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Zu Trier war's,Karl der Kühne hegte den Gedanken, ein neues Königreich Burgund zu stiften; die dießfalls mit Kaiser Friedrich eingeleiteten Unterhandlungen veranlaßten die Zusammenkunft der beiden Fürsten zu Trier, wohin Friedrich seinen Sohn Maximilian mitnahm. Schon damals ward die Verbindung Maximilians mit Karls einziger Tochter Maria verabredet. da saßen zwei Fürsten beim goldnen Wein, Kein Schranze lauschte spähend, und nur der Ampel Schein Verrieth hier eine Krone auf einem narb'gen Haupt Und dort ein lächelnd Antlitz, von Rosen leicht umlaubt. Der Ein' ist reicht an Thaten, ein düstrer Held zu sehn, Der glich dem moos'gen Eichbaum, an dem die Axt schon liegt, Es dünkt dem ernsten Helden sein Lenz aufs Neu' erblüht, Der Ein' ist reich an Siegen, und rasten möcht' er nun, Sie sahn sich stumm ins Auge und drückten Hand in Hand, Wie'n Gnadenbild Madonnens, dem Eichbaum angeschmiegt, Die Sonne blendet das Auge, doch nicht ihr Widerschein, Frühmorgens als beim Abschied man sah die Fürsten stehn, |
Die Sonne, die gar manche der schönen Länder gesehn, Bleibt, um ihr Aug' zu weiden, gern in Burgund doch stehn; Der Mond, der schon geküsset manch schönen süßen Mund, Küßt nie doch satt die Lippen Mariens von Burgund. Reich ist der Burgunderherzog an Landen hehr und schön, Reich ist er auch an Schätzen, Gestein und blankem Erz, Die Lande muß er schirmen mit kampfgestähltem Schwert, »Leb' wohl! und kehr' ich nimmer, dann Tochter zage nicht! Wohl sieht in stillen Thränen ihm lang die Tochter nach, Vor Nancy ward den Raben ein Festmahl aufgeschichtet, Die erst gegenüber standen, durch Farb' und Zeichen feind, Zu Nancy liegt im Dome ein Leichenstein ganz neu, Zu Nancy an dem Grabe da ist viel Volk zu schau'n, |
Zu Maxen, der einsam sinnend in stiller Kammer saß, An Worte der Weisen dachte, von Thaten der Helden las, Still grüßend trat ein Bote gar selt'ner Art heran; Was sagt der wohl für Kunde dem Kaiserjüngling an? Ob Frohes er, ob Schlimmes darbring', errieth man nicht, »Von einem Mädchen bring' ich viellieben, süßen Gruß, So sprach der Bote zu Maxen. Der lispelt in sich hinein: Er öffnet still das Briefchen, drin lag ein goldner Ring, »Es weint auf dessen Grabstein mein Aug' in tiefem Leide, Dein bin ich durch Wahl des Vaters, durch Wahl des Herzens dein! Und Max küßt Ring und Locke, er fühlt sein Herz so wund: Und eine große Thräne, die seinem Aug' entschlich, |
Es kehrte singend wieder der Frühlingsboten Chor, Schon guckten frische Halme verschämt zum Licht empor. Max mit dem Baierherzog lustwallt' auf grünender Bahn, Und so zum treuen Freunde hob er zu sprechen an: »Mein Ludwig, sie, wie das Leben so schön ringst aufersteht, Zieh hin zu Burgunds Maria, bring meinen Gruß ihr dar, Gewappnet am rechten Arme, gewappnet am rechten Bein, Es ritt der Baierherzog frohlächelnd seine Bahn, Zu Gent vor den Thoren wirbelt einst Staubgewölk empor, Jetzt zieht sich durch die Straßen der reisige Männertroß, Er reitet wie die Gefährten in schlichtem Waffenglanz, Die Herzogin entgegen den deutschen Rittern zieht, Sie blickt dem Heldenjüngling ins Gluthenaug' hinein: Sie sinkt ihm an den Busen in frommer, keuscher Gluth: Schon schweigen alle Sänger in Lüften und im Wald, Im Saale jubelt die Freude, laut wie des Bergstroms Hall, Nur Einer hört ihr Wispern, der dort im Aether wohnt, »O wären wir zwei Sterne, die nebeneinander glühn! Wir wollen sein zwei Blumen, die Duft und Blüthen streun, Dann aus dem Wolkenkleide sehn wir zur Welt herab Da hielt, um nicht zu stören, die Luft den Odem an sich, Jetzt tritt mit freundlichem Neigen das Brautpaar in den Saal, Doch wer ist dort der Eine in jener Ecke verschanzt, Sein Auge glänzt wie Liebe, sein Mund scheint Spott zu sein, Und als er dort sah kommen nun Bräutigam und Braut, So sind zwei Regenbogen nur einer Sonne Bild, |
Wie wogt im Dom zu Brügge um Säulen und Altar Von vielen tausend Kerzen ein Lichtstrom wunderbar! Wie sind der Priester Schaaren in hoher Pracht geschmückt, Wie glänzt der Zug so herrlich, der gegen die Kirche rückt! Vorn flattert hochgewaltig des Doppelpanieres Glanz, Herold' aus siebzig Ländern mit Bannern ihres Lands, Auf Helmen und auf Bannern wankt lustig grünes Reis, Käm' eine Möve gezogen darüber im luft'gen Dome, Seht dort in dreien Wagen Schalksnarren vorüberlenken, Drauf Meister edlen Waidwerks und lust'ger Mummerei'n, – Wie glühn des Brautpaars Kronen von funkelndem Edelgestein, Da sprach ein greiser Bischof den Segen im Gotteshaus, Des Nachts, als Gott den Himmel mit vielen Lichtern erhellt, »Wenn Andre kriegen, freie glückselig Oesterreich! |