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Ich hatte gegen das Ende meiner Beschäftigung etwas im Gebüsche rauschen hören, und da ich sah, daß es Georg der Diener war, der am Teiche stand, und die Fische fütterte, rief ich ihn herein, um ihm Unterricht auf der Laute zu geben. Als ich ihm die ersten Töne, und einige Accorde gelehrt hatte, begriff er es gar bald, und wünschte nur, daß er besser singen könnte. Ich bat ihn leise und gelinde eine Melodie zu singen; er weigerte sich auch nicht lange, und sang folgendes Lied mit einem wehmüthigen Tone:
Ein Fischer saß im Kahne, Ihm war das Herz so schwer, Sein Liebchen war gestorben, Das glaubt' er nimmermehr. Und bis die Sternlein blinken, Da kömmt sie her gegangen Sie schwimmen auf den Wellen Dein Hemdlein spielt im Winde, Sie strecket nach den Bergen Und grüßt die alten Thürme, O setze dich doch nieder Und große Städte fliegen Da kniet das Mädchen nieder Lieb Mädchen bete stille, In einem Nonnen-Kloster Da singt das Mädchen helle Der Knabe singt mit Thränen So roth und immer röther Der Mond ist schon zerronnen, Lieb Mädchen guten Morgen! Die Thürme blinken helle, Da will er sie erwecken, Und legt sich in den Nachen Die Meereswellen brausen Doch fahren große Schiffe |
Die Thränen standen ihm dabey in den Augen, und als ich ihn fragte, warum er so traurig sey, und das Lied ihn so bewege, sagte er:
Die Weise ist von des einen Pächters Tochter: sie sang es oft, ich war dem Mädchen gut, und sie ist nun gestorben; es ist mir nur immer, als trieb ich auch in die weite See.
Ich spielte ihm einige naive lustige Lieder, um ihn zu trösten, denn das Naive ist der Trost einfacher Seelen. Dann gab ich ihm einiges, was er lernen sollte, und ging nach Godwi.
Ich fand Flametta bey ihm: es schien uns in ihrer Gegenwart allen wohl zu seyn. Das Mädchen ist so fest, so rein und kalt, wie Marmor, und dabey doch so unendlich beweglich und lebendig. Ihre Figur ist vollkommen die der Atalanta, und ich habe eine große Liebe für diese Figur. Es ist mir, als könne man sie noch erbitten, und als habe sie in dem Karakter ihrer Gestalt einen überwindlichen Gegensatz.
Sie kam, um Godwi eine kleine dramatische Arbeit vorzulegen, und um seine Erlaubniß und Unterstützung bey der Aufführung zu bitten; auch bat sie uns, an allen männlichen Rollen zu ändern, wo es uns gut dünke, weil sie, so sagte sie lächelnd, dies Geschlecht täglich weniger begreife.
Godwi sagte scherzend: das ist doch schon ein Beweis, daß Sie über dieses Geschlecht studieren, und Sie werden es vielleicht einstens wol gar umfassen.
Wir nahmen uns dann vor, ihr Gedicht zu lesen, und Godwi gab ihr die Erlaubniß, eine kleine Summe für die Aufführung anzuwenden. Sie bat sehr um unser Mitspielen, wir konnten es ihr nicht versagen, und versprachen, bald zu kommen, sie möge nur einstweilen die Zubereitungen vollenden. Das Gedicht hieß: Vertumnus und Pomona.