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Zwölf Monat' gibt's im ganzen Jahr,
So spricht man, daß es sei,
Der lustigste jedoch im Jahr,
Das ist der lustige Mai.
Nach Nottingham ging Robin Hood,
Ging singend durch das Land,
Bis er ein schlichtes altes Weib
Am Weg in Tränen fand.
»Was Neus? Was Neus? du altes Weib,
Was bringst für Neuigkeit?«
Sie sprach: »Drei Junker in der Stadt
Hält man zum Tod bereit.«
»Ei, haben Dörfer sie verbrannt?
Geschlagen Priesters Leib?
Ei, haben Jungfraun sie geraubt?
Entehrt des andern Weib?«
»Nicht haben Dörfer sie verbrannt,
Bedroht nicht Priesters Leib;
Nicht haben Jungfraun sie geraubt,
Entehrt kein fremdes Weib.«
»Ei nun, was taten sie? sag an!«
So drängt Robin und frägt;
»Ihr Bogen hat, dem Euren gleich,
Des Königs Wild erlegt.«
»Weib,« sprach er, »weißt noch, wie du einst
Mir Speis' und Trank gereicht?
Fürwahr, du fändest für dein Wort
So gute Zeit nicht leicht.«
Und Robin ging nach Nottingham,
Ging singend durch das Land,
Bis einen armen Pilgersmann
Er auf der Straße fand.
»Was Neus? Was Neus? du alter Mann,
Was bringst für Neuigkeit?«
Der sprach: »Drei Junker in der Stadt
Hält man zum Tod bereit.«
»Komm, tausche dein Gewand mit mir,
Komm, geh den Tausch nur ein,
Nimm vierzig Schilling Silbers hier,
Vertrink's in Bier und Wein.«
Der Alte sprach. »Dein Kleid ist gut,
Meins will in Fetzen gehn;
Nie treibe mit dem Alter Spott,
Wo du magst gehn und stehn.«
»Komm, alter Kerl, und tausch mit mir,
Komm, geh den Tausch nur ein,
Hier hast du zwanzig Goldstück' blank,
Die Brüder bewirt mit Wein!«
Er setzt den Hut des Alten auf,
Der kaum am Scheitel saß:
»Beim ersten Kampf, den ich besteh',
Wohl fliegst du fort ins Gras!«
Er zog des Alten Mantel an,
Geflickt schwarz, rot und blau,
Er schämt sich nicht, den Brotsack heut
Zu tragen frei zur Schau.
Er zog des Alten Hosen an,
Mit Flicken allerseit:
»Bei meiner Treu, den guten Mann
Plagt nicht die Eitelkeit!«
Er zog des Alten Strümpfe an,
Von Löchern ganz zerfetzt:
»Bei meiner Treu, wär' ich gestimmt
Zum Lachen, lacht' ich jetzt!«
Er zog des Alten Schuhe an,
Mit Lappen überstreut,
Da schwor er einen heil'gen Schwur:
»Ja, Kleider machen Leut'!«
Und Robin kam nach Nottingham,
Ging singend seinen Gang,
Den stolzen Sheriff traf er da,
Der schritt die Stadt entlang.
Und Robin rief: »Christ blick' auf Euch!
Christ steh' Euch, Sheriff, bei!
Was gebt Ihr einem alten Mann,
Der heut' Euch Henker sei?«
»Ein neu Gewand,« der Sheriff sprach,
»Ein neu Gewand kriegst du;
Ein neu Gewand ist Henkers Lohn
Und dreizehn Pence dazu.«
Da dreht sich Robin um und um,
Springt über Stock und Stein,
Der Sheriff schwur: »Ei, alter Knab',
Das heißt gesprungen sein.«
»Mein Lebtag war kein Henker ich,
Noch werb' ich um solch Amt;
Der sich zuerst zum Henker lieh,
Der sei von Gott verdammt!
Hab' einen Sack für Mehl und Malz,
Hab' einen für Gerst' und Korn,
Hab' einen Sack für Brot und Fleisch
Und einen für mein klein Horn.
Ich hab' in meinem Sack ein Horn,
Bekam's von Robin Hood,
Und setz' ich das an meinen Mund,
Für dich wohl bläst's nicht gut.«
»Ei, stoß ins Horn, du eitler Wicht,
Mir macht es wenig Graus;
O bliesest du, bis dir vom Kopf
Die Augen sprängen aus!«
Er stieß ins Horn zum erstenmal,
Daß weit und grell es klang;
Da kamen hundertfünfzig Mann
Gesprengt vom Bergeshang.
Er stieß ins Horn zum andernmal,
Das klang so stark und hell,
Da glänzten auf dem Felde hin
Wohl sechzig Mann zur Stell'.
»O, wer sind die,« der Sheriff frug,
»Die rennen übers Feld?«
»Ei, meine Leute,« sprach Robin,
»Dir zum Besuch gesellt.«
Vom Galgen lösen sie das Seil,
Die Junker sind nun frei,
Und hängt dafür der Sheriff nicht,
So ist viel Glück dabei. |