Josef Hofmiller
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Josef Hofmiller

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Die Wachau

(1927)

In den Tagen der Obstbaumblüte wüßte ich kaum ein lohnenderes Reiseziel als die Wachau, und innerhalb der Wachau kein besseres Standquartier als das alte Krems. Wer noch nicht in der Wachau war, in Stein und Mautern (das mutaren des Nibelungenliedes), Stift Göttweig, Gföhl, kennt einen der gesegnetsten deutschen Gaue nicht. Die Wachau ist das, was vor hundert Jahren der Rhein war: ein unberührtes Stromland mit Burgtrümmern auf schroffen Felsen, alten Städten und Klöstern. Wer einmal dort war, den treibt es immer wieder hin. Oben auf dem Felsen von Dürenstein zu stehen, die große Schleife der Donau tief zu Füßen, unmittelbar unten das malerische alte Städtchen mit der feinen Barockkirche – es ist ein Gefühl wie es vielleicht Arnim und Brentano empfanden, wenn sie auf Bacharach niederblickten. Es gibt wenig so köstliche Wanderungen, als mit dem ersten Zug von Krems nach Spitz zurück, und dann zu Fuß wieder bummeln bis Krems und, so oft man Lust hat, in einer der alten Weinstätten einkehren und einen Schoppen »Heurigen« oder »Alten« genießen. Der Liebhaberfotograf vollends weiß nicht, wo er anfangen soll; an ein Aufhören ist überhaupt nicht zu denken.


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