Robin Hoods Geburt.Diese Ballade, zuerst in Jamiesons Popular Songs nach dem mündlichen Vortrage einer Mrs. Brown mitgeteilt, behandelt zwar die neuere Sage von Rob. Hoods adeliger Abkunft und beruht sonach auf geringer historischer Glaubwürdigkeit, doch ist sie nicht im Widerspruch mit des Helden späterem Verhalten und in Ton und Haltung noch frisch und eigentümlich.
Robin Hoods Kirchengang.Die Begebenheit, welche als die historische Grundlage dieser Ballade anzusehen ist, findet sich in der »Einleitung« zu diesen Blättern S. 20 mit den Worten des Chronisten Fordun ausführlich mitgeteilt.
Robin Hood und der Klosterbruder.Die Volksüberlieferung stellt dem frommen und andachteifrigen Robin Hood auch eine Art Haus- und Feldkaplan in der Person eines Mönches, des Fraters (friars) Tuck an die Seite. In W. Scotts Ivanhoe fand dieser gleichfalls seine charakteristische Stelle. Im Morristanz ist ihm eine der vier Hauptrollen zugewiesen. Sollte der Klosterbruder dieser Ballade mit dem Bruder Tuck identisch sein, so müßte letzterer dem Zisterzienserorden, dessen Eigentum Fountains Abbey war, angehört haben.
Robin Hood und Allin vom Tal.Allan o' the dale, nach Spenser Hall ein Minstrel und liebenswürdiger Charakter, gleichfalls der Bande Robin Hoods angehörig.
König Richard und Robin Hood.Ein junger finnischer Forscher, Herr E. G. Estlander, welcher kürzlich zwei Abhandlungen in schwedischer Sprache: Richard Lejonhjerta und Folkesangerna om Richard, worin er die zweite Hälfte des zwölften Jahrhunderts als das Zeitalter Robin Hoods annimmt, ans Licht gestellt hat, charakterisiert das von W. Scott im Ivanhoe geschilderte Zusammentreffen König Richards mit Robin Hood in folgenden Worten, welche auch auf unsere Volksballade Anwendung finden: »Persönliche Berührung beider hat schwerlich stattgefunden, und doch kann eine wahrheitsgemäßere Veränderung der historischen Wirklichkeit nicht gedacht werden als diejenige, welche den Ritterkönig auf dem Thron und den Freibeuterkönig der Wildnis einander begegnen läßt. Denn wie unermeßlich auch der Abstand scheinen mag zwischen dem Beherrscher der mächtigsten Nation des Westens, dessen Wille Gesetz war für ein blühendes Reich, dessen Fahnen die stolzeste Ritterschaft folgte, und dem rechtlosen Freibeuter, der mit seinen Leuten dem Wilde gleich gejagt ward in Sherwoods Wäldern, so begegnen sich ihre Charaktere doch in zwei wesentlichen Punkten. Beide Männer sind echt romantische Persönlichkeiten wegen ihrer Losgebundenheit von den trivialen Verhältnissen des alltäglichen Lebens; beide sind außerdem gleichzeitige Repräsentanten zweier Völker, welche nach der Schlacht bei Hastings so lange feindlich nebeneinander wohnten in demselben Lande. Während die Normannen mit Begeisterung ihrem Helden folgten auf seiner weltberühmten Ritterfahrt nach dem heiligen Lande, sieht das Volk der Angelsachsen mit Gram in Sherwoods Freibeutern die letzten Kämpfer um seine Selbständigkeit. Der Gegensatz der beiden Persönlichkeiten erweitert sich so zu einem Gegensatze des Charakters, der Lebensbedingungen und sozialen Stellung zweier Völker.« (Vgl. den Aufsatz: »Richard Löwenherz und Robin Hood« in Nr. 23 des Magazins für die Literatur des Auslandes. Jahrg. 1861.)