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Hundertundzweiundfünfzigste Nacht.
Es lebte einmal ein Sakerfalk, der in den Tagen seiner Jugend ein trotziger Tyrann war, vor dem sich die wilden Tiere und Raubvögel fürchteten und vor dessen Unheil niemand sicher war, so daß sich viele Geschichten von seiner Tyrannei und Gewaltthätigkeit erzählen ließen. So lange dieser schädliche Falk jung war, jagte er allen andern Vögeln nach, als aber die Jahre über ihn hingestrichen waren, und er schwach geworden war und hungern und sich nach dem Schwinden seiner Kraft um so schwerer anstrengen mußte, ging er mit sich zu Rat und beschloß den Versammlungsort der Vögel aufzusuchen und die Abfälle ihres Mahles zu fressen, so daß er nun seinen Unterhalt nach dem Verlust seiner Kraft und Stärke durch List gewann.
In gleicher Weise aber steht es mit dir, o Fuchs. Hast du auch deine Kraft verloren, so hast du doch noch deine Schlauheit behalten, und ich zweifle nicht, daß du nur nach meiner Freundschaft verlangst, um dir deinen Lebensunterhalt beschaffen zu können. Ich werde deshalb meine Hand nicht in die deinige legen, dieweil Gott meiner Schwinge Kraft, meiner Seele Vorsicht und meinem Auge Schärfe verliehen hat. Wer sich einem Stärkeren gleich dünkt, der ermüdet und kommt leichtlich um, und ich fürchte, du willst dies thun, und es möchte dir wie dem Sperling ergehen.« Da fragte der Fuchs: »Wie erging es denn dem Sperling? Um Gott, ich beschwöre dich, erzähl' es mir.« Und der Rabe erzählte: