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Was treibt euch wohl, ihr Fürsten, stets in die Schweizergaun? Wollt einmal doch im Leben ein freies Land ihr schaun? Wollt ihr das Zepter tauschen um einen Hirtenstab? Ha, oder wollt ihr finden in freier Erd' ein Grab? Seht auf das Land hernieder von hoher Alpenwand! Wißt ihr, was drin geschrieben? O seht, es strahlt so licht! Seht dort den mächt' gen Felsberg, der Mönch heißt er im Land, Ist wo ein Mönch, bleibt sicher die Predigt auch nicht aus. Seht dort im weißen Schleier aufragt der Jungfrau Haupt, Ob ihr wölbt sich zur Kuppel der Lüfte blauer Strom, Horch, wie ihr Lied an Herzen so herrlich, kräftig pocht! Ihr Herrn, will's euch nicht munden? Ihr hört wohl keinen Klang, Im Schweizerland da springen die Quellen frei empor, Viel tausend Schweizer stehen auf hoher Alpenwand, |
Im Kloster Königsfelden, da steht's gehaun in Erz: Hier traf der Dolch des Mörders einst König Albrechts Herz. So sieht man's oft im Denkbuch der Astrologen stehn: Ein blutiger Komete ward dieses Jahr gesehn. Im Kloster Königsfelden, da spricht ein Marmelstein: Es liegt an Leupolds Grabe nun König Max auf Knien: »O edler Ahn, wohl kämpftest, wohl starbst du als ein Held, Er spricht's und winkt; da schreitet ein Mann aus dem Ritterschwarm, Im Frieden kann er weinen ob einer Blume Tod, Um seinen Schild rings glänzet der Spruch der Ritterschaft, Es reicht der Fürst dem Ritter den Feldherrnstab nun dar: Ei, Freund, mich däucht, der Ruhm euch nicht sonderlich erscheint, Schon ruht auf Uri's Thälern des Vollmonds Friedensblick, Im Ursernthal, wo schäumend die Reuß um Felsen schlägt, Es ragt ein hölzern Häuschen im Thal aus grüner Trift, Ein Greis sitzt vor dem Thore; das Haar auf seinem Haupt, Jetzt naht mit dem Paniere der ernste Männerkreis, Der Alte faßt die Fahne, sein Blick zum Himmel steht, »Sieh nieder, Herr, und höre dein Volk und deinen Knecht, Du willst nicht, daß sich beuge dem Purpur unser Knie, Soll unser Enkel hungernd einst kämpfen mit dem Tod Heraus nun aus der Scheide und bleib' mir treu, mein Schwert, Du heilig Banner, flattre stets nur um freie Stirnen, So sprach der greise Wohlleb. Wie jung sein Herz er fühlt! Horch, wie die Reuß im Sturze ins Thal jetzt niederklingt, |
Vor Frastenz auf dem Felde, da stand ein deutsches Heer, In weitem Halbmondkreise, vorstreckend Speer an Speer, Mit Schildern und mit Hochmuth die Busen kühn umballt, Ein undurchdringlich Bollwerk, ein starrer Lanzenwald. Ei, Schweizervolk, was steigst du von deiner Alpen Wand Jetzt stürzt in die deutschen Lanzen der Eidgenossen Heer, Da scholl ein Ruf urplötzlich, wie ein Auferstehungslied: Vom Schaft reißt er sein Banner und windet's um die Brust, Sechs Ritterspeere faßt er zusammen mit starker Hand, Da prasseln Schweizerhiebe, wie Hagel auf Saaten fährt, Sonst wenn im Wald gehaun wird, schont man der jungen Bäume, Knöring, der greise Eichbaum, sank hier durch Schwertesstreich, Es deckt die weite Fläche ein Teppich von rothem Blut, Als Priester aber betend stand an der großen Bahr' Ihr saht wohl einst Schloß Dorneck, die Riesenlind' am Thor, Doch unten in dem Thale des Fürstenbergers Heer Der deutsche Feldherr lächelnd dem Knappentroß gebot: Seht, lang läßt er nicht warten und zahlt mit Erze blank, Ha! Schwert, du bist die Münze, die für Tyrannen gilt, Wer ist's, der dort vor Allen durchs Schlachtgedränge braust, Im flatternden schwarzen Mantel, mit einem Kreuze weiß Sonst schwang er nur den Wedel, geweihten Wassers voll, Dort steht ein blutender Krieger auf Leichenhügeln muthig, Horch, wie das Horn so gräßlich des Zuger Hirten schallt! Was weht da für ein Banner vor Allen hoch daher? Dort mit gespaltnem Haupte sinkt Einer auf den Grund, »Ihr schweizerischen Schnitter, ihr schneidet bis aufs Blut! Wie Garbenbünde liegen gefällt die Ritter schon, Seht dort das graue Beinhaus, das ist der Freiheit Scheune, O Dorneck, schönes Dorneck, wie bist du mir so werth! |
Zwei teure Leichen liegen im Schweizerland zumal, Die ein' im Feld bei Frastenz, die andr' in Dornecks Thal! Allbeide edel, doch haben sie sonst wohl nichts gemein Als blut'ge Herzenswunden und ew'gen Schlaf allein. Der eine schien gesunken als starker Felsenthurm, Der Andr' ein uralter zertrümmerter Altar, Dem schließt ein Weib das Auge, und ihre Thräne rinnt; Doch Jener, unbetrauert, verlassen und allein! Wie Kön'ge stolz war dieser und war doch nur ein Knecht, Ein Kästlein, drein die Freiheit gern ihren Brautring legt, Der Sarg des Andern aber schien eines Fürsten Schrein, O Ehre, Fürsten, Frauen! ha, gebt ihr solchen Lohn? |
Wer ist's, der Maxen bringen die blut'ge Kunde mag Von all der Seinen Tode am unheilschwangern Tag? PirkheimerPirkheimer Bilibald, geb. 1470 zu Eichstädt in Franken, gest. 1530 zu Nürnberg, Jurist, Theolog, Mathematiker, Geschichtschreiber, Philolog ich Mediciner, Alb. Dürer's Freund, Mitglied des Rathes zu Nürnberg und 1499 im Schweizerkriege Feldhauptmann der nürnbergischen Truppen. Als unparteiischer Augenzeuge schrieb er die historia belli helvetici und als feuriger Anhänger Maximilians den currus triumphalis honori Maximiliani inventus. ist's, der muthig als kühner Streiter ficht Mit Schwert und scharfer Feder für Wahrheit, Recht und Licht. Wie nahm der Fürst die Kunde? Wohl war's ihm herbe Pein? Zu Kostniz stieg der König zu Schiff um Mitternacht, Die Wellen spielen ums Schifflein, als flüsterten sie ihm zu: Und als der Fürst des Morgens zu Lindau stieg ans Land, So hell und licht wie Mondschein, und wie die Lüfte klar, Vor sich die Schweizerberge sieht glanzverklärt er stehn; Wo aber sind die Sieger, die Schweizer hingeflohn? Seht dort den melkenden Sennen, den Fischer hier im Kahn, Horch, Becher klingen beim Mahle, die Büchse kracht im Wald, Muth, Wahrheit, Treu' und Liebe und Einfalt, Glaub' und Recht, |