Im Waldesraum stand Robin Hood
Wohl unterm grünen Baum,
Da sah er einen jungen Mann,
Den schönern traf man kaum.
Der trug ein Kleid von Scharlach rot,
Von Scharlach hell und fein,
Er sprang gar froh den Pfad entlang
Und sang ein Rundlied drein.
Am nächsten Morgen stand Robin
Im lust'gen Laubgeheg',
Er sah denselben jungen Mann
Gar traurig ziehn den Weg.
Er trägt nicht mehr das Scharlachkleid,
In dem er gestern schritt,
Er jammert kläglich ach und weh
Und seufzt bei jedem Tritt.
Klein John, der Wackre, trat heran
Und Midge, des Müllers Sohn;
Als die der Jüngling kommen sah,
Spannt' er den Bogen schon.
»Steht stille!« rief der junge Mann,
»Und sagt, was mein ihr wollt?«
»Daß Ihr dort unterm grünen Baum
Zu unserm Meister sollt!«
Und als er trat vor Robin Hood,
Frug der mit guter Art:
»Hast du für mich und meine Leut'
Wohl etwas Geld gespart?«
Der Junker sprach: »Fünf Schilling nur
Und dieser Ring ist mein,
Den wahrt' ich sieben lange Jahr',
Zum Brautring ihn zu weihn.
Die Hochzeit sollte gestern sein,
Da nahm man mir die Maid,
'nen alten Ritter zu erfreun;
Drum ist mein Herz voll Leid.«
»Wie ist dein Name?« frug Robin,
»Sprich ohne Rückhalt frei!«
Er sprach: »Ich heiß' Allin vom Tal,
So Gott mir gnädig sei.«
»Was gibst du mir,« frug Robin Hood,
»Seis Gold, sei's Goldeswert,
Wenn ich dir helf', daß dein Treulieb
In deine Arme kehrt?«
Drauf sprach der Junker: »Weder Gold,
Noch Goldeswert ist mein;
Doch schwör' ich dir's aufs heil'ge Buch,
Dein Dienstmann treu zu sein.«
»Wie weit zu deinem Treulieb ist's?
Sprich ohne Rückhalt frei!«
Er sprach: »Fünf kleine Meilen nur,
So Gott mir gnädig sei.«
Da hastet Robin durchs Gefild,
Ihn läßt's nicht stille stehn,
Bis er in jene Kirche kommt,
Die für das Fest ersehn.
Der Bischof frug: »Was treibt dich her?
Das wolle mir vertraun.«
»Ich bin ein Harfner,« sprach Robin,
»Der beste in Nordens Gaun.«
»Willkommen hoch!« der Bischof rief's,
»Sehr lieb' ich Harfenlaut!«
»Ich spiele nur,« versetzt Robin,
»Vor Bräutigam und Braut.«
Da trat ein reicher Ritter ein,
Gar alt und ernst zumal,
Und dann ein Fräulein wunderlieb,
Das glänzt wie Goldesstrahl.
»Kein rechter Bund ist's,« sprach Robin,
»Den ihr da knüpfen wollt!
Da wir 'mal hier, erwähl' die Braut
Doch selbst den Liebsten hold!«
Sein Horn zum Munde führt Robin,
Zwei-, dreimal bläst er drauf,
Und vierundzwanzig Schützen kühn
Sind da im schnellsten Lauf.
Sie schreiten übern Kirchhofgrund,
In eine Reih' gesellt,
Der erste vorn Allin vom Tal,
Der Robins Bogen hält.
»Allin, dies ist dein treues Lieb,
So hört' ich,« sprach Robin,
»Ihr sollt vermählt sein noch zur Stund',
Eh' wir von dannen ziehn.«
Der Bischof rief: »Das geht nicht an!
Dein Wort hat nicht Bestand;
Dreimal ein kirchlich Aufgebot
Will das Gesetz im Land.«
Des Bischofs Mantel nahm Robin,
Den zog Klein John jetzt an,
»Bei meiner Treu!« rief Robin Hood,
»Dies Kleid macht dich zum Mann!«
Und als Klein John zum Chore schritt,
Da lachten all' im Raum;
Drauf bot er siebenmal sie aus,
Dreimal genügt's ihm kaum.
John frug: »Wer führt die Braut mir zu?«
»Ich tu's!« sprach Robin drauf,
»Und wer sie je von Allin reißt,
Der büßt's mit teurem Kauf!«
Die Braut glich einer Königin!
Nun ist die Hochzeit aus;
So kehrten all' zum lust'gen Wald,
Ins grüne Laub nach Haus. |