Als Robin kam nach Nottingham,
Die Wahrheit künd' ich treu,
Sein Pferd spannt er vom Wagen aus,
Gibt Hafer ihm und Heu.
Er stellt im Mittelpunkt der Stadt
Zur Schau die Waren auf;
»Kauft Töpfe! Töpfe!« schrie er laut,
»Gebt Handgeld auf den Kauf!«
Gerade vor des Sheriffs Haus
Er seinen Standort nahm,
Und Fraun und Witwen drängten sich
Zu kaufen seinen Kram.
»Wohlfeile Töpfe!« schrie er laut,
»Hier stehn ist nicht mein Hang!«
Da sprach, wer ihn jetzt sah: »Der Mann
Treibt das Gewerb' nicht lang'!«
Die Töpfe, die fünf Pence wohl wert,
Gibt er um drei sogleich;
Und Mann und Weib stimmt überein:
»Der Töpfer wird nicht reich!«
So blieben von den Waren all'
Fünf Töpfe noch zur Schau;
Er nimmt vom Wagen die und schickt
Sie an des Sheriffs Frau.
Die Frau sagt ihm gar schönen Dank
Und war unmaßen froh:
»Gern kauf' ich, wenn Ihr wiederkehrt,
Von Euren Töpfen so.«
Er rief: »Die besten sind für Euch,
Schwör's beim dreieinigen Gott!«
Sie lud ihn in des Sheriffs Haus
Mit Art zum Mittagsbrot.
Als Robin in die Halle trat,
Den Sheriff traf er hier,
Der Töpfer kennt die Lebensart
Und grüßt ihn mit Manier.
»Seht, was der Töpfer uns verehrt,
Fünf Töpfe, breit' und schmal'!«
»Willkommen!« sprach der Sheriff, »nehmt
Handwasser, dann zum Mahl!«
Sie saßen dort bei edler Kost,
Dran sich der Gaum erfreut;
Da sprach von einem Wettspiel groß
Ein Paar der Sheriffsleut'.
Von einem Schießen gut und fein,
Bestimmt für nächsten Tag;
Und vierzig Schilling stehn als Preis
Für den, der siegen mag.
Der stolze Töpfer saß ganz still,
Im Sinn doch blieb's ihm stehn:
»So wahr ein guter Christ ich bin,
Dies Schießen muß ich sehn!«
Als sie bei Brot und Ale und Wein
Getafelt gute Zeit,
Mit Pfeil und Bogen machten sie
Zum Schießen sich bereit.
Des Sheriffs Leute schossen gut,
Wie's guter Schützen Spiel,
Doch blieb um halbe Bogenläng'
Ein jeder fern vom Ziel.
Der Töpfer, der bisher ganz still,
Rief jetzt schier mit Verdruß:
»O hätt' ich einen Bogen nur,
Ich zeigt' euch einen Schuß!«
»Ihn haben sollst!« der Sheriff sprach's,
»Den besten wähl' aus drein!
Du scheinst ein stolzer tüchtiger Bursch',
Erprobt nun sollst du sein.«
Nach Bogen schickt' er einen Mann,
Der ihm zur Seite stand,
Davon den besten jetzt Robin
Mit einer Schnur bespannt.
Laß sehn, ob du, wie's Schützen ziemt,
Bringst bis ans Ohr die Schnur?«
Der Töpfer rief: »So Gott mir helf',
Ein Kinderspiel ist's nur!«
Er nahm aus einem Köcher dann
Den besten Pfeil zum Schuß,
Der flog ganz nah zum Zeichen hin.
Es fehlte nicht ein Fuß.
Noch schießen all die Sheriffsleut',
Und Robin nach der Reih',
Er trifft das Ziel, sein Bolzen schießt
Den Scheibenpflock entzwei.
Da schämten sich die Sheriffsleut',
Daß er den Preis gewann;
Der Sheriff lacht und macht gut Spiel:
»Du Töpfer bist ein Mann!«
Der Töpfer sprach: »Ein Bogen liegt
In meines Karrens Hut;
Das ist ein guter Bogen, traun,
Hab' ihn von Robin Hood!«
»Kennst Robin Hood?« der Sheriff frug,
»Bitt' dich, erzähl' davon.«
»Ich schoß mit ihm am krummen Baum
Zu hundertmalen schon.«
»Gern gäb' ich hundert Pfund, ich schwör's
Bei dem dreieinigen Gott,
Den Schelm hier neben mir zu sehn;
Der Preis wär' mir ein Spott!«
Der Töpfer sprach: »Tut, wie ich rat'!
Wollt kühn Ihr mit mir gehn,
Sollt morgen vor dem Frühmahl noch
Den Robin Hood Ihr sehn.«
Der Sheriff schwur: »So will ich tun
Bei dem dreieinigen Gott!«
Drauf gingen sie vom Schießen fort
Heimwärts zum Abendbrot.
Frühmorgens wie der Tag beginnt,
Bereit sind Mann und Pferd,
Der Töpfer blieb' ungern zurück,
Und rüstet sein Gefährt.
Er sagt Lebwohl und Dank der Frau
Für all', was er empfing:
»Nehmt, holde Frau, und mir zulieb
Tragt diesen goldnen Ring.«
»Vergelt' Euch's Gott!« die Fraue rief,
»Und mög' Euch's wohl ergehn!«
Des Sheriffs Herz war freudenvoll,
Den schönen Wald zu sehn.
Und als sie kamen in den Wald,
Von grünem Laub umlacht,
Im Busch die Vöglein sangen froh,
Das war nur Lust und Pracht!
»Hier lebt sich's fröhlich,« sprach Robin,
»Wenn man zu zehren hat!
Mein Horn sag' uns, ob Robin Hood
Unfern von unsrem Pfad.«
Robin setzt an den Mund sein Horn,
Das tönt so laut und voll,
Im Walde hören's seine Leut'
Und rennen her wie toll.
Und als sie rings um ihn gereiht,
Klein John sogleich hob an:
»Nun sagt, wie ging's in Nottingham?
Ging Eure War' an Mann?«
»Es wachse dir,« versetzt Robin,
»Darob kein graues Haar;
Ich bringe hier den Sheriff euch
Zum Tausch für unsre War'.«
»Er ist willkommen!« sprach Klein John,
»Du gibst uns Gutes kund!«
Jetzt gäb', daß er ihn nie gesehn,
Der Sheriff hundert Pfund:
»Hätt' ich in Nottingham gewußt,
Was jetzt mir worden klar,
Du kämst mir nicht mehr in den Wald
Die nächsten tausend Jahr'!«
»Das glaub' ich gern!« versetzt Robin,
»Gott dank' ich, daß ich hier!
Drum sollt Ihr lassen uns das Pferd
Und Börs' und Goldeszier.
Ihr kamt hierher gar stolz zu Roß,
Heim sollt Ihr gehn zu Fuß;
Doch Eure Frau ist lieb und gut,
Drum bringt ihr meinen Gruß.
Den weißen Zelter send' ich ihr,
Der wie der Wind hin flieht;
Nur Eurer lieben Frau zulieb'
Nicht Schlimmres Euch geschieht.«
Als heimwärts dann der Sheriff kam,
Willkommen hieß sie ihn.
»Wie lebtet Ihr im grünen Wald?
Und fingt Ihr den Robin?«
»Zum Teufel ihn mit Haut und Haar!
Er nahm mir Geld und Hab';
Nur diesen schmucken Zelter schickt
Er dir als Ehrengab'.«
Sie lacht hellauf und schwört bei Ihm,
Den einst das Kreuz beschwert:
»Ihr habt die Töpfe nun bezahlt,
Die Robin mir verehrt!«
Im Wald zum Töpfer sprach Robin:
»Nun schätze deine War'!«
Der sprach: »Man gäbe wohl dafür
Zwei Nobelstücke bar.«
»Nimm hier zehn Pfund,« sprach Robin Hood,
»In Münzen gut und fein!
Und wann du kommst zum grünen Wald,
Willkommen sollst du sein!« |