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Als Lenz die Erde wieder im ersten Kuß umschloß, Da ritt aus Brügges Thoren ein bunter Jägertroß, Viel schmucke Falkoniere sah man zu Rosse ziehn, Und an des Gatten Seite die schöne Herzogin. Am Arm saß ihr ein Falke. Ob seinem weißen Gewand Weit dehnt sich eine Haide, da grünt kein schatt'ger Baum, Jetzt rauscht es in den Wellen, es kreischt aus dem Schild hervor, Und jedes Jägers Auge will mit den Falken ziehn, Doch sieh, mit flatternder Mähne läuft dort ein lediges Roß, – Es lehnt ihr bleiches Antlitz sanft in des Gatten Schooß, Ein Kinderpaar an der Leiche,Philipp und dessen Schwester Margaretha, geb. 1480, gest. 1532, verschmähte Braut des Dauphins, nachmaligen Königs Karl VIII., Gattin des spanischen Thronerben Don Juan und nach dessen Tode Philiberts von Savoyen, während Karl V. Minderjährigkeit Statthalterin der Niederlande. das weinenden Engeln glich, Mit traurig gesenktem Köpfchen, im blutgetünchten Gras, |
Wie eines Mörders Seele, so schwarz und bang war die Nacht, Da ward die Klosterpforte zu Spanheim aufgemacht, Ein Mann; Verhüllt im Mantel, trat schweigend über die Schwelle, Schritt durch den Kreuzgang und pochte dann an des Abtes Zelle. Wo immer sie Herr Trittheim,Trittheim (Trithemius Joannes), geb. 1462 zu Trittenheim unweit Trier, 1483 Abt zu Spanheim, 1506 Abt des Klosters St. Jacobi zu Würzburg, Wiederhersteller der verfallenden Klosterzucht, Verfasser des Chronicon Hirsaugiense und der historia belli bavarici etc., gest. 1516. der fromme Abt, ließ sehn, Bei mitternächt'ger Lampe saß nun der heil'ge Mann »Ehrwürd'ger Herr! ein König steht flehend nun vor euch, Entflohn, ach, ist die Liebe! die Krone nur blieb mein Da glänzt des Priesters Auge, wie Lieb' und Ernst gepaart, Durch stille Klostergänge, wo Echo nur noch wacht, In schwarzes Bahrtuch hüllten die Berge den Riesenleib, Jetzt standen still die beiden. Der Abt kniet betend nieder, »Sieh hin, mein Fürst, und wähle! Vernichtung und Schöpferkraft, Als schlichter Stab strahlt einer, auf daß er zu stützen diene, In jenem Garten, wo reifend der Zeiten Saaten wehn, So sprach der strenge Priester. Die Zepter sind verschwunden! »Sieh, thränenlos und selig glänzt der Verklärten Blick, Dich ruft ein kräftig Wirken, That heißt des Herrschers Lauf! Die Zähren euch zu trocknen, zum Handeln euch zu stärken, So sprach voll Ernst der Abbas; der Fürst erfaßt sein Wort, Es weinen alle Blumen, wenn Morgenroth erglänzt, |