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Aus dem Umstande, daß in St. Helena, auf Helgoland und auf der hohen See von Zarkany's bevorstehender Erhöhung nichts verlautete, folgte durchaus nicht, daß das ganze Komitat nicht bereits um die Sache wußte. Desgleichen ist sehr wahrscheinlich, daß auch in Etelvar die Leute dazu Augen haben, um zu sehen. Und als nun alle Welt sah, daß Leon Zarkany die Prinzessin in das alte Stammschloß ihres Hauses zurückgeleitete, daß er die erlauchte Verwandtschaft und die Vornehmen des Landes empfing, die zur Leichenfeier erschienen, daß er die Prinzessin zum Requiem in die Kirche führte, – so gehörte nur mehr äußerst wenig Kombinationsgabe dazu, auch alles Weitere herauszufinden. Leon konnte auch auf den ersten Blick und das erste Wort hin sofort die Bemerkung machen, wie sehr sich die öffentliche Meinung ihm gegenüber in allen Schichten der Gesellschaft verändert hatte. Und vertreten war die Oeffentlichkeit bei dieser großen Landes-Trauerfeier möglichst vollständig. Er konnte die Wahrnehmung machen, daß die große Feier einen doppelten Mittelpunkt hatte: den Sarg, den man einsenkte, und ihn, den man emporhob.
Am dritten Tage nach der Leichenfeier wurde Leon auch schon nach Budapest berufen. Er kannte den Zweck der Berufung: es erwartete ihn dort die Obergespans-Würde. Er nahm sie an.
Am Tage nach seiner Eidesleistung wurde das Testament des Fürsten Maximilian von Etelvar, welches derselbe bei der Abtei St. Martinsberg hinterlegt hatte, eröffnet und publicirt. Prinzessin Raphaela war zur Universalerbin ernannt. Aus dem ausgedehnten fürstlichen Besitze war nur ein Stück ausgesondert worden, das eigene Acquisit des Erblassers: die ehemalige Herrschaft Zarkany, welche in ihrem dermaligen Stande mindestens anderthalb Millionen Gulden werth war.
Aus diesem Besitze hatte der Erblasser ein Fideikommiß errichtet, zu dem Zwecke, daß die Leitung seines Komitats des bisher gewohnten Glanzes und Ansehens auch in Hinkunft nicht entbehren möge. Von diesem Wunsche ausgehend, hatte er dieses Fideikommiß Demjenigen hinterlassen, der ihm in der Obergespans-Würde unmittelbar folgen würde.
Hatte es ein Ungefähr also gefügt? Giebt es einen Zufall in der Weltgeschichte und in der Geschichte des öffentlichen Lebens? Oder hängt die Gesammtheit aller Dinge unter einander zusammen und ordnet eine im Geheimen wirkende Hand im vorhinein die Aufeinanderfolge aller Geschehnisse? – Wer mag das ergründen –?
Leon Zarkany war mit einem Male ein reicher Mann geworden, unabhängig, Niemandem verpflichtet, ein Herr; die einstigen ausgedehnten Besitzungen seines Hauses waren ihm wieder zugefallen; und all das, ohne daß seines Namens in irgend einem Testamente auch nur Erwähnung gethan worden wäre.
Nun schied ihn in der That auch nicht eine Stufe mehr von der Prinzessin. Er stand ihr ebenbürtig zur Seite auf der Höhe der Pyramide.
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