Robin nahm Gold in Hüll' und Füll'
Den Königsboten ab,
Doch sandt' er's an die Königin
Als eine Ehrengab'.
»Und leb' ich nur dies Jahr zu End',«
Sprach Käth', die Königin,
»Dir, Robin Hood, und deiner Schar
Erweist sich hold mein Sinn!«
In ihr Gemach begibt sie sich,
So eilig sie nur kann,
Sie ruft den Richard Patrington,
Den Pagen traut, heran.
»Komm her zu mir, komm her zu mir,
Du trauter Page mein,
Du mußt jetzt fort nach Nottingham,
So rasch es nur mag sein.
Und wenn du nah bei Nottingham,
Durchforsch' den Wald mir gut,
Bei ein' und anderm Landsaß wohl
Erfrägst du Robin Hood.«
Er ging ein Stück, er lief ein Stück,
So rasch es konnte sein;
Und als er kam nach Nottingham,
Im Schenkhaus sprach er ein.
Und als er so in Nottingham
Nun saß im Schenkhaus drin,
Trank eine Flasche Rheinweins er
Aufs Wohl der Königin.
Ein Freisaß, ihm zur Seite, frug:
»Sag mir, du Page lieb,
Welch ein Geschäft und Auftrag dich
So weit nach Norden trieb?«
»Herr, mein Geschäft und Auftrag ist,
Ich sag's mit gutem Mut,
Bei ein' und anderm Landsaß wohl
Erfragen Robin Hood.«
»Ich steige morgen früh zu Roß,
Bevor der Tag noch klar,
Und zeig' den kühnen Robin dir
Und seine lustige Schar.«
Als vor Robin der Page stand,
Senkt' auf sein Knie er sich:
»Es grüßt Euch schön die Königin,
Sie grüßt Euch schön durch mich.
An Londons Hof beruft sie Euch,
Laßt jede Furcht verbannt!
Ein Festspiel gibt's; hier diesen Ring
Empfangt von ihrer Hand.«
Den Mantel grünen Linkolntuchs
Vom Rücken nahm Robin,
Daß ihn der Page zum Geschenk
Darbring' der Königin.
Zur Sommerszeit, als grün das Laub,
Sah jeglich Aug' erfreut,
Wie Robin Hood das Kleid gewählt
Für sich und seine Leut'.
Sie zogen all' in Linkolngrün,
Haargleich, wie er's gebot,
Die Hüte schwarz, die Federn weiß,
Er selbst in Scharlachrot.
Und als er kam an Londons Hof,
Beugt er das Knie sogleich;
Die Königin rief: »Dich und dein Volk,
Willkommen heiß' ich euch!«
Der König schritt gen Finsbury
Im Zug von Kriegerreihn,
Kühn Robin und sein lustig Volk,
Die folgten hintendrein.
Die Fürstin sprach: »Erst wüßt' ich gern,
Was ist der Kampfpreis hier?«
»Dreihundert Tonnen Wein vom Rhein,
Dreihundert Tonnen Bier!
Dreihundert Hirsch' aus Dallomspark,
Die fettsten, die zu sehn!«
»Ein fürstlich Wettspiel!« rief die Frau,
»Das muß ich zugestehn!«
Den Bogenträger rief der Fürst:
»Komm, Tepus, komm herbei!
Mit dieser Schnur miß uns das Ziel,
Wie lang die Schießbahn sei.«
Da bat ein Clifton rasch und keck:
»Das Fernmaß nicht geschont!
Mein hoher Herr, wir schießen gar
Auf Sonne und auf Mond.«
»Dreihundert Schritt sei fern das Ziel,
Dreihundert steckt mir ab!«
»Den Bogen wett' ich,« Clifton sprach's,
»Ich spalt' den Weidenstab.«
Des Königs Schützen legten an,
Drei trafen gut das Ziel;
Die Damen schrien: »O hohe Frau,
Traun, Ihr verliert das Spiel!«
»Erhört mich!« rief die Königin,
»Seht kniend hier mich flehn;
Will keiner aus des Königs Rat
Auf meiner Seite stehn?
Komm her zu mir, Sir Richard Lee,
Du bist ein Ritter gut,
Dein edler Stammbaum sagt mir's ja,
Daß du aus Gowers Blut!
Komm her, Bischof von Herefordshire,
Du Priester ehrenreich!«
»Bei meinem Silberhut, ich wett'
Kein Pennystück für Euch!
Der König hat die eigne Schar
Von Schützen kunstgewandt;
Die Euren sind nur fremdes Volk,
Uns allen unbekannt.«
»Wenn für uns nicht, doch gegen uns
Was wettst du?« frug Robin;
Der Bischof sprach: »Bei meinem Hut,
Den Säckel und was drin!«
»Was ist im Säckel?« frug Robin,
»So schütt' ihn auf den Grund!«
Der Bischof drauf: »An Nobeln sind's
In Gold bei hundert Pfund.«
Robin auch seinen Säckel löst'
Und warf ihn auf das Feld;
Will Skadlock lacht': Ich kenne wohl
Den, der gewinnt dies Geld.
Des Königs Schützen legten an,
Noch dreimal trafen sie,
Die Damen schrien dem Robin zu:
»Nun, Närrchen, beug dein Knie!«
Der König sprach: »Drei sind's und drei,
Jetzt hängt's an euren drei'n.«
Der Fürstin flüstert Robin zu:
»Des Königs Teil sei klein!«
Und Robin legt den Pfeil jetzt an
Und schießt ihn kunstvoll ab;
Klein John mit gutem Zirkelschuß
Zerspellt den Weidenstab.
Der kleine Midge, des Müllers Sohn,
Das Ziel nicht schlechter hält,
Sein Pfeil drang fingersnah zum Kern:
»Nun, Bischof, bring dein Geld!«
»Erhört mich, Herr,« die Fürstin sprach's,
»Laßt kniend mich's erflehn,
Schenkt allen Gnade, die Ihr seht
Auf meiner Seite stehn!«
»»Zum Kommen geb' ich vierzig Tag',
Zum Gehn auch vierzig Tag',
Dreimal so viel zu Spiel und Tanz,
Ob's Freund, ob Feind sein mag.««
»Willkommen, Robin,« sprach sie drauf,
»Klein John, das gilt auch dir,
Und Midge, dem Müllersohn, – seid all'
Willkommen dreimal mir!«
Der König frug: »Ist dies Robin?
Es kam mir doch Bericht,
Daß man in Nordens Forsten ihm
Ausblies das Lebenslicht.«
»Ist dies Robin?« der Bischof frug,
»Wohl scheint mir's sein Gesicht;
Kein Pennystück hätt' ich gesetzt,
Wenn ich erkannt den Wicht.
Sonnabends war's, daß er mich fing,
An einen Baum mich schloß,
Und Messe lesen mußt' ich ihm
Und seinem saubern Troß.«
»Dran tat ich wohl,« sprach Robin Hood,
»Die Messe gab mir Glück;
Zum Dank dafür nimm deines Golds
Die Halbscheid hier zurück.«
»Nicht also, Meister!« rief Klein John,
»Nicht wirf das Gold von dir!
Trinkgelder gibt's fürs Hofgesind
Und nützt noch dir und mir.« |