Als Lilienkron' und Hageros'
Entknospt und froh erblüht,
Ward Robin einst in seinem Sinn
Des Walds und Weidwerks müd'.
»Dem braven Fischer kommt mehr Geld
Als zwei, drei Krämern ein,
Drum will ich gehn nach Scarborough,
Ein braver Fischer sein.«
Er rief herbei die lustige Schar,
Die dort im Schatten ruht':
»Wenn Geld ihr zu verschenken habt,
So schenkt's dem Robin Hood!«
»Nun,« sprach er, »fort nach Scarborough!
Gab's schönern Tag wohl je?«
Er kehrt' bei einer Witfrau ein
Hart an der grauen See.
Sie frug: »Wo ist dein Heimatort?
Und wo dein Reiseziel?«
»Ich bin ein armer Fischersmann,
Der tief ins Elend fiel.«
»Wie ist dein Name, wackrer Bursch?
Das, bitt' ich, gib mir kund.«
»Den Simon von der Ebne nennt
Daheim mich jeder Mund.«
»Wie Simon Peter,« sprach die Frau,
»Mach deinem Namen Ehr'!«
Ob ihrer Güt' und Höflichkeit
Erfreut sich Robin sehr.
»Simon, willst du mein Dienstmann sein?
Ich geb' dir schönen Sold;
Ich hab' ein Schiff so gut als eins,
Das durch die Wogen rollt.
An Ankern fehlt's, an Planken nicht,
An Taun und Masten lang.«
Er sprach: »Staffiert Ihr so mich aus,
Geht alles guten Gang.«
Man hob die Anker, ging in See,
Nicht zwei, drei Tage nur!
Die andern warfen Köder aus,
Doch er die leere Schnur.
Der Bootsmann sprach: »Das braucht noch lang',
Bis der zur See bewährt!
Von unsern Fischen kriegt er nichts,
Der Lümmel ist's nicht wert!«
Und Simon rief: »Weh mir den Tag,
Der mich gebracht zur See!
Ich wollt', ich wär' in Plomptonpark
Und jagt' aufs braune Reh!
Hier lacht mich jeder Tölpel aus,
Und läßt mir wenig Ehr';
O hätt' ich sie in Plomptonpark!
Ich ehrte sie nicht mehr.«
Man hebt die Anker, segelt fort,
Nicht zwei, drei Tage nur!
Da nahm Simon ein Kriegsschiff wahr,
Das kühn auf sie losfuhr.
Der Bootsmann rief. »Weh mir den Tag,
Da ich geboren ward!
Vom ganzen Fischzug bleibt uns jetzt
Kein Bissen aufgespart!
Der Franzmann dort, der Räuber, schont
Von uns nicht einen Mann;
Er schleppt an Frankreichs Küsten uns,
Sperrt in den Turm uns dann.«
Doch Simon rief: »Seid sorgenlos,
Da es der Furcht nicht lohnt!
Gebt meinen Bogen mir zur Hand,
Kein Franzmann bleibt verschont.«
»Halt's Maul, du langer Schlingel du,
Der nichts als prahlen kann!
Würf' ich dich über Bord, es wär'
Ein Lümmel weniger dann!«
Da wurde Simon bitterbös',
Gar bös' ob diesem Wort;
Er nahm den Bogen rasch zur Hand,
Sprang an des Schiffes Bord.
»O Meister, bind mich fest am Mast,
So ziel' ich wie gewohnt;
Dann gib den Bogen mir zur Hand,
Kein Franzmann bleibt verschont!«
Er spannt den Bogen bis ans End',
Spannt ihn mit Kraft und Lust;
Der Pfeil in einem Augenwink
Durchbohrt des Franzmanns Brust.
Tot fiel der Franzmann aufs Verdeck,
Aufs Unterdeck dann fort;
Ein andrer Franzmann sah's und warf
Den Leichnam über Bord.
»O Meister, löst mich jetzt vom Mast,
Der Furcht es nimmer lohnt!
Solang' der Bogen mir zur Hand,
Kein Franzmann bleibt verschont.«
Sie sprangen aufs Franzosenschiff,
Wo tot die Mannschaft all';
Sie fanden drin zwölftausend Pfund
In blinkendem Metall.
Und Simon sprach: »Der Dienstfrau mein
Und ihrem Kindlein zart
Gehör' ein Teil; ihr, Brüder, nehmt
Den andern als Halbpart.«
Der Bootsmann doch erwidert drauf:
»Simon, so soll's nicht sein!
Da ihn nur deine Hand gewann,
So sei der Anteil dein.«
Und Simon rief: »Dann um dies Gold
Bau' ich ein Armenhaus,
Daß mancher drin von Müh' und Not
Einst ruh' in Frieden aus.« |