Anastasius Grün
Der letzte Ritter
Anastasius Grün

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Der Streit am Grabe.Herzog Albrecht von Bayern-München und Georg von Bayern-Landshut, zugenannt der Reiche wegen seines Schatzes, um dessentwillen man ihn für den reichsten Fürsten in Deutschland hielt, Vettern, hatten einen Vergleich getroffen, daß, wenn einer von beiden ohne männliche Erben stürbe, der andere dessen Lande erben sollte. Diesem Vergleich, wie den alten Hausgesetzen zuwider vermachte Herzog Georg in seinem Testamente alle seine Lande seinem Schwiegersohne, Pfalzgrafen Ruprecht, Churfürst Philipps von der Pfalz Sohn. Herzog Albrecht, der davon Kenntniß bekam, wandte sich in der Stille an seinen Schwager, Kaiser Maximilian, und erhielt von diesem die Bestätigung seines auf jenen Vergleich gegründeten Successionsrechtes.
1503–1505.

 
Der Schatz zu Burghausen.

        Der Herzog Jürg von Baiern lag auf der Todtenbahr',
Kein Fürstenhut lag höhnend auf seinem greisen Haar,
Kein Sohn hat segenflehend dem Kranken ins Aug' geblickt,
Kein treues Weib dem Todten die Wimpern zugedrückt.

Wem sollen nun die Lande die Huldigung erneun?
Wer wird sich zu Burghausen des Fürstenschatzes freun?
Horch, Schild und Schwerter rasseln! Ist das sein Todtensang?
Seht, erzgewappnete Schaaren! Ist's der Leidträger Drang!

Albrecht von Baiern faßte des Todten Fürstenhut:
»So war's wohl auch sein Wille! Wem stünd' er auch so gut?«
Rupprecht der junge Pfalzgraf stürmt gen Burghausen an:
»Und hab' ich nur den Pelz erst, – hol' ich den Hut auch dann.«

Doch König Maxens Herold, der rief den Streitern zu:
»Legt nieder eure Waffen! Stört nicht des Todten Ruh!
Nicht gab die Friedenssatzung zum Spielball ich dem Reich,
Drum ruf' ich vor den Thron euch zum friedlichen Vergleich!«

Zu Maxens Füßen senkte Albrecht den Fürstenhut:
»Vor euren Thron, mein Richter, leg' ich mein Recht und Gut.«
Doch Rupprecht zu Burghausen lacht in den Bart hinein:
»Laß doch die eitlen Schwänke, du armes Königlein!«

Im Schatze zu Burghausen steht gülden Schrein an Schrein,
Drin blitzen Goldgeschmeide und farbig Edelgestein,
Und rings aus lautrem Silber steht, gleichsam wie zur Wacht,
Der Chor der zwölf Apostel in riesenhafter Pracht.

»Willkommen, ihr edlen Herren!« sprach zu dem Chor Rupprecht,
»Doch däucht mir, eure Sendung erfüllt ihr ziemlich schlecht;
Der Herr gebot euch: Ziehet in alle Welt hinaus!
Ihr aber hütet seit Jahren gemächlich schon das Haus.

Drum will ich jetzt euch senden, treu eures Meisters Wort,
Zu pilgern und zu pred'gen hinaus nach Süd und Nord!«
Zum zweiten Märtyrtode, in flackernd Flammengebraus
Ließ er die Zwölfe werfen und prägte Münzen draus.

Er sandte dann die Blanken hinaus in alle Ferne,
Ei, wie sie kräftig pred'gen! Wie hört man sie so gerne!
Als sie an Kuffsteins Pforte nur leise pochten an,
Gleich hatte Pinzenauer sie gastlich aufgethan.

Der Veste goldne Schlüssel sandt' er Herrn Rupprecht dar:
»Mein Fürst, ihr seid mir wahrlich ein Schlösser wunderbar!«
Da sandt' auch starke Mannen Böheim, das Land der Kraft:
»Für dich schwirrt unser Degen und unsrer Lanzen Schaft!«

Da kam der Henneberger: »Mein Arm gehöre dir!«
Da nahn die Leuchtenberger: »Dir flattert unser Panier!«
Und wie zu Petri Zeiten in Zions heil'gen Schooß,
Von nah und fern wallfahrtet es jetzt in Rupprechts Schloß.

»Heran nun, Max und Albrecht, ihr Streiter kühn und gut!
Den warmen Pelz hat Rupprecht, nun holt er sich den Hut!«
Ei, trotz'ger Graf, ob sicher auch heut vor Maxens Macht,
Kommt doch ein andrer Feldherr, an den du nicht gedacht!

In allen Landen Sieger, blieb unbesiegt er noch,
Sein Schloß ein hölzern Häuschen, unüberwindlich doch,
Er blickt dich an, er küßt dich, und du bist nimmer roth;
Der Feldherr, der dich fällte, der Feldherr heißt der Tod!

Wer ist an Rupprechts Sarge der Mann mit grauem Haar?
Man möchte meinen, er selber knie' an der eignen Bahr',
So grimm und trotzig blickt er und ballt die Faust mit Macht;
Nur scheint's, als hab' ihn Kummer gealtert über Nacht.

Das ist des Pfalzgrafs Vater. Jetzt sprang er auf und wand
Das Schwert dem todten Sohne rasch aus der kalten Hand:
»Ach! nimmer deine Wangen, dein Schwert doch färb' ich roth!
Auf, auf, mir nach, ihr Krieger, der Rupprecht ist nicht todt!«

 
Die Böhmerschlacht.

                      Es sank im fernen Westen die Sonne allgemach,
Da sah sie stehn zwei Lager im Feld vor Mengesbach;
Da sah sie auch zwei Gletscher ein schönes Thal umstehn,
Die rollend, donnernd morgen als Lavinen niedergehn.

Still wie Karthäuserklausen lag eins der Lager dort,
Gerüstet stehn die Schaaren, doch tönt kein hörbar Wort.
Zwei Männer wallen prüfend ernst durch die stillen Reihn,
Max scheint der Männer einer, der andr' Albrecht zu sein.

Im andern Lager drüben, da ging's gar lustig her,
Da sang es, und da klang es, als ob's just Fastnacht wär';
Der Eine schleift am Schwerte, der Andre schnarcht dazu,
Der Dritte kos't sein Schlachtroß: o wärst mein Schätzel du!

Der Pfälzer saß beim Weine, der Böhme lag beim Bier,
Da sah durch schwarze Wolken der bleiche Mond herfür;
»Wie der heut blinzelt droben, der weichliche Kumpan,
Fast wie ein zartes Mägdlein, das Blut nicht schauen kann!«

»Ja, Blut gilt's morgen, Brüder!« – »Stoßt an, auf Böhmens Heil!« –
»Drei deutsche Memmen fress' ich!« – »Vier nehm' und auf mein Theil!« –
So schrien die wilden Zecher und stießen an mit Macht,
Es klirrten laut die Becher weit durch die ernste Nacht.

Und höher wallt' im Osten der Mond nun allgemach
Und sah die beiden Lager im Feld vor Mengesbach,
Sah fern auch ruhn zwei Brüder in süßer Schlummerlust;
Des Einen Dolch steckt morgen dem Andern in der Brust.

»Ihr böhmischen Musikanten, wohlan, spielt auf zum Tanz!«
Da drehten sich die Zecher im lustigen Wirbelkranz.
»Horch, horch! Trompet' und Trommeln!« – »Ihr Narrn, was fällt euch ein?
Wer krächzt da mit Trompeten so läppisch zum Flötenreihn?«

Und wieder, horch! Ein Mörser, laut donnernd, kracht im Feld!
Da sprang der alte Pfalzgraf empor in seinem Zelt:
»Wohl kenn' ich diese Stimme, 's ist Maxens Nachtigall;
Die singt ihr Lied im Vollmond! Das weckt mit schmetterndem Schall!«

Die Mörser donnerten lauter, und Schwerter prasseln drein:
Wir wollen euch Eins singen und musiziren fein!
Und »Max und Albrecht« ruft es, und immer tiefer bricht's
Herein ins wirre Lager, wie Schrecken des Weltgerichts.

Drin strömt es aus den Zelten und rennt nach Schwert und Schild;
Sankt Nepomuk, zu Hülfe! Sankt Wenzel, sei uns mild!
Der Eine statt des Helmes nimmt rasch vom Herd den Topf,
Der Andre zerschlägt die Geige am ersten besten Kopf.

Doch wüthend focht der Pfalzgraf, für Zwei hieb er im Kreis!
Führt wohl des Sohnes Schatten den Arm dem Heldengreis?
Jetzt sammelt rings sich wieder sein kühnes Kriegsvolk dicht,
Wo Böhmen je noch kämpften, fehlt's auch an Hieben nicht.

Wer liegt dort unterm Rosse, umras't vom Lärm der Schlacht?
Hilf Gott, das ist der König, von Speeren rings umwacht!
Wer bahnt, ein Rettungsengel, zu ihm sich mit dem Schwert?
Herr Erich ist's von Braunschweig, von Kampf und Sieg verklärt!

Die Mörser schweigen mählich, Staub wirbelt durchs Gefild,
Da schlug der Fürst gerettet empor die Augen mild;
Albrecht und Erich standen jetzt frohentzückt vor ihm,
»Wir siegen!« riefen Beide mit freudigem Ungestüm.

Da drückte seinem Retter der König mild die Hand:
»Siehst du den Stern des Morgens dort fern am Himmelsrand?
Ihm gleich, als holden Boten, sah ich dich rettend kommen,
Drum mag im Wappenschilde sein leuchtend Bild dir frommen.«

Der Morgenstern stieg höher im Osten allgemach,
Die Lager sah er nimmer im Feld vor Mengesbach,
Doch wohl zwei Gletschertrümmer, die ein schönes Thal verheert,
Und auch zwei Bruderleichen, gefällt durch Bruderschwert.

 
Max vor Kuffstein.

              Es blickte Pinzenauer von Kuffsteins Riesenwall
Mit Hohn und sichrem Trotze auf Maxens Heeresschwall,
Wie ein Alpengeier sorglos auf den Verfolger blickt,
Der fern im tiefen Thale auf ihn die Büchse zückt.

Es blickte Max gen Kuffsteins hochtrotzende Felsenwand,
Voll Zuversicht und Ruhe, so kühn und muthentbrannt,
Gleichwie zum Horst des Geiers der Schütze blickt empor;
Erreicht ihn auch sein Fuß nicht, erreicht ihn doch sein Rohr.

Aus hundert Mörsern aufwärts flog donnernd Ball an Ball,
Ohnmächtig, spurlos prallen zurück die Kugeln all,
Gleichwie wenn Blüthenflocken auf einen Panzer fielen,
Gleichwie wenn Schaumestropfen um einen Felsblock spielen.

Da sah man Pinzenauern hoch auf der festen Wand,
Ein tüchtig Ruthenbündel hielt er in seiner Hand.
Wo Maxens Kugeln schlugen, da bückt' er sich hinab
Und fegte die Stellen höhnisch mit seinem Besen ab.

»Ei, ei, du spöttischer Vogel, sieh dich nur weislich vor,
Daß dir aus deinem Bündel ein Beil nicht springt empor!«
So rief nun Max, sein Auge zuckt wie ein Wetterschlag;
Hohn schlägt viel tiefre Wunden, als es ein Schwert vermag.

Den Pechkranz ließ er prasselnd jetzt auf zur Feste fliegen;
Umsonst, unschädlich blieb er auf breiten Mauern liegen!
Der Pinzenauer kochte dabei sein Mahl in Ruh.
»Geduld!« rief Max, »ich send' euch als Gast den Hunger zu.«

Drei Wochen schon entschwanden. – Max hielt im Zelte Rast,
Schon lud zu seinem Mahle der Hunger sich als Gast.
Versprach er nicht, zu senden den Gast an Kuffsteins Thor?
Man muß ja selbst erst kennen, wen man zum Boten erkor.

Da brüllt es vor den Zelten, – hoho! was soll es sein?
Sieh, Hirt' und Heerden ziehen ins Lager drängend ein:
»Hans Pinzenau läßt grüßen und schickt, was er vermag,
Auf daß auch ihr euch einmal macht einen guten Tag.«

Da wurde König Maxen die Zeit wohl etwas lang,
Daß pochend schon sein Herzschlag bis durch den Panzer klang;
Da sandt' er gegen Innsbruck hinauf ins Waffenhaus:
»Schickt doch einmal den Weckauf mir und den Purlepaus!«Maximilian liebte seine Kanonen, wie andre ihre Pferde. Man kennt nebst seinen beiden Lieblingskarthaunen, Weckauf und Purlepaus, noch den Pfabenschwanz, die schöne Puelerin, die Singerinnen, den Erdbidmer, die Kitzlerinnen, die scharpffen Diendeln, Brumerinn, Nachtigall, Hurnastin, Purasserin, Humserin, Nar, Närinn, kerrerin, Laurpffeiffen, lewpart, wyldhiertin, verwurrerin, wunderlich Diern, rodkopf, hungerin, kättlerin, Herzog Sigmund, turnträtzl, Strauß, metzen u. s. w. In drei prachtvollen auf Pergament mit reicher Vergoldung gemalten und geschriebenen Bänden, die jetzt in der Ambraser Sammlung aufbewahrt werden, ließ Maximilian die Abbildungen und Beschreibungen des kaiserlichen Geschützes und Zeuges sammeln. Fast jede Kanone hat ihren Namen und deutsche, darauf anspielende Reime, die dem Bilde beigeschrieben sind. (S. A. Primissers Aufsatz »über Maxens zweites Gedenkbuch« in Hormayers Taschenbuch für vaterl. Geschichte 1824.)

Der König statt des Zepters faßt nun den Luntenbrand,
Wie führt so gut er beide mit sichrer Meisterhand!
Zu Throne saß kein König, an Macht und Pracht ihm gleich,
Im Schlachtfeld focht kein Kriegsknecht, an Muth und Kraft so reich!

Die Mauern Kuffsteins wanken, wo seine Kugel traf,
Der Weckauf, statt zu wecken, singt Manchen in den Schlaf,
Der Purlepaus schlug grimmig ins starke Bollwerk drein;
Hurrah! die Riesenwände laut donnernd stürzen ein!

Sieh, blank im Sammtgewande, mit grünem Friedensreis
Ziehn aus der Burg zwei Knäblein, so zart und blendendweiß,
Wie die zwei ersten Blüthen, entkeimt dem Frühlingsblick,
Doch ernst und finster weiset der König sie zurück.

Und wieder, sieh: hernieder wallt aus der Feste Thor
In feierlichem Zuge ein ernster Männerchor,
Ein Heldenbild, ein düstres, der Pinzenau voran,
Umwallt vom schwarzen Barte, in schwarz Gewand gethan.

Ha, wie auf Maxens Stirne sich finstre Wolken thürmen!
Sein Antlitz glühet furchtbar, wie Abendroth vor Stürmen,
Sein Auge zuckt und flammet, wie Wetterleuchten wild,
Weh dem, nach dessen Haupte des Blitzes Keil nun zielt!

Die ält'sten Krieger bebten, so sahn sie ihn noch nie,
Mit scheu gesenkten Auge und schweigend standen sie.
Sein Wort hallt jetzo dröhnend im bangen Kreise nach,
Wie tief im Forst das Echo von einem Wetterschlag:

»Auf, wetzt das Beil, ihr Henker! Tod sei der Schurken Lohn!
Wie steht das Bußkleid schmählich dem aberwitzigen Hohn!
Wer für sie fleht, ich schwör' es, dem schreibt es meine Faust
Wohl hinter's Ohr, daß ewig die Antwort drin ihm saust!«

»»Mein Fürst, nicht will ich betteln um meinen nicht'gen Leib,
Längst modern meine Schätze, mein Vater, Kind und Weib.
Mein Kleid und Herz, sie deuten mir beid' ins Grab hinein;
Um Eins nur wollt' ich bitten: um einen Becher Wein.««

So sprach der Pinzenauer, nicht bebte seine Hand,
Nicht bleichte sich sein Antlitz, als er vor Maxen stand,
Gleich einem eh'rnen Kreuzbild auf einem Marmorsarg,
So traurig und so düster, doch auch so fest und stark.

»»Auf euer Heil, mein König! O daß ihr's tief erwägt,
Wieviel es heißt, wenn Einer, deß Haupt zum Block ihr legt,
Aus voller Lust des Herzens noch zecht auf euer Heil!««
Er sprach's und beugte nieder sein Haupt dem rothen Beil.

Zehn der Genossen folgten ihm treu in Tod und Leben.
Schon sah man mild Erbarmen des Königs Blick umschweben,
Schon will sein Herz begnad'gen, sein Eid verweht ihm's nur,
Und insgeheim verwünscht er den argen, bösen Schwur.

»Halt, halt, mein Fürst!« rief Erich von Braunschweig unverzagt,
»Mag euer Zorn mich treffen, doch sei dieß Wort gewagt!
Hinweg, ihr blutigen Schergen, und wahrt die Beile fromm,
Die roth vom besten Blute, das je durch Adern glomm.

Für Schurkenpack, doch nimmer für Heldenvolk der Schlacht
Ist jenes Beil geschliffen, der Schandblock ausgedacht;
Wenn Tapferkeit und Kühnheit ihr so zu lohnen glaubt,
Mein Fürst, dann beugt zuvörderst dem Block das eigne Haupt!«

Max, treu dem Schwur, gab leise ihm einen Backenstreich,
Drückt ihm die Hand und stürzte ihm an die Brust zugleich:
»»Gepriesen sei, mein Erich, dein edles biedres Wort!
Ihr Andern aber ziehet in Ruh' und Frieden fort!««

Nächst Kuffstein steht ein Kirchlein, Ainleffen heißt's noch heut,
Weil's den gerichteten Eilfen zum Grabmal Max geweiht.
Einst, als in Tyrol er wieder, erzählt' ein Bauernknab,
Er habe jüngst den König gesehn dort knien am Grab.

Als Max zur Heimat siegreich mit Sang und Klang zog ein,
Stand mit gekrümmtem Rücken vor'm Thron ein Dichterlein
Und bracht' in tiefster Ehrfurcht, in einem Lorberstrauß
Ein zierlich Klinggedichtlein an Weckauf und Purlepaus.

 
Das Friedensfest.

          Zu Köln, da bot der Pfalzgraf Albrechten friedlich die Hand,
Und König Max als Mittler vereint das Friedensband;
Genügen will's nun Jedem, was früher ihm zu schlecht,
Burghausen nimmt der Pfalzgraf, den Fürstenhut Albrecht.

Des Abends gab der König ein Lustbankett den Herrn,
Denn er vermählt dem Ernste die heitre Freude gern,
Gleichwie man Trauermale mit Rosen gern umheckt
Und auf den ernsten Altar viel lust'ge Ampeln steckt.

Da gab es Tanz und Lieder und schalkisch Mummenspiel
Und Possen sonder Ende und Jubeln sonder Ziel.
Die zwei versöhnten Fürsten, verschlungen Arm in Arm,
Durchwallten, fröhlich scherzend, den buntbewegten Schwarm.

Hervor nun zu den Beiden trat aus dem Mummenzug
Ein flinker Ganymedes, der zwei Pokale trug;
Es war die eine Schale von Golde, rein und klar,
Ein hohler Todtenschädel jedoch die andre war:

»Ihr Herrn, mag euch ein Becher vielleicht nach Wunsche sein?
Ein Naß füllt beide Schalen: Wein, klarer süßer Wein!
Nur das Gehäus ist ungleich, doch euer ist die Wahl!«
Da faßten beide Fürsten zugleich den Goldpokal.

»Ei, hätt' ich fast gewettet, ihr wählt den Schädel euch!
Sonst ist' doch eure Art so!« Er sprachs und verschwand sogleich.
Und wollt ihr's nicht verrathen, sei's im Vertraun gesagt:
Kunz war es, der vor Fürsten solch kühnes Wort gewagt.

Darauf im Heroldsschmucke zu ihnen trat ein Mann,
Der König war es selber, wohl sah man's bald ihm an,
Mit einer farb'gen Schärpe schmückt er die Fürsten beide,
Drauf stand ein Doppeladler und solcher Spruch in Seide:

»Nicht ist mit zweien Häuptern begabt der deutsche Aar,
Auf daß ein Haupt das andre zerfleisch' und morde gar!
Daß er schon fern erschaue die nahende Gefahr,
Dazu hat Deutschlands Adler sein Doppelaugenpaar!«


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