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Der einzige Zweig der Literatur, welcher im siebenten Jahrhundert und im achten bis auf das Zeitalter Karls des Grossen im Frankenreich blüht, in dem selbst allmählich die ganze Literatur aufgeht, ist die Legende, das Heiligenleben. S. darüber im allgemeinen die ausführliche Betrachtung bei Ampère, a. a. O. II, p. 328 ff. In diesen Zeiten der Barbarei waren die Klöster noch die einzigen Stätten, wo ein literarisches Interesse sich erhielt, und auch die Hülfsmittel der Bildung sich fanden, sowie ein gewisser Schutz vor den Stürmen jenes durch innere Kriege und Parteikämpfe zerrütteten Reiches. Die Klöster pflegten diese Literatur auch nur zu eignem Vortheile; die Thaten ihrer Heiligen liessen die einzelnen aufzeichnen, zur Verherrlichung des Klosters selbst und zur Förderung der Verehrung seiner Reliquien – die auch ganz reellen Nutzen brachte –, allerdings zugleich auch als Muster und Vorbild für ihre Mönche: so sind diese Legenden zu allermeist von Mönchen auf Anregung der Aebte verfasst und zunächst auch an Mönche als ihre Leser oder Hörer gerichtet. Durch die bedeutende Rolle, welche die Klöster im öffentlichen Leben damals spielten, erhalten aber diese Heiligengeschichten öfters ein grösseres historisches Interesse, und so vermögen einzelne selbst wichtige Lücken auch in der politischen Geschichte zu ergänzen. Hohe Geistliche, die eine bedeutende Stellung im Staate eingenommen, zogen sich, der Ruhe und Sammlung bedürftig, dorthin zurück; andere wurden, um sie politisch unschädlich zu machen, dahin verbannt, und dies Loos traf denn auch so gewöhnlich weltliche Grosse, selbst abgesetzte Fürsten, denen das Mönchthum aufgenöthigt wurde, sodass die Klöster zu Detentionsanstalten hoher Staatsgefangener nicht selten wurden. Andererseits entfaltete auch damals gerade das Mönchthum in dem Frankenreiche eine grosse Missionsthätigkeit, die freilich hauptsächlich von auswärts hineingetragen wurde durch die Schottenmönche Irlands, an deren Spitze Columban stand.
613 Unter diesen Heiligenleben heben wir nur einzelne hervor, die sicher aus dieser Zeit (viele sind uns nur in spätern Redactionen erhalten) und besonders wichtig erscheinen, oder auch als Repräsentanten dieses verschiedenartigen Literaturzweigs dienen können, dessen stofflicher Mannichfaltigkeit auch eine Verschiedenheit der Darstellung sich zugesellt. So sind von einer besondern historischen wie literarhistorischen Bedeutung zwei Vitae des heiligen Leodegar, Bischofs von Autun († 678), die noch von zwei Zeitgenossen geschrieben sind Acta sanctorum ordinis S. Benedicti in saeculor. classes distributa. Collegit L. d'Achéry, ed. F. Mabillon. (Prolegg.) Paris 1668 ff. Danach. *Venedig 1733 ff. fol. Saec. II, p. 649 ff. – Und s. oben S. 606, Anm. 1 Abels Uebersetzung., während uns die vielleicht mit einer Passio verbunden gewesene Translation desselben Der Relation über die Translation gedenkt der Mönch von St. Symphorian c. 17 am Ende; eine von Audulf verfasste Passion bezeichnet G. Paris Romania, T. I, p. 298 als eine gemeinsame Quelle der beiden Vitae, wohl nur wegen der Uebereinstimmung derselben gerade in dieser Partie, die allerdings für die Abfassung einer solchen Passio spricht., welche den Abt von Saint-Maixent, Audulf, zum Verfasser hatte, und von jenen beiden Autoren benutzt worden war, nicht mehr erhalten blieb. Die eine der beiden Vitae ist von einem ungenannten Mönch von St. Symphorian in Autun auf Veranlassung des frühern Abtes dieses Klosters, Ermenarius, welcher der Nachfolger des Heiligen auf dem Bischofsstuhl von Autun geworden war, verfasst und diesem Bischof gewidmet. Der Autor schreibt zum Theil als Augenzeuge. Seine Vita ist sehr ausführlich und als geschichtliche Quelle von nicht geringem Werth. Die staatsmännische Thätigkeit Leodegars, die allerdings sein Schicksal durchaus bestimmte, tritt ganz in den Vordergrund: so liest sich diese Vita grossentheils wie ein Kapitel politischer Geschichte. Die Darstellung zeichnet sich durch pragmatischen Zusammenhang und anschauliche Lebendigkeit, sowie durch einen zwar getragenen und etwas gezierten, doch nicht übertrieben schwülstigen Stil aus. – Einen ganz andern Charakter hat die andere Vita, welche von dem Prior von Ligugé, Ursinus auf den Wunsch des Bischofs von Poitiers, Ansoald und des erwähnten Audulf verfasst ist. (In Poitiers hatte Leodegar seine geistliche Laufbahn begonnen.) Sie ist viel kürzer, das politische Interesse tritt entschieden zurück; die Standhaftigkeit des Märtyrers zu feiern, 614 erscheint allein als das Ziel des Verfassers. Diese Vita ist zugleich in einem einfacheren Stile geschrieben, wie es der Autor beabsichtigte, damit auch die Ungelehrten ihn verstehen könnten. Es nimmt hiernach kein Wunder, dass sie gerade die Vorlage eines der ältesten uns erhaltenen französischen Gedichte wurde. S. unten Bd. 3, S. 365 f., wo auch der Inhalt der Legende gegeben ist. – Der anonyme Verfasser der andern Vita hat sich dagegen in seinem Stile noch nicht genug gethan: er bittet den Abt Ermenarius, seine Schrift ja noch zu verbessern, ehe er sie weiter verbreite.
Diesem verschiedenen stilistischen Streben, auf der einen Seite nach einem kunstmässigen, auf der andern nach einem volksmässigen Ausdruck, wie wir es auch schon früher auf diesem Felde der Literatur beobachteten, begegnen wir auch sonst auf demselben in dieser Epoche; ja in einer und derselben Vita finden wir mitunter die doppelte Richtung vertreten, indem der Verfasser wenigstens in dem Vorwort den Prunk eines gelehrten Stils entfalten wollte, als möchte er zeigen, dass er das auch verstünde: nur blickt aus dem Flitter der erborgten Garderobe oft die lächerlichste Ignoranz heraus. S. z. B die mindestens noch im 8. Jahrhundert verfasste Vita des heil. Bavo († um 653) bei Mabillon, a. a. O. p. 380. Im ganzen aber herrscht doch das Streben nach dem rusticus sermo – der sich nur zu oft von selbst einstellt – und, was Hand in Hand damit geht, die Tendenz der Erbauung vor: waren doch diese Legenden meist zugleich bestimmt, dem Volke in der Kirche vorgelesen zu werden; woher ja dieser Name. Sie nennen sich selbst mitunter lectio, und enthalten Anreden, wie z. B. die Vita S. Bavonis: ›carissimi‹, die Vita S. Balthildis: ›fratres‹, bei welcher letztern an das nächste Publikum, das der Mönche gedacht ist. Das bekundet ganz offen die auch inhaltlich mehr als manche andre merkwürdige Vita der heil. Balthildis S. Krusch's Ausgabe (oben S. 606, Anm. 1) p. 475 ff., die von einem fast zeitgenössischen Autor Ende des 7. Jahrhunderts geschrieben ist, in ihrem ›Prologe‹. Dort heisst es: Minus licet periti scolastica, sed magis studere volumus patere aedificationi plurimorum. l. l. p. 482. Die Heilige, eine Sächsin Englands, war, als Sklavin dem Hausmaier Erchinoald verkauft, nach dem Frankenreich gekommen. Durch ihre Schönheit und ihr liebenswürdiges züchtiges Wesen hatte sie die Gunst ihres Herrn so 615 sehr gewonnen, dass er nach dem Tode seiner Gemahlin sie zum Weibe erkor. Balthilde aber verschmähte ihn, um später mit dem Könige selbst, Chlodwig II. sich zu vermählen. Nach dessen Tode (657) übernahm sie bei der Unmündigkeit ihrer Söhne die Regierung. Sie machte sich da um die Kirche verdient, indem sie die Simonie bekämpfte (c. 6), die Klosterzucht förderte (c. 9) und zwei berühmte Klöster gründete, das eine, Cala im Pariser Gebiet, für Nonnen, das andere, Corbie an der Somme, für Mönche. In Erinnerung an ihr eignes Schicksal zeigte sie mit den christlichen Sklaven besonderes Mitleid, sie verbot solche ausser Landes zu verkaufen, und kaufte selbst viele los, zumal von ihren Landsleuten. In Folge einer Empörung der Grossen musste sie sich in das Kloster Cala zurückziehen, wo sie um 680 starb.
Eine politisch bedeutendere Persönlichkeit finden wir unter den Heiligen dieses Jahrhunderts, denen schon von Zeitgenossen eine Vita gewidmet wurde, in dem Ahnherrn des Geschlechts Karls des Grossen, Arnulf. S. Krusch, a. a. O. p. 432 ff. Der Verfasser, ein Mönch von Metz, berichtet was er selbst erlebt und von dem Gesinde des Heiligen erfahren. Leider erhebt er sich in seiner Biographie nicht auf einen allgemeineren und höheren, als den beschränkten mönchischen Standpunkt, sodass er vielmehr von dem Asketen und Wunderthäter, als von dem Feldherrn und Staatsmann handelt. Trotzdem erhalten wir doch wenigstens andeutungsweise die wichtigsten Nachrichten auch von dem Leben Arnulfs als Laien. Zum königlichen Dienst erzogen, zeichnet er sich frühe schon durch Scharfsinn und Gedächtniss aus. Seine militärische Thätigkeit eröffnet ihm eine bedeutende politische Laufbahn, sodass ihm allein die Verwaltung von sechs Grafschaften gleichzeitig übertragen wurde. Nachdem er sich vermählt und Vater zweier Söhne geworden, wird in ihm, dem einflussreichsten Mann am Hofe, durch den heiligen Romarich der Sinn für Askese geweckt. Schon will er ins Kloster Lerinum sich begeben: da wird der Bischofsstuhl von Metz erledigt und Arnulf gewählt. Er nahm die Wahl an, behielt aber zugleich seine Stellung am Hofe Chlotars II. bei, ja, als von diesem König sein jugendlicher Sohn Dagobert zum Herrscher Austrasiens ernannt wurde, ward ihm die Regierung dieses Reichs anvertraut. 616 Doch der Sinn für Askese blieb in Arnulf lebendig und so entsagte er nach einiger Zeit seinem Bisthum wie seiner politischen Stellung trotz des heftigen Widerspruchs des Königs, um sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, wo er im Jahre 641 sein Leben beschloss. Seine Gebeine wurden aber später von seinem Nachfolger nach Metz transferirt. Noch unbedeutender als historische Quelle ist die Passio des Burgunderkönigs Sigismund († 523), welche ein Mönch des Klosters St. Moriz, wo die Gebeine des Heiligen bestattet waren, im Anfang des 8. Jahrhunderts verfasste. (S. die Passio bei Krusch, a. a. O. p. 329 ff.) – Hier sei ferner noch des Lebens der drei ersten Aebte dieses Klosters nach dessen Neubegründung im Jahre 515, das von einem Zeitgenossen geschrieben ist, gedacht. Diese Vita sanctorum abbatum Agaunensium ist auch nur zum Zweck der Erbauung verfasst. S. dieselbe in: Arndt, Kleine Denkmäler aus der Merovingerzeit. Hannover 1874. Endlich erwähne ich noch ein Leben der heil. Radegunde, welches im Anfang des 7. Jahrhunderts eine Nonne des von ihr in Poitiers gegründeten Klosters, Baudonivia auf Befehl der Aebtissin zur Ergänzung der von Fortunat verfassten Vita in zwei Büchern geschrieben hat. (Bei Krusch, a. a. O. S. 358 ff.)
Noch verdient eins dieser Heiligenleben des Frankenreichs eine besondere Erwähnung, da es einem berühmten Missionar gewidmet ist, welcher zugleich ein Kloster gründete, das literargeschichtlich wichtig geworden ist. Es ist der heilige Amandus, der, unweit Nantes Ende des sechsten Jahrhunderts geboren, durch einen unwiderstehlichen Drang zum asketischen Leben hingezogen wurde, welcher ihn alle in den Weg gelegten Schwierigkeiten überwinden liess. Eine Vision des heiligen Petrus, die er auf einer Romfahrt vor dessen Kirche zu haben glaubte, weihte ihn zum Missionar. Er wirkte als solcher bei den Slaven an der Donau, bei den Basken in den Pyrenäen, sowie wiederholt unter den Belgen an der Schelde. Hier war er am längsten und relativ erfolgreichsten thätig. Eine kurze Zeit nahm er selbst, gegen die Mitte des Jahrhunderts, den Bischofsstuhl von Mastricht ein. Unter den Klöstern, die er dort stiftete, ragt Elno bei Tournai hervor, das später seinen Namen erhielt, wie er es auch, nach Aufgabe des Bisthums, zu seinem Sitze machte. Dort starb er um 661. Dies Kloster wurde aber später zu einer wichtigen Stätte literarischer Thätigkeit, wie es uns manche der ältesten Denkmäler der deutschen wie französischen Literatur überliefert hat. S. unten Bd. 3, S. 178 ff. Das Leben des 617 Amandus ist auch zuerst von einem Mönch dieses Klosters, Baudemund, der noch Augenzeugen befragen konnte, noch gegen Ende des 7. Jahrhunderts verfasst worden. Mabillon, a. a. O. p. 678 ff. – – Rettberg, Kirchengeschichte (s. oben S. 452, Anm. 4), I, S. 554 ff. – Hauck, Kirchengesch. Deutschlands. Leipzig 1887. Bd. I, S. 296 ff. In Betreff der Abfassungszeit vgl. Hauck, S. 296, Anm. 4.
Eine noch einflussreichere Wirksamkeit als dieser französische, hatte schon vor ihm der berühmte irische Missionar Columban und selbst auf dem Boden Galliens entfaltet, der auch einen bedeutendern Biographen in dem oberitalischen Mönch Jonas aus dem Kloster Bobbio, einem Zeitgenossen des Amandus, fand. Sein Leben Columbans s. bei Mabillon, a. a. O. p. 2 ff, im deutschen Auszug bei Abel, a. a. O. – – Rettberg, Kirchengeschichte II, S. 35 ff. – Hauck, a. a. O. S. 240 ff. – Hertel, Ueber des heil. Columban Leben und Schriften, in: Zeitschr. f. histor. Theologie. Bd. 45, 1875. S. 397 ff. Columban, der als Kind eine treffliche grammatische Ausbildung erhalten, wandte sich schon frühe dem Dienst der Religion und der Askese zu: nachdem er dem Studium der heiligen Schrift mit ebenso grossem Eifer als Begabung bei dem gelehrten Silenes sich gewidmet, trat er in das berühmte Kloster Bangor ein. Aber mit der Zeit ergriff auch ihn, wie so viele seiner frommen Landsleute, die Sehnsucht nach einer grössern Thätigkeit in der Fremde. Mit zwölf Genossen zog er aus. Hatte er schon die Absicht den Heiden das Evangelium zu verkünden Hauck S. 242 bezweifelt dies, nach ihm hätte Columban nur aus asketischem Grund die Heimath verlassen, um, wie einst Abraham, als Fremdling zu leben., so blieb er doch zunächst in Gallien, wo er um das Jahr 590 landete, weil er dort bei dem Verfall des christlichen und sittlichen Lebens genug für die innere Mission zu thun fand, und seine begeisterten Predigten die Menge ergriffen. Der Herrscher von Burgund lud ihn ein, in seinem Reiche sich niederzulassen. Columban gründete dann in der öden Einsamkeit der Vogesen drei Klöster, Anegray, Luxeuil und Fontaines, indem die Zahl seiner Schüler und Nachfolger sich fortwährend mehrte, so streng auch seine Ordensregel war. Aber in Folge der Intriguen der Brunhilde, deren Zorn der sittenstrenge Mönch auf sich gezogen, wurde er von ihrem Enkel Theoderich II. um 610 mit Gewalt aus seinem Kloster Luxeuil vertrieben, um nach seiner Heimath zurückgebracht zu werden. 618 Als er aber von Nantes die Seereise antreten sollte, hielten widrige Winde den Kauffahrer von der Ausfahrt ab; der Schiffsherr sah darin einen Wink des Himmels, und setzte den Mann Gottes wieder an das Land, der sich nun zu Chlotar II., dem Herrscher von Neustrien, begab, welcher ihn mit Freuden empfing. Von da zog er durch Austrasien den Rhein hinauf bis nach Alemannien, wo er bei Bregenz als Missionar sich niederliess, um drei Jahre unter grossen Schwierigkeiten das Heidenthum dort zu bekämpfen. Nachdem er dann die Absicht, auch die benachbarten Slaven zu bekehren, durch eine Vision, wie sein Biograph erzählt, veranlasst, wieder aufgegeben, ging er, wahrscheinlich in Folge der politischen Ereignisse im Frankenreiche (612–613), nach Italien, wo ihn Agilulf, der Langobardenkönig, und seine Gemahlin Theudelinde ehrenvoll aufnahmen. Hier hielt er es nun für seinen Beruf, den Arianismus zu bekämpfen, gegen den er auch damals eine Schrift verfasste. An der Trebbia gründete er noch das Kloster Bobbio, das auch ein Asyl der Wissenschaft wurde. Dort blieb Columban bis zu seinem baldigen Tode 615, indem er eine Einladung Chlotars zur Rückkehr nach Frankreich ablehnte.
Diese Lebensgeschichte Columbans vollendete Jonas in den vierziger Jahren des siebenten Jahrhunderts auf Anregung des Abtes Bertulf von Bobbio, in welchem Kloster der Verfasser drei Jahre nach Columbans Tod aufgenommen war; auf die Aussagen von Augenzeugen, den Schülern Columbans, namentlich dessen nächsten Nachfolgern in Luxovium und Bobbio, Eustasius und Attala, konnte er noch seine Darstellung gründen. Das Leben dieser beiden Aebte hat er auch als einen zweiten Theil der Schrift über Columban hinzugefügt. Mabillon, a. a. O. p. 108 ff. Als weitere Fortsetzung wird ihm das Beda fälschlich zugeschriebene Leben des dritten Abts von Bobbio, Bertulf, sowie das der Aebtissin Burgundofara beigelegt (Mabillon, p. 150 ff. und 420 ff.), wofür allerdings äussere Gründe sprechen: in Inhalt und Darstellung aber stehen diese beiden Vitae hinter den andern sehr zurück. Jonas war offenbar wegen seiner grammatischen Bildung zum Biographen des Heiligen ausersehen worden. Er ist recht ein Vertreter der oben bezeichneten kunstmässigen Richtung: sein gesuchter Stil verschmäht es nicht, sich ebensowohl mit mythologischen Ausdrücken und Citaten aus den Alten (wie Livius) als mit solchen aus der Bibel zu schmücken, namentlich im Vorwort lässt er 619 in schwülstigster Rede das Licht seiner Gelehrsamkeit leuchten; andererseits aber ist nicht zu leugnen, dass er doch auch etwas mehr als eine bloss abgerissen anekdotenhafte Erzählung von Mirakeln bietet – so wenig es auch an letztern darum fehlt – wie die gewöhnlichen Hagiographen jenes Zeitalters; und so ist sein Werk doch eine wichtige Quelle für die Lebensgeschichte des berühmten irischen Heiligen.