Adelbert von Chamisso
Gedichte
Adelbert von Chamisso

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Die Romanze der Blume.

     

Rankend sich an deinen Busen
    Zart hinan, den Duft dir hauchend,
Dir, der schönern Schwester Blume,
    Durst' ich eine Blume schauen.

Und ich wagte, sie verwegen
    Aus dem heil'gen Ort zu rauben,
Daß ein Kleinod sie mir werde,
    Teuer, wie das Licht dem Auge.

Wie sich der Karfunkel zündet
    In der Nacht geheimem Grauen,
Sollte blühend sie erfunkeln
    Trost dem gramumwölkten Haupte.

Aber die das Haupt gesenket
    Und der Düfte Gold verhauchet,
Sang der Trauer meiner Seele
    Worte nur der eignen Trauer:

Warum, warum mich entreißen
    Meiner heimlich reichen Klause,
Daß verarmend ich ersterbe
    Im glutlosen, weiten Raume?

Drückest Sänger, an dein Herz mich,
    Willst den leisen Klagen lauschen, –
Ach, du kennst nicht meine Trauer,
    Nicht das Glück, das mich berauschte!

Den in ihrem holden Busen
    Sie getragen, ach, mit Schaudern
Muß, dem Himmel er entnommen,
    In die Nachtflut niedertauchen!

 


 


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