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Das Staunen

Ich saß so gern an grünen Ackerrainen
als Kind und spielt' mein Spiel, derweil der Vater
mit Bleß' und Schimmel seine Furchen zog.

Ich sah der braunen Scholle Wunder sich enthüllen
und meinen Vater voller Andacht schreiten
und das Gespann ins Jochwerk tief verhängt.

Der Frühlingssonnenschein lag auf der Erde,
des Schweißes salzige Perlen spielten auf der Stirn
des Vaters wie im milden Heiligenschein.

Jedweden Augenblick ließ ich vom Spiele
und meine Hände mir im Schoße ruhen,
als ging an mir ein Wunder just vorbei.

Und um mich her das frühlingsfrische Leben
so zwischen sonnenbunten Schmetterlingen
und herbem, schweren Schollenduft,

so zwischen Blumensternen, Blättern, blanken Bienen,
vielbunten Käfern, die zum Himmel schnellten,
das alles galt mir eine Wunderwelt.

Und diese Wunderwelt von Mensch und Erde,
von Tier und Blumen, und von meines Herzens
helltönigem Schlag, die blieb mir treu.

Und überall: auf allen Lebenshöhen,
in harter Fron und in den Lebenstiefen,
blieb mir als Märchenrest aus jenen Tagen

im reifen, sonnverklärten Menschentume
dies große, frühlingsfrohe Kinderstaunen,
als ging an mir ein Wunder just vorbei.


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