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Zunftmeister Brügge's saßen bei Karten, Wein und Lied, Da saß der braune Schiffer, der Färber und rußige Schmied, Der Genterschuster Kopp'noll gesellt als Gast sich zu, Er sprach im Rath am laut'sten und machte schlechte Schuh'. Der Schuster rief: »Ihr Herren, wißt ihr das Neu'ste nicht? »Ein Königlein gab's einmal – wollt' sagen ein Murmelthier – Es sprach der Schmied inzwischen: »Den Max, den hass' ich nicht, Der Schuster, pfiffig schmunzelnd, klopft' auf die Achseln dem Mann: Da schmiß im Zorn der Schiffer die Karten an die Wand: Es rief der Schmied: »So 'n Zepter ist doch ein elend Ding! Sein Haupt bedächtig schüttelnd, mit hochgewichtigem Sinn Ihr Herrn! wer gibt das Zepter den Königen in die Hand? »»Bravo, du wackrer Meister! du sollst uns Führer sein!«« Schon sieht man auf dem Markte der Zünfte Fahnen wehn, Drauf tobt's durch Plätz' und Straßen und singt und heult und droht, |
Auf Flanderns Fluren liegt noch des Winters Mantel von Schnee, Drauf glänzen wie Silberverbrämung Kanäle, Weiher und See. Und Brügge's Thürme und Zinnen erschimmern in blauer Fern', Wie auf dem weißen Mantel ein goldgestickter Stern. Da ritt ein Zug von Männern, tief in die Wämser verhüllt, Da schaute gerührt der König die Flur, die vor ihm lag: Drauf Kunz: »Ja, ja, da liegst du wie eine Dirne der Stadt, All' jene Seen und Lachen hast du zu Spiegeln da, Und eine Sprache lallst du, wie ein Wälscher in Deutschland spricht, Und ach dein Keller, o Jammer! wie ein wäss'rig Trinkgedicht, Denkt nur des alten Recken – die Mähr' ist euch bekannt – Darauf ihn schalt der König: »Ei laß den Grillenfang! »Narr bin ich und Junggeselle, so trug ich nie die Kron', Item, es lebt ein Sprichwort auf jedem Mund im Land: Nicht lustet's mich, Genosse im Kerker euch zu sein, So sprach der von der Rosen. Max schüttelt die finstern Brau'n, |
Herr Koppenoll im Rathhaus schrieb sich die Finger matt, Dann rief er seinen Buben: »Komm', Bursche, nimm dieß Blatt, Zu Herren Maxen trag' es, dazu noch meinen Gruß.« Der Knabe neigt sich in Ehrfurcht und eilt auf schnellem Fuß. »Dieweil zwei Sonnen am Himmel zugleich nicht können stehn, So stand es in dem Blatte, das Max nun lächelnd las, »Es ist just Carnevalszeit, drum freut eu'r Schwänkchen mich.« Drauf zog er in seinen Kerker, die Kranenburg heißt das Haus, Jetzt herrscht das Volk zu Brügge. Still stehen die Gewerbe, |
Einst als in tiefem Sinnen Max durchs Gefängniß schritt, Pocht's an die Pforte schüchtern und naht mit leisem Tritt; Vermummt in die braune Kapuze, den Rücken gebückt und krumm, Stand jetzt ein Mönch im Zimmer und sah sich bedächtig um: »Gott ist ein Brillenschleifer, hat Gläser hell und blaß, »»Macht's kurz, Herr Pater! – Doch seltsam, verzeiht, und zürnet nicht, »Errathen, mein lieber Maxe, der von der Rosen ist da, Da fliegt an den Hals de Königs der lust'ge Pater jetzt, »Was Wunder? Ein Mönch und Schalksnarr kein selten Paar ist dieß, Ich kam, euch zu befreien. Schon jüngst bei kalter Nacht Drauf in Francisci Kloster sprach ich beim Prior ein, Nach Middelburg nun reitet zu Kaiser Friederich, Wir tauschen Rock und Würde, das Haupt scheer' ich euch glatt, Da sprach gerührt der König: »»Dank dir, du treuer Kumpan! »Gemach, mein lieber König! da fällt mir ein Märchen ein: Du bist zu fromm, mein König, für dieses Flämmlingsgezücht, »»Spar' deinen Athem, Bursche!«« so brauste Max jetzt drein, Noch flehte Kunz, – vergebens! sein Blick halb flehentlich, |
Max steht am Gitterfenster. Weit über den Zinnen der Stadt Lag wieder im Frühlingsprangen die Ebne grün und glatt, Da setzte sich aufs Gitter ein freies Vögelein Und sah zum gefangenen König sorglos und ruhig herein. »O Max, siehst du's in der Ferne dort schimmern weiß und licht? Was taucht dort aus der Fläche wie junge Halme hervor? Der König aber errieht nicht, ob so das Vöglein sang, Am Marktplatz standen die Zünfte; da stürmte vom Thurme nieder Die Kerle sind von Brügge kaum eine Meile weit, Da rannten die Zunftgenossen und rannten einander nieder, |
»Sieh da, Herr Meister, willkommen! Hätt' euch bald nicht gekannt, Denn seit mit Kron' und Zepter ihr obherrscht diesem Land, Ist eure Nase röther, gewölbter die Augenbraun Und euer Antlitz blutig, wie Sturmgewölk, zu schaun.« So scherzte Max gen Kopp'noll, der halb noch im Prachtornat, »»Manch Herrscher Roma's tauschte das Zepter um den Pflug, Mein Fürst, zu euren Füßen leg' ich nun Thron und Reich, »Herr Meister, wenn ihr Vögel sperrt über Winter ein, Seht, Freund, des Schusters Arbeit ist nur für Fuß und Bein, »»Habt Dank, mein Fürst! Noch bitt' ich, daß Eins gewährt mir sei: »Wohl, Meister, ich will's gewähren; erst aber zum Probestück Jetzt schritt an Kopp'nolls Seite der König aus dem Haus, Drein hatten jüngst die Meutrer gegraben ein Spottgedicht,Folgendes Chronostichon hatten die Bürger über dem Thore der Kranenburg angeschlagen: reX non est hiC. eCCe LoCUs UbI posVerVnt IpsUM. |
Im deutschen Lagerfelde sprang Max vom schäumenden Roß, Mit glänzenden Augen grüßt' ihn der Krieger bunter Troß. An seinen Busen flogen die Fürsten im Kriegsgewand, Wie that so wohl ihm wieder ein Druck von deutscher Hand! Ausbreitet der alte Kaiser nach ihm den zitternden Arm, Da sprach nun Max zum Kreise: »Mein Vater und ihr Herrn, »»Mein Fürst, ihr seid zu müde, gerächt muß Deutschland sein! »Wohlan!« rief Max nun düster, »ihr Freunde lebet wohl! Denn nicht zerstampfe die Saaten des eignen Lands mein Pferd, »»Ja wohl, mein Max; doch Perlen sind jetzt ein theurer Kauf, |