Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An den Lord Marschall von Schottland

Berlin, 23. Oktober 1753.

Zum Glück, lieber Mylord, bin ich sehr gleichgültig gegen alles, was in Wort und Schrift auf meine Kosten zu Markt gebracht wird; ja, ich bin sogar ganz stolz darauf, wenn ich einem armen Schriftsteller Honorar eintrage, der sonst vielleicht Hungers sterben müßte. Jederzeit habe ich das Urteil der Welt verachtet und bei all meinem Tun und Lassen allein auf das Zeugnis meines Gewissens Wert gelegt. Ich diene dem Staate mit all den Fähigkeiten und mit all der Redlichkeit, die die Natur mir zuerteilt hat. So gering meine Gaben sein mögen, schuldig bleibe ich dem Staate nichts; man kann eben nicht mehr geben, als man selber hat. Im übrigen gehört das nun einmal zum Wesen eines Mannes in öffentlicher Stellung, daß Kritik und Satire und oft sogar Verleumdung ihn aufs Korn nehmen. Wer nur je einen Staat geleitet hat, sei er Minister, General oder König, ohne Stiche ist er nicht davongekommen; es sollte mir leid tun, wenn es mir allein anders beschieden wäre. Und so verlange ich keine Widerlegung des Buches noch eine Bestrafung des Verfassers. Ich habe das Pamphlet mit sehr kühlem Kopfe gelesen und es sogar einigen Freunden mitgeteilt. Es gehört eine größere Eitelkeit, als ich sie besitze, dazu, um sich über derartige Anwürfe zu ärgern, wie sie jeden auf seinem Wege treffen können; ich müßte auch weniger Philosoph sein, als ich es bin, wollte ich mich vollkommen und über jede Kritik erhaben dünken. Ich gebe Ihnen die Versicherung, lieber Mylord, die Schmähungen des anonymen Verfassers haben nicht den mindesten Wolkenschatten über die Heiterkeit meines Daseins gebreitet; meinetwegen können sie noch zehn Pasquille dieser Art zusammenschreiben, mich soll es in meinem Handeln und Denken nicht im geringsten stören.

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