Unbekannte Autoren
Tausend und eine Nacht. Band V
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Der Weber, der höher hinaus wollte.

»Es lebte einmal in einem Flecken ein Weber, der nur mit Mühe seinen Unterhalt verdiente. Da traf es sich einmal, daß ein reicher Mann in seiner Nachbarschaft ein Festmahl ausrichtete und die Leute dazu einlud, unter denen sich auch der Weber befand. Als dieser nun sah, daß allen Leuten in feiner Kleidung auserlesene Gerichte vorgesetzt wurden, und daß der Hausherr sich mit ihnen um ihres schönen Putzes willen zu schaffen machte, sprach er bei sich: »Wenn ich mein Handwerk mit einem andern vertauschte, durch welches ich leichter mein Brot verdiente und reichern Gewinn erzielte, so würde ich viel Geld zusammenbringen und mir kostbare Kleider kaufen, so daß ich dadurch mein Ansehen erhöhte und in den Augen der Leute groß dastände.« Bald darauf sah er, wie einer der beim Festmahl anwesenden Gaukler eine hohe Mauer erstieg, sich von derselben herabstürzte und dann wieder aufstand. Da sprach er bei sich: »Ich muß dies auch thun und werde es gewiß fertig bringen.« Alsdann stieg er auf die Mauer und stürzte sich hinab, doch brach er sich, als er unten anlangte, das Genick und starb.

Ich erzähle dir dies nur, damit dich nicht die Gier packt und du nach etwas trachtest, was nicht deine Sache ist.« Ihr Gatte erwiderte ihr jedoch: »Nicht jeder Weise bleibt durch seine Weisheit heil, und nicht jeder Thor kommt durch seine Thorheit um. Sah ich doch, wie manch ein geschickter Schlangenbändiger, der seine Kunst sehr wohl verstand, von der Schlange gebissen und getötet wurde, während ein anderer, in dieser Kunst unerfahrener, Schlangen bändigte, ohne mit ihrer Weise näher bekannt zu sein.« So folgte er nicht seiner Frau, sondern verkaufte den Stoff, und verfuhr in dieser Weise, indem er von den Dieben gestohlenes Gut unter seinem Preise kaufte, bis der Verdacht auf ihn fiel, und er umkam.

 


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