Pjotr Alexejewitsch Kropotkin
Die Große Französische Revolution 1789-1793 – Band I
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin

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16. Die Erhebung der Bauern

Seit dem Winter 1788 und hauptsächlich seit März 1789, haben wir gesagt, zahlte das Volk den Grundherren keine Abgaben mehr. Nichts ist wahrer, als daß es dazu von bürgerlichen Revolutionären angestachelt wurde: es gab sehr viele Personen im Bürgertum von 1789, die begriffen, daß sie mit der absoluten Regierung ohne eine Volkserhebung nie fertig würden. Daß die Verhandlungen der Versammlungen der Notabeln, in denen schon von der Abschaffung der Feudallasten die Rede war, den Aufstand begünstigten und daß die Abfassung der Wahlhefte (die den Vertretern bei den ersten Wahlen als Leitfaden dienen sollten) in derselben Richtung wirkten, versteht sich von selbst. Die Revolutionen sind niemals ein Resultat der Verzweiflung, wie es oft die jungen Revolutionäre glauben, die sehr oft meinen, aus dem Übermaß des Übels könne das Gute hervorgehen. Im Gegenteil, das Volk hatte im Jahre 1789 einen Schimmer der nahen Befreiung gewahrt, und darum erhob es sich guten Mutes. Aber es genügte nicht zu hoffen, es galt zu handeln; es galt in den ersten Aufständen, die die allgemeine Revolution vorbereiteten, sein Leben hinzugeben, und das hat das Volk getan.

Das Volk empörte sich schon, als der Aufstand noch mit dem Pranger, mit der Folter und mit dem Galgen bestraft wurde. Schon im November 1788 schrieben die Intendanten an den Minister, es sei nicht mehr möglich, alle Aufstände mit Gewalt zu unterdrücken. Wenn man sie einzeln nahm, hatte keiner eine große Bedeutung; zusammen untergruben sie die Grundlagen des Staates.

Im Januar 1789 faßte man die Beschwerdehefte ab und wählte – und von da fingen die Bauern an, dem Herrn und dem Staat die Frondienste zu verweigern. Es bildeten sich auch geheime Gesellschaften unter ihnen, und bald da, bald dort wurde ein Adliger von den Jacques ums Leben gebracht. Da wurden die Steuererheber mit Knütteln empfangen; dort bemächtigte man sich der Ländereien der Grundherren und bestellte sie.

Von Monat zu Monat vermehrten sich diese Aufruhrbewegungen. Im März war schon der ganze Osten Frankreichs im Aufruhr. Gewiß hatte die Bewegung keinen geschlossenen Zusammenhang, war nicht allgemein. Bei einer Agrarbewegung ist es immer so. Es ist sogar sehr wahrscheinlich; wie es immer bei Bauernaufständen der Fall ist, daß in der Zeit der Feldarbeiten im April und dann beim Beginn der Ernte die Bewegung nachließ. Aber sowie in der zweiten Hälfte Juli und im August 1789 die erste Ernte eingebracht war, brachen die Erhebungen, hauptsächlich im Osten, Nord- und Südosten Frankreichs, mit neuer Kraft aus.

Es fehlt an genauen Dokumenten über diese Bewegung. Die man veröffentlicht hat, sind sehr unvollständig, und die meisten tragen die Spuren des Parteigeists. Wenn man den ›Moniteur‹ zu Rate zieht, der, wie man weiß, erst am 24. November 1789 zu erscheinen begonnen hat und dessen 93 Nummern vom 8. Mai bis 23. November 1789 nachträglich im Jahr IV fabriziert worden sind, findet man in ihm die Tendenz, zu beweisen, daß die ganze Bewegung das Werk der Feinde der Revolution war: herzloser Menschen, die mit der Unwissenheit der Dorfbewohner ihr Spiel trieben. Andere gehen so weit zu sagen, die Adligen, die Herren oder auch die Engländer hätten die Bauern aufgewiegelt. Und die Dokumente, die der Untersuchungsausschuß im Januar 1790 veröffentlicht hat, haben wieder andererseits die Tendenz, die ganze Sache als ein Mißverständnis hinzustellen, die Räuber hätten auf dem Lande gehaust, und das Bürgertum hätte sich gegen sie bewaffnet und sie aufgerieben.

Man versteht heute, wie sehr diese Art, die Ereignisse hinzustellen, falsch ist, und es ist sicher, wenn sich jemand eines Tages die Mühe macht, in den Archiven zu forschen und die Dokumente, die sich darin finden, gründlich zu studieren, wird er eine sehr wertvolle Arbeit zustande bringen, die um so notwendiger ist, als die Bauernaufstände bis zur Abschaffung der Feudalrechte durch den Konvent im August 1793 weitergingen, bis die Kommunen das Recht erhalten hatten, die Gemeindeländereien, die ihnen während der zwei vorhergehenden Jahrhunderte geraubt worden waren, wieder an sich zu nehmen. Für den Augenblick müssen wir uns, da diese archivalischen Studien nicht vorliegen, auf das beschränken, was man einigen Lokalgeschichten, manchen Memoiren und ein paar Autoren entnehmen kann, wobei es nützlich ist, die Erhebung von 1789 so zu erklären, daß man von den besser bekannten Bewegungen der folgenden Jahre aus ein Licht auf diesen ersten Ausbruch fallen läßt.

Daß die Teuerung in diesen Aufruhrbewegungen eine große Rolle spielte, ist sicher. Aber ihr Hauptmotiv war die Abschaffung der in den Grundbüchern eingetragenen Feudalverpflichtungen und desgleichen der Zehnten, und der Wunsch, sich des Bodens zu bemächtigen.

Es gibt überdies einen Zug, der für diese Aufstände sehr bezeichnend ist. Sie bleiben in Mittelfrankreich, im Süden und im Westen, außer der Bretagne, vereinzelt. Aber sie sind im Osten, Nordosten und Südosten sehr allgemein. Der Dauphiné, die Franche-Comté, der Mâconnais sind besonders davon ergriffen. In der Franche-Comté wurden fast alle Schlösser niedergebrannt, sagt Doniol (La Révolution française et la féodalité, S. 48); drei Schlösser auf fünf wurden im Dauphiné zerstört. Dann kommen das Elsaß, der Nivernais, der Beaujolais, Burgund, die Auvergne. Im großen ganzen gilt, was ich schon an anderer Stelle bemerkt habe: wenn man auf einer Karte die Gegenden bezeichnet, wo die Erhebungen stattgefunden haben, dann zeigt diese Karte eine frappierende Ähnlichkeit mit der Karte der ›Dreihundertdreiundsechzig‹, die 1877 nach den Wahlen herausgegeben wurde, durch die die dritte Republik sich befestigte. Der östliche Teil Frankreichs war es hauptsächlich, der die Sache der Revolution verfocht, und dieser selbe Teil bleibt bis zum heutigen Tage vorgeschrittener.

Doniol hat sehr richtig bemerkt, daß der Ursprung dieser Erhebungen schon in den Heften lag, die vor den Wahlen von 1789 geschrieben wurden. Da man den Bauern gesagt hatte, sie sollten ihre Beschwerden aufsetzen, hatten sie keinen Zweifel, daß man etwas für sie tun würde. Der Glaube, der König, an den sie ihre Klagen gerichtet hatten, oder die Nationalversammlung oder irgendeine andere Gewalt werde ihnen zu Hilfe kommen, um ihrem Unrecht abzuhelfen, oder werde sie wenigstens gewähren lassen, wenn sie die Arbeit selbst übernehmen wollten, – das trieb sie gleich nach den Wahlen, und noch ehe die Versammlung zusammengetreten war, in den Aufstand. Als die Generalstaaten mit ihren Sitzungen begonnen hatten, brachten die Gerüchte aus Paris, so unbestimmt sie auch waren, die Bauern zu dem Glauben, jetzt sei der Augenblick gekommen, die Abschaffung der Feudallasten zu verlangen und den Boden wieder zu nehmen.

Die geringste Unterstützung, die sie fanden, sei es von seiten der Revolutionäre oder der Orleanisten oder irgendwelchen Agitatoren, genügte, um die Dörfer in Aufruhr zu bringen, nachdem die aufreizenden Berichte, die von Paris und den aufständischen Städten kamen, vorlagen. Darüber, daß man auf dem Lande den Namen des Königs und der Nationalversammlung benutzte, ist ebenfalls kein Zweifel möglich: so viele Dokumente sprechen von falschen Dekreten des Königs oder der Versammlung, die in den Dörfern kolportiert wurden. In all ihren Erhebungen, in Frankreich, Rußland, Deutschland, haben die Bauern immer versucht, die Unentschiedenen mit fortzureißen oder noch besser gesagt: sich selbst zu überreden, es gäbe irgendeine Gewalt, die bereit sei, ihnen Beistand zu bieten. Das gab der Bewegung mehr Halt, und dann, im Fall der Niederlage und der Verfolgungen, war es immer eine gewisse Entschuldigung. Man hatte geglaubt, den Wünschen, wenn nicht den Befehlen des Königs oder der Nationalversammlung Gehorsam zu leisten, und die meisten hatten es wirklich aufrichtig geglaubt. Sowie daher im Sommer 1789 die erste Ernte eingebracht war, sowie man in den Dörfern wieder angefangen hatte, sich ordentlich satt zu essen, und die Gerüchte, die aus Versailles und Paris kamen, Hoffnung aufkeimen ließen, begannen die Bauern, sich zu erheben. Sie marschierten gegen die Schlösser, um die Archive, die Papiere, die Urkunden zu vernichten, und sie brannten die Schlösser nieder, wenn die Herren nicht gutwillig auf die Feudalrechte verzichteten, die in den Archiven, Papieren und so weiter eingetragen waren.

In der Umgebung von Vesoul und Belfort begann der Krieg gegen die Schlösser schon am 16. Juli; an diesem Tage wurde das Schloß Sancy und dann Lure, Bithaine und Molan überfallen. Bald erhob sich ganz Lothringen. ›Die Bauern waren überzeugt, die Revolution sollte die Gleichheit der Vermögen und der Lebenslage herbeiführen, und wandten sich hauptsächlich gegen die Grundherren‹, sagt der Courrier français (S. 242 ff.). In Saarlouis, Forbach, Saargemünd, Pfalzburg und Thionville wurden die Steuerbeamten vertrieben und ihre Kanzleien geplündert und verbrannt. Das Salz wurde zu drei Sous das Pfund verkauft. Die Dörfer der Umgegend folgten den Städten.

Im Elsaß war die Bauernerhebung fast allgemein. Man hat festgestellt, daß im Zeitraum von acht Tagen, Ende Juli, drei Abteien zerstört, elf Schlösser demoliert und andere geplündert wurden; die Bauern hatten alle Grundbücher fortgenommen und vernichtet. Alle Register über Feudalsteuern, Fronden und Abgaben aller Art wurden ebenfalls weggenommen und verbrannt. An manchen Orten bildeten sich fliegende Bauernkolonnen, die mehrere hundert und manchmal mehrere tausend Mann stark waren. Sie waren aus den benachbarten Dörfern gekommen, wandten sich gegen die stärksten Schlösser, belagerten sie, nahmen alle Papiere und machten Freudenfeuer daraus. Die Abteien wurden aus demselben Grunde, wie die Häuser der reichen Händler in den Städten, demoliert und geplündert. In der Abtei Murbach, die wahrscheinlich Widerstand geleistet hat, wurde alles zerstört.

In der Franche-Comté bildeten sich die ersten Zusammenrottungen in Louis-le-Saunier schon am 19. Juli, als man die Vorbereitungen zum Staatsstreich und die Entlassung Neckers erfuhr; aber Sommier sagt, man wußte noch nichts von der Eroberung der Bastille. Es kam bald zu Aufruhrbewegungen, und die Bourgeoisie bewaffnete am selben Tage ihre Miliz (die die dreifarbige Kokarde trug), um ›den Einfällen der Räuber Widerstand zu leisten, die das Reich verpesten‹ (S. 24–25). Bald begann die Erhebung in den Dörfern. Die Bauern teilten die Wiesen und Wälder der Herren untereinander. Anderswo zwangen sie die Herren, auf ihre Rechte auf die Ländereien, die früher den Gemeinden gehört hatten, zu verzichten. Oder sie nahmen auch ohne weiteres Verfahren wieder von den Wäldern Besitz, die ehemals Gemeindewald gewesen waren. Alle Ansprüche, die die Abtei der Bernhardiner in den benachbarten Gemeinden besaß, wurden ihr abgesprochen (Edouard Clerc, Essai sur l'histoire de la Franche-Comté, 2. Ausgabe, Besançon 1870).

In Castres fingen die Revolten nach dem 4. August an. In dieser Stadt wurde auf alles Getreide, das vom Ausland in die Provinz eingeführt wurde, eine Steuer in Natur – soundso viel vom Sester – erhoben. Das war ein Feudalrecht, das der König an Privatleute verpachtet hatte. Sowie man daher in Castres am 19. August die Nachricht von der Nacht des vierten erfuhr, erhob sich das Volk, verlangte die Abschaffung dieses Rechts, und sofort ging die Bourgeoisie, die schon am 5. August die Nationalgarde gebildet hatte, die 600 Mann stark war, daran, ›die Ordnung wiederherzustellen‹. Aber auf dem Lande ging der Aufstand von Dorf zu Dorf, und die Schlösser von Gaix, Montlédier, die Kartause von Faix, die Abtei von Vielmur usw. wurden geplündert und die Pachtbücher zerstört.

In der Auvergne wandten die Bauern viele Vorsichtsmaßregeln an, um das Recht auf ihre Seite zu bringen, und wenn sie in ein Schloß kamen, um die Pachtbücher zu verbrennen, versäumten sie nicht, dem Herrn zu sagen, sie täten es auf Befehl des Königs. Aber in den östlichen Provinzen scheuten sie sich nicht, offen zu erklären, die Zeit sei gekommen, wo der dritte Stand dem Adel und der Geistlichkeit nicht mehr erlaubte zu herrschen. Die Macht dieser beiden Klassen hätte zu lange gedauert, und es sei der Augenblick gekommen, abzudanken. Gegen eine große Zahl Edelleute, die verarmt waren, auf dem Lande lebten und vielleicht in der Gegend beliebt waren, zeigten die aufständischen Bauern viel persönliche Rücksichten. Sie fügten ihnen keinen Schaden zu; sie rührten ihr kleines persönliches Eigentum nicht an; aber hinsichtlich der Grundbücher und der Urkunden über Feudaleigentum waren sie unerbittlich. Sie verbrannten sie, nachdem sie den Herrn gezwungen hatten, einen Eid über den Verzicht auf seine Rechte abzulegen.

Wie die Bürgerschaft der Städte, die sehr wohl wußte, was sie wollte und was sie von der Revolution erwartete, wußten auch die Bauern sehr wohl, was sie wollten: die Ländereien, die den Gemeinden weggenommen worden waren, sollten ihnen zurückgegeben werden, und alle Lasten, die aus dem Feudalismus entstanden waren, sollten verschwinden. Der Gedanke, alle Reichen im allgemeinen müßten verschwinden, blitzte vielleicht manchmal durch; aber für den Augenblick beschränkte sich die Jacquerie auf die Dinge, und wenn Fälle vorkamen, wo der Grundherr mißhandelt wurde, so waren sie vereinzelt, und gewöhnlich handelte es sich dann um einen, der beschuldigt wurde, ein Wucherer zu sein, der auf die Teuerung spekuliert hatte. Wenn die Grundbücher ausgeliefert und der Verzicht ausgesprochen worden war, verlief alles in liebenswürdigen Formen: man verbrannte die Grundbücher; man pflanzte im Dorf einen Maibaum, man hing die feudalen Embleme in seine Zweige, und man tanzte um den Baum herum. War das nicht der Fall, hatte es Widerstand gesetzt, oder hatten der Herr oder sein Intendant die Gendarmerie herbeigerufen, war geschossen worden, – dann wurde alles im Schloß zusammengeschlagen und oft wurde es in Brand gesetzt. So zählte man im Dauphiné dreißig ausgeplünderte oder abgebrannte Schlösser; nahezu vierzig in der Franche-Comté; zweiundsechzig im Mâconnais und Beaujolais; nur neun in der Auvergne und zwölf Klöster und fünf Schlösser in Viennois. Nebenbei sei bemerkt, daß die Bauern der politischen Überzeugungen wegen keinen Unterschied machten. Daher griffen sie die Schlösser der ›Patrioten‹ ebensowohl an wie die der ›Aristokraten‹.

 

Was tat das Bürgertum angesichts dieser Aufstände?

Gab es in der Nationalversammlung eine Anzahl Männer, die begriff, daß die Bauernerhebung in diesem Augenblick ein revolutionärer Faktor war, so sah die Masse der Bürger in der Provinz in ihr nur eine Gefahr, gegen die man sich bewaffnen mußte. Was man damals die ›große Furcht‹ nannte, ergriff in der Tat eine große Zahl Städte in der Gegend der Aufstände. In Troyes zum Beispiel waren mit Sensen und Dreschflegeln bewaffnete Landleute in die Stadt gekommen und hätten wahrscheinlich die Häuser der Kornwucherer demoliert, wenn nicht die Bourgeoisie – ›alle ehrenhaften Elemente des Bürgertums‹ (Moniteur, I, 378) – sich gegen ›die Räuber‹ bewaffnet und sie zurückgetrieben hätte. Dasselbe geschah in vielen anderen Städten. Die Bürger wurden von der Panik ergriffen. Man machte sich auf ›die Räuber‹ gefaßt. Man hatte ihrer ›sechstausend‹ vorrücken sehen, um alles zu zertrümmern – und die Bürgerschaft bemächtigte sich der Waffen, die sie im Rathaus oder bei den Waffenschmieden fand, und organisierte ihre Nationalgarde aus Furcht, die Armen der Stadt könnten mit ›den Räubern‹ gemeinsame Sache machen und die Reichen angreifen.

In Péronne, der Hauptstadt der Picardie, hatten sich die Einwohner in der zweiten Hälfte des Juli erhoben. Sie steckten die Torhäuser in Brand, warfen die Zollbeamten ins Wasser, bemächtigten sich der Kassen in den Staatskanzleien und befreiten alle Gefangenen in den Gefängnissen. All das war vor dem 28. Juli geschehen. In der Nacht des 28. Juli – so schrieb der Maire von Péronne – ergriffen auf die Nachrichten von Paris hin der Hainault, Flandern und die ganze Picardie die Waffen; die Sturmglocke läutete in allen Städten und Dörfern. Dreihunderttausend Mann Bürgerpatrouillen waren dauernd unter den Waffen – und all das, um zweitausend Räuber zu empfangen, die, wie es hieß, durch die Dörfer zogen und die Ernte verbrannten. Im Grunde waren, wie jemand sehr richtig zu Arthur Young gesagt hat, all diese ›Räuber‹ nichts anderes als ehrbare Bauern, die sich in der Tat erhoben und mit Heugabeln, Knüppeln und Sensen bewaffnet hatten, die Grundherren zwangen, auf ihre Feudalrechte zu verzichten, und die Vorübergehenden anhielten, um sie zu fragen, ob sie ›für die Nation‹ wären? Der Maire von Péronne hat es ebenfalls sehr gut gesagt: ›Wir wollen in Furcht sein. Dank den schwarzen Gerüchten können wir eine Armee von drei Millionen Bürgern und Bauern in ganz Frankreich in Waffen haben.‹

Adrien Duport, ein sehr bekanntes Mitglied der Nationalversammlung und des Klub Breton, rühmte sich sogar, auf diese Weise die Bürger in einer großen Zahl Städten bewaffnet zu haben. Er hatte zwei oder drei Agenten, ›entschlossene, aber unbekannte Männer‹, die die Städte vermieden, aber nach ihrer Ankunft in einem Dorfe ankündigten, ›die Räuber nahten heran‹. Es kämen, sagten diese Emissäre, fünfhundert, tausend, dreitausend, die in der Gegend alle Ernten verbrannt hätten, um das Volk dem Hunger zu überliefern . . . Nun läutete man dann die Sturmglocke. Die Bauern bewaffneten sich. Und wenn das Sturmläuten von Dorf zu Dorf weiterging, schwoll das Gerücht an; es waren schon sechstausend Räuber, bis das schwarze Gerücht in einer großen Stadt ankam. Man hatte sie gesehen, kaum eine Meile entfernt, in dem und dem Wald, – und das Volk, insbesondere die Bürgerschaft, bewaffnete sich und schickte ihre Patrouillen in den Wald – wo man nichts fand. Aber man war bewaffnet – und hüte dich, König! 1791 wird er entrinnen wollen und wird die bewaffneten Bäuerinnen auf seinem Wege finden.

Man begreift den Schrecken, den diese Erhebungen überall in Frankreich verbreiteten; man begreift den Eindruck, den sie in Versailles hervorbrachten; und es geschah unter der Herrschaft dieses Schreckens, daß die Nationalversammlung am Abend des 4. August zusammentrat, um über die Maßnahmen zu debattieren, die man endlich treffen mußte, um die Jacquerie zu ersticken.


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