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Oberregierungsrat Henderson wartete im Klubsessel auf die Herren, die eben aus dem kleinen Konferenzsaal wieder eintraten.
Herr Ostermann und der Hauptkassierer hatten sich mit Doktor Hempelmeier in den Tresor hinunterbegeben, um den Ort des Bankeinbruchs zu besichtigen, von dem die Zeitungen sagten, dieses Verbrechen sei ein Novum in der Kriminalgeschichte.
Der Generaldirektor, sein Schwiegersohn und Doktor Splittericht waren übereingekommen, zu niemandem, auch der Polizei gegenüber nicht, Marion Lindströms heimliche Reise zu erwähnen.
Splittericht meinte:
»Wenn auch nur der geringste Zusammenhang zu vermuten wäre zwischen diesen beiden Vorkommnissen, so könnte ich es nicht verantworten, die Polizei ununterrichtet zu lassen. Aber wie die Dinge jetzt liegen, wäre ich nicht dafür, sie hineinzuziehen. In einer so diffizilen Sache kann jede Indiskretion – und die ist bei einer Behörde natürlich ebenso möglich wie bei Privatpersonen – unvorhergesehene Folgen haben.«
Das Telefon schnarrte. Gertrud Reese meldete ihrem Chef: es seien ein paar Herren von der Kriminalpolizei da. Sie seien unten im Tresorraum und bäten den Herrn Konsul, dorthin zu kommen.
Der Generaldirektor sah lächelnd den Oberregierungsrat an:
»Übermäßig höflich sind Ihre Beamten nicht, lieber Herr Oberregierungsrat!«
»Das muß irgendeinen besonderen Grund haben, lieber Freund ... sonst wissen meine Kommissare sehr wohl, daß sie sich vor allen Dingen bei Ihnen melden müssen.«
»Und du, lieber Stefan?« wandte sich Herr Lindström an den Schwiegersohn, »hast du ein besonderes Interesse, die Geschichte da unten noch einmal zu sehen?«
Der Komponist verneinte:
»Ich muß in die Hochschule, meine Vorträge über Kompositionslehre haben wieder begonnen.«
Er reichte dem Konsul die Hand zum Abschied.
Dieser ging mit Splittericht und dem Oberregierungsrat hinunter – das Direktionsbüro lag im ersten Stock – in das Erdgeschoß der Bank.
Der Konsul sah nach der Uhr:
»Zehn Uhr zehn ... na, es sind wenigstens noch nicht allzu viele Kunden hier. Und die schon da sind, haben sich die Sensation auch nicht entgehen lassen.«
Ein paar Geschäftsangestellte und Boten, auch etliche Privatleute, hatten sich zögernd vom Kellereingang zurückgezogen und saßen nun wieder, furchtbar neugierig, auf den Bänken und Sesseln im Kassenraum.
Eben kam der Bankdiener, der auch unten im Tresorkeller gewesen war, die Treppe herauf und meldete seinem Chef, daß drei Herren von der Kriminalpolizei unten seien und den Einbrecher bei sich hätten.
»Da bin ich wirklich gespannt«, sagte der Konsul.
Henderson nahm Splittericht beim Arm und sagte:
»Also deshalb sind meine Herren nicht heraufgekommen ... Na, ich hab' ihn ja auch noch nicht gesehen, den Husaren-Albert.«
Die drei Herren stiegen die kurze Treppe zum Tresor hinab.
Von den Kriminalbeamten standen zwei im Vorraum des Tresors. In diesem selbst war der Assistent Nebeltau und ließ sich von Husaren-Albert den Hergang des Einbruchs erzählen.
Kommissar Flatterer meldete sich bei seinem Chef, verneigte sich dann vor dem Generaldirektor und bat, die leider notwendige Störung zu entschuldigen. Er hatte bisher mit dem Prokuristen Ostermann gesprochen, der sich jetzt neben dem Kriminalwachtmeister Koller hielt, der für seinen erschossenen Kollegen Vogel eingesprungen war.
»Ich möchte gern von dem Manne da«, der Konsul deutete auf Holtbuer, »selber hören, wie sie das ›Ding gefingert‹ haben ... So heißt doch der Fachausdruck, nicht wahr?«
Dabei trat er mit seinen Begleitern auch in den Tresor. Ostermann meinte kopfschüttelnd:
»Es ist fabelhaft, was die Leute geleistet haben!«
Der Kommissar nickte bedeutungsvoll:
»Ja ... wenn man diese Arbeitsenergie und diesen mächtigen Willen zur Tat in eine reguläre und ehrliche Beschäftigung umsetzen könnte, das gäbe Leistungen, die, glaube ich, so niemals produziert werden.«
»Ganz recht, Herr Kommissar. Splittericht ist mein Name!« – Der Detektiv und sein aktiver Kollege reichten sich die Hände. »Nur eins möchte ich mir erlauben zu bemerken ... und Sie haben es eigentlich schon selber gesagt: Warum sind denn solche außerordentlichen Leistungen nicht oder doch nur ganz selten in der Welt vorhanden? – Offenbar darum, weil der Verbrecher unter einem seelischen Hochdruck arbeitet, den der Normalmensch bei seiner Tätigkeit nicht aufbringen kann.«
Der Konsul zog sein Zigarrenetui und bot Husaren-Albert eine große dunkle Havanna an. Das hatte nur gefehlt, um den ehemaligen Steinschläger in die beste Laune zu versetzen. Er berichtete nun rückhaltlos, wie sich hier unten in der Nacht vom Sonntag zum Montag alles zugetragen hatte.
»Sonnabend haben wir angefangen ... natürlich, die ›Annonce‹ hatten wir schon früher.«
»Woher, von wem denn?« fragte Splittericht.
Der Einbrecher fuhr mit einer drolligen Gebärde fort:
»Aber ich hab's Ihnen doch schon gesagt, Herr Doktor! Ich weiß es nich ... eines schönen Tages haben wir uns beide getroffen, der Leutnant und ich, bei die schwarze Alma in de Boyenstraße. Und da meinte er, er hätte was, 'ne Kassore, die alle Sprachen spricht, sagte er. Nu war der Zalewski 'n Schmuser, dafür war er ja bekannt! Ich habe also gar nischt drauf gegeben. Aber er ließ nicht locker und hat mir die ganze Sache auseinandergepolkt, mit dem Gang unter die Straße und Durchbrach durch die Mauer ins Haus und ran an'n Tresor! ... Ich hatte weiter nischt zu tun wie zu buddeln! Den Stollen sollte ich graben. Und dafür sollte ich 'ne halbe Million kriegen. Anderthalb Millionen waren drin in dem Kasten. Die eine halbe der Leutnant, die andere ich und die dritte für den, der die Winde geschoben hat.«
»Finden Sie sich da durch, Herr Konsul?« fragte der Oberregierungsrat.
»Ach ja, es macht sich. Jedenfalls ein sehr interessanter Film!«
Holtbuer sah augenzwinkernd herüber und erklärte weiter den Einbruch:
»Die Nacht vom Sonnabend zum Sonntag habe ich wie ein Pferd gearbeitet. Is ja gar nicht so leicht, fünf Kubikmeter Erde rauszuholen. Den Sonntag über konnten wir nichts machen, das war zu gefährlich. Es macht doch Radau! Aber Sonntag nacht um zwölfe, da waren wir durch die Mauer unten in'n Luftschacht ...«
»Wieso konnten Sie denn die Lage des Luftschachtes so genau bestimmen?« fragte Kommissar Flatterer.
Der Einbrecher hob die mächtigen Schultern, so daß sein Kopf tief dazwischen stak. Er grinste:
»Wenn ich das wüßte, Herr Kommissar! 's stand in der ›Annonce‹. Und wo der Zalewski die her hatte ...«
»Gut, ich weiß, darüber wollen oder können Sie uns nichts sagen.«
»Können, Herr Kommissar, können! Warum sollte ich Ihnen denn den Gefallen nicht tun und 's sagen, wenn ich was wüßte? Aber ich weiß es nich. Und wenn ich's mir heute richtig überlege, denn kann ich mir's auch sehr gut erklären, warum der Zalewski nischt gesagt hat.«
Sämtliche Anwesenden horchten auf:
»Ja«, sagte der athletisch gebaute Mensch im grauen Sportpelz nach einem tiefen Zug aus der edlen Zigarre, »der Lump, von dem die ›Annonce‹ ist, der hat sich das alles genau überlegt. Mich hat der Zalewski extra ausgesucht auf den andern seine Veranlassung hin, weil ich, so breit, wie ich bin, nicht in den Luftschacht da reinpasse ... und der Zalewski trug sein Todesurteil schon in die Tasche. Ja, ja, meine Herren, der Hund, der uns da reingeschickt hat, der hat sich das schön ausgerechnet! Er wußte, der Mensch kommt in Schweiß bei solche Arbeit. Und wenn da'n Tablett mit 'ne Wasserkaraffe und mit'n Glas steht – jetzt is es nich mehr da, aber ich konnt's ja sehen durch die Luftklappe! Der Doktor«, er drohte scherzend mit dem Finger zu Splittericht hin, »der hat's beiseite geschafft, damit das Zeuch nicht rausgewaschen wird.«
»Dann ist der Mörder ja aus der Bank gekommen.«
Alle drehten sich nach dem ersten Prokuristen um.
»Ja.«
Hell, fast jugendlich klang die Stimme des Herrn Ostermann durch den Raum: »Wenn das wahr ist, was der Mann da eben gesagt hat, dann muß der Mörder ja aus unserer Bank gekommen sein! Mit anderen Worten, er muß die Schlüssel nicht nur zur Eingangstür des Banklokals, sondern auch die zum Tresor gehabt haben!«
Eine Weile blieb nach diesen Worten alles im Raume still.
Da lachte Holtbuer laut und ungeniert:
»Und das merken Sie jetzt erst, meine Herren? Darüber habe ich schon die ganze letzte Nacht nachgedacht, daß der Mörder einer aus Ihrer Bank ist ... oder daß er sich wenigstens die Schlüssel von Ihnen geholt hat.«
Dem Konsul Lindström rann es kalt über den Rücken. Den Verlust des Geldes, soweit er ihn betraf, hätte er verschmerzt. Aber daß es unter seinen Leuten, unter den Angestellten seiner Bank einen Menschen gab, der nicht nur ein gefährlicher Dieb und Einbrecher, nein, der auch ein kaltblütiger Giftmischer war, das wollte ihm nicht in den Sinn.
Es war zuviel auf einmal, was über ihn hereinbrach. Von der unablässigen Sorge um seine Tochter, um Marion gequält, litt er maßlos.
»Ich möchte mich zurückziehen, Herr Doktor«, sagte er leise zu Splittericht, »entschuldigen Sie mich, bitte, bei den Herren.«
Als er nicht mehr in seiner gewohnten straffen Haltung hinaufstieg, schloß sich ihm Doktor Hempelmeier an:
»Mein Bedarf ist auch gedeckt. Wer weiß, was da noch alles zutage kommt!«
Splittericht wandte sich an den Kommissar Flatterer:
»Ich war der erste, der das Verbrechen entdeckt hat, Herr Kollege. Ich war auch zuerst hier unten im Tresor. So hab' ich einwandfrei festgestellt, daß der Mörder des Zalewski von den Räumen der Bank aus in den Tresor gegangen ist – sehr wahrscheinlich kurz bevor der Einbruch von der Straße her stattfand –, daß er das Tablett mit dem Rauschgift geholt und in den Tresor gestellt und es nach dem Morde ebenso wieder fortgebracht hat.«
Herr Ostermann, der mit Henderson und den beiden Unterbeamten neben der Einbruchsstelle stand, wo Husaren-Albert an der Breite seiner Schultern zeigte, wie unmöglich für ihn ein Eindringen in den Tresor gewesen sei – Herr Ostermann trat an Splittericht und den Kommissar heran:
»Verzeihen Sie, meine Herren, mir erscheint als das Wesentlichste zur Aufdeckung des Verbrechens die Frage nach dem Tresorschlüssel.«
»Ja«, sagte Splittericht, »darüber sprach ich eben mit dem Herrn Kommissar. So weit ich orientiert bin sind die Schlüssel zum vorderen Eingang der Bank während der Nacht bei dem Kassenboten Matschunke und dem Lehrling Winter. Die Duplikate hat der Herr Generaldirektor selber draußen in seiner Villa in einem eingemauerten und, wie ich mich überzeugt habe, nur durch brutale Sprengung angreifbaren Safe. Also diese vier Schlüssel dürfen wir damit ruhig außer Betracht lassen. Um aber von hier vorn, von der Flinsberger Straße, in die Bank zu kommen, kann man sich auch eines oder zweier Nachschlüssel bedienen. Der Eingang ist zwar mit einem Scherengitter geschützt, aber auch das ist für einen geschickten Schränker nicht schwer zu beseitigen. Ich ebenso gut wie Sie, Herr Kommissar, wir kennen Leute, die, wenn man ihnen Zeit läßt, Nachschlüssel anfertigen, mit denen man jedes Schloß aufkriegt.
Nun gibt es aber noch einen zweiten Eingang zur Bank, und zwar vom Harlemer Platz aus. Die Schlüssel zu dieser mit schwerem Stahlpanzer versehenen Tür hat einmal der Herr Konsul draußen in Westend in seinem Safe, zum andern hat diese zwei Schlüssel der Hauptkassierer Reese.«
Der Doktor-Kommissar schwieg, und die beiden anderen Herren blieben einen Augenblick ebenfalls still. Aber dann schüttelte Herr Ostermann unmutig sein wohlfrisiertes Haupt:
»Nein, das ist ganz ausgeschlossen!«
»Daß der alte Herr Reese der Täter ist? ... Das hat wohl auch keiner von uns angenommen. Ich erwähne nur die Tatsache. Ich glaube nämlich, daß der Mörder und der Urheber des ganzen Verbrechens nicht von der Flinsberger Straße, sondern vom Harlemer Platz her die Bank betreten hat ... der Eingang vom Harlemer Platz geht, wie Sie wohl wissen, durch einen Hausflur, dann über einen kleinen Hof und von dort zu einem zweiten, sehr engen Flur, der links in den Heizkeller hinabführt, während rechts die nicht sehr breite Treppe zu den Stockwerken hinaufgeht. Im Erdgeschoß ist kein Eingang zur Bank vorhanden, wohl aber im ersten Stock. Und das ist der Eingang, zu dem Herr Reese die Schlüssel hat. Und zwar hat er sie deswegen, weil er, ein unermüdlicher und gewissenhafter Beamter, sehr oft über die Bürozeit hinaus tätig ist. Das war er auch am Sonnabend, wo er erst nach neun Uhr die Bank verlassen hat – durch den Ausgang nach dem Harlemer Platz.«
»Seltsam«, wunderte sich der erste Prokurist, »da ist man nun Jahre lang in dem Hause und hat von all solchen Dingen keine Ahnung. Daß Reese oft länger arbeitete, daß wußte ich ja, aber ob er vorn oder hinten rausgegangen ist ... wirklich, wir denken alle nur an uns, bis dann plötzlich irgend solche tolle Sache neben uns aufkracht, daß wir schaudernd dabeistehen.«
Kommissar Flatterer bekräftigte das mit den Worten:
»Natürlich, selbst wir Polizeibeamten, die wir doch an Katastrophen und Verbrechen aller Art gewöhnt sind, wir gehen, was unser eigenes Leben betrifft, blind und sorglos an den Dingen vorüber.«
Ostermann zündete sich eine Zigarette an und bot auch dem Kommissar Flatterer sein goldenes, feinziseliertes Etui:
»Ja, damit wären wir nun in der Bank – oder vielmehr dieser große Unbekannte wäre drin. Aber wie ist er in den Tresor gekommen? ... Sie werden sagen: Natürlich mit dem Tresorschlüssel. Den hatte doch aber, soviel ich weiß, überhaupt nur der Kollege Reese.«
»Nein«, erwiderte Splittericht, »auch da ist ein Duplikat vorhanden, und diesen zweiten Tresorschlüssel hat ebenfalls der Herr Konsul in seinem Safe zu Hause in der Villa. Man pflegt sonst das Duplum des Hauptschlüssels in die Tresorwand an geheimer Stelle zu vermauern. Ob das hier in diesem Fall mit einem dritten Schlüssel geschehen ist, weiß ich nicht. Den zweiten hat, wie gesagt, Herr Reese. Er trägt ihn in einer in den Rock genähten Ledertasche bei sich, ebenso wie den Schlüssel zu dem kleinen Geldschrank, in dem die anderthalb Millionen lagen. Also am Tage hat Reese die Schlüssel in der Ledertasche. Nachts schließt er sie in eine Kassette, die auf dem Nachttisch am Kopfende seines Bettes steht. Und in dieser Kassette liegen wohl auch die Schlüssel zum Hinteraufgang der Bank.«
Ostermann nickte:
»Gut! Aber wie steht es mit der Stellziffer auf der Schloßscheibe ... von der haben doch überhaupt nur Herr Reese und der Generaldirektor Kenntnis?«
»Ja«, sagte Herr Flatterer, »durch diese stets geheimgehaltene Stellziffer wird die Sache noch komplizierter.«
Splittericht stimmte zu:
»Ich habe das alles eingehend mit dem Herrn Konsul besprochen, und Herr Lindström hat selbstverständlich mit dem Hauptkassierer darüber geredet. Aber der alte Herr ist derart mitgenommen und war, wenigstens gestern, noch so durchaus verhandlungsunfähig ... da war in der Tat wenig zu machen. Um so weniger, als der Generaldirektor selbst seinen Kopf mit anderen Dingen so voll hat, daß er sich der Diebstahlssache gar nicht eingehend widmen konnte. Soviel ich gehört habe, kann sich Reese selbst absolut nicht erklären, wie die Schlüssel aus der Kassette von seinem Nachttisch fortgekommen sein können. Daß sie gestohlen worden sein müssen, das ist ja klar. Das sieht ja wohl Reese selber auch ein, wenn er es auch vorläufig noch nicht zugeben will. Denn – mit dem Schlüssel des Direktors kann der Tresor nicht aufgeschlossen worden sein, weil der bis gestern morgen in dem vollkommen diebessicheren Safe in der Villa lag. Es besteht also gar keine andere Möglichkeit, als daß Reeses Tresorschlüssel benutzt worden ist. Ob der Dieb auch den Schlüssel zum Hinterausgang der Bank entwendet und rechtzeitig wieder an seinen Platz gelegt hat ... ja«, der Doktor-Kommissar hob zweifelnd die Hände, »darüber kann ich auch nichts sagen.«
»Wir stehen also«, meinte Ostermann, »noch an derselben Stelle und vor demselben Rätsel.«
Die Herren schwiegen. Sie sahen einander an, alle drei hatten das Gefühl, daß über dieses scheinbar so undurchdringliche Geheimnis mancherlei zu sagen wäre, was den Schleier am Ende ein wenig lüften könnte.
Splittericht, der sich leicht gegen Ostermann verbeugte, sagte zu dem Kommissar:
»Ich muß noch mal zum Herrn Oberregierungsrat, sonst läuft er mir fort ... ich habe noch einiges mit ihm zu besprechen.«
Damit verließ er die beiden Herren und ging hinüber zu Herrn Henderson, der sich jovial mit Husaren-Albert unterhielt.
»Darf ich mich Ihnen nachher anschließen, Herr Oberregierungsrat, oder haben Sie hier noch zu tun?«
»Nein, ich wollte gerade gehen, lieber Doktor.«
Er sprach ein paar Worte mit den beiden Unterbeamten, nickte dem Einbrecher zu und stieg mit Splittericht die kleine Treppe zu den Schaltern hinauf.
Vorhin war es den Kriminalbeamten gelungen, Husaren-Albert in das Bankgebäude hineinzubringen, ohne daß das Publikum etwas merkte. Aber in den zwei Stunden, die seitdem vergangen waren, hatte das Gerücht, es werde hier ein Lokaltermin abgehalten, wie Flugfeuer um sich gegriffen. Bis weit hinauf in die Flinsberger Straße und ebenso auf dem Harlemer Platz standen die Menschen wie Mauern. Sie wollten alle den Einbrecher sehen.
Da nun Vernehmung wie Besichtigung beendet waren, mußte man Albert Holtbuer wieder nach dem Alexanderplatz zurückführen.
Kommissar Flatterer beorderte vom nächsten Revier eine sechs Mann starke Sipo-Patrouille, die die Straße, während Husaren-Albert ins Auto stieg, einigermaßen frei halten konnte.
Ein paar junge Kerle schimpften und drohten, Weiber kreischten und Jungens drängten zwischen den Sipos durch, ein ganz kleiner blieb, mit den Händen in den Hosentaschen, stehen und meinte:
»Donnerwetter, der hat aber was auf'n Kasten!«
Da lachten die Leute. Husaren-Albert sah nach rechts und links, ein breites Grinsen zog um seinen Mund. Dann stieg er, gnädig nickend, in das geschlossene Auto ... Der Schofför hupte ein paarmal, und die Menschenmauer wich nach beiden Seiten vor dem davonfahrenden Wagen zurück.