Die Blitze erhellen die finstere Nacht,
Der Regen strömt, der Donner kracht,
Der mächtige Wind im Hochwald saust,
Der wilde Gießbach schwillt und braust.
Und düsterer noch, als der nächtliche Graus,
Starrt Rocco der Greis in die Nacht hinaus,
Er stehet am Fenster und späht und lauscht,
Und fährt zusammen, wann's näher rauscht.
»Der Bote muß es, der blutige, sein.
Du bist es, Vetter Giuseppe? – Nein. –
Die Zeit ist träg – es wird schon spat –
Ist solche Nacht doch günstig der That.
Du, Polo, bringst uns selber dein Haupt,
Hast thöricht die Rache schlafend geglaubt,
Hast her dich gewagt in unsern Bereich,
Die Rache wacht, das erfährst du gleich.
Du kommst dort über den Gießbach nicht.
Euch Schützen geben die Blitze Licht;
Geschmähet seid ihr – trefft ihn gut!
Wascht rein die Schmach in seinem Blut.«
Da pocht's an die Thür', er fährt empor,
Er öffnet schnell – wer steht davor? –
»Du, Polo? – zu mir? – zu solcher Zeit?
Was willst du? rede.« »Gastlichkeit.
Die Nacht ist schaurig, unwegbar das Thal,
Es lauern mir auf die Deinen zumal.« –
»Ich weiß dir Dank, daß würdig du hast
Von mir gedacht; willkommen, mein Gast.«
Er führt ihn zu den Frauen hinein
Und heißt sie ihm bieten Brot und Wein.
Sie grüßen ihn staunend, gemessen und kalt;
Die Hausfrau schafft ohn' Aufenthalt.
Sobald er am Herd sich gewärmt und gespeist,
Erhebt sich Rocco, der folgen ihn heißt,
Und führt ihn selbst nach dem obern Gemach.
»Schlaf' unbesorgt, dich schirmt mein Dach.«
Er steht, wie im Osten der Morgen graut,
Vor seinem Lager und rufet laut:
»Wach' auf! steh' auf, es ist nun Zeit;
Ich gebe dem Gast ein sich'res Geleit.«
Er reicht ihm den Imbiß und führet alsbald
Ihn längs des Thals durch den finsteren Wald
Und über den Gießbach die Schlucht hinan,
Bis oben auf den freieren Plan.
»Hier scheiden wir. Nach Corsenbrauch
Hab' ich gehandelt; so thätest du auch,
Die Rache schlief; sie ist erwacht:
Nimm fürder vor mir dich wohl in acht.« |