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Wie langweilig war es! wie die Tage lang wurden an dem kleinen Hofe, wo die in Trauer gekleideten Reichsräte in den Lehnsesseln gähnten und vor sich hinstierten, als ob sie darüber grübelten, wie es käme, daß sie gleiche Schuhe an beiden Füßen hatten und nicht Stulpenstiefel auf dem einen und Seidenschuhe auf dem anderen. Und dann gähnten sie wieder – und draußen auf der Treppe gähnten die Kammerdiener, und unten in der Küche versuchten die Küchenjungen mit dem Finger den Teig und sagten zueinander: »Ist er jetzt säuerlich genug, damit die hohen Herrschaften hinreichend saure Grimassen schneiden?«
Vor den schwarzen Karossen sattelten die Kutscher ihre Pferde, mit schwarzen Federn und Schleifen. Schwarze Stoffe wurden auf allen Tischen zugeschnitten oder genäht. In der Kirche zu Graamunkholm, wo der alte König beigesetzt worden war, hingen noch die schwarzen Baldachine und Tapeten, und das Königsgeläut war von der Stadt aus weit hinaus ins Land zu hören. Als schließlich der Krönungszug über die beschneiten Straßen daherschritt, gingen alle in Trauer, nur der junge König trug seinen Purpur.
Der Widerhall der letzten Freudensalven war kaum über die »Tyskbagarberge« hinweggerollt, als dieselbe unerträgliche Langeweile sich in den düstern Weihnachtstagen wieder am Tore niederließ.
An einem trüben Mittag stampfte der Küchenmeister der Königin auf den Boden. In den Händen hielt er eine Büchse mit eingemachten Tomaten.
»Ach du lieber ...! Heute gibt es was zu tun. Seine Durchlaucht, der Herzog von Holstein, der bald hier zu erwarten sein soll, hat da eine köstliche Gabe geschickt! Ihre Majestät und Fräulein Greta Wrangel haben schon die Früchte gekostet, und Tessin, der weitgereist ist, kommt selber herunter in die Küche, um uns beim Anrichten zu helfen. Steht nicht und gafft, ihr Jungen! Mit den Lumpen an die Kasserollen! Putzt und reibt!«
Der kleine abgelegene Hof im äußersten Winkel der Welt hatte an diesem Tage etwas zu denken bekommen. Bei der Tafel wurde von nichts anderm als von den Tomaten gesprochen, und jeder hatte etwas über ihren Geruch und Geschmack zu sagen. Währenddessen wurde pokuliert, und die eingeladenen alten Reichsräte vergaßen ihre Launen und sagten einander drollige Liebenswürdigkeiten.
Nach der Mahlzeit faßte der König Reichsrat Lars Wallenstedt am Rockknopf und führte ihn wie einen pustenden, umstellten Bären in die Fensternische.
»Sage mir,« fragte der König ernst, »wie soll ein Fürst sich für sein Volk opfern? Jene Predigt im letzten Frühjahr geht mir nie aus dem Sinn.«
Wallenstedt hatte die Gewohnheit, wenn er redete, die Lippen aufzublasen, als ob er zu sagen dächte: Puh! An die frühreifen scharfsinnigen Fragen des Königs gewöhnt, antwortete er: »Ein Fürst soll alle kleinen Bedenklichkeiten opfern, alle Mächte um sich sammeln und seines Volkes Urbild und Wille werden. Wohl war es eine fromme Rede, die wir damals in der Kirche hörten; aber sagte nicht Seine Hochwürden Spegel, daß die Untertanen wie die Sklaven ihres Herrn sein sollen? Die Ratsherren und der Adel streiten jetzt nach dem Tode Eurer Majestät hochseligen Herrn Vaters nur um ihren Anteil an der Macht. Und Oxenstjerna und Gyllenstjerna und ... Na, – – – man horcht! Aber deshalb habe ich mich erdreistet, Euer Majestät Willen zu unterstützen, schon bei so jungen Jahren die schwere Regierungslast von den Schultern Ihrer Majestät der Königin-Witwe zu nehmen.«
Als Cronhjelm, der Lehrer des Königs, der in der Fensternische stand, die Worte von der Regierungslast hörte, schrieb er mit dem Finger an das angelaufene Fenster: Das Joch dünkte der Alten ebenso schön wie die Fontange.
»Ja, ja, lieber Wallenstedt,« antwortete indessen der König. »In mir habe ich auch allzeit gefühlt, daß mein Wille dazu mahnte. Auf Atlands Throne muß ein Mann sitzen. Das wollen ist ein wunderlich peinigendes Ding, was ist es? Heute fühlte ich, daß ich nach Kungsör reiten und Bären jagen will. Aber warum? Ich könnte ja gerade so gut etwas anderes wollen? Der Wille ist mir eine Fessel, eine fest um die Brust gezogene Kette, aus der ich mich nicht losringen kann. Sie ist der Herr, und ich bin der Knecht.«
Die Wachslichter waren schon angesteckt, als er in sein Wohngemach trat.
Auf dem Tisch stand der versiegelte eiserne Schrein, in den der alte König seine letzten geheimen und väterlichen Ratschläge niedergelegt hatte. Mehrere Tage waren verflossen, seitdem die verabschiedeten Reichsvormünder ihn aus ihren Händen gegeben hatten, aber er hatte sich nicht dazu entschließen können, sie zu öffnen. Wohl hatte er eines Nachts das Siegel heftig aufgerissen, dann aber von neuem geschaudert. Jetzt, heute Abend fühlte er, daß der Wille gekommen war.
Als er aber den Schlüssel in das rasselnde Eisen steckte, überfiel ihn wieder die alte Angst vor der Dunkelheit. Er sah des alten Königs zinnernen Sarg vor sich, der neulich seine Schaufeln Erde bekommen hatte, und es war ihm, als ob er jetzt Auge in Auge mit dem Toten stehen solle. Er rief Haakon herein und bat ihn, Holz in den Kamin zu tun. Unterdessen drehte er den Schlüssel um und schlug den Deckel zurück und wickelte mit eisigem Schauder das dicht beschriebene Papier auf.
»Nimm die Macht in eigene Hand,« stand da, »und hüte dich vor den großen Herren, die um dich sind, und von denen viele französische Mägen haben. Die am eifrigsten tuscheln, trachten nur nach eigenem Gewinn, und die besten stehen oft schweigend an ihrem Gartenbeet.«
Als er die ängstlichen und mißtrauischen Warnungen des Entschlafenen zu Ende gelesen, merkte er nicht, daß Haakon die Kammer bereits verlassen hatte.
Nun war er Herr über ganz Schwedenland! Die hohen Herren hatten sich vor seine Tür gedrängt, um ihn als mündig erklären zu dürfen. Wußten sie selbst, wann ihre Worte der Hoffnung auf Gnadenbeweise, wann sie rein ehrlicher Absicht entsprängen? Liebten sie ihn denn nicht mehr als den eigenen Sohn oder Bruder! Aber dennoch konnte er nicht vertraulich mit diesen Greisen reden, die ihre Worte wägten und überlegten. Und konnte er vertraulich mit seinen Altersgenossen, einem Haufen ängstlich höflicher Spielbrüder, reden, die nichts von den Geschäften des Tages kannten? Einsam ging er wie zuvor, und einsam wollte er das Zepter des alten Königs emporhalten. Nichts dürfte ihm über Schweden stehen, und von allen Königen Schwedens wollte er der größte und beste werden. Hatte er nicht aus den Händen des allmächtigen Gottes ein Zeichen dafür empfangen, da er schon so jung zum Fürsten erhoben ward, die vielen Jahre eines langen Lebens vor Augen? Das Alte, was sich den Zorn Gottes zugezogen hatte, war jetzt vorbei. Es sang in der Höhe, es jubelte von Trommeln und Trompeten. Er stand auf, und die Hand sank mit einem leichten Schlag gegen die Tischkante. Piper hatte recht. Piper hatte gesagt, Schweden sei ein großes Reich mit einem kleinstädtischen Hof am Ende der Welt. Damit sollte es ein Ende haben. Er hatte sich die Krone selbst aufs Haupt gesetzt und war mit ihr nach der Kirche geritten. Hatte er sie nicht schon von Gott in seiner Geburtsstunde empfangen, an jenem Junimorgen, da der helle Stern, das Löwenherz, sich über den östlichen Horizont erhob! Die Teppiche auf der Straße, in die die Hufeisen Löcher geschlagen, hatte er den Hauern geschenkt, daß sie sich damit schmückten, der Adel aber hatte zu Fuß gehen müssen, und die Ratsherren selber hatten die Baldachine getragen und ihn an der Tafel wie Lakaien bedient, warum sollte er heucheln, warum sollte er den Männern Ehre erweisen, die er nicht in seinem Innern ehrte? Hatte er denn überhaupt ein Manifest gegeben! Die Stände, aber nicht er, hatten zu schwören. Seinen Königseid hatte er im stillen nur Gott geschworen, als er vorm Altar stand. Jetzt war er Herr über ganz Schwedenland! Er ging an den Wandspiegel und prüfte zufrieden die kleinen Pockennarben in seiner Mädchenhaut und drückte mit den Fingern die Stirn in tiefe Falten. Darauf zeigte er in die Luft, setzte sich rittlings auf einen Stuhl und galoppierte durchs Zimmer.
»Vorwärts, ihr Jungen, vorwärts für euren König! Hopp, Brillant, hopp, hopp!« Er bildete sich ein, daß er über eine Wiese gegen den Feind reite und Hunderte von Kugeln gegen seine Brust schlügen, aber plattgedrückt ins Gras fielen. Rings auf den Höhen standen noch die Zuschauer, und in der Ferne kam selbst der König von Frankreich auf einem weißen Pferd und schwenkte den Hut.
Im Saale darunter standen noch die alten Großherren im Gespräch. Als sie den Lärm hörten, schwiegen sie einen Augenblick und horchten auf, Cronhjelm aber zeichnete am angelaufenen Fenster und brummte halblaut:
»Es ist nur Seine Majestät, die mit Regierungsangelegenheiten beschäftigt ist. Er denkt an die Gnadenbeweise für uns bei der Mündigsprechung.«
Wallenstedt blies die Lippen auf und gab ihm einen wütenden Blick. Als der König rund um das ganze Wohngemach galoppiert war, fiel ihm plötzlich etwas ein, und er ging zur Tür:
»Klinkowström!« rief er, »Klinkowström, kannst du mir sagen, weshalb ich gerade jetzt solch eine Lust bekommen habe, zur Bärenjagd nach Kungsör zu reiten?«
Klinkowström, ein muntrer Page mit roten Backen und lockrer Zunge, antwortete: »Weil es pechdunkel und ein vermaledeites Wetter, weil kein Bär aufgetrieben und somit die Jagd unmöglich ist. Soll ich wegen der Pferde und Fackelreiter Befehl geben?«
»Hast du irgendeinen besseren Vorschlag?«
»Alle anderen Vorschläge sind besser, aber ...«
»Nein, du hast recht. Wir müssen nach Kungsör reiten, gerade weil es unmöglich scheint und weil wir es wollen.«
Als nun der König eine Stunde später die Königinstraße hinaufritt, kam er dicht an einem Garten vorbei, der sich hinunter nach dem Friedhof der heiligen Klara erstreckte, bis zu einem gelb bemalten Haus. Eine alte Witwe, die Mutter Malin genannt, hielt da eine Herberge. Der Garten war mit einem Bretterzaun eingehegt, auf den die Schloßbaugesellen, wenn sie im Sommer ihren Becher bei Mutter Malin leerten, Triumphbogen und Obelisken und tanzende Italiener gemalt hatten. In der einen Ecke lag ein Gartenhäuschen mit Herd und Schornstein und mit einem Fenster nach der Königinstraße; das andere ging nach den Pflaumenbäumen und den beschneiten Blumenbeeten. Seit einigen Wochen hatte Mutter Malin täglich Essen nach dem Gartenhause getragen, aber keiner von ihren alten Kunden wußte mit Bestimmtheit etwas über den Gast, den sie da drinnen beherbergte. Auf einer Versteigerung in einer adeligen Familie, die von der Reduktion zu Boden gedrückt war, hatte sie für ihren Gast ein Klavier erstanden, und abends hörte man hinter den geschlossenen Läden fremde Melodieen spielen, von einer spröden, schwachen Stimme begleitet.
Als nun die Fackelträger des Königs nahten, stand gerade Mutter Malin an einer Ritze im Bretterzaun und guckte auf die finstere Straße hinaus.
»Er ist es selbst!« rief sie und pochte an die Gartenhaustür. »Der König kommt. Mach das Licht aus und guck durch das Herz im Fensterladen.«
Im gleichen Augenblick jagte der König im wilden Galopp vorbei.
»Wie schön er um die Wangen ist, der gnädige, junge Herr!« sagte sie und ging zurück nach der Herberge. »Und rein und heilig ist ja sein Leben. Aber warum mußte er Gott versuchen und mit eigenen Händen die Krone auf den Kopf setzen? Deshalb glitt sie ihm auch unterwegs vom Kopfe herab, und in der Kirche kollerte das Salbungshorn zu Boden.«
So verstrich die Nacht und ein Monat nach dem anderen, und in dem Garten grünten wieder die Kastanien und die Pflaumenbäume hinter Berberitz- und Johannisbeersträuchern, der Maibaum wurde aufgepflanzt, und der Hof zog vorbei nach Karberg
Neben dem König saß der Herzog von Holstein, der gekommen war, um dessen Schwester, die Prinzessin Hedwig Sofia, zu ehelichen und der unerträglichen Langeweile ein Ende zu machen. Als er am Gartenhaus vorbeizog, warf er zufällig einen Blick durch das weit offenstehende Fenster.
Am Abend kam ein Mann mit aufgestülptem Kragen und pochte behutsam an der Herberge, aber Mutter Malin betrachtete ihn mißtrauisch. – »Geh Er zum Teufel mit Seinem Kragen!« sagte sie.
Er lachte laut auf und sprach gebrochenes Schwedisch:
»Ich liege hier auf einer der deutschen Galeeren und will nur einen Schoppen Beerensaft bei dir haben! Schnell!«
Er steckte ihr einige Münzen in die Hand und puffte sie zur Seite, und sie war nahe daran, ihm einen Hieb zu versetzen, als sie aber die Silberstücke zählte, überlegte sie sich's. Sie stellte den Schoppen Saft auf die Erdbank im Hof und setzte sich selbst hinter einige der halbgeschlossenen Fensterläden, um den neuen Runden im Auge zu behalten. Er nippte ein wenig an dem Saft und zeichnete mit dem Absatz in den Sand und blickte sich um. Als er eine Weile so gesessen hatte und sich unbemerkt glaubte, stand er auf und schlug den Kragen nieder. Es war ein junger, schöner Herr von kühnem, munterem Aussehen, und langsam beschritt er den Gang.
»So eine Erzkanaille!« brummte Mutter Malin. – »Ich glaube, er stellt sich hin und poltert an die Gartenhaustür!«
Da die Tür verschlossen blieb, wich er einige Schritte zur Seite ans offene Fenster und schob ritterlicherweise den Hut unter den Arm. Danach setzte er sich aufs Fensterbrett und sprach leise und eifrig.
Da riß Mutter Malin die Geduld, und sie kam heraus. Sie betrat den Gang, drehte ein Garnende um die Finger und hielt den Kopf argwöhnisch gebeugt. Derweile grübelte sie über die Grobheiten, die sie sagen wollte. Aber als sie ein kleines Stückchen gegangen war, flog der junge Herr aus der Berberitzenhecke hervor und schrie im wildesten Zorn:
»Ja, altes Weib, marsch! Ich bin der Herzog von Holstein. Aber nie ein Wort davon!«
Mutter Malin war so verblüfft, daß sie sich nur nach allen Seiten drehte und sich auf die Kniee schlug. Noch als sie ins Haus zurückkam, schlug sie sich auf die Kniee und konnte nicht fassen, daß gerade sie in ihrer geringen Hütte so etwas Großes und Seltsames erleben sollte.
Hiernach geschah es oft an hellen Sommerabenden, wenn kein Windhauch in den Kastanien wehte, daß der Herzog nach dem Garten kam. Die Gartenhaustür wurde niemals geöffnet, wie zart er auch zu klopfen wußte, aber er saß auf dem Fensterbrett, und Mutter Malin, die dann und wann einen blanken Dukaten in die Rocktasche gesteckt bekam, tischte Wein und Saft auf und einmal sogar Rosinenkuchen, auf den sie mit Eiweiß geschrieben hatte: Prinzen Deinesgleichen gibt's in keinen Reichen.
Gerade diesen Abend blieb der Herzog länger als sonst, und aus dem Gartenhäuschen tönte das Klavier. Als er schließlich aufstand, um zu gehen, sagte er: »Macht, Macht! Nun ja, danach rufen alle, warum solltest du allein schweigen? Kannst du was dafür, daß dein Vater seinen letzten Sovereign verspielte! Ade, ade! verfehlst du den Löwen, so versprich, daß du hiernach dem Wolfe die Tür offen hältst!«
Der Herzog stand vor dem Fenster. Alles war lautlos und still, denn unten in der Herberge waren alle schon zu Bett.
»Du antwortest nicht,« fuhr er fort. »Ist das Bescheidenheit? Antworte mit einem Zeichen! Am Schlag auf dem Klavier bedeutet ›ja‹, aber schnippst du mit den kleinen Fingerspitzen, so bedeutet es ›nein‹, unwiderruflich ›nein‹.«
Zögernd ging er den Gang hinunter. Der Nachthimmel war hell und der Boden ohne Schatten, und er tastete in einem Stachelbeerstrauch, ohne irgendeine Frucht zu finden. Da klang leise ein Akkord vom Klavier.
Er drückte den Hut auf den Kopf, schlug den Mantel um sich und eilte mit muntern Schritten aus dem Garten hinaus.
Seit der Nacht wartete Mutter Malin vergebens in der Dämmerung, um dem hohen Herrn das Tor zu öffnen. In ihrem Unmut begann sie schließlich aus der Rocktasche die Dukaten heraufzuholen und zu zählen, und sie fluchte sich selbst, weil sie es nicht rechtzeitig verstanden hatte, noch mehr davon herauszulocken.
Nun war unterdessen eines Abends eine Barbierwitwe auf dem Friedhof der heiligen Klara beerdigt worden, und nachdem die letzten Fackelträger gegangen waren, blieben zwei Gesellen zurück, um Wache zu halten. Sie saßen auf den Brettern am Grabe und sprachen schlecht über das Trauerhaus.
»Strafe müßte sie zahlen! Die alte Schachtel lag im Sarg in einer Mütze aus Kammertuch mit langen Florbändern, gerade wie eine Adlige. Gewürze und Eingemachtes standen auf dem Tisch, aber uns haben sie nicht einmal einen Schoppen Dünnbier hergeschickt.«
»Ich sehe über die Mauer, daß es aus dem Herzen der Fensterläden bei Mutter Malin leuchtet. Wenn wir dahingingen und anklopften?«
Sie gingen hinaus auf die Straße, an das gelbe Holzhaus heran und pochten an das Blech.
Mutter Malin öffnete die eine Luke ein klein wenig.
»Ihr kommt gerade zu rechter Zeit, ihr Buben,« sagte sie, als sie die Gesellen erkannte. »Für Traktamente hat jetzt keiner Zeit, aber ein hübsches Stück Geld könnt ihr euch verdienen.«
Sie schob den Laden höher und sprach noch leiser:
»Hier habt ihr jeder einen Karolin. Ja, dreht ihn nur rund um, ihr Lausbuben, der hält's schon aus. Hier drinnen steht ein königlicher Page, der bald zu euch kommt. Beim Morgengrauen pflegen die Nachtvögel vom Hofe hier vorbeizureiten. Da macht ihr, als ob ihr den jungen Herrn umwerfen und prügeln wolltet, hernach nehmt ihr Reißaus. Das ist das Ganze.«
»Meinetwegen,« sagten die Gesellen und fingerten an den Münzen, »das Schlimmste wird sein, nicht im Eifer so darauf los zu hauen, daß es beißt.«
Sie kehrten zur Friedhofspforte zurück und warteten, und sie hörten Mutter Malin oben in der Kammer mit dem Pagen tuscheln.
Die Zeit wurde lang. Ein Stern funkelte in der Sommernacht über dem Leichenhause, der Nachtwächter rief auf dem »Brunkeberg«, und der Tag war nahe. Da knarrte und ächzte es auf Mutter Malins Treppe, und der Page, der mit den Knieen etwas einwärts ging und seine Rockknöpfe ordnete, kam zu den Gesellen herunter.
In einer Quergasse der Königinstraße hörte man Lärm und Pferdegetrappel. Zuvorderst ritt Klinkowström, der so betrunken war, daß er sich an der Mähne festhalten mußte. Hinter ihm waren der König und der Herzog von Holstein und etwa zehn Reiter sichtbar. Alle hatten den Degen in der Hand, und alle außer dem König waren im bloßen Hemd. Er war toll vor Trunkenheit und stieß mit dem Degen die Fensterscheiben ein, hob die Schilder ab und hieb auf die Holztüren ein. Jetzt gab es in der ganzen, weiten Welt keinen, dem er gehorchen mußte! Nun konnte er machen, was er wollte, was ihm nur einfiel, und niemand würde ein einziges Wort des Vorwurfs haben. Man sollte es nur wagen! Beim Abendessen hatte er die Schüsseln aus den Händen der Pagen geschlagen und die Croquantplätzchen auf die Anzüge der Kameraden geworfen, so daß sie wie von Schneebällen weiße Tupfen hatten. Jetzt war das Alte, Unerträgliche vorbei, die Greise konnten ja nach Belieben gähnen und sich bei ihren Schnupftabaksbüchsen räuspern. Sie hatten doch weiter nichts mehr zu bestellen als Narren zu sein. Dem Jugendmut und der Freude weihte er sein altes Bärenreich. Ganz Europa sollte staunen! Jetzt war er Herr über ganz Schwedenland! Inzwischen hatte sich der unbekannte Page an der Friedhofspforte auf den Boden gelegt, und die Gesellen kniffen und hieben nach Herzenslust und griffen ihm nach der Kehle.
»Wer da?« rief der König und setzte den Gesellen nach, die gleich zwischen Grabsteinen und Kreuzen dahinflohen. Er war ihnen dicht auf den Fersen und stach den einen mehrere Male in den linken Arm, so daß das Blut tropfte. Schließlich hoben sie zur Gegenwehr eine der Planken vom halbgedeckten Grab der Barbierwitwe. Da drehte der König lachend um und ritt zur Pforte zurück.
»Einer der Unsrigen? Was?« fragte er den Unbekannten, der wieder aufgestanden war. »Bist du so betrunken, daß du nicht einmal unsere Losung kennst: Schnupftabak auf die Perücken! Schadet nichts. Sitz auf bei unserm Freund Klinckan und halt ihn fest auf seinem Wallach, vorwärts!«
Singend und schreiend jagte die hemdbekleidete Schar weiter, Straßen und Hügel bergauf, und sie winkten und drehten den verschlafenen Menschen, die an die Türen kamen, eine Nase. Als die Scheiben beim Oberstmarschall Stenbock klirrten, ging der hochwürdige Alte selbst im Schlafrock ans Fenster und begann, sich verbeugend, darüber zu klagen, wie er schließlich dazu gezwungen werde, aus dem Reich zu fliehen. Aber der König riß ihm die Perücke ab und hieb sie mit dem Degen in zwei Stücke. »Das nenne ich leben!« rief der Herzog von Holstein. »Die Hüte in die Luft! Hebt euch in den Steigbügeln und pissiliert über die Pferdeköpfe hinweg! So ist's recht! Der Teufel hol' euch! Vivat Carolus rex succorum et scandalorum!«
Die Hemden blähten sich auf, die Hüte, die Perücken und die Handschuhe lagen auf der Straße, die Hufeisen sprühten Feuer, und die Pferde rasten dahin wie der Blitz.
Als die wilden Reiter zum Schloß zurückkamen, sprangen sie aus dem Sattel und ließen die Pferde laufen, wie sie Lust hatten. Oben auf der Treppe brachen sie den Leuchter entzwei und feuerten Pistolenschüsse auf eine Marmorvenus ab. »Vorwärts!« rief der König und stürmte mit seinem ganzen Gefolge in die Schloßkapelle hinein und hieb auf die Bänke los. Hier sollen sie mir am Sonntag Splitter in die Hosen bekommen!«
Der Herzog stieß auf den Boden und gebot Schweigen, und Klinckowström, der sich zum Würfeln auf die Altarbrüstung gesetzt hatte, hielt sich den Mund, um schweigen zu können.
»Liebe Zuhörer!« begann der Herzog. »Nichts würde dieses ernste Fest feierlicher machen, als wenn mein hoher und vielgeliebter Schwager in dieser Morgenstunde uns, seinen getreuen Dienern, einen Wink über die Wahl seines Herzens geben wollte. Laßt uns von den Freierinnen reden! Laßt uns an das Frauenzimmer von Bewern denken, das sich bis hier herauf rütteln ließ mit ihrem Mütterchen, obwohl nach dem Schloßbrand kaum Logement zu haben war. Uhu! sagt der Uhu. Nur acht kleine tulpenrote Sommer älter als Eure Majestät. Oder an die Prinzessin von Württemberg, die ihre Neigung schon dadurch zeigte, daß sie um Eurer Majestät hochseligen Herrn Vater warb, und die brustkrank ist. Nicht husten bei der Trauung! Oder an die Fürstin von Mecklenburg-Grabow, die, wie man sagt, auch mit ihrer Mutter im Reisewagen herbeieilt. Oder an die preußische Prinzessin, die nur so zwei ganz kleine Zuckerkörnchen-Jahre älter ist als die dänische Prinzessin, das tutelitukleine Goldvögelchen, das nur fünf kleine rosige Jahre älter ist. Alle sind sie ja daran, zu freien und ihre Konterfeis aufzufrischen und zu verschönen, sintemalen ihre Liebe ihnen schwere Qualen bereitet.«
Der König wurde verlegen und antwortete:
»Habe ich nicht immer gesagt, daß man vorm vierzigsten Jahre wohl nicht ans Heiraten zu denken braucht.«
Als der Herzog seine Verlegenheit merkte, blinzelte er mit dem Auge dem Pagen der Herberge zu und stieß wiederum auf den Boden.
»Wohlan! Der Schweden Majestät will seine gloire und die Liebe seiner Untertanen nicht mit anderen als mit Mannesmut und Freude teilen. Schnupftabak auf die Perücken! Wäre ich der Schweden Fürst, ich würde den Greisen einen Schrecken versetzen, indem ich auch die schönsten Jungfrauen und Dirnen zu meinen Gelagen beföhle. Potzausend! Sie müßten vor uns im Sattel sitzen und mit uns sein, bis der Hahn zum dritten Male krähte. Nein, ich kann nicht länger reden. Stemmt das Knie gegen die Bänke. Zerhaut und zerhackt! zerknickt und zerknackt! Stampft in den Boden! Herr Gott, bringt Wasser! Der König ist krank. Wasser oder Wein, nur Wein – Wein!«
Der König war blaß geworden und fuhr mit der Hand über die Stirn. Es machte ihm nichts, daß die anderen rot waren und wackelten. Im Grunde genommen liebte er vielleicht innerlich keinen von ihnen, was hatte das zu sagen, wenn sie sich gegenseitig betrunken nannten, nur sollte man niemals so etwas von ihm sagen dürfen, dem von Gott Erkorenen.
»Jetzt ist es genug, ihr Jungen!« sagte er und versuchte den Degen in die Scheide zu stecken, dann merkte er aber, daß er diese verloren hatte. Daher steckte er statt dessen die Waffe ruhig quer durch den Rockschoß und ging mit bestimmten Schritten der Tür zu.
Der Herzog kniff den unbekannten Pagen in den Arm und flüsterte und machte ein Zeichen mit der Hand. Der Page eilte sogleich dem König nach, öffnete ihm die Tür und folgte ihm die Treppe hinauf.
Ob ich wohl je wieder Wein kosten soll, – dachte der König. – Ich würde es nicht ertragen können, wenn man erzählte, daß ich mit der Zunge gelallt und die Pagen umarmt hätte. Weshalb würde ich dann wohl mehr geachtet werden als sie? Und der Wein schmeckt nicht so viel besser als Dünnbier. Es kommt auf die Gewohnheit an. Ein braver Weiser trinkt Wasser.
Sie gingen durch Treppen und Gänge und kamen schließlich zu seinem Schlafgemach. Hier warteten schon Wallenstedt und ein paar andere Herren. Wallenstedt blies seine Lippen auf.
»Um sechs Uhr morgens pflegt die Zeit zu sein,« begann er, »da wir Regierungsgeschäfte vortragen.«
»Wenn es Kriminalsachen gilt, ja,« antwortet der König, »aber sonst will ich keine Ratschläge bekommen, sondern tue und beschließe, wie mir recht scheint.«
Er griff nicht nach der Feuergabel wie sein Vater. Er war auf seine Würde ebenso wachsam bedacht wie eine edelgeborene Jungfrau auf höfische Sitte. Lächelnd und sich verbeugend, ging er gerade auf die Herren zu, so daß sie, rückwärts gehend, die Kammer verlassen mußten.
»Das ist unser Lohn dafür, daß wir ein Kind auf den Thron setzten,« bliesen sie schadenfroh Wallenstedt in die Ohren.
Der Page hatte inzwischen die Tür mit einem demütigenden Knall hinter ihnen zugeworfen. Dies gefiel dem König. Er stand an den Giebel des Himmelbetts angelehnt, neben dem Schrein, in dem der Vater Juwelen und Kostbarkeiten aller Art gesammelt hatte, und der jetzt aus dem Schatzgewölbe »der Elefant« heraufgeholt worden war.
»Wie heißt du?« fragte er den Pagen. – »Warum gibst du keine Antwort?«
Der Page atmete heftig und zottelte und zupfte an seiner Kleidung.
»Na, so antworte doch, Junge! Du weißt doch deinen eigenen Namen. Du drehst mir ja beinahe den Rücken, so daß ich dich nicht sehen kann.« Jetzt trat der Page in die Mitte der Kammer und hob die Perücke vom Kopf, warf sie auf den Nachttisch und antwortete:
»Ich heiße Rhoda ... Rhoda d'Elleville.« –
Der König sah, daß sie ein ganz junges Weib war, mit schwarzgepinselten Augenbrauen, das gelbe Haar war lockig und mit einer Zange gekräuselt, und eine leichte Schatten werfende Falte zitterte um ihren Mund.
Sie stürzte hervor und warf die Arme um seinen Hals und küßte heftig seine linke Wange.
Zum ersten Male entwich dem Sechzehnjährigen die Selbstbeherrschung. Es flammte vor seinen Augen, die Backen wurden grauweiß, und die Hände hingen willenlos. Er sah nur, daß der Pagenrock über der Brust offen war, so daß die Spitzen heraushingen. Sie hielt ihn noch fest in ihren Armen und drückte einen langen Kuß auf seinen Mund.
Er beantwortete ihn weder, noch wehrte er sich. Erst allmählich hob er die Hände und nahm ihre Arme wie einen Ring über seinen Kopf zurück. Danach ging er stotternd und sich tief und zierlich verbeugend zur Seite.
»Pardon, Mademoiselle!« – Er scharrte mit dem Fuß und schlug die Hacken zusammen und verbeugte sich bei jedem Schritt und ging weiter und weiter weg. – »Pardon, Mademoiselle, pardon!«
Wie genau hatte sie sich nicht vorher jedes Wort einstudiert, das sie ihm sagen wollte. Jetzt aber erinnerte sie sich an nichts. Sie redete ins Blaue hinein, ohne selbst zu wissen, was sie sagte.
»Gnade, Sire! Der liebe Gott ist excusiert, wenn er eine Vermessenheit wie die meine bestraft!«
Sie fiel auf ihre Kniee.
»Ich habe Sie à cheval gesehen, Sire – – – ich habe Sie von meinem Fenster aus gesehen. En rèvant habe ich Sie gesehen, ehe ich den langen Weg hier herauf antrat, als meinen héros, meinen Alexander!«
Er ging sofort auf sie zu und faßte sie unter dem Ellbogen und führte sie etwas altklug chevaleresk an einen Stuhl.
»Nicht so, nicht so! Sitzen, sitzen!«
Sie hielt seine Hand fest und runzelte die Stirn ein wenig und sah ihm klar in die Augen – – – und dann brach sie in ein klingendes, erleichtertes Lachen aus. »Na, Sie sind doch Mensch, Sire. Nicht eine Spur von Prediger. Sie sind von den Schweden, die ich getroffen habe, der erste, der versteht, daß die Jugend die Augen nach innen hat und nicht böswillig nach anderen schielt. Ihre Günstlinge trinken und würfeln und machen den Frauenzimmern ihre Aufwartung, ohne daß Sie etwas darüber sagen. Sie beachten es ja kaum. Lassen Sie uns von der Tugend reden, Sire.«
Ihre Parfüms, der Geruch ihres Haares, des Weibes ekelte ihn so heftig an, daß er nahe daran war, sich übel zu fühlen. Die Berührung ihrer warmen Hand ekelte ihn wie das Anstreifen an eine Ratte oder eine Leiche. Er kam sich beleidigt und gekränkt vor, sowohl als einsamer von Gott erkorener König wie als Mensch, dadurch, daß ein Fremder seine Kleider, sein Gesicht und seine Hände berührte. Ein anderer, sei es auch ein Weib, hatte ihn ergriffen wie eine Beute, wie einen eroberten Gefangenen, wer ihn anrührte, wurde ihm gleich zum Feind, mit dem er am liebsten gefochten, den er zur Strafe für die Majestätsbeleidigung zu Boden gestreckt hätte.
»Als ich noch ein Kind war,« fuhr sie fort, »verliebte sich mein Beichtvater in mich. Er rang die Hände und stritt mit sich selbst und plapperte Gebete, und ich spielte mit dem Narren und hielt ihn zum besten. Sire, wie anders sind Sie gegen ihn! Sie streiten niemals mit sich selbst. Sie sind einfach gleichgültig, Sire. Das ist das Ganze. Die Tugend ist bei Ihnen angeboren, so daß ich kaum weiß (sie lachte spielend), ob ich es überhaupt Tugend nennen soll.«
Er versuchte seine Hand freizumachen und wendete mehr und mehr Kraft an. Wie viel hatten nicht während der letzten Wochen der Herzog und die Pagen und die Kammerdiener ihm in die Ohren getutet von Freierinnen und schönen Mamsellen. War auch jetzt dieses Spiel hinter seinem Rücken? Konnte er denn gar keinen Frieden finden?
»Pardon, Mademoiselle!«
»Ich weiß, Sire, daß Sie ganze Stunden dasitzen und in den Tessinschen Kupferstichen blättern können, und daß Sie besonders Darstellungen mit hochgewachsenen Jungfrauen betrachten. Es ist vielleicht nur der estime für die Künste, den Sie von Ihrer Frau Großmutter geerbt haben, aber werden Sie immer so bleiben? Ich bin keine tote Darstellung, Sire.«
Während er sich immerfort verbeugte, riß er sich jetzt mit solcher Heftigkeit los, daß er gleichzeitig Rhoda d'Elville vom Stuhle riß.
»Nein, Sie sind ein lebendiger Page, Mademoiselle, und dem Pagen befehle ich in die Schloßkirche hinunter zu gehen und die Kameraden in das östliche Wohngemach zu schicken«
Sie sah mit einem Male, daß das Spiel hoffnungslos verloren war, und der schattende Zug um den Mund wurde tiefer und müder.
»Der Page hat zu gehorchen,« antwortete sie.
Als der König allein war, wurde er wieder ruhig. Nur dann und wann durchflammte seine Gedanken ein Flimmern des Grames. Das unerwartete Abenteuer hatte den Weindunst aus seinem Kopf gejagt, und er wollte nach den Begebnissen der Nacht nicht wie ein Weichling zur Ruhe gehen, sondern die Nacht durchwachen.
Er warf den Rock ab. In Hemdsärmeln, den Degen in der Hand, ging er zu den Kameraden in das östliche Wohngemach.
Es war mit getrocknetem Blut überspritzt. Die Dielen am Fußende waren braun von Blutlachen durchtränkt, und an den Porträts der Wände, denen die Augen ausgestochen waren, hingen Haufen von Haaren und altem geronnenen Blut.
Außerhalb der Kammer hörte man blöken. Ein Kalb wurde hereingeführt und mitten ins Zimmer gestellt.
Der König biß sich auf die Unterlippe, so daß sie weiß wurde, und mit einem einzigen sausenden Hieb schlug er dem Kalbe den Kopf ab. Mit blutunterlaufenen Nägeln warf er dann den Kopf durch das zerschmetterte Fenster hinunter auf die Vorbeigehenden.
Draußen vor der Tür flüsterte der Herzog indessen eifrig mit Rhoda d'Elville.
»Meinen hohen Schwager scheint also niemand aus seiner Halsstarrigkeit zu bringen. Der alte Hjärne – ›drollig ins Gesicht‹ – spricht davon, einen Liebestrunk zu brauen, aber der wird wenig helfen. Hätte er nicht die Kälte des Vaters geerbt, so würde er mit seinem Trotz Schwedens Borgia werden. Wird er nicht bald ein Halbgott, so wird er ein Teufel. Wenn so ein Vogel nicht Spielraum für seine Flügel findet, stößt er die Wände des eigenen Nestes um. Pst! Es kommt jemand. Vergiß nicht! Heute abend um neun Uhr bei Mutter Malin! Halte etwas Feigen und Rosinen in Bereitschaft!« Hinter ihnen auf der Treppe kam der alte Diener Haakon und führte zwei Ziegen. Er blieb plötzlich stehen und schlug die Hände in der Luft zusammen und seufzte voll Angst:
»Wozu haben sie meinen jungen Herrn gemacht! Niemals wurde solches im schwedischen Königsheim gesehen. Allmächtiger Gott, erbarme dich und sende nicht noch größeres Unglück als das bisherige, denn die Stille, die jetzt gekommen ist, können weder die Schweden ertragen noch ein solcher Fürst!«