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Borgia
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XIV

In der Frühe des 11. August 1492 sprang das Konklavefenster auf.

Rodrigo Borgia war als Alexander VI. zum Papst gewählt worden.

Alexander VI. verkündete sofort, daß er für Santa Maria del Popolo, die ihn beschirmt und geführt, einen neuen Altar und eine Orgel stifte.

Das Volk applaudierte. Er erteilte von der Benediktionsloggia urbi et orbi den feierlichen Segen:

Ich segne die Stadt,

Ich segne das Land,

Ich segne Italien,

Ich segne die Welt.

 

Um zwei Uhr, nach dem Mittagessen, draußen brütete die Augustsonne, drinnen im Palast hatte alles die Fensterläden heruntergelassen und schlief,

ging Lucrezia Borgia, die Tochter des Papstes,

durch die dunklen Gänge des Vatikans,

durch die da und dort grüngoldene Lichter blitzten,

in die Gemächer des Kardinals Gherardo. Sie ging ruhig, mit zarten, aber festen Schritten.

Vor der Tür zögerte sie nur einen Moment und trat dann ohne Anklopfen ein.

Der uralte Kardinal erhob sich aus seinem Lehnstuhl. Eine purpurne Röte schoß in seine Stirn, um sofort einer Totenblässe Platz zu machen.

Er hob mit Anstrengung nochmals die Augenlider, das Wunder von Mensch, das Wunder von Mädchen vor sich zu betrachten.

Sie hatte nur einen kleinen Brokatmantel umgeschlungen, der ihr kaum bis auf die Knie ging.

Sie öffnete ihn und stand nackt vor ihm. Da blühte sie, die schönste Blüte der Natur: die Blume Frau. Ein Nelkenmund. Zwei Brustknospen. Ein moosiger Schoß.

Er hob noch einmal die Arme.

Dann brachen ihm die Knie.

Er fiel in den Ledersessel zurück.

Der Kopf schlug hölzern auf die Tischkante.

Lucrezias Augen öffneten sich zuerst ein wenig erstaunt. Dann schloß sie den Mantel und trat auf den toten Kardinal zu. Sie schloß ihm mit leichter, fast zärtlicher Handbewegung die Augen.

Sie machte das Kreuz über ihn, nahm von den Näschereien, die in einer kleinen silbernen Schüssel, augenscheinlich für sie bestimmt, auf dem Tisch lagen und ging mit zarten, aber festen Schritten, wie sie gekommen war.


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