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Nachschrift.


Es sind wohl bisweilen Fragen darüber entstanden, ob ein Dichter die Bildungen seines Geistes aus älteren Vorarbeiten genommen habe, oder wie er überhaupt dazu angeregt worden sey. Mir scheinet dergleichen auch keineswegs ohne Interesse, und ich meine wo der Verfasser sich selbst klare Rechenschaft darüber geben könne, sey er veranlaßt, wohl gar gewisser Maßen verpflichtet, sie den Lesern mitzutheilen. Daher der folgende Bericht.

Vor einigen Jahren lag unter meinen Geburtstagsgeschenken ein schöner Kupferstich von Albrecht Dürer: ein geharnischter Ritter, ältlichen Angesichtes, ziehet auf seinem hohen Roß, begleitet von seinem Hunde, durch ein furchtbares Thal, wo Steinriffe und Baumwurzeln sich zu abscheulichen Gestalten verzerren, und giftige Pilze am Boden wuchern. Böses Gewürme kriecht dazwischen. Neben ihm reitet auf einem dürren Rößchen der Tod, von rückwärts streckt eine Teufelsgestalt den Kralenarm nach ihm her; Roß und Hund sehen wunderlich aus, wie von der entsetzlichen Umgebung angesteckt; der Ritter aber reitet ruhig seines Weges, und trägt auf seiner Lanzenspitze einen bereits durchgespitzten Molch. Fern sieht eine Burg mit ihren reichen, freundlichen Zinnen herüber, davon die Abgeschiedenheit des Thales noch tiefer in die Seele dringt D. G. Schöber in Dürers Leben u. s. w. Leipzig und Schleiz 1769. S. 87. meint von diesem »ganz besondern Stücke«, daß »entweder dem Dürer hierzu eine besondere Ursache Gelegenheit gegeben haben müsse, oder daß er damit die gemeine Beschaffenheit des Soldatenlebens anzeigen wollen« und A. Bartsch im Peintre Graveur, Vol.7. Vienne 1808. S. 107 führt die Vermuthung an, daß der auf diesem Blatte dargestellte Ritter Franz von Sickingen sey. Das angebliche Original in Oehl steht jetzt in Berlin in Jacoby’s Kunsthandlung zum Verkaufe..

fronti

Mein Freund Eduard Hitzig, der Geber dieses Bildes, hatte einen Brief hinzugefügt, mit der Aufforderung, ihm die räthselhaften Gestalten durch eine Romanze zu deuten. Es war mir damahls noch nicht beschieden, und lange noch nicht, aber in mir trug ich fortdauernd das Bild herum, durch Frieden und Krieg, bis es sich mir jetzt ganz deutlich ausgesponnen und gestaltet hat, aber statt einer Romanze zu einem kleinen Roman, falls ihn der freundliche Leser dafür gelten lassen will.

Geschrieben am 5. December 1814.

Fouqué.



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