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Da fand sie Thränen.

Als Livia im Fürstenhause ankam, wartete bereits ein Wagen daselbst, den man geschickt hatte, um sie schleunigst nach dem alten Kastell zu bringen. Einige Zeilen, mittels welcher sie von dem Tode der Fürstin-Mutter benachrichtigt wurde, hatte Madame Corysande geschrieben. Livia legte sofort Reisekleider an und traf noch in der Dämmerung im Kastell der Fürstin ein. Madame Corysande empfing sie. Zu der verstorbenen Fürstin wurde sie noch nicht eingelassen. Eine so hochgestellte Todte muß vorerst große Toilette machen, ehe sie vor das Publikum gebracht wird. Berühmte Aerzte waren soeben damit beschäftigt, den Leichnam durch wunderthätigen Balsam vor der Verwesung zu bewahren.

Man führte Livia zur Prinzessin. Raphaela probirte soeben ihr Trauerkleid an. Alle Dienstleute, denen Livia begegnete, hatten verweinte Augen. Sie selber begann laut zu weinen, als Raphaela ihr die Hand reichte. Raphaela umarmte und küßte sie.

»Auch Du kannst weinen,« flüsterte sie ihr mit dumpfer Stimme zu; »alle Welt kann weinen, nur ich nicht. Ich habe mich in mein Zimmer verschlossen, um allein zu sein. – Vergebens! Ich kann nicht weinen, ich habe keine Thränen. O, wie schlecht ist das! Nicht fühlen zu können! Ich sehe Diejenige todt vor mir, die ich so sehr geliebt habe, der ich es aber gleichwohl mein ganzes Leben hindurch nicht beweisen konnte, wie sehr ich sie liebe, – und selbst an ihrer Bahre vermag ich nicht kundzugeben, was ich fühle! Ich bin eisig kalt. Fühle nur meine Hände an. So bin ich außen und innen. Und ich weiß wohl, was ich verloren habe: was mir Nichts und Niemand ersetzen kann! Ich weiß, wie entsetzlich vereinsamt ich nunmehr in der Welt dastehe. Ich kann mich der Verzweiflung hingeben um sie, aber ich kann nicht weinen.«

»O, Prinzessin, Sie haben ja auch noch einen Vater, ein Herz voll Liebe, voll engelsgleicher Güte,« beeilte sich Livia, sie zu trösten.

(Ach, wie schwer sollte das Mädchen diesen Ausspruch dereinst zu büßen haben!)

Raphaela's Auge erglänzte bei diesen Worten in hellem Feuer. Sie faßte Liviens Hand. »Nicht wahr? Ein Herz voll engelsgleicher Güte, ein Edelstein von einem Herzen, wie es kein zweites mehr giebt in der Welt. Ein Mensch, der durchaus nur aus Tugenden besteht, in dem kein Fehl zu finden ist, den Jedermann liebt, in dessen Schatten der Verfolgte Ruhe findet, zu dem Wittwen und Waisen ihre Zuflucht nehmen, dem sein Volk sein Palladium, der König seine Krone anvertraut, ein Heiliger! Mein theurer, guter Vater. Nicht wahr, das ist er? Nicht wahr, Livia?« Und während dieses Gefühlsausbruches drückte sie die junge Freundin mit solcher Heftigkeit an die Brust, daß diese um sie besorgt zu werden begann. »O, Du sollst erfahren, wie sehr ich meinen theuren, guten, engelsgleichen Vater liebe, was ich für ihn zu thun gedenke! Du sollst es erfahren; aber erst später.« Und sie küßte Liviens Angesicht mit Inbrunst und Erregung, gleich einem liebenden Weibe. »Nicht heute, später. Heute ist der Tag der Trauer. Geh' in Dein Zimmer, weine Dich aus. Verlaß mich – ich kann ja nicht weinen. O, ich habe ein so unselig hartes Herz!«

Um so weniger aber ließ Madame Corysande Livien von sich. »Sie wissen wohl, liebe Livia, ich bin nicht abergläubisch; aber so wie es dunkelt, sehe ich die verstorbene Fürstin so lebhaft vor Augen, als ob sie noch immer so vor mir daläge. Sie ließ mich bis zu ihrem letzten Augenblicke nicht von ihrer Seite; ich mußte Alles mit anhören, womit sich ihre letzten Gedanken befaßten. Prinzessin Raphaela war gleichfalls an ihrem Bette. Eine Stunde vor ihrem Ende sprach sie zu Raphaela: ›Komm, küsse mich einmal, und noch einmal, und wieder und zum vierten Male, – küsse mir die Wangen, die Lippen, die Stirn; so, und nun geh' in den Salon hinüber, setze Dich ans Klavier und spiele mir die Es-dur-Sonate von Beethoven, meine Lieblingspièce.‹ Und als Raphaela aus dem Zimmer gegangen war, faßte mich die Fürstin an der Hand und sagte: ›Indeß sie die Sonate zu Ende spielt schlummere ich in ein besseres Leben hinüber. Ich will nicht, daß sie zugegen sei, wenn ich im Todeskampfe liege. Hat man meinem Gatten einen Schlaftrunk gereicht, wie ich es gewünscht habe? Er soll gleichfalls schlafen; diese Stunde soll ihm keinen Schmerz bereiten.‹ – Rücken Sie doch Ihren Stuhl näher heran, liebe Livia.«

Livia willfahrte ihrem Verlangen mit Vergnügen.

»Hierauf gab mir die Fürstin ihre Weisungen über die Todtengewänder, in welche sie gekleidet zu werden wünsche, und nannte mir die Stellen, wo bereits das ganze Kostüm vorbereitet liege. Dann fuhr sie fort: ›Wissen Sie wohl, warum ich soeben von Raphaela vier Küsse verlangte? Es waren das die Abschiedsküsse von vier Personen; denn wenn ich einmal im Sarge liege, darf Niemand mehr mein Angesicht küssen. Ich will Ihnen sagen, weshalb? Sobald meine Seele entflohen ist, wird man meine sterbliche Hülle einbalsamiren‹. Und nun setzte sie mir auseinander, worin die Einbalsamirung bestehe. Ach, Livia! Noch in ihrer letzten Stunde spielte mir die Fürstin so grausam mit, daß Abscheu und Entsetzen jedes Gefühl in mir erstarren machten. Sie erzählte mir, daß diese Operation vor dreißig Jahren noch auf tausend Gulden zu stehen kam, weil man damals noch Balsam, Moschus, China und Kajaput-Oel dazu gebrauchte; in neuerer Zeit aber nehme man nach dem System Cannal-Francina nur mehr Merc. sublim. corr. und Arsenik dazu; dann hieß sie mich ein verborgenes Kästchen aufschließen und aus demselben allerlei versiegelte Fläschchen hervorholen und explizirte mir die verschiedenen Gattungen furchtbarer Gifte, welche darin enthalten waren. Ein Schauer überläuft mich, wenn ich nur daran denke. Es waren flüchtige Gifte, die der Arzt selber nicht mit bloßer Hand berühren darf; während er damit hantirt, trägt er eine gläserne Larve. Ich hätte Sie das nicht mit anhören lassen wollen, Fräulein Livia. Ich getraue mich nach all den Dingen, die sie mir da auseinandergesetzt hat, gar nicht an ihre Bahre. Mir graut ohnehin vor Allem, was an den Tod gemahnt! Und zum Schlusse sagte sie dann mit sanfter Stimme: ›Deswegen darf dann Niemand mehr mein Angesicht küssen, Madame Corysande; von der Berührung würden im Gesichte des Lebenden gefährliche Ausschläge entstehen. Sagen Sie das allen Vieren, liebe Corysande.‹ ... Zweien habe ich es bereits gesagt; der Dritte schläft.«

Livia drückte innig Madame Corysande's Hand.

»›Von dem Vierten weiß ich nicht, ob er auch rechtzeitig eintreffen wird.‹ (Wen sie wohl für den Vierten halten mochte?) Dann schwieg die Fürstin still und schien dem Spiele Raphaela's zu lauschen. Als die letzten Akkorde der Sonate verhallten, entfloh mit ihnen auch die verklärte Seele. Ich ging zur Prinzessin hinüber und vermochte nur mit Mühe die Worte zu stammeln: ›Sie ist in ein besseres Jenseits eingegangen.‹ – Raphaelen fielen die Arme schlaff in den Schooß nieder. Dann erhob sie sich, seufzte tief auf und strich sich mit der Hand über das Gesicht: Sie vergoß auch nicht eine Thräne. – ›Weiß es mein Vater bereits?‹ fragte sie. ›Nein, er schläft.‹ ›Man soll ihn nicht wecken; lasset ihn schlafen, ich will selber alles Nöthige vorkehren.‹ Und damit der schlafende Fürst nicht geweckt werden müsse, schickte sie sich in der That sofort an, Alles wahrzunehmen, was in einem solchen Trauerfalle gethan werden muß, und was selbst einem Manne so schwer fällt. Der arme Herr Dumka weinte dermaßen, daß er zu nichts zu brauchen war. Ich mußte die nöthigen Briefe schreiben und die Telegramme abfassen. Ich habe unter Anderm auch an Napoleon Zarkany telegraphirt.«

Ha, wie bei diesem Worte Livia plötzlich mit einem nervösen Ruck die Hand Madame Corysandens von sich stieß!

»Was ist Ihnen? Ist vielleicht ein garstiges Insekt auf Sie zugeflogen?«

»Ach ja, ein Käfer!« stammelte Livia.

»Rühren Sie ihn nur ja nicht an! Schütteln Sie ihn nicht hier ab.«

»Nein, nein. Ich will mit ihm auf den Gang hinausgehen.« Livia verließ das Zimmer. Madame Corysande wartete und wartete auf ihre Rückkehr, eine Ewigkeit. Sie wurde fast grau über dem Warten. Auf den Gang hinauszugehen, um nachzusehen, wo Livia bleibe, das würde sie nicht gewagt haben, und wenn man ihr das ganze Schloß hätte schenken wollen.

Livia schritt indessen wie vom Fieber geschüttelt den langen Korridor auf und ab, welcher nur an einem Ende mittelst einer Ligroin-Lampe erhellt war.

Also auch an Leon war telegraphirt worden. Auch ihm ist es nun bekannt, daß die Fürstin gestorben ist. Der Augenblick aber, wo inmitten der tiefsten Trauer Jemand erscheint, der Trost zu bringen vermag, – dieser Moment ist entscheidend. Frauenherzen sind am Sarge am leichtesten zu gewinnen. Das Antlitz, welches der Schmerz daguerreotypirt, bleibt fest und dauernd haften an der Membrane des Herzens. Der Eindruck ist unauslöschlich. Darauf hatte sie gerechnet, als sie an Nornenstein telegraphirte. Alienor ist ja ein edler, wackerer junger Mann; er ist Raphaela's würdig: sie kann mit ihm ganz glücklich werden. Sie ist so stolz auf ihren Rang – in dieser Beziehung kann sie ihre Wünsche durch ihn vollkommen erfüllt sehen. Und nun reißt eine andere Hand das ganze Kartenhaus zusammen! Wenn nun auch Leon hierherkömmt! Wenn auch er in dem Momente erscheint, wo das Herz dieses Mädchens eben am empfänglichsten, so ganz in der Stimmung ist, das Bild eines Mannes unauslöschlich in sich aufzunehmen! Wenn er nun kommt, ihr den Balsam des Trostes darzureichen ...

O, wie bemächtigte sich die Verzweiflung der Armen! Wie schritt sie händeringend in dem langen Korridor auf und ab, gleich Jakob in der Wüste mit dem Engel ringend, der es nicht verschmähte, mit einer armen Sterblichen zu kämpfen. Es soll nicht geschehen! Ein Zufall, ein Wunder, irgend eine außergewöhnliche Laune des Schicksals sollen ihr zu Hülfe kommen! Jenes andere Mädchen kann nicht weinen – das ist eine große Qual. Sie aber kann nicht beten – das ist eine noch weit größere!

Madame Corysanden dauerte schließlich Livia's Ausbleiben denn doch zu lange; sie öffnete die Thür etwa zu einem Zehnttheile und rief leise hinaus: »Livia, Liebe! Sie können wieder hereinkommen. Die Gespenster sind zur Ruhe. Der liebe Gott wird uns ja wohl beschützen vor Allem und Jedem, was da unhold ist.«

Wahr – wahr. Wer sonst sollte uns denn auch schirmen gegen die unholden Mächte? – Lege Du nur beruhigt Dein Haupt zum Schlafe, armes Mädchen. – Corysandens Telegramm hat Leon nicht getroffen; er ist nicht in Budapest, er weilt in der Ferne; wo? ist nur Wenigen bekannt. Deine Depesche aber ist allerdings an ihre Adresse gelangt; sie ist auch verstanden, ihr Werth ist erkannt und gewürdigt worden. – Fürst Oktavian und sein Sohn sind im Augenblicke bereits unterwegs nach Etelvar.

Fürst Oktavian eilte, als er das Telegramm erhielt, sofort zu Alienor, um ihm mitzutheilen, was geschehen sei, und ihm zu bedeuten, daß er sich in volle Trauer gekleidet zur Reise bereit halte. Der Fürst selber lief noch rasch in die Redaktion der »Posaune von Jericho,« um die Trauerkunde veröffentlichen und seinerseits nachstehende Notiz unter die Personalnachrichten des Blattes einrücken zu lassen: »Fürst Oktavian von und zu Nornenstein hat am heutigen Tage seinen einzigen Sohn, seinen Nachfolger in der Fürstenwürde, den Prinzen Alienor von und zu Nornenstein für großjährig erklärt, auf alle fürstlichen Vorrechte Verzicht geleistet und dieselben auf seinen Erben, den nunmehrigen Fürsten Alienor von und zu Nornenstein übertragen.«

Oktavian wartete, bis man ihm von der Nummer des Blattes einen Abzug angefertigt hatte, steckte denselben, noch feucht, wie er aus der Handpresse kam, in die Tasche und eilte dann mit Alienor zur Eisenbahn.

Des anderen Morgens brachte Raphaela ihrem Vater selbst die Trauerbotschaft von dem Ableben ihrer Mutter.

»Wir haben die ganze Nacht über mit einander gesprochen,« sagte der Fürst. Es war die Seele der guten Fürstin gewesen, mit der die seine verkehrt hatte. Ihr Leib ist bereits einbalsamirt.

Der Fürst pflegt schon seit langer Zeit nicht mehr im Bette zu schlafen; sein Herzübel gestattet es ihm nicht; er schlummert angekleidet in einem großen Armstuhle. »Führe mich an die Bahre.«

Raphaela legte ihren Arm in den ihres Vaters und geleitete ihn in den großen Saal im Erdgeschosse, der bereits mit allem Trauergepränge ausgestattet, dem großen Publikum indessen noch nicht geöffnet war. Rings um den Sarg brannten bereits die Lichter und zwei Mönche knieten betend am Fuße der Bahre. Die Fürstin lag in das Todtenkleid gehüllt im Sarge. Raphaelens Thränen machte selbst dieser Anblick noch immer nicht fließen.

Ja dieser Anblick vollends nicht.

Dieses Todtenantlitz gleicht nicht ihrer Mutter. Da ist jede Falte geglättet, da ist auch nicht ein Zug mehr von der Lebenden. Es war ein fremdes Gesicht, glatt und glänzend. Nicht wie das Gesicht einer armen Verstorbenen: heiter und lächelnd und ruhig; das war eine vornehme Todte; aus diesem Gesicht hatte die Wissenschaft Metall und Pergament gemacht und dabei war alle Erhabenheit der Verklärung aus den Zügen verschwunden; an ihre Stelle hatte die Hand des Operateurs das Lächeln einer Mumie gekünstelt.

Raphaela fühlte sich abgestoßen von diesem Anblicke.

All ihr Gefühl berührte der Gedanke antipathisch, daß diese Mumie der Leib jenes abgöttisch verehrten Wesens, welches sie ihre Mutter nannte, unmöglich das sein könne, wozu die Pietät des Kindes die dahingeschiedene Mutter zu machen pflegt: eine Himmelsbewohnerin, eine Heilige, sondern wozu die Wissenschaft sie gemacht: ein Objekt für ein Museum. Der Gedanke that ihr so weh, er zerriß ihr fast das Herz; und dieses Weh drängte ihre Thränen noch tiefer zurück. Sie zwang sich, den Schauder niederzukämpfen, der sie erfaßt hatte, und beugte sich, ohne Madame Corysandens Abmahnung zu beachten, über die Leiche, um das Antlitz derselben zu küssen. Jede Fiber ihres Körpers erbebte bei der Berührung.

Der Arzt war vorsichtig gewesen; er hatte im Gesichte der einbalsamirten Leiche die arsenikhaltige Soda mit einer Schichte von Wasserglas bezogen.

Die Todte ist keine »Person« mehr, sondern »ein Objekt.«

In dem Momente, als Raphaela sich über die Leiche ihrer Mutter beugte, um deren Angesicht zu küssen, traten hinter ihr zwei Gestalten in den Trauersaal. Die Wachskerzen beleuchteten ihre Gesichter.

Der Fürst trat vor sie hin. »Fürst Nornenstein, Prinz Alienor ...«

»Nicht mehr Prinz,« bemerkte Oktavian, »sondern seit gestern Fürst Alienor Nornenstein.«

Alienor trat zu Raphaelen. Das Mädchen reichte ihm die Hand. »Sehen Sie nur: meine arme Mutter.«

Alienor war empfindsamen Herzens (überdies hat er die ganze Nacht nicht geschlafen;) seine Augen füllten sich bei diesen Worten mit Thränen, und als er an die Bahre kam, begann er vollends laut zu weinen. Da, als ob der Zauber, der ihr bisher das Herz gefesselt gehalten, mit einem Male gehoben worden wäre, brachen mächtig auch aus Raphaela's Augen Thränen hervor. »O meine theure, meine einzige, meine gute Mutter!« rief sie plötzlich und warf sich über die Todte hin und umklammerte die Füße derselben; und dann weinte sie lange und reichlich, so ganz aus der Tiefe ihrer Seele.

Als sie sich ausgeweint hatte, wandte sie sich zu Alienor, drückte ihm die Hände und sprach mit leiser Stimme: »Ich danke Ihnen. Ich danke Ihnen recht sehr.«

Alienors Blick schien zu fragen: »Ja wofür denn?«

» Dafür, daß ich Thränen gefunden habe

Alienor gesellte ihnen die seinigen bei. Der Vereinigung aufrichtig geweinter Thränen aber wohnt eine heiligende, eine festigende Kraft inne. Die Dichter wenigstens behaupten das.

*

Die irdischen Ueberreste der Fürstin wurden in der Familiengruft zu Etelvar mit großem Pomp beigesetzt; aus nah und ferne war Alles herbeigeströmt, Vornehme und Geringe.

Nur Einer war nicht zum Begräbniß gekommen: Napoleon Zarkany. Gewiß hatte ihn die Trauernachricht nicht getroffen. Wer weiß auch, wo er dermalen weilte.

*

Die beiden Fürsten Nornenstein blieben auch noch am Tage nach dem Leichenbegängnisse im Schlosse zu Etelvar. Sie kehrten mit der Familie zusammen nach Budapest zurück.

Am Abende des Tages vor der Abreise schloß Raphaela Livien in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr: »Liebe Kleine, ich bin Braut. Heute haben mich unsere Väter mit dem Fürsten Alienor Nornenstein verlobt.« Liviens Antlitz leuchtete vor Glückseligkeit. So giebt es denn also doch Heilige, die da vermittelnd walten zwischen Himmel und Erde für den Herzenswunsch einer armen Sterblichen, den kein menschlich Wort auszudrücken vermag!

... Doch wir wollen die Heiligen nicht hereinziehen in die Dinge des Sterblichen ...! Wer vermag zu sagen, wie noch Alles enden wird?

*


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