die Hände unter den Achseln. Der Gendarm schlägt ihm mit dem Riemen um den Kopf. Der Fremde will einen Sprung machen, doch die Schlinge hängt ihm schon um den Hals.
»Macht, daß ihr fortkommt!« schreit der Gendarm die Arbeiter an; er hat schon einen Fuß im Steigbügel.
Der Gaul bäumt sich ungeduldig auf, der Aufsprung reißt die Leine hart an, der Gefangene wird an die Hinterbeine des Tieres geschleudert. Er würgt in der Schlinge, will mit den Händen an den Riemen.
Da ruft der Gendarm:
»Knochen runter! Sonst mach' ich Galopp!« Er trabt auf Eilenburg zu. Der Fremde rennt hinter dem Gaul her. Die beiden Arbeiter sehen dem Unglücklichen nach, bis er hinter den Häusern verschwindet.
Nun hören sie nur noch von fern das Geklapper der Pferdehufe.
Glubsch steht da, die Fäuste geballt, die Augen auf den Boden gerichtet, der andere Arbeiter spuckt aus, klopft Glubsch auf die Schulter und sagt:
»Dem ist nicht mehr zu helfen. Gott bewahr uns vor allem Übel!«
Glubsch knirscht mit den Zähnen und geht langsam voran. Als Erster ist er vor dem Tor und sagt dem Nächsten, der ankommt, daß heute nicht gearbeitet wird. Glubsch erzählt Gleichgültiges. Es kommen immer mehr Leute. Der Pförtner schließt auf; Glubsch steht mit dem Rücken vor dem Törchen und redet den Arbeitern zu. Sie sollen warten, bis sie alle zusammen sind. Einige sind ungeduldig, doch sie kennen Glubsch als einen ruhigen und besonnenen Mann. Sie warten; der Pförtner brüllt die Leute an. Glubsch zieht das Törchen zu und stellt sich auf einen der großen Prellsteine. Dann sieht er über die Köpfe der 200 Leute, Arbeiter, Arbeiterinnen hin und fängt an zu sprechen. Er erzählt, wie der Betriebsleiter das Sicherheitsventil beschwert hat. Er erklärt ihnen die Wirkungen eines explodierenden Kessels und bekennt seine Schuld. Er bittet die Arbeiter um Verzeihung und fleht sie an, ihm beizustehen, daß diese fürchterliche Verantwortung von ihm genommen wird. Einer der Kontorschreiber, der nur wenige Worte gehört hat, ist unbemerkt zurückgelaufen und klopft Herrn Degenkolb wach. Ein Arbeiter ist zu Brade, dem Führer der Verbrüderung, gerannt.
Fast gleichzeitig kommen Degenkolb und Brade an. Herr Degenkolb hört noch, wie Glubsch sagt:
»Nun habe ich mein Gewissen von diesem Verbrechen befreit, nun kann Herr Degenkolb mich hinausschmeißen. Jetzt macht, was euch recht dünkt!«
»Augenblick! Leute, ich erkläre euch das Gesetz und die Vorschriften. Dem Glubsch darf nichts geschehen! Er ist im Recht!« ruft Brade, »er hat uns verraten, ja, er tat es, um Weib und Kinder zu erhalten. Doch sein Arbeitergewissen hat ihm keine Ruhe gelassen. Ihr müßt nicht glauben, daß es allein bei Degenkolb so ist, nein, in allen Fabriken wird das Gesetz mißachtet, werden die Kesselmänner gezwungen, wider die Sicherheitsvorschriften zu handeln und das Leben der Arbeiter in Gefahr zu bringen. Die Feuerleute müssen sich fügen, weil sie sonst nirgends mehr eine Stelle als Heizer bekommen.«
»Wir streiken!« ruft ein Arbeiter, »bis alles in Ordnung ist!«
»Wir gehen zu Mitscherlich!« schreit ein junger Mann, »auf! In die Fabriken! Noch ist es Zeit! Sie müssen mittun!«
»Wir gehen zu Prentzel!« ruft eine andre Gruppe.
»Nach Bodemer wir!«
»Zu Danneberg!«
Fast die Hälfte der Arbeiter zieht, erregt durcheinanderrufend, ab. Brade beginnt das Gesetz vorzulesen:
»Mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren wird bestraft, wer...«
»Halt! Kein Wort! Wer sind Sie? Ich bin der Fabrikbesitzer Degenkolb, der Angeschuldigte, – ich habe wohl das Recht, mich zu verteidigen!«
»Es hat niemand Herrn Degenkolb angeklagt. Lediglich hat sich der Heizer Glubsch selbst beschuldigt, ein Staatsgesetz übertreten zu haben; und wenn Herr Degenkolb glaubt, sich verteidigen zu müssen, so mag er zum Königlichen Gericht gehen. Hier hat nur ein Arbeiter seine Schuld gegen seine Kollegen bekannt.«
»Und die Folgen davon?« fragt Herr Degenkolb.
»Die tragen wir! Wir stehen für unseren Kollegen ein!« ruft Brade.
»Bravo! Richtig! Machen wir!« ruft es aus der Menge.
Herr Degenkolb widerspricht:
»Liebe Leute! Ihr wißt ja gar nicht, worum es sich handelt. Ich bin überzeugt, ihr seid irregeführt! Er war von Sinnen, der Heizer! Wenn er etwas wollte, so konnte er ja zu mir kommen! Von mir ist noch keiner weggegangen, dem ich nicht geholfen habe.«
»Sie hätten zu uns kommen müssen! Es ist Ihr Kessel, es ist Ihr Heizer, den Sie gezwungen haben!« erwidert Brade. »Es geht um unser aller Leben, es geht um das Recht. Wenn er zu Ihnen gekommen wäre, dann hätten Sie ihn vertröstet. Wenn er sich gewehrt hätte, dann hätten Sie ihn herausgeworfen!«
»Freiwillig hat er weitergearbeitet, nie hat er sich beschwert!« ruft Herr Degenkolb. »Niemand hat ihn gezwungen!«
»Aber der Hunger, den Sie über ihn verhängen und die Liebe zu seiner Familie ließ ihn so handeln!« ruft Brade. »Doch gehen Sie und klagen uns bei Gericht an! Holen Sie doch die Polizei, die ja wohl gleich erscheinen wird!«
Nun wird Herr Degenkolb ärgerlich:
»Wer sind Sie überhaupt? Was wissen Sie? Nichts! Sie Fremder! Hergelaufener! Sie wiegeln mir die Leute auf und machen ganz Eilenburg rebellisch! Das kostet Sie Gefängnis!«
»Ich bin Brade, ein Eilenburger, genau wie Sie! Nicht ich habe die Menschen rebellisch gemacht, sondern die Tatsache, daß Ihr Kessel jeden Augenblick durch Überlastung zerplatzen kann und dann 200 Arbeitern das Leben und die Gesundheit kostet. Vom ersten Tag, von der ersten Stunde an habe ich das gewußt. Ich habe nichts sagen dürfen, um Glubsch zu schonen. Ich habe inzwischen alles Material gesammelt, das der Willkür und dem Eigennutz der Herren den Hals brechen wird. Hier! Hier!« Brade hält eine Mappe mit Papieren in die Höhe: »Hier sind die Anklagen von mehr als 100 solcher Feuerleute, wie Glubsch einer ist. Hier sind die Gesetze und da, da –« Jetzt zeigt Brade mit dem Packen auf Herrn Degenkolb, »da steht der geistige Urheber eines solchen Verbrechens!«
»Uhhhh! Bahhhhh! Uchuch!« Unartikuliertes Gebrüll läuft durch die Reihen der Arbeiter. Sie haben das Wort »Verbrechen« gehört, die Geste des Brade gesehen, obwohl die meisten nicht verstehen, was Brade meint.
»Nieder mit den Herren!« schreit jemand; da rennen schon die ersten Fabrikjungen heran:
»Die von Prentzel kommen, die von Danneberg kommen! Von Mitscherlich auch!« schreien sie.
Jetzt marschieren die Gruppen heran, sie sind von Fabrik zu Fabrik gezogen und haben die Arbeiter zusammengeholt. Herr Degenkolb will ins Törchen, doch die Arbeiter lassen ihn nicht hinein.
»Platz für Herrn Degenkolb! Keine Gewalt!« schreit Brade.
Unterm Gejohle der Halbwüchsigen verschwindet Herr Degenkolb.
An 300 Arbeiter kommen an. Sie wissen schon, worum es sich handelt. Brade rät ihnen zu einem Spaziergang durch die Felder, da unangemeldete Versammlungen verboten sind! Nun brüllen von den andern Fabriken die Sirenen.
»Sie haben die Maschinen still gesetzt!« ruft ein Arbeiter. »Bei Prentzel ist es genau dieselbe Geschichte wie hier!«
»Bei Ehrenberg auch!« schreit ein anderer.
Zwei Mann bleiben, um den Späterkommenden Bescheid zu sagen. Die andern marschieren. Nach einer Viertelstunde gehen sie in einen Hohlweg hinein, lagern unter einer Eiche zwischen Heidekraut und Ginstergestrüpp, rekeln sich in der Sonne und warten auf eine große Rede des Führers. Der steht mit Leuten aus andern Fabriken zusammen. Sie beschließen, von jedem Betrieb einen Vertrauensmann zu wählen, sie sollen bei den Fabrikherren verlangen, daß man ihnen die Kontrolle über die Sicherheitsventile gibt. Freiwillig melden sich die, die diese Forderung überbringen wollen. Brade schreibt sie in sein Buch. Zugleich sollen sie auch die Aborte nachsehen und die Ankleideräume für die Frauen, die Waschgelegenheiten und die Sicherheitsvorrichtungen. »Dies müssen wir alles unter unsere Kontrolle bringen, wir müssen unablässig darauf bestehen, daß da keine Unordnung herrscht.«
Da drängt sich ein Mann von 60 Jahren zu Brade hin, sieht ihm ins Gesicht und schreit:
»Seid Ihr verrückt? Glaubt Ihr, wir wären wegen Scheißhaus und Waschtopf aus der Fabrik gegangen und Euch nachgelaufen! Kollegen! Es geht gegen die Herren: Weniger Arbeit! Kollegen! Es geht für uns: für höheren Lohn!«
»Bravo! Bravo! Mehr Lohn!« Hunderte scharen sich dicht um Brade und machen eine Gasse auf, durch die der Mann bis an die Eiche geht. Der Mann geniert sich nicht, er ruft in die Menge hinein, die jetzt wie aus einem Munde antwortet: »Mehr Lohn! Mehr Lohn!«
»Platz für Herrn Hanisch! Platz für die Polizei!« rufen nun die Leute. »Herr Hanisch will reden!«
»Nieder mit der Polizei! Mehr Lohn! Mehr Lohn!«
Ununterbrochen, ohne Ende, schreien mit voller Lungenkraft 300 Männer:
»Mehr Lohn! Weniger Arbeit! Mehr Lohn!«
Da hebt der alte Mann seine Hände und sagt:
»Kollegen! Leute! Seit vielen Jahren hab ich gehofft, daß ich den Tag noch einmal sehen würde! Aber nun möchte ich weinen vor Freude und vor Zorn. Vor Freude, weil sich die Arbeiter einmal zusammengefunden haben, um für einen bedrängten Kollegen einzustehen und vor Zorn möchte ich weinen, daß ihr die Hauptsache vergessen habt! Wir müssen bei dieser Gelegenheit unser Elend und unseren Hunger in die Welt hinausschreien; denn, was helfen uns alle Verbrüderungen und Assoziationen, wenn unsre Fäuste nicht hinter unserm Willen und unserm Verlangen stehn! Kollegen, weniger Arbeit! Kollegen, mehr Lohn!«
»Mehr Lohn! Mehr Lohn!« Heulend und brüllend schreit es der Kreis der Dreihundert.
»Der Brade führt uns in die Stadt, wir schreien es auf allen Straßen aus, wir rufen es vor der ganzen Gemeinde aus. Wir gehen vor die Fabriken und ziehen vor das Rathaus, alle, aber auch alle, Herren und Knechte, sie sollen hören, was wir wollen und was wir haben müssen!« So spricht der Alte und geht voran.
»Mehr Lohn! Mehr Lohn!« schreit die Menge.
»Bravo! Bravo! In die Stadt! Alle vor die Fabriken!« rufen einige Leute.
»Und unsre Vertrauensleute?« fragt Brade, »was sollen die tun?«
»Das kann man morgen sehn und übermorgen und noch lange! Denn die Arbeit ist immer!« Glubsch ruft es über die Menge hin. »Es wird noch lange gewebt und gedruckt, auch, wenn wir alle nicht mehr sind! Aber jetzt: In die Stadt! Vor die Fabriken!«
»Bravo, Glubsch, Bravo, Alter!« Mit Gesang marschieren schon die Truppen zu sechs und acht der Stadt zu. Da kommt ihnen ein neuer Arbeiterzug entgegen. Eine Wolke Staub legt sich auf die Felder.
»Ins Wäldchen dort! Da ist es kühl!« ruft der Führer. »Da wollen wir auf die andern warten!« Sie gehen alle auf das Wäldchen zu, klettern auf die Bäume, sehen neue Trupps anmarschieren. Die Jungen rennen den Kommenden entgegen, es sind wieder 100, die nachträglich die Fabriken verlassen haben. Sie entzünden sich gegenseitig mit Ausrufen und Grüßen, stehen in Gruppen, liegen auf dem Boden. Nun fangen einige an zu singen, es ist das Arbeiterlied, das seit ein paar Jahren nicht mehr erklungen ist.
Das Lied findet ungeheuren Beifall, immer wieder wird es gesungen; die Alten, die die Verse aus Angst und Not vergessen haben, erinnern sich plötzlich wieder der Worte.
»Noch einmal warne ich euch vor Gewalttaten!« sagt Brade, »was auch kommt, über alles die Ehre der Arbeiterschaft! Zuerst ziehen wir durch die Hauptstraßen, nicht militärisch, sondern in losen Gruppen, über den Rathausplatz und gehen später an den Fabriken vorbei.«
Sie marschieren durch die Hauptstraßen, Brade voran, dann die Vertrauensleute und hinterher die riesige Menge. Ganz Eilenburg weiß schon, daß die Arbeiter unterwegs sind. Der Magistrat hat ausschellen lassen, daß keiner der Bürger die Arbeiter anrufen oder hindern dürfe, und daß die Kinder in den Häusern gehalten werden sollen.
Tatsächlich ist die Stadt wie ausgestorben. Hinter den Fenstern stehen die Bürger, die wenigen Fuhrwerke halten. Wenn Arbeiter vorüberkommen, schließen sie sich an, andere werden mit Zuruf begrüßt. Das Schreiten der nun auf 500 angewachsenen Menge dröhnt wie ein Gewitter durch Eilenburg. Am Rathaus zischt eine helle Stimme:
»Mehr Lohn!« wie ein Blitz, dann donnert der Chor rollend, ununterbrochen: »Mehr Lohn! Mehr Lohn! Mehr Lohn!« Ungehindert ziehen sie wieder den Fabriken zu, um von dort an den Lehmberg zu gehen. An den Fabriken ist es unruhiger. Wer auch reden will, er wird von dem rufenden Schrei: »Mehr Lohn!« überdröhnt. Sie schreien es in die Fenster der Büros hinein, da sich kein Fabrikant kein Meister sehen läßt. Sie müssen schreien und schreien mit viel Begeisterung: »Mehr Lohn! Mehr Lohn! Mehr Lohn!« An der letzten Fabrik stehen über 100 Frauen und Mädchen.
Sie schließen sich an, lassen sich erzählen, was geschehen ist und was geschehen soll. Die Straße und der Zug laufen auf ein Feld aus. Brade fragt die Arbeiter, ob sie den Streik durchhalten, eine Woche, vielleicht zwei oder mehr. Er macht sie auf die Gefahr der militärischen Besetzung aufmerksam. Zuletzt fordert er die Arbeiter auf, ihre Meinung auszudrücken:
»Wer für die Durchführung eines Streiks ist, der bleibe auf dem Platze, die andern gehen auf die Straße, zur Stadt hin!«
Die Menge bleibt geballt stehen. Keiner tritt aus der Reihe.
»So seid ihr alle für den Streit?«
»Nein, nein, nein!« Viele Stimmen rufen immer wieder: »Nein!«
»Warum geht ihr denn nicht auf die Straße? Wer mit ›Nein‹ stimmt, der gehe auf die Straße !«
Kein Bein hebt sich, um diesen Befehl zu befolgen.
»Ihr könnt doch nicht: ›nein‹ sagen und doch stehen bleiben!« ruft Brade.
»Also, wer mit: ›Nein!‹ stimmt, der bleibe hier, wer mit ›Ja‹ stimmt, der gehe auf die Straße!«
Brade, Glubsch und eine Reihe Vertrauensleute gehen. Sie müssen weit vorangehen, denn alle folgen. Auf der Straße angekommen, ruft Brade:
»Also nehme ich an, daß ihr alle für den Streik seid !«
»Nein! Nein!« Hunderte von Stimmen rufen: »Nein!«
Brade ringt verzweifelt die Hände, er geht auf das Feld zurück. Die Menge folgt ihm.
Da tritt der alte Mann zu Brade und sagt:
»Lieber Kollege ! Die Weigerung der Arbeiter, sich von den Kollegen zu trennen, müßt Ihr richtig verstehen; es will sich keiner von den andern trennen lassen, gleich, ob er für den Streik stimmt oder nicht! Sie möchten alle zusammenbleiben, alle stehen sie zu ihrem Führer, trotzdem sie seine Parole nicht annehmen können. Ob wir nun streiken oder nicht, das ist Sache der Fabrikanten; vielleicht sperren sie die Tore zu. Tun sie es, auch gut! Mögen die Vertrauensleute mit klaren Forderungen in die Fabriken gehen. Wir müssen nur noch das eine beschließen: Sollen wir morgen an den Toren sein?«
Die Hunderte von Stimmen rufen: »Ja« und »Nein« durcheinander.
»Wenn die Fabriken aufgemacht werden, ruf ich mit dem großen Heulhorn punkt ½ 5 Uhr«, sagt Glubsch.
»Dann werden wir sehen, was zu tun ist!« sagt Brade.
Nun zerstreuen sich die Arbeiter, erregte Gruppen reden. Singende marschieren, keiner spricht davon, aber alle denken sie im geheimen:
»Wird morgen früh das Fabrikhorn tuten, wie alle Tage?«
Fritzsche und der Vorstand sind mit im Zug. Herr Wagner sieht sie vorüberziehen. Der Notar steht hinter dem Fenster und sagt immerzu: »Das durfte nicht kommen!« Als die Leute vorbei sind, setzt er sich in einen Sessel und ballt die Fäuste auf den Tisch.
»Warum durfte das nicht kommen?« fragt Herr Wagner.
»Warum müssen die Arbeiter für die Versammlung solch einen Aufzug machen! Morgen weiß das Berlin! Morgen wird die Stadt zur Rechenschaft gezogen! Der Magistrat ist bis in die Knochen blamiert, – Eilenburg ein Aufrührernest! Ich gehe heut abend zu Herrn Bürgermeister!«
Um drei Uhr schickt Herr Wagner den Jungen zu Fritzsche, ihn zu holen. Er kommt mit Glubsch an. Der Notar verbirgt seine Erregung hinter der einfachen Frage:
»Warum muß die Genossenschaft den Sieg mit solchem Aufzug feiern?«
Fritzsche sagt klar und einfach:
»Der Streik hat nichts mit der Genossenschaft zu tun. Glubsch kann es Ihnen sagen!«
Glubsch antwortet, klagt sich an. Erzählt die Sache mit dem Sicherheitsventil, dem Monteur und Herrn Degenkolb. Der Notar wird fahl vor Schrecken. Er fragt dreimal jeden einzelnen:
»Und der Zug, der Streik, hat nichts mit der Genossenschaft zu tun?« Alle drei versichern ihm die Wahrheit.
»Ich muß es glauben. Die Bürgerschaft kann es nicht glauben. Welch ein Unglück, daß diese zwei Ereignisse zusammenfallen. Herr Glubsch, warum haben Sie es nicht länger verschwiegen! Warum nicht noch acht Tage? Was hat Sie bewogen, der Arbeiterschaft grade heute die Sache mitzuteilen?«
Glubsch zuckt die Achseln, er weiß nicht warum. Der Notar bittet ihn, nochmals den Hergang zu erzählen. Als er die Begegnung von Arbeiter und Gendarm schildert, springt der Notar auf:
»Aus Küstrin entsprungen? Ein kleiner, schwarzköpfiger Mann? Verwandte in Eilenburg? Seit zwei Jahren gefangen, – acht Jahre muß er noch büßen? Wie sprach er: sächsisch oder berlinerisch?«
»Er sprach hochdeutsch!«
Da sinkt der Notar in den Sessel und reicht Glubsch die Hand:
»Mann, Sie haben – meinen Sohn gesehen! Ich wußte, daß er unterwegs zu mir war. Sie wollten ihn retten! Nun wird er zum Tod verurteilt, er hat auf der Flucht einen Wächter erschlagen!«
»Herr Notar, er ist nochmals entkommen – er war mit im Zug – verbirgt sich, bei – Brade. Heut Nacht will er weiter.«
Der Notar wirft sich auf die Tischplatte und stöhnt vor Glück und Elend, weint und lacht, ist wie von Sinnen. Herr Wagner hat die Tür verschlossen, holt eine Likörflasche und gießt seinem Herrn ein Glas ein. Der trinkt es wie Wasser herunter, – er ist wie irrsinnig vor Freude und Angst. Er will seinen Sohn sehen. Wagner schlägt vor, sich bei ihm im Hause zutreffen. Fritzsche soll die besten Kleider hinbringen. Glubsch schlägt vor, ihn als reisenden Buchbinder zu maskieren, der bei Fritzsche um Arbeit anspricht.
Der Notar ist krank vor Aufregung. Sie müssen Doktor Bernhardi holen. Der schickt alle Anwesenden fort. Wagner wird wieder gerufen, er muß seinen Herrn zum Doktor fahren. Dann bekommt Glubsch den Auftrag, seinen Sohn als verletzten Arbeiter von Brade zum Arzt zu bringen. Fritzsche muß heim, er hat noch viel zu besorgen. Er schickt nochmals zu Wagner, er läßt Glubsch suchen, geht zu Brade. Er kommt in die Versammlung, ein Handwerkerredner spricht. Dieser fordert offen den Austritt Fritzsches und derer, die mit den Arbeitermitgliedern halten; er beschimpft die Streiker. Er schlägt die Einsetzung von wirklichen Bürgern und die Kontrolle durch den Magistrat vor.
Fritzsche fordert und bekommt das Wort zur Entgegnung:
»Verräter und Lügner wollen die Versammlung beherrschen, ehe sie noch eröffnet ist, ehe die beschimpften Mitglieder hier sind. Ich weiß, der Vorredner spricht nicht aus sich, er ist von Interessenten vorgeschoben. Ich wende mich zu diesen Feiglingen, die in seinem Namen fordern. Aus welchem Grunde fordert und verlangt ihr? Verfügen wollt ihr! Für wen wollt ihr das! Meine Herren! Wer ist ihr Auftraggeber? Bekennt offen und ehrlich, wer hat Interesse daran? Hörtet ihr in der Frühe die Heulhörner? Saht ihr die Gestalten der Arbeiter herankommen? Aus den Fabriken unterm Schloßberg? Hörtet ihr, wie sie über die Brücke marschierten? Hinein in die Stadt? Was riefen sie? ›Höhere Preise? Mehr Arbeit? Weniger Brot?‹ Viele Hunderte haben gezeigt, daß sie in guter Ordnung und bester Disziplin zusammenstehn; sie haben ihren Willen ausgesprochen in dem Ruf: ›Mehr Lohn! Mehr Brot!‹ Die Schritte auf dem Pflaster von Eilenburg klingen in den Zeitungen wieder, hallen bis an den Thron des Königs! Aber das sag ich: wird ein Fabrikant fähig sein, dem Volk mehr Brot zu verschaffen? Würden hundert Fabrikanten es können? Wird unser Magistrat die Kraft haben? Werden die Behörden, Legislaturen, Regierungen, Fürsten und Könige die Macht haben, dem Volk mehr Brot zu geben? Ich frage, wer antwortet?«
Fritzsche steht aufgereckt am Tisch, sieht über die hundert Köpfe, die sich unter seiner Rede niedergeduckt haben, hin. Er erwartet einen Zwischenruf, einen Widerspruch. Er schlägt mit der Faust auf den Tisch: »Nun, Antwort! Hier die Frage: Wer kann Brot schaffen?«
Wieder schweigt er eine Weile, hebt die Hand, wirft sie mit auffordernder Geste in diese, in jene Richtung – und als sich niemand meldet, spricht er in die drückende Stille hinein:
»Wir können es! Wir haben bewiesen, daß das arbeitende Volk sich nur durch die Vereinigung aller Kräfte selber die Macht gibt. In der Genossenschaft wird die vereinigte Kraft des einzelnen zu Brot!«
»Wo sind sie denn, eure Arbeiter?« ruft jemand, ohne aufzustehen.
»Sie haben bessere Dinge zu tun, als eure Verleumdungen zu hören! Sie haben Tag um Tag 14 Stunden in düstern und rumorenden Fabriken schwerste Arbeit zu tun. Heut haben sie sich einen Tag frei gemacht, um ihren Willen zu bekunden. Ihr Herren, laßt euch gesagt sein, die Kraft der Arbeit ist das Blut und Leben des Vaterlandes, sie pumpen es hinein in alles das, was man Industrie und Handel nennt. Sind sie nicht auch die treuesten Mitglieder unserer Vereinigung? Setzen sie nicht am meisten an Geld und Waren um? Und ihr, meine Herren? Ihr steht bloß auf dem Papier und mit 10 Silbergroschen im Buch, – ihr holt die Ware bei den Händlern! Ihr seid bloß hier, um den Gewinn der Arbeiter mit zu teilen! Ich weiß genau, wer von ihnen bei uns eingeholt hat und wieviel! Ich weiß, wer nur ein Schmarotzer ist! Ich höre, daß die Schmarotzer am lautesten schreien! Ihr Schreihälse und Arbeiterverleumder, was habt ihr denn getan? Ihr tyrannisiert hier eine ordnungsmäßige Versammlung, wo ihr, eurem Wirken nach, gar nichts zu suchen habt. Ich protestiere gegen diese Beschimpfungen und gebe dem Herrn Wagner das Wort, damit die Versammlung satzungsgemäß beginnen kann.«
»Namen nennen! Großhälse, Schwätzer! Aufhören!« Pfiffe, Johlen, Rufen.
Fritzsche setzt sich und bespricht mit Wagner, ob die Versammlung nicht wegen dem Fehlen der Arbeiter vertagt werden kann.
Seit sieben Uhr ist der Vorstand schon im Saal, langsam kommen weitere Mitglieder an, nun sind weit über 100 Personen, auch einige Frauen, anwesend. Es ist gegen neun Uhr, die Arbeiter fehlen immer noch.
Tatsächlich gibt Wagner, ehe er in die Tagesordnung eintritt, den Antrag zur Abstimmung, – es sind kaum zehn Hände für die Vertagung. Nun begrüßt Herr Wagner die Mitglieder, entschuldigt sich wegen der unbeabsichtigten Einleitung und berichtet das Geschäftliche. Dem Geschäftsführer, dem Vorsteher und dem Kontrolleur werden die Richtigkeit der Abrechnungen und Bücher bestätigt.
Nun meldet sich der Malermeister Bläske zum Wort. Stürmischer Beifall der Versammlung, der noch anhält, als er schon zur Rede fertig dasteht.
Herr Bläske entschuldigt sich zuerst bei den Mitgliedern des Vorstandes, daß er gezwungen ist, die Opposition zu vertreten. Er läßt sich durch die Zurufe bestätigen, daß die Mehrheit mit ihm einverstanden ist. Zögernd und doch siegessicher erklärt er, daß die Handwerkerfamilien mit dem Kurs des Herrn Fritzsche nicht einverstanden seien. Die Absicht, eine eigene Mühle zu kaufen, könnten sie nicht gutheißen. Weder zu diesen noch zu sonstigen Produktionen, die die Lieferanten überflüssig machen, würde er noch seine Freunde zustimmen.
Brausender Beifall. Die wenigen Stimmen der Gegner können nicht durchdringen.
»Ich beantrage: Das Amt des Geschäftsführers ist von Fritzsche auf Wagner zu übertragen. Begründung: Jeder sieht es klar, daß Fritzsches Sympathie mit den Arbeitern keine guten Früchte gezeitigt hat. Der Haß der ganzen Bürgerschaft ist auf Fritzsche gefallen, er überträgt sich durch ihn auf die Mitglieder! Der Sache wegen muß Fritzsche zurücktreten! Grade jetzt, da die Regierung uns die Genossenschaft nicht verboten hat!«
Tobender Beifall, Händeklatschen und Trampeln.
Da bittet Färbermeister Vogel ums Wort.
»Also, Herr Bläske! Gegner unsres Geschäftsführers Fritzsche! Was hat denn Fritzsche getan? Zuerst hat er, als er vor anderthalb Jahren begann, lange nachgedacht, wie dem verarmten Volk in etwas zu helfen sei. Als er dann endlich den Plan zusammenhatte, fehlte es an Geld! Es waren über 220 Taler nötig, um die notwendigen Waren zu kaufen, in bar natürlich, denn er wollte nicht den Wucherern in die Hände fallen. Wißt ihr, was 200 Taler sind? Das ist der ganze Jahresarbeitslohn eines fleißigen Mannes! Diese für uns unerschwingliche Summe hat er sich für uns zusammengeliehen. Er hat die Verantwortung für das Geld auf sich genommen. Dann hat er sein Haus als Lokal zur Verfügung gestellt, er hat von früh bis spät gearbeitet, – seine Frau und seine kleine Tochter haben ihm geholfen. Nach 14 Tagen haben 300 Mitglieder von dieser segensreichen Einrichtung Gebrauch gemacht. Die Händler haben jedes einzelne Mitglied boykottieren, durch Hunger zwingen wollen, Fritzsche und der Genossenschaft untreu zu werden. Kein Wunder, denn es waren schon 6000 Taler, die nicht durch die Läden gegangen sind und ihre Prozente daließen. Als nun vor wenigen Wochen die Regierung endlich die schriftliche Bestätigung an den Magistrat sandte, daß ein Grund zum Verbot für die Regierung nicht vorliegt, da hat Fritzsche gleich zur größeren Sicherheit der Mitglieder und der Lieferanten 400 Taler Kaution auf sein Eigentum eintragen lassen. Nun sagt mir doch, was habt ihr gegen den Mann? Er opfert sich, – nicht für das Wohl einer kleinen Gruppe, nicht für einen Stand: Er arbeitet, um dem armen, deutschen Volk zu zeigen, daß man nur durch Selbsthilfe bessere Zustände schaffen kann. Fritzsche hat den Besserwissern im Land und bei den Behörden gezeigt, daß dieses von ihnen verachtete deutsche Arbeitsvolk sich selbst eine höhere Ordnung schafft als die der Hungerpeitsche und die des Sklavendaseins. Hunderttausende, Millionen armer Arbeiter und verarmter Handwerker werden diesem Beispiel folgen, das unterdrückte deutsche Volk wird diesen Gedanken der Selbsthilfe aufgreifen und im Kampf gegen die brutale Macht des Geldes benützen, um endlich einmal frei zu werden!«
Wütendes Schreien unterbricht den Redner:
»Abstimmen lassen! Zur Tagesordnung!« »Weiterreden lassen!« »Schluß mit Fritzsche!« »Abstimmen!«
Vogel brüllt mit aller Macht:
»Wer sich an dem Mann vergreift, der ist ein Söldner des Geldes und ein gekaufter Agent! Pfui und Schande über diese erbärmliche Kreatur!«
Da steht Herr Bläske erregt auf und ruft die Versammlung zur Ruhe.
»Wort erteilen lassen!« hallt ein Zwischenruf.
»Wir geben uns selbst das Wort! Was Vogel sagt, das ist eine Beleidigung, das ist eine Schmach! Fritzsche hat uns bei den Behörden bis nach Berlin als aufrührerische und undankbare Stadt unbeliebt gemacht! Man nennt diese Genossenschaft eine ›perfide Erfindung des Kommunismus, eine perverse Ausschweifung der demokratischen Machtbegier, eine Kriegskasse des Sozialismus!‹ Fritzsche mag das alles nicht gewollt haben! Unsere Aufgabe ist, der Stadt Eilenburg den guten Namen bei den Behörden wieder herzustellen.«
Pfui-Rufe.
»Nieder mit ihm!«
Herr Bläske ruft:
»Ich bin dafür, daß ...«
»– ich bin dafür ...« Jemand aus der Gegend an der Eingangstür unterbricht ihn. Bläske ruft noch mächtiger und lauter:
»Ich bin dafür, daß ...!«
Die Tür fliegt weit auf, großer Lärm dringt herein, Scharren, Rufen, eine Stimme dröhnt durch den Saal, daß viele erschreckt auf, springen:
»Ich bin dafür, daß Fritzsche Dankbarkeit erntet«, – alle sind aufgestanden und sehn zur Tür hin. »Ja, ich bin der Heizer Glubsch, Mitglied vom ersten Tag an, hier ist meine Nummer. Hinter mir kommen noch hundert und mehr Mitglieder, die bisher verhindert waren.«
Der Saal füllt sich mit Leuten, lärmenden, rufenden Arbeitern; sie bestellen Bier und setzen sich mit ungenierter Gemütlichkeit auf Stühle und Bänke. Die Versammlung wird auf fünf Minuten unterbrochen. Die Arbeiter bekommen ihr Bier und trinken. Herr Bläske verzichtet unter diesen Umständen aufs Wort.
Der Färbermeister Vogel, gegen den auch ein Antrag vorliegt, nimmt nun das Wort und bespricht kurz den Verlauf der Versammlung, knüpft an die Worte des Herrn Bläske an und bringt den Antrag: »Fritzsche ist durch einen andern Herrn zu ersetzen« zur Abstimmung.
Nun stehen 200 Arbeiter gegen 100 Handwerker auf, viele Handwerker verlassen den Saal. Wagner legt die Kasse samt den Papieren wieder in die Hände Fritzsches zurück. Nachdem ein Handwerker den Wunsch seiner Genossen ausgedrückt hat, daß trotz aller Schwierigkeiten die Genossenschaft weiterhin zur Stärkung der nichtfinanzkräftigen Stände beitragen solle, geht ein weiterer Teil der Handwerker ab.
»Bei uns bleiben! Mit uns kämpfen!« ruft eine Stimme.
»Wenn nun wirklich ein großer Teil der Fabriken die Tore zumacht, was dann?« fragt Fritzsche Herrn Wagner.
Färbermeister Vogel geht zu den Arbeitern:
»Es ist am besten, wir schließen die Versammlung.«
»Wenn nichts dazwischen kommt, auf Wiedersehn in diesem Saal heute in drei Monaten!« sagt Herr Wagner.
Die Arbeiter disputieren eifrig. Niemand weiß, was morgen sein wird. Fritzsche und Wagner hören auf die Arbeitsleute; es ist eine rauhe Sprache. Die Arbeiter reden weniger von dem, was morgen kommen wird, als von den Zuständen, die sie so lange stumm getragen haben. Sie reden von Maschinen, Webstühlen, schlechten Waren, Vorarbeitern und Meistern, Lohnabzügen und schlechtem Akkord, von Kisten schleppen, Ballen schleifen, Nässe und Hitze, dampfenden Kesseln und verschmierten Farbtrögen, schlechtem Lohn und hohen Preisen.
An einem Tische werden die Unfälle und Fährnisse der letzten Zeit besprochen: Verbrühungen, zerplatzende Rohre, zerreißende Riemen, in Zahnrädern zerquetschte Hände, Webschiffchen, die aus der Schmette fliegen, Augen aushauen, Zähne einschlagen. Da webt, spult, tobt eine andre Welt, von der zu hören Fritzsche und Wagner früher gegraut haben. Sie sehen, hier wird sich des Lebens gewehrt, hier ist Kampf auf Leben und Tod, von dem das andre Eilenburg nichts weiß.
Fritzsche und Vogel hören zu. Hier lernen sie verstehen, daß jedes Mittel der Arbeiter, sich zu helfen, sich gegenseitig beizustehen, grade gut genug ist. Hier lernen sie Menschen kennen, die vor Kraft überschwellen, trotzdem sie arme, ausgemergelte Tagelöhner sind vor Gott, aller Welt, leben und Taten keine Angst mehr haben. Stehen sie morgen vor dem Nichts, es ist ihnen gleichgültig. Stehen sie morgen vor den Maschinen, es ist ihnen auch egal. Fritzsche weiß, wo sie auch stehen, sie stehen ihren Mann.
Bis 2 Uhr sitzen sie noch bei den Arbeitern. Sie haben heute gefeiert und sind nicht müde.
Fritzsche geht mit seinen alten Freunden nach Hause. Frau Fritzsche hat das Abendessen noch auf dem Tisch stehen. Sie trägt für die Freunde mit auf. Um 4 Uhr gehen sie hinaus; um ½ 5 Uhr blasen die Heulhörner zur Arbeit. Also keine Aussperrung!
»Aber der Kampf geht weiter!« sagt Vogel und stößt Wagner an: »Da mögen die Fabrikanten wohl alle schweren Geschütze aufgefahren haben, wenn sie mit den Vertrauensleuten verhandelten. Das wär ein Arbeit für Fritzsche gewesen!«
»Nein, die Arbeiter haben die Maschinen hinter sich, ihr schweres Werk, ihre Familien, die Lasten alle – die rammen besser in alte Vorurteile und private Gesinnungen ein als gut gesetzte Worte.« Fritzsche geht noch bis auf die Torgauer Straße, an der Glubsch vorüberkommt, wenn er zur Fabrik will. Er verabschiedet sich von den Freunden: »Der Kampf geht weiter!«
Spät in der Nacht schickte Brade den Heizern einen Jungen mit dem Bescheid, daß die Kessel wieder angeheizt werden sollen. So findet Glubsch den Weg in die Fabrik zurück, von der er schon im geheimen Abschied genommen hat. Heute muß er noch früher als sonst da sein, weil das Feuer ausgegangen ist.
Eine halbe Stunde vor Beginn zieht er das Heulhorn; das ist der Ton, auf den ganz Eilenburg wartet. Genau so, wie sonst, gehen die Arbeiter in die Fabriken, genau wie sonst geht das Geräder los.
Bei Degenkolb finden viele von den Webern an ihrem Stuhl den Riemen abgeschlagen und fortgenommen, andere finden an ihren Farbkufen und Werkplätzen einen Zettel, der sie bis zum Abend nach Hause schickt.
Der Betriebsleiter hat, damit Dampf gespart wird und das Sicherheitsventil nicht unter der Beschwerung steht, eine Kolonne Weber, eine Reihe Färber und sonstige Arbeiter zur Nachtschicht ausgewählt. Eine große Umwälzung: es wird nur noch zwölf Stunden, aber in zwei Schichten, von 6–6 Uhr, gearbeitet.
Die Nachtschichtkolonne sammelt sich am Tor. Der Betriebsleiter sagt ihnen, daß dies eine Verabredung mit den Vertrauensmännern sei. So geht die Kolonne still und nachdenklich aus der Fabrik fort.
Unterwegs überschlagen die Arbeiter die Stunden, die sie täglich verlieren, rechnen sie auf den Wochenverdienst zusammen und sind mit der Neuordnung gar nicht einverstanden. Am Ende sind sie froh, daß es nicht zur Entlassung gekommen ist, von der man sprach. Dann müßten an 50 Mann zu Hause bleiben.
»Es sind ja 18 Stunden, die uns jede Woche verloren gehen!« klagt ein alter Weber, »wie sollen wir da den verlorenen Lohn herausholen!«
»Dann nur alle Mann in die Lebensmittelgenossenschaft hinein! Wenn ihr alle wieder mit hingeht, dann gehe ich auch!« sagt ein Weber. »Der Prinzmann hat gesagt, Herr Degenkolb schmeißt deshalb keinen aus der Arbeit!«
»Es ist auch nicht wegen Herrn Degenkolb«, widerspricht ein Färber dagegen, »es ist wegen der Polizei. Auf einmal wird der Liste nach verhaftet und wir sitzen drin!«
»So ist es! Die Polizei ist klüger als wir!« rät ein anderer, »sie läßt uns aufs Eis gehen und wenn wir da tanzen, schnappt sie uns. Ich mach nicht mit!«
»Ach was, Leute! Etwas riskieren müssen wir schon!« widerspricht der Vertrauensmann.
Sie gehen an den andern Fabriken vorbei, nirgendwo ist etwas zu sehen.
»Da können wir gleich wieder eine Parzelle pachten und in den freien Stunden gärtnern!« sagt der alte Weber. Sie trennen sich.
In der Fabrik sucht Glubsch nach dem Vertrauensmann; er will wissen, was da gestern gesprochen worden ist. Erst zu Mittag, als eine Reihe Arbeiter ins Kesselhaus kommen, trifft er Freunde des Vertrauensmanns. Sie sagen überall:
»Wer etwas wissen will, soll zur Versammlung kommen, die Brade einberufen hat!« Die große Menge ist gar nicht neugierig auf die Erfahrungen der Vertrauensmänner; sie haben genug mit der Arbeitsverkürzung zu schaffen. Glubsch wird für den Schaden verantwortlich gemacht. Die Sache mit dem Sicherheitsventil hätte so lange gut gegangen, es würde auch weiterhin gehen, wie es bei Prentzel und Dannebaum geht. Glubsch erinnert sich, wie Wagner bei Fritzsche einmal über die Stimme des Volkes sagte: »Gestern Hosianna, heute kreuzige ihn!« Da kann Glubsch nichts machen, er kann nur sehen, daß er den Dampf immer auf der Vier hält, keinen Strich drunter, damit die Maschine nicht an Touren verliert. Er muß jetzt die Kohlen selber fahren, denn Bittkow ist Nachtheizer geworden. So sehen sich die Beiden nur noch bei der Ablösung und am Sonntag. Zwischendurch werben sie für die Genossenschaft.
Sie preisen als neue Ware die Steinkohle an, die Fritzsche seit einiger Zeit aufgestapelt hat. Da der Vorstand beim Steinkohlenhandel ein zu großes Risiko befürchtet, verkauft Fritzsche sie auf eigne Rechnung. Es haben sich eine Reihe Familien zu einer Kohlensparkasse zusammengeschlossen. Fritzsche liefert ihnen Steinkohle wagenweise. Die Sparer teilen sie unter sich auf.
Diesem Steinkohlenverein schließen sich eine große Anzahl Leute an, die nichts mit der Genossenschaft zu tun haben wollen. Die Furcht vor den Listen und der Polizei ist zu groß.
Fritzsches Sorge ist der Rückgang der Mitgliederzahl. Seit dem Streik und Feiertag ist es bei den Bürgern eine ausgemachte Sache, daß die Bildung des Lebensmittelvereines von den radikalen Elementen ausgeht.
Am 13. September bekommt Fritzsche eine Einladung vom Magistrat. Der Sekretär liest ihm ein Schreiben des Königlichen Finanzamtes vor. Fritzsche versteht von dem zwei Seiten langen Briefe nur den einen Satz:
»Die Assoziation ist als ein gewerbliches Unternehmen anzusehen und muß daher 18 Taler Steuer zahlen.« Der Bürgermeister fragt:
»Was haben Sie zu diesem Beschluß zu sagen?« Fritzsche sieht auf und drückt die Knöchel auf die Tischplatte und sagt:
»Da beantrage ich die allgemeine Handelserlaubnis, damit ich, wie jedes andere steuerzahlende Geschäft, an jede Person verkaufen kann. Ich ersuche also um die Erlaubnis zum Handel mit den bisher geführten Waren; außerdem bitte ich um die Konzession zum maßweisen Verkauf von Branntwein!« Fritzsche spricht, ohne sich auch nur einen Augenblick zu besinnen, diese Worte dem erstaunten Bürgermeister entgegen.
Der Sekretär bringt die Anträge zu Papier. Fritzsche verlangt vom Schreiber, daß er die Steuer, die er für sein Steinkohlenlager entrichte, in Abzug zu bringen hätte; die sechs Taler seien bezahlt und da er nun ein öffentliches Geschäft hätte, so gehörten die Steinkohlen mit zu den Materialien.
Da widerspricht der Bürgermeister und sagt, das müsse er ebenfalls einer kompetenten Behörde überlassen. Fritzsche ist unmutig; er will die Sache jetzt entschieden haben, denn wenn erst die Behörden sich klar werden müssen, dann kann es Jahre dauern.
»Leider ist es im allgemeinen so, jedoch bei Ihrer Sache nicht der Fall!« sagt der Bürgermeister. »Wenn etwas die Aufmerksamkeit der Behörden erregt hat, dann sind Sie es mit Ihren Leuten!«
»Danke!« sagt Fritzsche und verabschiedet sich.
Auf dem Heimwege geht er zu Frau Zöckler und erkundigt sich nach Paule.
»Er hat noch nicht geschrieben. Wenn er noch in England wäre, müßte Post hier sein!« meint die Mutter.
Zum Mittag muß Fritzsche wieder im Magazin sein. Das weiß Frau Zöckler und darum hält sie ihn nicht auf, trotzdem sie gern mit dem Nachbar über Paule gesprochen hätte.
Bei den ersten Mitgliedern, die ins Lokal kommen, ist Frau Wagner. Sie ist furchtbar erregt. Fritzsche geht mit ihr in die Stube.
»Denkt: die Polizei ist in unserm Hause!« beginnt Frau Wagner. »Alle Papiere werden durchsucht, alle Schränke, alle Laden. Sie suchen nach Schriften sträflichen Inhalts! Ach Gott! Nun verhaften sie ihn! Fritzsche! Kommt schnell mit und helft!« stößt sie hervor.
»Hat Wagner Euch geschickt?«
»Nein, nein! Aber ich weiß mir nicht zu helfen! Ich hörte den Herrn Hanisch sagen von den Schriften und der Haussuchung – da bin ich schnell hergelaufen!«
»Dann geht nur getrost nach Hause, liebe Nachbarin! Es kann nichts passieren. Wagner hat keine sträflichen Ansichten und auch keine solchen Schriften. Überdies weiß er sich in diesen Dingen besser zu helfen, als ich es vermöchte!«
Als Frau Wagner heimkommt, sieht sie eine Menge Leute vor ihrem Haus stehen. Die Frau aus dem Erdgeschoß sagt ihr:
»Warum brauchtet Ihr auch so laut zu schreien! Die Klatschmäuler haben's gehört und gleich durch die Straßen getragen – jetzt weiß es fast die ganze Stadt!«
Die Polizei hat anderthalb Stunden gesucht und muß mit leeren Händen abziehen. Herr Wagner läßt sich das Essen wärmen und beruhigt seine Frau.
Als am Abend die Arbeiter zu Fritzsche kommen, erzählen sie, in den Fabriken sprächen die Leute schon von der Verhaftung des ganzen Vorstandes.
»Jawohl, Freunde!« sagt Fritzsche immer wieder, »verlaßt euch drauf: wir stellen uns vor euch und nicht hinter euch! Verbieten können sie uns nicht! Jetzt sucht man uns so zu verdächtigen. Solch ein Unsinn wird von unsern Feinden ausgestreut, nur zu dem Zweck, uns bei den Arbeitern und den armen Handwerkern zu schädigen.«
Glubsch und seine Freunde verteidigen in den Fabriken ihren Verein, so gut sie können. So lange sie beim Frühstück oder beim Mittagessen mit ihren Kollegen zusammensitzen, widerspricht ihnen niemand. Sie geben ihnen sogar recht. Doch wenn die einfachen Arbeiter allein sind, dann kommt ein Meister oder Vorarbeiter, und das Gestichel gegen die Genossenschaft geht los.
Einmal steht Glubsch in der Vesperpause bei den Färbern; da hält Schmidt, der Betriebsleiter, eine große Rede über die Fritzscheleute und ihre geheimen Beziehungen zur Umsturzpartei.
»Stellt euch vor: unser gutes Deutschland ist wie ein Felsengebirge mit vielen Tälern und Kuppen – das sind die Reichen und die Armen. Und nun kommt die neue Lehre und bohrt die Felsenhäupter an, schiebt wie Sprengstoff die revolutionären Gedanken hinein und, wenn die Umstürzler das Feuer des Aufstandes entzündet haben, geht die Pulverladung mit einer fürchterlichen Explosion in die Höhe. Den Trümmerhaufen von gestürzten Bergeshäuptern und zugeschütteten Tälern nennen sie dann Sozialismus.«
»So ein Quatsch!« ruft Glubsch in die Färber hinein. »Ihr vernünftigen Leute hört euch das an!« Glubsch wendet sich an den Sprecher: »Herr Betriebsleiter! Könnt Ihr uns sagen, wer Euch diese Wissenschaft verzapft hat?«
»Im Schützenverein haben wir darüber gesprochen!« Zögernd bringt der Redner dies Bekenntnis heraus.
»Dann gehört diese Weisheit wohl auch zum Anbringen eines guten Schusses auf die Scheiben. Kollegen, laßt euch von mir sagen, daß Herr Schmidt diesmal trefflich daneben geschossen hat. Wenn ihr euch für die Genossenschaft interessiert, so kommt zu uns – wir können euch die Wahrheit zeigen, nämlich, daß ihr den Segen der Genossenschaft direkt am Brotschrank spürt!«
Ein paar richtige Worte klären die Färber auch über diesen Schwindel auf. Glubsch kann sie wohl überreden, ihr Geld in die Kohlenkasse zu tun; aber zum Eintragen in die Liste der Mitglieder haben sie keinen Mut.
»Eine Sache und eine Frau, von der soviel gesprochen wird, taugt nichts!« erklärt ihm ein Vorarbeiter nachher geradeheraus.
Im Frühjahr erwägt der Vorstand, ob sie die Hebung der Mitgliederzahl doch noch einmal mit der Geselligkeit versuchen wollen. Auch Herr Wagner ist dafür. Vogel rät ab, Herr Bläske ist begeistert, allerdings fordert er von der Kasse einen großen Zuschuß für Freibier und Musik.