Edmond de Goncourt
Die Dirne Elisa
Edmond de Goncourt

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XXXIV.

Von jetzt an dachte Elisa an nichts anderes mehr, als an ihren Ausgangstag mit ihrem Soldaten.

Stundenlang sprach sie von einem solchen Tag mit fieberhafter Geschwätzigkeit, von dem Vergnügen, das sie erwartete, einen ganzen Tag mit ihrem süßen kleinen Schatz verbringen zu dürfen, vom Glück, mit ihm weit über Land spazieren zu können. Madame besaß ein altes Barometer; am Abend vor ihrem Ausgang lief sie zwei-, dreimal in das Zimmer, um nachzusehen, »ob der Kapuziner sich entschließen würde, seine Kapuze zu lüften«. Am frühen Morgen machte sie umständlich und sorgfältig Toilette und war doch immer schon längst fertig, wenn ihr Geliebter kam.

Endlich zog sie dann aus, und alle Frauen schauten ihr durch die Spalten der Jalousien voll Interesse nach. Eine Hand hatte sie flach in die rechte Hüfte gestützt, mit den Fingern ihre schlanke Taille umklammernd. So schritt Elisa ein wenig nach links gewendet, mit einem koketten Wiegen in den Hüften dahin und ließ bei jedem Schritt den rot besetzten Saum ihres Unterrockes sehen. Sie trippelte immer ein bißchen voraus, an der Seite ihres Freundes daher, ihr Gesicht zu ihm gewendet, Mund und Blick zu ihm aufgerichtet.

Sie trug keinen Hut, ihr Haarknoten war in ein Netz gezwängt, das die kleinen Kugeln eines großen schwarzen Steckkammes überragten, während das übrige Haar, sorgsam eingedreht, ihr wie ein Grasbüschel in die Stirn fiel. Sie trug ein Leibchen aus schwarzem Wollstoff mit Astrachanmanschetten, und ihr buntfarbiger Rock, der mit langen Fransenvolants besetzt war, wirbelte den Staub auf. Um den Hals hatte sie einen kleinen, weißen, gestrickten Kinderschal geschlungen, der mit einer Silberbrosche festgesteckt war, die ein Stiefmütterchen aus Email zierte. Und nach der Gewohnheit der Frauen ihres Hauses trug sie in der linken Hand ein kleines, schwarzes Strohkörbchen.

In dieser Toilette erschien Elisa trotz der Sommersprossen, mit denen ihr blasses Gesicht übersäet war, geradezu hübsch. Sie war von einer Schönheit, in der sich die herben Reize eines Vorstadtgesichts mit der Zierlichkeit der Nase und des Mundes, mit dem Seidenglanz ihrer blonden Haare, mit dem Blau ihrer Augen vereinten, die wie in ihrer Kindheit in Engelsklarheit strahlten.


Als Elisa bei Einbruch der Dunkelheit nach Hause kam, schlüpfte sie in die Küche. Sie fühlte ein Frösteln und bat um einen Glutofen – obwohl es tagsüber sehr warm gewesen war. Sie blieb schweigend vor dem Glutofen sitzen und hielt ihre Hände gegen das Feuer, das sie rötlich durchleuchtete. Marie »Säbelhieb«, die in diesem Augenblick herunterkam, um eine Kanne warmes Wasser zu holen, warf zufällig einen Blick auf Elisas Hände und bemerkte unter ihren Fingernägeln eine dünne rote Linie, »wie wenn sie Johannisbeeren eingekocht hätte«. (Zeugenaussage.)


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