Edmond de Goncourt
Die Dirne Elisa
Edmond de Goncourt

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Erstes Buch

I.

Das Weib, die Prostituierte, die man zu Tod verurteilt hatte, war die Tochter einer Hebamme aus La Chapelle. In ihrer Kindheit vollzogen sich alle sexuellen Intimitäten, wie sie der Beruf ihrer Mutter mit sich brachte, vor ihren Augen. Während sie in ihrer dunklen Kammer krank lag, hörte sie aus dem benachbarten Empfangszimmer die ganzen Geständnisse der Patientinnen. Alles, was unter Tränen gebeichtet, oder in zynischen Worten geschildert wurde, drang an ihre jungen Ohren. Sie erfuhr von den Geheimnissen der Zeugung, von den intimsten Schamlosigkeiten des sexuellen Verkehres in den Pariser Lasterhöhlen, da sie noch in ihrem Kinderbettchen, ja fast noch in der Wiege lag. In einem Lebensalter, da andere Kinder noch an den Storch glauben, von dem ihnen die Mutter erzählt, wurde ihr Kinderglaube durch schamlose Worte zerstört und ihre Unwissenheit durch erotische Details besudelt. In der Stille der Nacht hörte das vertraute, unschuldige Kind in seinem Bettchen die Schilderungen schändlicher Abenteuer, heimlicher Liebesdramen, widernatürlicher Laster und Ratschläge zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten; die ekelerregendsten Geheimnisse der sogenannten Liebe und der Prostitution drangen an ihre Ohren.


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