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Ebenso tapfer suchte er des Nachmittags seinen Dienst in der Kollektur zu verrichten. Es war der schwerste der Woche. Die Tür des Ladens stand nie still, zwischendurch mußte die ganze Liste kopiert werden, um mit Postschluß, sieben Uhr, nach Lemberg abzugehen. Denn am Mittwoch Morgens erfolgte schon die Ziehung in Lemberg, die Nummern wurden allen Kollekteuren sofort telegraphisch mitgeteilt; in dem rechtzeitigen Abgang der Liste lag also die einzige Sicherheit des Staates gegen einen Mißbrauch.
Nach sechs Uhr, Sender hatte schon das Kuvert geschrieben und wollte eben die Liste unterzeichnen – trat Herr v. Wolczynski in den Laden.
»Ich bin gestern nicht dagewesen«, sagte er, »mit dem Huszkiewicz will ich nichts mehr zu tun haben. Seine Methode – haha! – die pure Narrheit. Du bist ja klug, Senderko, hab' ich nicht recht?«
Der Schreiber blickte etwas befremdet auf; so leutselig war sonst Herr v. Wolczynski nicht. Dann zuckte er mit diplomatischem Lächeln die Achseln.
»Wir verstehen uns«, rief der Edelmann und klopfte ihm vertraulich auf die Schulter. »Also – ich setze auf eigene Faust, Nummern, die ich mir selbst ausgerechnet habe. Hier – hundert Gulden!« Er legte die Note hin. »Es ist doch noch Zeit?«
»Gewiß«, sagte Sender dienstfertig und legte die Note in die Kasse. Es war der höchste Einsatz, den er je eingetragen. »Bitte, welche Nummern?«
Wolcynski griff in die Westentasche. »Da hab' ich das Zettelchen.« Aber es fand sich nicht vor. Er suchte im Rock, im Beinkleid, das Zettelchen fand sich nicht. »Verflucht!« rief er, »was machen wir da? Habe ich noch Zeit, nach Hause zu gehen und es zu holen?«
»Nein«, erwiderte Sender. »In zehn Minuten muß die Liste auf der Post sein.«
»Aber ich kann doch nicht mein Glück versäumen«, rief der Edelmann bestürzt. Im nächsten Augenblick jedoch erhellte sich seine Miene. »Halt!« rief er. »Das Einfachste fällt einem doch immer zuletzt ein. Du schreibst sowohl in die Liste wie in meinen Zettel nur den Einsatz und gibst mir beide; ich gehe rasch heim, fülle sie aus und bringe die Liste noch rechtzeitig zur Post. Du weißt, der Postmeister ist mein guter Freund – ich bürge dafür. Ist das nicht das Bequemste für uns beide?«
Sender erbleichte. »O du Schurke!« dachte er. Laut aber sagte er nur: »Bequem wär's freilich, aber gefährlich!« Er langte die hundert Gulden hervor und schob sie dem Edelmann zu.
»Gefährlich?« lachte Wolczynski. »So sei doch vernünftig! Hier sind zehn Gulden Trinkgeld, und wenn ich gewinne, bekommst du zwanzig Prozent von meinem Gewinn.«
Auch dies Geld schob Sender zurück. »Zwanzig Prozent von Ihrem Gewinn?« fragte er. »Das ist zu viel für mich, das sind zwei Jahre Zuchthaus!«
»Wie?«
»Ganz einfach. Sie finden Ihr Zettelchen erst morgen, nachdem das Telegramm eingetroffen ist. Die Liste geht morgen mittag ab. Wird in Lemberg die verspätete Absendung bemerkt, so beträgt Ihr Gewinn zehn Jahre Zuchthaus.«
»Kerl!« brauste der Bestechungsagent auf, »wie kannst du –«
Da stockte er. Die Tür wurde hastig aufgerissen; es war Jossele Alpenroth. »Ist's – noch – Zeit?« keuchte er mühsam hervor und hielt Sender zwei Gulden entgegen.
Wolczynski hatte sein Geld zu sich gesteckt.
»Adieu, Senderko!« sagte er, wieder ganz freundlich. »Wir sprechen uns noch! Natürlich ein Mißverständnis!«
»Natürlich!« rief ihm Sender nach und griff dann eilig zur Feder. »Rasch, Meister. Also zwei Gulden. Terno. Welche Nummern?«
»5, 63, 88. Sie haben mir heut' nacht geträumt. Den ganzen Tag hab' ich mit meinem Weib beraten, ob ich setzen soll oder nicht. Endlich hat sie's erlaubt.«
Sender hörte ihn nicht an. In großer Hast schrieb er die Nummern in Zettel und Liste ein, unterschrieb sie, schloß das Kuvert und rannte zur Post, wo er die Sendung mit Mühe noch anbrachte.
Er fühlte sich sehr müde, die durchwachte Nacht lag ihm in den Gliedern, so ging er denn heute sofort heim und lag kurz darauf in tiefem Schlaf in seiner Kammer.
Unsanft genug sollte er daraus geweckt werden. Es pochte an seiner Tür. »Steh' auf!« hörte er die Mutter ängstlich rufen. »Reb Dovidl ist da; es soll etwas im Geschäft nicht stimmen.«
»Wolczynski!« dachte er entsetzt und machte Licht. Es war kaum zehn Uhr. Hastig fuhr er in die Kleider. Aber was konnte ihm der Edelmann anhaben? Und nun hörte er auch unten eine wohlbekannte Stimme rufen: »Wenn er mir das Geld nicht zurückgibt, dann sollt ihr mich kennen lernen!« Das war Jossele Alpenroth.
»Was mag der wollen?« fragte sich Sender erstaunt. Aber als er die Wohnstube betrat, erfuhr er es nur allzu bald. Reb Dovidl stürzte ihm entgegen und hielt ihm einen Lotteriezettel unter die Nase. »Lies!« schrie er.
Sender las: »50, 63, 88. Terno. Zwei Gulden für die morgige Ziehung. – Was soll's damit? Der Zettel ist in Ordnung!«
»In Ordnung?« krähte Dovidl und drehte sich dreimal um seine Achse.
»In Ordnung?« rief Jossele und faßte Sender an der Brust. »5 habe ich gesagt, nicht 50, so wahr mit Gott helfe!«
»Das ist möglich«, murmelte Sender bestürzt. Die Nummer war ihm im Lauf desselben Tages zum zweiten Mal verhängnisvoll geworden.
»Möglich?« schrie Dovidl. »Gewiß! Heut' bist du ja verrückt mit den fünfzig! O, könnt' ich sie dir aufmessen lassen! Also willst du die zwei Gulden in Güte ersetzen oder nicht? Wenn nicht, so brauchst du nicht mehr in den Laden zu kommen, und ich reiche für Reb Jossele die Klage gegen dich ein.«
»Ich ersetze sie«, sagte Sender und schüttelte das Männchen von sich ab. »Ihr braucht nicht zu drohen. Es ist meine Pflicht. Ich hole das Geld.«
»Vom sauer erworbenen Lohn«, schluchzte die Mutter hinter ihm her. »Was sind für uns zwei Gulden! O, er wird nie vernünftig werden.«
Sender reichte seinem einstigen Lehrherrn das Geld hin und nahm den Zettel an sich. »So, der gehört nun mir!«
»Ja!« sagte der Uhrmacher. »Der Zettel gehört dir! Aber wenn morgen 5, 63, 88 herauskommt, so verklag' ich dich auf die dreihundert Gulden Gewinn. Reb Luiser sagt, er will den Prozeß umsonst für mich führen, weil er gar nicht zu verlieren ist.«
»Was?« rief Morgenstern. »Was?« wiederholte er im Tone höchster Entrüstung. »Mich reißt Ihr aus dem Bett heraus, und ich muß bei Nacht und Nebel mit Euch herlaufen und diesem armen Teufel da die zwei Gulden herauspressen, obwohl Ihr doch gar nicht beweisen könnt, daß Ihr nicht 50, sondern 5 gesagt habt – und Eure Prozesse laßt Ihr den Luiser führen? Hahaha! Da seid Ihr beim Rechten! Klagt nur – wir haben keine Furcht. Denn ich vertrete meinen Sender, versteht Ihr, den vertrete ich!«
»Aber Reb Dovidl«, suchte ihn der Uhrmacher zu begütigen. »Wenn mir Reb Luiser sagt –«
»Hinaus!« rief der Winkelschreiber.«Erlaubet mir, Frau Rosel, und du, lieber Sender, erlaubet mir, daß ich diesen Menschen aus eurem Hause hinauswerfe. Wißt ihr, was er mir gesagt hat, als wir hergegangen sind? ›Ich werd' über den Irrtum sehr froh sein‹, sagt er, ›wenn ich dadurch mein Geld zurückbekomm'. Es war eine Übereilung von mir‹, sagt er, ›so viel zu setzen, und mein Weib schimpft gehörig.‹ Und jetzt, wo er sein Geld hat, will er durch Luiser Prozesse führen lassen! Geht und schämt Euch!«
Der Uhrmacher tat, wie ihm geheißen: gesenkten Hauptes schlich er hinaus, und hinter ihm schritt der zürnende Dovidl, stolz und finster wie ein Engel der Rache...
Als Mutter und Sohn am nächsten Morgen bei der Frühstückssuppe zusammensaßen, begann Frau Rosel: »Was doch dir alles begegnet, du Pojaz! Jetzt spielst du gar in der Lotterie mit, ohne gesetzt zu haben!«
»Und am End' gewinn' ich noch die dreihundert Gulden! Was würdest du dann sagen, Mutter?«
»Traurig wär' ich gerade nicht«, erwiderte sie. »Aber mach' dir nur keine Hoffnungen. Das wär' ja ein Wunder.«
»Ein Wunder nicht«, erwiderte er, »sondern nur derselbe Zufall, den ich jetzt so oft mit ansehe. Fünfhundert Menschen und mehr setzen jede Woche und drei oder fünf davon gewinnen. Und die kommen auch zu ihren Nummern auf keine vernünftigere Weise, als ich zu den meinen. Warum sollt' der Zufall nicht mich treffen? Aber sei ruhig, Mutter, ein Haus kauf' ich mir auf die Hoffnung nicht.«
In der Tat dachte er kaum mehr daran und arbeitete des Vormittags fleißig an einer neuen Eingabe, bis der Telegraphenbote eintrat. Gleichzeitig kam Morgenstern hereingestürzt.
»Nun?« fragte er, als Sender das Telegramm überflog. »Hast du gewonnen?«
»Ja«, murmelte Sender mit schwacher Stimme und sank halb ohnmächtig auf seinen Sitz zurück, »ja – ich hab' gewonnen!«
»Mach' keine Witze!« rief Dovidl und riß ihm das Blatt aus der Hand. Aber da stand: »8. 36. 50. 63. 88.«
Die Kunde von dem Glück des Pojaz verbreitete sich pfeilschnell durch das Städtchen und erweckte geringeren Neid und Ärger als sonstige Fälle dieser Art, nicht allein, weil Sender beliebt und ein so armer Mensch war, sondern weil die Leute gleichzeitig Grund zu einer anderen, für sie angenehmen Empfindung hatten: zur Schadenfreude über Jossele Alpenroth. Der kleine Uhrmacher schäumte vor Wut und lief zu Luiser, damit dieser die Klage sofort einreiche. Der war auch ohne Zögern dazu bereit, aber nur, wenn Jossele die Kosten trage. »Denn 50 ist ja herausgekommen«, sagte er, »da ist der Erfolg unsicher.« Aber als Jossele erklärte, sein gutes Geld wende er nicht daran, war auch der Gemeindeschreiber ehrlich genug, zu sagen: »Ihr hättet auch nichts ausgerichtet.«
Zur selben Zeit saßen im Mauthause Mutter und Sohn beisammen, Hand in Hand, aber schweigend. Sender empfand die Freude fast ähnlich wie zwei Tage zuvor den Schmerz; seine Kehle war wie zugeschnürt, er konnte kaum atmen, nicht klar denken.
»Das hat Gott getan«, sagte die Mutter. »O, es ist so, wie geschrieben steht: ›Er hört, was nächtens unser Herz erfleht!‹ Wie oft habe ich zu Ihm emporgerufen: ›Sender ist kränklich, sein Sinn nicht aufs Erwerben gerichtet – versorge Du ihn, wenn ich nicht mehr bin.‹ Nun bist du versorgt. Aber wir wollen Ihn auch nicht vergessen. Er hat uns befohlen: ›Den Zehnten den Armen.‹ Dreißig Gulden sind ja sehr viel Geld; ich hab' sie seit fünfundzwanzig Jahren nie auf einem Fleck beisammen gesehen, aber wir wollen sie doch opfern, nicht wahr?«
»Gewiß, Mutter«, stimmte er bei. Ob sie recht hatte, ob Gott wirklich auch die Gewinne im Lotto bestimmte – er wußte es nicht. Wie oft hatte er schon in diesen Wochen wohlhabende Leute gewinnen sehen, während Arme, die ihr Letztes geopfert, leer ausgegangen. Aber als ein Zeichen, daß der Himmel mit ihm und seinen Plänen sei, nahm er es doch auf. Wie sehr war ihm dadurch die Erreichung seines Zieles erleichtert! Er brauchte nun nicht länger in Barnow zu bleiben, als ihm beliebte, im Herbst, wo die Theater in den großen Städten wieder eröffnet wurden, wollte er fortgehen, nicht mehr nach Czernowitz, sondern nach Lemberg, wo es eine noch größere Bühne gab. Nun brauchte er ja keinen Gönner mehr, der ihm sofort den Unterhalt schaffte, er konnte leben und sogar seine Lehrer bezahlen, bis er selbst als Schauspieler Lohn erhielt. Er hatte ja nun so viel, so schrecklich viel Geld – auch der Mutter konnte er etwas davon zurücklassen. Ja, nach Lemberg – das heißt natürlich nur, wenn nicht etwa Nadler inzwischen von sich hören ließ und ihn anderswohin berief. Denn ihm wollte er treu bleiben und auch redlich mit ihm teilen, wenn der edle Mann noch immer in Not war.
»Wo nur der Marschallik bleibt?« meinte die Mutter. »Jetzt«, fuhr sie lachend fort, »wird er mir wohl auch andere Partien für dich wissen, als ältliche Witwen und bucklige Mädchen. Und nicht wahr, wenn sich was Rechtes findet, du wirst nicht ›Nein‹ sagen?«
Sender drückte stumm ihre Hand. Bejahen konnte er die Frage nicht und verneinen mochte er sie nicht. Sollte er ihr diese Stunde der Freude trüben, die erste seit langer, langer Zeit, die ihr wieder gegönnt war?
»Und was denkst du nun zu ergreifen?« fragte sie. »Ich mein', du bleibst vorläufig bei Dovidl, bis sich was Passendes für dich findet. Aber ich will dir nicht zureden; ein wohlhabender junger Mann kann auch eine Weile so zusehen...«
»Ich bleibe bei ihm«, sagte Sender. Es war ihm gleichgültig, wo er die wenigen Monate bis zum Oktober verbrachte, wenn ihm dabei nur Zeit für seine Studien blieb.
Am Abend kamen der Marschallik und der Kutscher Simche mit ihren Familien zum Glückwunsch, und Frau Rosel bewirtete sie festlich. Sie hatte eine halbe Gans besorgt und sogar die ganze Leber dazu, eine Riesenschüssel geschmalzter Kartoffeln, dazu als Dessert die höchste Delikatesse: »Grieben«, im eigenen Fett geröstete, klein gehackte Gänsehaut. Dann Weißbrot, und als Getränk Met. Aber nur die Gäste waren laut und fröhlich, Frau Rosel saß still da; die Freude war ihr so ungewohnt! Auch auf ihre gesellschaftlichen Pflichten als Wirtin verstand sie sich schlecht. Sie bat wohl zuweilen: »Langet doch zu, es reicht ja für alle!« oder fragte: »Nicht noch ein Gläsele?« Aber sie unterließ das »Nötigen«, wie es die Sitte gebot. Die Wirtin darf sich weder um das Nein, noch um eine abwehrende Bewegung des Gastes kümmern, sondern hat ihm mit sanftem Zwang, oder wo es nicht anders geht, mit Gewalt noch einen Brocken auf den Teller zu bringen und selbst sein Glas zu füllen, auch wenn sie es ihm zu diesem Zwecke in längerem Ringen mühsam entwinden muß. Aber das verübelten ihr die Gäste nicht, es war ja das erste Fest, seit sie dies Haus bewohnte, und so erfüllten ihre Freundinnen, Frau Chane Türkischgelb und Frau Surke Turteltaub, abwechselnd statt ihrer diese Pflichten der Hausfrau, und zwar ganz gründlich. Sogar Frau Rosel wurde von ihnen »genötigt«, und das war gut, sie hätte sonst keinen Bissen gegessen, und überflüssig war es auch bei Sender nicht. Er, der bei Festen anderer so laut war, saß stumm da, und selbst die besten Witze seines alten Freundes entlockten ihm kaum ein Lächeln.
Natürlich ließ es der Marschallik auch an Trinksprüchen nicht fehlen, und zwar selbstverständlich in Knüttelversen, wie es die Sitte seines Handwerks gebot. Der erste auf Frau Rosel weckte Rührung und Heiterkeit, der andere wahre Lachstürme, denn er galt dem eigentlichen Schöpfer dieses Glücks, Jossele Alpenroth. Nun war es an Sender, auf die Gäste zu trinken. Aber er schwieg. Er, der sonst noch kühnere Reime fand, als der Marschallik! Da geschah ihm nur recht, wenn nun Frau Chane das Wort ergriff und die Gründe aufzählte, aus denen Sender keinen Trinkspruch verdiene. Und da nun einmal heute »die verkehrte Welt« war, so hielt auch Frau Surke einen Spruch aus gleicher Tonart... »Ihr, Mädele, beschämt ihr ihn!« rief sie ihrer Tochter Lea und Jütte zu. Lea kicherte verlegen, aber Jütte blitzte den Geneckten aus ihren braunen Augen munter an und rief, das Messer ans Glas legend und über das ganze runde Gesicht erglühend, zu ihm hinüber: »Ihr oder ich – entscheidet Euch!«
Da erhob er sich und sprach: »Ihr lieben Leut', wär' mir das Herz minder voll und ihr nicht unsere besten Freund', wie viel wollt' ich reden. So aber sag' ich nur: Ich dank' euch! Und wie es auch kommen mag, erhaltet mir eure Freundschaft.«
Das war alles. »Wie es auch kommen mag?« rief der Marschallik. »Und wenn du noch tausend Gulden gewinnst, ich bleib' dein Freund!« Auch das Necken der anderen ging jetzt erst recht los.
Nur Jütte schwieg. Es war ihr selbst rätselhaft, woher sie es wußte – vielleicht hatte sie es in seinen feuchten Augen gelesen – aber sie wußte es: »Dieser Mensch hat etwas vor, woran sein ganzes Herz hängt, etwas Großes, Schweres! Und weil er ein guter Mensch ist, so wird es wohl etwas Gutes sein. Möge es ihm gelingen!«
Aber auch ihm wurde eigen zu Mut, als er ihrem warmen, teilnahmsvollen Blick begegnete. Er streckte ihr sein Glas entgegen und ließ es an das ihre anklingen. »Ich dank' euch«, sagte er leise. Wofür? – er hätte es selbst nicht zu sagen gewußt.