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Eine andere Gattung der antiken Poesie wurde zunächst durch äussere Anlässe zu einem Eigenthume der christlichen Literatur, es ist das Epigramm, welches, dem entsprechend, zuerst in seiner ursprünglichen Gestalt als Auf- und Inschrift verfasst, eine besondere Pflege durch einen der berühmtesten Päpste 128 dieses Jahrhunderts erhielt, Damasus Sanctorum Damasi papae et Paciani etc. opera omnia. (Migne's Patrologia lat. Tom. XIII.) Paris 1845. (Prolegg. von Merenda.), der von 366 bis 384 (wenn auch längere Zeit nicht allgemein anerkannt) die Tiara trug. Gerade während seines Pontificats hat er solche Epigramme gedichtet, in welchen er nicht unterlässt, sich als Autor zu nennen und häufig zugleich als Papst zu bezeichnen. Es sind sowohl Grabinschriften ( tituli), theils kürzlich verschiedenen Frommen, wie seiner eigenen Schwester Irene (c. 31), theils aber schon lange verstorbenen Heiligen und Märtyrern gewidmet, als auch andere Inschriften in Kirchen und Kapellen zum Gedächtniss von Bauten und Spenden des Papstes selber. S. z. B. carm. 35 auf die Herstellung der Kirche des h. Laurentius. Zum Theil sind die Epigramme noch in Stein erhalten So in der Kirche der h. Agnes (c. 29), s. A. Mai, Nova scriptor. veterum collectio, Vol. V, p. 33, und vgl. ebenda p. 32; so auf dem Grab des Cornelius und in der Crypta des h. Sixtus in Coemeterium des Calixtus, s. Rossi, Roma sotterranea, Tom. I, Tav. IV. u. Tom. II, Tav. IA u. II ff., die meisten allerdings nur in früher gemachten Abschriften.
Von wahrer Poesie ist indess in diesen in der Regel bloss in Hexametern, nur ausnahmsweise in Distichen verfassten Gedichten, die auch reich an prosodischen Incorrectheiten sind, wenig zu finden. Dagegen ist ihr Inhalt nicht bloss von allgemeinem kulturhistorischem Interesse, insofern er recht zeigt, wie der Kultus der Heiligen und Märtyrer, der Glaube an die Kraft ihrer Fürbitte, und namentlich die Verehrung ihrer Gräber, zu welcher auch direct in den Gedichten aufgefordert wird, schon damals in Blüthe stand; sondern es sind auch die ersten Anfänge einer Legendenpoesie in Versen hier zu suchen. Denn ausser solchen den Märtyrern gewidmeten Inschriften haben sich auch andere Epigramme dieses Papstes abschriftlich erhalten, welche Heilige und Märtyrer feiern, offenbar ohne dass sie lapidaren Zwecken dienen sollten, und die durch den Stil nicht bloss, sondern auch durch den mitgetheilten Namen des Autors, der die Fürbitten für sich selbst erfleht, vollkommen authentisch erscheinen. Hierher gehört auch schon ein längeres (von 26 Hexametern) auf den heil. Paulus, das zum Proömium von dessen Episteln diente. Epigramme dieser Art mag Damasus nicht wenige verfasst haben, da er offenbar eine Leidenschaft für die Pflege dieser Dichtungsart hatte, und doch die Gelegenheit, 129 seine Verse in Stein zu hauen, sich nicht ebenso häufig darbot; der ihm so nahe stehende Hieronymus versichert überdies ausdrücklich, dass Damasus › viele‹ kurze Gedichte in Hexametern ›herausgegeben‹. De vir. illustr. c. 103. Nach der ed. vulgata heisst es dort allerdings nur multaque et brevia metro edidit (wo metro offenbar durch ›in Versen‹ zu übersetzen wäre), in der griechischen Uebersetzung aber findet sich bei μέτρῳ der Zusatz ἡρωικῷ, und hiermit stimmen auch eine ganze Anzahl Handschriften des Originals überein. Der Zusatz ist um so sicherer als ursprünglich anzunehmen, als gerade die allermeisten Epigramme des Damasus, wie schon bemerkt, bloss in Hexametern verfasst sind. Auch der bereits zur Manier gewordene Stil beweist dies. – Dass Damasus auch in Versen wie in Prosa über die Jungfräulichkeit geschrieben habe, sagt Hieronymus in einem seiner Briefe an Eustochium Ep. 22, § 22. Ed. Vallarsi I. p. 106: et Papae Damasi super hac re (sc. virgin.) versu prosaque composita., ohne eine weitere Andeutung über die Art oder Form dieser Dichtung, von der wir sonst nichts wissen. Oder sollte etwa gar das Epigramm auf die heil. Agnes (c. 29) hier von Hieronymus gemeint sein? – Die ihm ausserdem beigelegten Hymnen gehören ihm nicht an, s. weiter unten.