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Hans von Solberg kehrte etwa eine Stunde, nachdem Klingenbruch dort nach ihm gefragt, in seiner Eltern Haus zurück. Er sah bleich und verstört aus, und seine erste Frage war, ob Herr von Schaller hier gewesen sei und einen Brief für ihn abgegeben habe.
»Nein, Herr Baron,« erwiderte der Diener, »Herr von Schaller war nicht da, aber Herr Oberstlieutenant von Klingenbruch, der Sie zu sprechen wünschte. Er schien es dringend zu haben und ließ den Herrn Baron ersuchen, so rasch Sie könnten, zu ihm zu kommen.«
»Er hat hier nichts für mich abgegeben?«
»Nein, das weiß ich bestimmt.«
»Ist Jemand drinnen?«
»Graf Rauten sind eben eingetroffen.«
»So?« sagte Hans und blieb zögernd im Entrée stehen, »aber ich werde jetzt nicht hineingehen. Wenn mein Vater nach mir fragen sollte, ich bin zu Schallers und zu Klingenbruchs gegangen, werde aber zum Mittagsessen wahrscheinlich wieder da sein; käme ich nicht, so bäte ich, nicht auf mich zu warten.«
»Zu Befehl, Herr Baron,« und Hans drehte sich auf dem Absatz herum und verließ wieder das väterliche Haus. Die Unruhe trieb ihn, und direct eilte er zu Schaller, um dort der für ihn bestimmten Brief in Empfang zu nehmen. Weshalb überhaupt hatte er ihn nicht an Ort und Stelle gelassen? Er konnte sich doch denken, daß er nicht säumen würde, den todten Freund aufzusuchen, sobald ihn nur erst einmal die Schreckenskunde erreichte.
Schaller fand er nicht zu Hause. Frau von Schaller war noch bei ihrer Toilette, das Mädchen in der Küche und Kathinka selber öffnete ihm die Thür.
»Herr von Solberg!« rief sie fast erstaunt aus, als sie den jungen Mann erkannte, »das ist ein seltener Besuch.«
»Mein gnädiges Fräulein,« sagte Hans bewegt, »wenn Sie wüßten, was mir in der letzten Zeit alles durch den Kopf gegangen ist, Sie würden mich gewiß entschuldigen. Ist Ihr Papa zu Hause?«
»Nein. Aber wollen Sie nicht eintreten? Mutter wird gleich kommen und auch den Vater erwarte ich zurück, denn er hat nicht einmal gefrühstückt.«
»Sie sind sehr freundlich,« sagte Hans, der Einladung aber doch Folge leistend, »also ist Herr von Schaller schon sehr früh ausgegangen?«
»Sobald er die traurige Nachricht über Hauptmann Dürrbeck erhielt; Sie haben doch schon davon gehört?«
»Ja,« seufzte Hans aus tiefster Brust, »allerdings habe ich. Aber Dürrbeck hat einen Brief für mich hinterlassen und ich hoffte ihn hier zu finden, da ihn Ihr Papa an sich genommen.«
»Dann ist er vielleicht damit in Ihre Wohnung gegangen.«
»Nein, ich komme eben von zu Hause; wenn ich nur wüßte, wo ich ihn auffinden könnte; aber eine Möglichkeit ist noch,« unterbrach er sich plötzlich, indem er wieder aufstand, »Klingenbruch hat mir sagen lassen, daß er mich zu sprechen wünsche, und vielleicht übernahm er den Brief, ich will lieber einmal hinüber gehen.«
»Sie wollen schon wieder fort?«
»Nicht gern, liebes Fräulein,« sagte Hans freundlich, »ich hätte wohl gewünscht, wieder einmal ein wenig mit Ihnen plaudern zu können. Wir haben uns so lange nicht gesehen.«
»Daran sind nur Sie schuld,« lächelte Kathinka, aber es lag doch dabei ein eigener wehmüthiger Zug um ihre Lippen, »denn Sie wissen, daß Sie in unserem Hause stets gern gesehen sind.«
Hans hatte dem jungen, bildhübschen Mädchen ernst in die Augen geschaut. Jetzt erst fiel ihm auf, wie bleich und abgehärmt, ja fast krankhaft sie gegen früher aussah.
»Sind Sie leidend, mein liebes Fräulein?« fragte er, von dem früheren Gespräch ganz abspringend, »Sie sehen nicht so wohl und so frisch mehr aus.«
»Ich war leidend,« wich Kathinka aus, »und die Spuren mögen zurückgeblieben sein, jetzt dagegen fühle ich mich wieder vollkommen wohl. Aber da kommt der Vater,« unterbrach sie sich rasch und augenblicklich erfreut über die Störung. »Das ist sein Klingeln. Sie entschuldigen mich einen Augenblick.«
Hans war selber mit zur Thür getreten, denn es drängte ihn, die letzten Worte Dürrbeck's zu erhalten. Draußen hörte er schon die laute, fröhliche Stimme Schaller's.
»Hallo, Hans von Solberg! Läßt der sich auch einmal wieder bei uns sehen? Das ist recht, wo steckt er?«
»Mein lieber Schaller,« sagte Hans, ihm entgegen gehend, »Sie waren so freundlich, heute Morgen das Vermächtniß eines Todten für mich an sich zu nehmen. Dürfte ich Sie um den Brief bitten?«
»Den Brief?« rief Schaller. »Haben Sie den noch nicht? Rauten wollte ihn mit in Ihre Wohnung nehmen. Waren Sie denn noch nicht zu Hause?«
»Rauten!« sagte Hans enttäuscht. »Ich war allerdings zu Hause, habe mich aber dort nicht aufgehalten und Rauten selber nicht gesprochen.«
»Er war bei Ihnen?«
»Ja, ich hörte so.«
»Und haben Sie keine Ahnung, was Dürrbeck zu dem verzweifelten Entschluß getrieben haben mag?«
»Keine. – Ich hätte eher des Himmels Einsturz vermuthet. – Seine arme Braut! Wie sie es nur erfahren haben mag?«
»Auf der Bühne; sie wurde ohnmächtig und der Vorhang mußte fallen. Uebrigens soll sie schwer erkrankt sein. Die Rouleaux sind auch den ganzen Morgen noch nicht aufgezogen worden, und die ganze Nacht brannte Licht dort drüben.«
»Ich will dann gleich wieder nach Hause gehen,« sagte Hans, »und muß nur noch einmal nach Klingenbruchs hinüber. – Also auf Wiedersehen, lieber Schaller!«
Draußen wurde heftig an der Klingel gerissen und Hans, der sich in diesem Augenblick zu Kathinka wandte, schien es, als ob sie darüber erschrak und sogar blässer wurde.
»Also auf Wiedersehen, lieber Solberg,« sagte auch Schaller, der jetzt selber einige Unruhe zeigte, »lassen Sie sich bald wieder einmal bei uns sehen, aber dann auf längere Zeit, nicht wahr?«
Draußen riß es noch einmal an der Klingel. Der Besuch schien etwas ungeduldiger Art zu sein. Das Mädchen war indessen ebenfalls herbeigekommen, wenn auch nicht in besonderer Eile, und öffnete gerade die Thür, als Hans darauf zuging.
»Ihr Herr zu Hause?« fragte eine barsche Stimme.
»Ich weiß nicht,« sagte das Mädchen erschreckt.
»So, Sie wissen's nicht?« brummte der Mann, »und da steht er groß und breit, wird aber manchmal vorfallen, daß Sie's nicht wissen dürfen. Guten Morgen, Herr von Schaller! Hören Sie, ich komme nun heut zum letzten Mal, und wenn ich …«
Hans merkte, daß hier etwas vorging, bei dem er wahrscheinlich Herrn von Schaller verpflichtete, wenn er nicht als Zeuge blieb, und eilte deshalb, ohne sich länger aufzuhalten, die Treppe hinab. Sonderbar, aber – was konnte der grobe Mensch wollen? Er trat genau so auf, als ob er eine oft und oft gemahnte Schuld reclamire, und befand sich denn Schaller in solcher Geldverlegenheit, daß er die Forderung nicht befriedigen konnte? Seine eigenen tausend Thaler hatte er allerdings auch noch nicht wieder, und die Zeit, die ihm Schaller gestellt, war lange verlaufen, die Sache selber auch von Schaller in seiner liebenswürdigen Unbefangenheit gar nicht wieder erwähnt worden, und Hans schüttelte, wenn er die jetzige Scene damit verglich, doch den Kopf. Aber rasch über die Straße hinüber eilend, betrat er jetzt schon Semmlein's Haus, kam aber hier ebenfalls, und zwar oben an der Treppe, wieder zu einer unliebsamen Scene, der er nur dadurch hätte ausweichen können, daß er einfach wieder umkehrte und fortging. Das mochte er aber auch nicht, denn er wollte jedenfalls erst Klingenbruch sprechen.
Er blieb deshalb einen Moment auf der Treppe stehen, um sich nicht zu zeigen, mußte aber dafür auch freilich Ohrenzeuge des sich da oben abwickelnden Zungenkampfes sein, bei dem er zu seinem Erstaunen auch den Hofapotheker Semmlein thätig hörte.
Der Streit schien sich um eine Logisfrage zu drehen; es war Jemand gekündigt worden, den Semmlein nicht wollte ausziehen lassen, und er gedachte sich wirklich schon wieder zurück zu ziehen, als er Flora's Stimme und seinen Namen dabei vernahm, wodurch die Sache natürlich größeres Interesse für ihn gewann.
»Aber ich erkläre Ihnen, Herr Hofapotheker,« rief Flora, die sich in der letzten Zeit überhaupt sehr emancipirt zu haben schien und keineswegs mehr ihrem Alter entsprechend auftrat, »die Person muß ausziehen, oder wir kündigen Ihnen das Quartier! Sie war unverschämt gegen uns, sie weigert sich, für uns mehr zu arbeiten – und wovon lebt sie nachher – gewiß nicht von ihrer Tugend!«
»Ja, und ich habe mit meinen eigenen Ohren gehört und mit meinen eigenen Augen gesehen, daß sie Herrenbesuche auf ihrem Zimmer empfangen hat – Herr von Solberg habe ich selber herunterkommen sehen –, und über die Bibel haben sie sich da oben nicht unterhalten!«
»Meine Gnädige,« setzte Semmlein wieder ein, denn den Versuch hatte er schon mehrere Male gemacht. Die Damen ließen ihn aber nicht zu Worte kommen, das jetzt vor allen Dingen die Frau Oberstlieutenant nahm.
»Nein, sehen Sie, Herr Hofapotheker,« sagte sie mit Würde, »das geht ja auch gar nicht, daß Sie solche Frauenzimmer in Ihrem Hause dulden. Sie bringen das ganze Haus in einen übeln Ruf, und ich selber könnte unter solchen Umständen meine Töchter nicht unter Ihrem Dache lassen.«
»Meinswegen,« platzte aber jetzt der Hofapotheker, bei dem sich eine ganze Masse von Galle angesammelt haben mußte, heraus, »will ich Ihnen nur Eins sagen, meine Gnädige: ob Sie auszieh'n oder hier bleiben wollen, kann mir gleich sein, denn andere Abmiether krieg' ich immer – wenn Sie aber ein braves junges Mädchen schlecht machen, das meinswegen noch viel ehrenhafter ist als – manche andere Leute, dann läuft einem ordentlichen Kerl die Galle über! Wenn sie wirklich der Herr von Solberg einmal besucht hat, so war das meinswegen in Ehren und am hellen Tage, denn sie ist im Solberg'schen Hause groß gezogen, aber ich habe ihr noch nie die Lieutenants aus dem Garten jagen müssen oder sie unten bei dunkler Nacht im Hofe erwischt!«
»Herr Hofapotheker,« rief Flora's Stimme in höchster Empörung, »Sie werden unanständig!«
»Wer? – Ich?« sagte Herr Semmlein mit der größten Ruhe. »Ja, vielleicht wenn ich eine schwarze Sammetpekesche anhätte und die Treppe 'runter und 'rauf glitt, als ob meinswegen Knallerbsen darauf lägen und ich Angst hätte, auf eine zu treten!«
»Und haben Sie etwas Derartiges hier im Hause gesehen?« fragte die Frau Oberstlieutenant und warf ihren beiden Töchtern einen überraschten und nichts weniger als liebevollen Blick zu.
»Na, meinswegen hab' ich's geseh'n oder geträumt, das bleibt sich gleich; aber das sag' ich Ihnen, die Bodenkammer, die Sie der Mamsell Peters vermiethet haben, können Sie ihr kündigen, und sie muß hinaus, denn die gehört mit zu Ihrem Logis und Sie zahlen mir die Miethe dafür – aber das kleine Quartier, aus dem der Schuster am Ersten ausgezogen ist und das ich habe neu herrichten lassen, da zieht sie hinein und soll nicht mehr Miethe bezahlen, als sie meinswegen für die Dachkammer bezahlen mußte, und wem das nicht recht ist, der kann – meinswegen zu mir kommen und es mir sagen« – und damit drehte er sich ab und stieg die Treppe hinunter.
Das Gespräch war damit abgebrochen, denn Frau von Klingenbruch hatte selber nicht geringen Stoff zum Nachdenken bekommen, und Henriette wie Flora waren so augenscheinlich verdutzt worden, daß sie selber gar nicht daran dachten, dem »unverschämten« Hauswirth auch nur ein Wort weiter zu erwidern.
»Mit einem so ungebildeten Menschen kann man anständiger Weise gar nicht sprechen!« rief Henriette, wie er kaum aus Hörweite war, und eilte, von Flora gefolgt, auf ihr Zimmer, und selbst die Frau Oberstlieutenant zog sich, weiteren Bemerkungen zu entgehen, in ihre Etage zurück.
»Ih, seh'n Sie 'mal an, Herr von Solberg!« sagte Hofapotheker Semmlein, indem er jetzt um den ersten Treppenabsatz bog und dem jungen Manne begegnete, der die Stufen hinaufsprang, als ob er eben erst gekommen wäre. »Sie wollen wohl zum Herrn Oberstlieutenant?«
»Allerdings, lieber Herr Semmlein – wie geht es Ihnen?«
»Oh, danke, meinswegen so leidlich – aber wollen Sie von mir einen guten Rath annehmen?«
»Man soll nie einen guten Rath zurückweisen, denn leider wird er nur sehr selten geboten.«
»Na gut – wenn Sie also hineinkommen, dann geh'n Sie meinswegen den Damen ein bischen aus dem Wege, denn ich habe sie eben erst ein wenig auf den Trab gebracht.«
»Auf den Trab, Herr Semmlein?«
»Na ich denke – mein' ich; wegen einer kleinen Differenz, versteh'n Sie. Außerdem,« setzte er dann mit halb unterdrückter Stimme hinzu, »soll die Frauensleute meinswegen der Deubel holen – meine Frau natürlich ausgenommen –, denn sie haben es faustdick hinter den Ohren!«
»Alle, mein lieber Herr Semmlein?«
»Ich glaube, alle,« bestätigte der kleine Mann, ohne besonders lange mit der Antwort zu zögern; aber ich will Sie nicht aufhalten – Schwerebrett, ich habe mich geärgert und werde einen von meinen Magenbittern nehmen – nehmen Sie einen mit?«
»Nein, ich danke herzlich,« lachte Hans, »ich bin Morgens kein Freund von Branntwein, obgleich ich Abends ein Glas Grog keineswegs verschmähe.«
»Na dann leben Sie meinswegen wohl,« sagte Herr Semmlein und stieg in seine Apotheke hinunter, während Hans im nächsten Augenblick schon die Klingel an Klingenbruch's Thür zog. Die Hanna öffnete.
»Herr Oberstlieutenant zu Hause?«
»Ja wohl, in seinem Zimmer – er hat schon gesagt, daß Sie kommen würden – geh'n Sie nur gleich hinein.«
Klingenbruch öffnete schon die Thür. »Ah, lieber Solberg, ich freue mich aufrichtig, Sie zu sehen! Bitte, treten Sie näher – Sie haben das furchtbare Unglück schon gehört?«
»Alles, lieber Klingenbruch,« sagte Hans, indem er ihm fest die Hand drückte – »ich war auch schon dort.«
»Haben Sie den Brief erhalten?«
»Schaller hat ihn an Rauten gegeben, und ich habe den Grafen nicht getroffen.«
»An Rauten?« rief Klingenbruch rasch. »Wie kam er dazu? Er hat fest versprochen, den Brief Ihnen sofort selber zu bringen!«
»Sie hören aber, daß er die Commission einem Andern übertragen hat. Armer Dürrbeck, daß er so enden mußte!«
»Ja, ja,« sagte Klingenbruch, aber doch nicht ganz bei der Sache, denn seine Gedanken wanderten augenscheinlich nach anderer Richtung hin, kehrten aber doch bald wieder in die alte Bahn zurück. »Und Sie haben keine Vermuthung?« fragte er nach einer kleinen Pause, »was den armen Mann zu dem Schritt getrieben haben kann?«
»Keine.«
»Ueberlegen Sie es sich einmal,« fuhr Klingenbruch fort – »in der Stadt erzählt man sich allerdings, daß ihn die Verbindung mit Fräulein Blendheim gereut habe – Klatsch – wir Beide wissen das besser, denn sein ganzes Herz drängte gerade dieser Verbindung entgegen. Außerdem besaß Dürrbeck ausreichendes Vermögen, um selbst den Dienst quittiren zu können, wenn er die geringste Neigung dazu spürte, und ich weiß auch, daß das seine Absicht war. Einen gesunden Körper hatte er außerdem; ich weiß mich nicht zu erinnern, ihn je krank oder selbst nur unwohl gesehen zu haben – also was in aller Welt hätte ihn sonst zu einem so verzweifelten Schritte treiben können? Seine innere Neigung sicher nicht. Wenn wir das aber nicht annehmen, so bleibt uns nur eine einzige andere Vermuthung, und das ist: ein Druck von außen.«
»Aber wer wäre im Stande gewesen, den auszuüben? Wer in aller Welt hätte außerdem ein Interesse dabei gehabt?«
Der kleine Oberstlieutenant machte ein sehr ernstes Gesicht, stand auf, ging zur Thür, um zu sehen, ob Niemand draußen horche, kam dann zurück und sagte mit unterdrückter Stimme: »Ich glaube, daß sich Hauptmann von Dürrbeck in Folge eines amerikanischen Duells das Leben genommen hat.«
»Glauben Sie?« hauchte Hans mehr als er die Worte sprach. »Und haben Sie einen Verdacht, mit wem?«
»Graf Rauten,« sagte Klingenbruch eben so leise, aber vollkommen entschieden und bestimmt, und Hans fuhr mit einem kaum halb unterdrückten Angstschrei empor.
»Und woher vermuthen Sie so Fürchterliches?«
»Das will ich Ihnen mit einfach klaren Worten sagen,« erwiderte der Oberstlieutenant und erzählte nun dem jungen Solberg die Scene von vorgestern Abend im Kaffeehause, wie Dürrbeck's furchtbare, wenn auch für den Abend vollkommen unterdrückte Aufregung; am nächsten Morgen aber fand er die Beiden zusammen im Café bei einer Flasche Champagner, die sie zusammen ausgespielt – Rauten fast übermüthig lustig und die Flasche bezahlend, Dürrbeck zerstreut, bleich, still, mit dem vollen Glase vor sich, das er auch nicht ausgetrunken. Geschäfte vorschützend, verließ er denn auch bald das Local, während Rauten ihm noch nachrief: »Es bleibt bei unserer Verabredung?«
Hans stand dem kleinen Manne, den Blick stier auf ihn geheftet, als ob er ihm jedes Wort von den Lippen saugen wolle, regungslos gegenüber. – »Ausgespielt!« flüsterte er endlich, aber kaum hörbar. »Sagten Sie nicht so, Klingenbruch? Ausgespielt – mit Karten, nicht wahr?«
»Nein,« erwiderte der Oberstlieutenant ruhig, »mit Würfeln – das Kellnermädchen drüben hat es mir selber gesagt.«
Hans faßte sich langsam mit beiden Händen in sein braunes lockiges Haar, die Augen quollen ihm fast aus ihren Höhlen, aber der Schmerz übermannte ihn – es war zu viel, und sich auf das kleine harte Sopha werfend, barg er das Antlitz in den Händen und schluchzte laut wie ein Kind.
»Solberg!« rief der Oberstlieutenant, von dem lauten Schmerz des Mannes nicht allein erschüttert, sondern auch fast erschrocken, »was haben Sie denn nur um Gottes willen, was ist Ihnen? Mäßigen Sie sich doch!«
Hans hörte ihn nicht, aber der Schmerz war zu heftig aufgetreten, um lange anzuhalten. Er sprang empor, und sich die Augen trocknend, sagte er mit heiserer Stimme: »Seien Sie mir nicht böse, Klingenbruch – es giebt Momente im Leben, wo wir nicht mehr Herr unserer Gefühle sind. Wir mögen an uns halten, so viel wir wollen, der Strom bricht heraus über alle Dämme.«
»Mein lieber Solberg …«
»Lassen Sie es gut sein, es ist vorüber und wird nicht wiederkehren. Nicht die Thränen reuen mich, die ich dem Freunde geweint – er hat sie reichlich und in vollem Maße verdient. Aber jetzt ist keine Zeit mehr zu unmännlichen Klagen, denn Ihre Worte haben einen furchtbaren Verdacht in mir erweckt, der, wenn er sich bestätigte, ein fast unmögliches Verbrechen umfaßt.«
»Aber was meinen Sie? Amerikanische Duelle sind leider schon öfter bei uns vorgekommen – ich weiß selber zwei Beispiele und sie werden nicht für unehrenhaft gehalten.«
»Nein, ich weiß es,« sagte Hans; »aber lassen Sie mich jetzt machen. Ich muß die nöthigen Schritte erst mit mir selber überlegen.«
»Das ist aber noch nicht alles, lieber Solberg,« sagte der Oberstlieutenant, als sich Hans zum Gehen anschickte. »Die Ursache, weshalb ich Sie heute Morgen früh aufsuchte, hat einen noch weit wichtigeren Grund.«
» Noch wichtiger?« sagte Hans kopfschüttelnd.
»Allerdings, denn sie betrifft auf das Genaueste das zukünftige Glück oder Elend Ihrer Schwester.«
»Ha!« rief Hans hoch aufhorchend – Rauten …«
»Hören Sie,« sagte der kleine Mann, indem er in seine Brusttasche griff und einen Brief herausnahm. »Vor einiger Zeit schon schrieb ich auf Veranlassung unseres geschiedenen Freundes Dürrbeck, der dem Grafen schon länger mißtraut zu haben schien, an einen Freund in Galizien, um Näheres über Rauten's Lebensverhältnisse zu hören. Die Antwort kam nicht; heute Morgen, als ich von Dürrbeck's Leiche zurückkehrte, fand ich diese Zeilen vor – lesen Sie.«
Hans nahm fast mechanisch den Brief. Er war kurz und lautete:
»Mein lieber Klingenbruch! Du hast mich auf eine schöne wilde Hetze ausgeschickt, und wenn Du es nicht gerade gewesen wärst, so hätte ich mich wohl gehütet, mich so in Trab zu setzen. Ich habe in zwei Jahren nicht so viel geschrieben als wegen Deiner verzweifelten Anfrage. So höre denn das Resultat: Einen Grafen Leopold von Rauten giebt es nicht. Es gab einen, den ältesten Sohn des jetzigen Besitzers, der ist aber vor zwei Jahren auf dem Gute hier an der Schwindsucht gestorben. Graf Rauten hat hier ein sehr großes und ein kleineres Gut, ein sogenanntes Vorwerk, das ein Verwalter bewirthschaftet; sein Administrator ist nicht krank gewesen. Von Rautens giebt es außer dieser Familie nur noch einen alten, pensionirten Oberst, der aber in nicht brillanten Verhältnissen als alter Junggeselle im Norden lebt. Hat sich bei Euch Jemand für einen Grafen Rauten aus dieser Gegend ausgegeben, so ist es wahrscheinlich ein Schwindler, der etwas dadurch erlangen will; deshalb hütet Euch.
Uns geht es Allen wohl – Alle grüßen Dich …«
Hans sprang über die nächsten Zeilen hin und suchte die Unterschrift
»
Curt von Dachau,
Oberst a. D.«
»Und woher ist dieser Brief?« fragte Hans fast tonlos.
»Aus dem nämlichen Orte,« erwiderte Klingenbruch, »den Rauten als nächste Postanstalt zu seinen Gütern angegeben hatte.«
»Aber ist dorthin nicht schon früher geschrieben?«
»Ja, aber durch Herrn von Schaller, und nicht direkt.«
»Durch Herrn von Schaller,« wiederholte endlich Hans die Worte, aber so, als ob er sie in einem Traume spräche – »doch es ist fast undenkbar, es könnte eigentlich gar nicht sein, wenn man nicht verrückt werden und anfangen wollte, an einen wirklichen Teufel zu glauben.«
»Und was gedenken Sie jetzt zu thun?«
»Klingenbruch,« sagte Hans und faßte sich an die Stirn, »wenn Sie mich jetzt fragten, was macht der Kaiser von China in diesem Augenblick, so könnte ich Ihnen eben so leicht Antwort darauf geben. – Ich muß meine Sinne erst wieder sammeln, ich muß auch erst nach Hause und mir in einer Sache Gewißheit holen; nachher will ich mit meinem Vater, oder meiner Schwester, oder vielleicht erst mit dem Notar da drüben sprechen. Der Kopf wirbelt mir, ich kann jetzt nicht mehr denken – es ist mir, als ob alle meine Kopfnerven in einzelne Bündel zusammengeschnürt und in einen engen Kasten gepackt wären.«
»Das Beste wäre wohl,« sagte der Oberstlieutenant, »wenn Sie jetzt gleich mit Ihrem Vater sprächen; dann käme die Sache ohne Weiteres zur Entscheidung …«
»Ja, aber der Bursche wäre auch zugleich gewarnt,« fiel Hans ein; »nein, das geht nicht. Erst will ich Püster's Meinung darüber hören. Lassen Sie mich jetzt, lieber Klingenbruch – ich muß zuerst wieder an die frische Luft, damit der Alp von mir genommen wird, der auf mir lastet.«
»Und Sie sagen mir Antwort?«
»Gewiß, gewiß – ich danke Ihnen zu viel, als daß ich jetzt ohne Sie zu einer Entscheidung schreiten würde.«
»Aber um Gottes willen keinen neuen Kampf!« sagte der kleine Mann – »es ist Blut genug geflossen.«
»Sorgen Sie sich nicht,« entgegnete kalt lächelnd der junge Mann. »Entweder Rauten ist unschuldig, und dann verläuft die Sache im Sande, oder er ist ein so entsetzlicher Schurke, daß ich nicht daran denken könnte, mich ihm entgegen zu stellen.«
Er drückte dem kleinen Manne die Hand und ging dann direct und ohne sich noch irgendwo aufzuhalten seiner eigenen Heimath zu.
»Ist Graf Rauten noch hier?« war die erste Frage, welche er an seinen Vater richtete, als er das Zimmer betrat und wohl seine Mutter, aber Franziska nicht sah.
»Nein, Hans,« erwiderte der alte Herr – »aber Du siehst so verstört aus – was ist Dir? Ist etwas vorgefallen?«
»Ich komme von Dürrbeck's Leiche, Vater,« sagte der junge Mann, »und er soll einen Brief an mich hinterlassen haben, den Rauten zur Besorgung übernommen. Hat er ihn nicht da gelassen?«
»Er erwähnte nichts davon, er war auch etwas aufgeregt,« sagte der Baron; »er war selber dort gewesen – es hatten sich da viele Leute versammelt, und wie er sich durch die Menschen drängte, scheint es, daß ihm einer seine Brieftasche entwendet haben muß.«
»Seine Brieftasche – so?«
»Er ging vorhin auf die Polizei, um die Anzeige zu machen.«
»In der That? Das ist doch wunderbar,« sagte Hans kalt – »und wahrscheinlich mit meinem Briefe darin. Er wird sie schwerlich wiederbekommen.«
»Das habe ich ihm auch gesagt, aber er will doch wenigstens den Versuch machen; er hatte sehr wenig Geld darin und verlangt nur die Papiere zurück.«
»Natürlich,« erwiderte Hans, und ein eigenthümliches Lächeln zuckte um seine Lippen.
»Was hast Du nur, Hans?« fragte jetzt auch die Mutter, die ihn bis dahin aufmerksam beobachtet hatte. »Du bist heute so sonderbar – so habe ich Dich eigentlich noch nie gesehen.«
»Der Tod des armen Dürrbeck hat mich so angegriffen, liebe Mama,« sagte Hans ruhig. »Aber wo ist Franziska?«
»Wo Franziska ist?« erwiderte die Mutter – »lieber Gott, drüben bei ihren Schneiderinnen! Das arme Kind hat ja noch viel zu thun, und die Zeit ist so rasch herangerückt, und heute muß ja auch das Letzte fertig werden, denn Rauten behauptet, daß es schon morgen früh aufgegeben werden müsse.«
»Laß mich dann das besorgen, Mama,« sagte Hans; »ich weiß mit derlei Dingen vortrefflich umzugehen und habe doch jetzt weiter nichts zu thun.«
»Ich dachte, Du hättest so viele Geschäfte,« sagte der Vater.
»Das Meiste ist schon erledigt, und nur heute muß ich noch einige Wege gehen.«
»Du warst bei Dürrbeck?«
»Ja, Vater.«
»Hm, ein unangenehmer Fall!«
»Unangenehm, Vater?«
»Nun, schmerzlich, wenn Du willst. Aber wohin gehst Du jetzt schon wieder?«
»Nur einmal auf mein Zimmer; ich komme nachher wieder vor.«
Hans ging auf seine Stube, und als er sie erreichte, blieb er mitten darin stehen und legte die Hand an die Stirn. – Was hatte er denn eigentlich gewollt? – Im Kopfe wirbelte es ihm herum; er konnte seine Gedanken kaum sammeln. Da fiel sein Blick auf seinen Schreibtisch, wohin er damals den Würfel geworfen und vergessen hatte; er lag noch da, denn das Mädchen, welches seine Stube reinigte, durfte nichts zwischen seinen Papieren berühren. Er trat zu dem Tische, nahm den Würfel auf und ließ ihn rollen: sechs; noch einmal: wieder sechs; zum dritten Mal: wieder sechs. Er versuchte es jetzt auf andere Art: wenn er ihn kurz ansetzte, so daß er nicht Gelegenheit bekam, ein Stück fortzurollen, zeigte er auch andere Zahlen, sobald er aber auslief, jedesmal unverändert sechs. Er wog ihn in der Hand, er schien schwer, besonders an der einen Seite, und ohne sich lange zu besinnen, nahm er aus der einen Schieblade sein breites, wuchtiges amerikanisches Jagdmesser, hielt den Würfel etwas schräg auf das Fensterbrett und führte mit der dicken Rückseite des Messers einen Schlag darauf, der augenblicklich die verschiedenen Theile trennte. Mit leichter Mühe brach er ihn jetzt ganz auseinander, und der kalte Schweiß trat ihm aus die Stirn, denn im Innern konnte er deutlich erkennen, wie die Fläche, auf welcher auswendig die Eins stand, inwendig mit Blei ausgegossen war. Dadurch mußte die Seite natürlich in jedem Falle das Uebergewicht bekommen und zu unterst liegen, während sie dann oben die Sechs zeigte.
Hans hielt den zerbrochenen Würfel in der Hand und konnte den Blick nicht wieder davon abwenden. – Und dieser Teufel hatte sich in seine Familie gestohlen und hätte seine eigene Schwester dann hinaus in die Welt geschleppt und natürlich wieder verlassen; denn wenn er kein Gut, kein Schloß besaß, wie konnte er es wagen, ihr endlich zu gestehen, daß er sie betrogen? – Und Dürrbeck gemordet in so niederträchtiger, feiger Weise. – Guter Gott, den in solcher Weise zu betrügen, war leicht gewesen, da er keine Ahnung nur von solcher Schurkerei haben konnte. – Und das sein Schwager! – Er lachte grell auf, als ihm der Gedanke kam. – Und seine armen Eltern! – Franziska, das arme Mädchen, das sich jetzt abmühte, um alle Arbeiten zu beenden und ihrem Glücke dann entgegen zu gehen! Glück? Ja, es war ein Glück, daß er so zur rechten Zeit nach Deutschland gekommen, um vielleicht endloses Unheil von den Seinen abzuwenden!
Aber wie jetzt den Verbrecher seiner That überführen? Denn wenn auch Hans die moralische Ueberzeugung hatte, daß er vollkommen schuldig sei, wie war es möglich, den Beweis dafür so auf der Stelle zu liefern, daß man einen festen Halt an ihm bekommen konnte? – Da mochte ihm vielleicht der alte Püster helfen oder wenigstens rathen, und er beschloß auch deshalb, ihn ohne Weiteres aufzusuchen.
Den zerbrochenen Würfel steckte er in seine Tasche und verließ eben sein Zimmer, als Franziska aus einer andern Thür heraustrat und sehr geschäftig schien.
»Ach, Hans,« sagte sie, »das ist heute noch ein schwerer Tag. Ich sage Dir, ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht!«
»Ich auch nicht, Fränzchen,« seufzte Hans, der sie so in ihrem Glück, vor Freude strahlend, vor sich sah und doch wußte, daß er schon die Waffe in der Hand trug, die alles mit einem Schlage niederwerfen mußte.
»Was hast Du nur, Hans, Du siehst heute so ernst aus.«
»Ich war bei Dürrbeck's Leiche, Fränzchen.«
»Ach ja!« sagte das junge Mädchen, sich besinnend – sie hatte heute so viele Dinge im Kopfe – »die arme Blendheim! Und heute sollte ihre Hochzeit sein, und wenn ich mir denke, daß ich« – sie barg schaudernd ihr Antlitz hinter den mit Ringen bedeckten Fingern, um die gräßlichen Bilder fortzuscheuchen, die vor ihr aufsteigen wollten.
»Wenn Du was, Fränzchen?« sagte Hans leise und suchte ihre Hände weg zu ziehen.
»O nein, nein, sprich mir nicht mehr davon,« bat seine Schwester, »der bloße Gedanke daran ist entsetzlich!«
»Und denke, wie es der armen Constanze zu Muthe sein muß! Du freust Dich wohl recht auf Deinen Hochzeitstag?«
»Ich freue mich darauf, Hans, ja,« sagte die Schwester, die jetzt schon wieder an gar nichts anderes dachte; »aber ich fürchte mich auch wieder davor, und es ist das jedenfalls die Trennung, die mir von Euch allen bevorsteht.«
»Weißt Du, Fränzchen, daß man sich eigentlich auf gar nichts freuen soll?«
»Und warum nicht, Hans?«
»Weil wir nicht einmal der nächsten Stunde sicher sind, und doch bauen wir Pläne auf Wochen, Monate, ja Jahre hinaus.«
»Aber ist die Freude vorher nicht ein verlängerter Genuß?«
»Ja, wenn sich unsere Hoffnung erfüllt, aber wenn nicht, macht sie die Enttäuschung auch so viel herber und schmerzlicher.«
»Ach, Hans, Du bist ein böser Mensch, Du willst mir nur Furcht machen und hast nachher Deinen Spott darüber.«
»Mir ist jetzt nicht wie spotten zu Muthe, Fränzchen,« sagte Hans ernst und sah sie still und nachdenkend an. – Durfte er nur der Schwester noch verheimlichen, was ihn bewege und welcher Verdacht, ja er konnte kaum noch Verdacht sagen, nein, welche furchtbare Gewißheit ihn erfülle? Aber nein! Ihrer selbst wegen mußte er noch schweigen. Noch lagen nicht genügende Beweise vor, um nur das Gericht, viel weniger denn die Braut des Angeschuldigten zu überzeugen. Rauten war in allen Sätteln gerecht, und wenn weiter nichts, gewann er, sobald die Sache jetzt übereilt wurde, doch jedenfalls Zeit, sich straflos zurück zu ziehen und der ihm drohenden Gefahr auszuweichen, und das durfte nicht sein. Erst mußte er mit dem Notar über alles sprechen, und dann – heute Mittag – wollte er mit dem Vater reden.
»Es ist gut, Fränzchen,« sagte er nach einer Weile, indem er ihr mit der Hand liebend über die Stirn strich. »Wenn ich Dir rieth, Dich vorher auf nichts zu freuen, möchte ich auch nicht, daß Du Dir vor der Hand Sorgen machtest. Treue Herzen wachen über Dich und Du darfst der Zukunft getrost in's Auge sehen.«
»Was hast Du nur, Hans?« rief Franziska jetzt wirklich erschreckt; »auch Rauten kam mir heute Morgen so sonderbar vor, so zerstreut, so gar nicht, wie ich mir immer einen Bräutigam gedacht habe. Ihr werdet mir wirklich alle Beide den schönen Tag verderben.«
»Ich bin selber in einer trüben Stimmung, Fränzchen.« sagte Hans, »Du mußt das dem heutigen Tage und dem unglücklichen Fall zur Last schreiben. Morgen früh werden die häßlichen Schatten vielleicht gewichen sein.«
»Was ich mir auch ausgebeten haben will,« rief Fränzchen, »denn wer mir am morgenden Tage ein böses oder verdrießliches Gesicht schneidet, der wird augenblicklich von meinem Hofe verbannt – wonach sich zu richten! Aber jetzt muß ich wahrhaftig fort; ich glaube, ich habe über eine Viertelstunde hier mit Dir geplaudert, Hans; also wenn Du zum Mittagessen kommst, bring Deine alte gute Laune mit!« – und damit schlüpfte sie wieder in ihr Zimmer hinein.