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An B.
unabhängige Dedikazion.
Es ist unstreitig ein reiner Enthusiasmus in mir, denn jeder heller froher Anklang von außen öffnet alle Schleusen meiner Seele, das Leben dringt dann von allen Seiten wohlthuend in raschen Strömen auf mich ein, und meine Aeußerung ergießt sich ihm in gleicher Freude. Ich fühle dann keinen Druck, keine Gewalt, weder eine Erniedrigung, noch eine Ueberlegenheit. Ach! in solchen Momenten habe ich nur eine Reflexion, sie ist Segen, den ich über mein Daseyn ausspreche, und ich fühle dann Egmonts Gebet durch alle meine Adern strömen, ich lebe dann die Worte:
So ist es mir, wenn sich ein frohes Gemüth, dem die ausübende Kunst das Höchste zur lebendigen Kraft, zum bewußtlosen Innewohnen geschaffen hat, rein und mit klopfenden warmen Pulsen um mich bewegt, und in leichten Spielen ohne Studium ein Leben vor mir entfaltet, dem das Abstrakte durch eine glückliche Beugung der Formen zum lebendigen Elemente ward. Die Minuten, in denen ich mich in ihr verloren fühle, unter den Stralen seiner gesunden Freude leichter athme, die Minuten, in denen ich vergesse, daß seine Schönheit auch der Mühe errungenes Kind ist, sind die einzigen, die ich vertraulich mit dem Leben umgehe, und nicht ein unwillkührlicher Kummer auf meiner Seele liegt. Ich verzweifle dann nicht an meiner Fähigkeit, die großen Werke der Künstler erschüttern mich nicht, und in meiner Brust ist hell und deutlich geschrieben: dahin magst du auch noch gelangen, die Werke der großen Meister erscheinen mir dann wie ferne Städte, nach denen sich mein wanderndes Leben hinsehnt, und die ich in warmen Frühlingstragen wohl auch noch erreichen möge.
Wenn dein holdes Bild vor mich tritt, meine Liebe, so ist mir, als harrtest du meiner dort, als wohntest du in jenen glänzenden Städten, sie wären deine Heimath, du sehntest dich nicht heraus: wie eine schöne wunderbare Blume bewachte dich der Genius der heiligen Fremde und verehrte dich in geheimnißreichem Gottesdienste.
Als hohe in sich selbst verwandte Mächte In heilger Ordnung bildend sich gereiht, Entzündete im wechslenden Geschlechte Die Liebe lebende Beweglichkeit, Und ward im Beten tiefgeheimer Nächte, Dem Menschen jene Fremde eingeweiht, Ein stilles Heimweh ist mit dir geboren, Hast du gleich früh den Wanderstab verloren. Die Töne zieh'n dich hin, in sanften Wellen, Die Farben spannen Netze aus, und winken Und magst du leicht das Vaterland erringen, Dich schreckt so stiller Gang, so schwer Bemühen, O freier Geist, du unerfaßlich Leben, Ein guter Bürger will ich Freiheit singen, |
Du sollst dies Buch nicht lesen, denn ich liebe dich, und was ich in dir liebe, ist dieses Buches Unwerth, und der Werth des Lebens, die Poesie – daß ich hier zu dir spreche, ist meines Herzens innrer Drang, du hast mich gefangen, und bist mir die höchste Lehre. O ich möchte dichten wie du da stehst, wie du wandelst und blickst, ich möchte denken, wie du gedacht bist, und bilden, wie du geschaffen bist.
Wie freundlich würde dann mein Werk mir in die Augen sehn, wie würdig sich dem Gedanken des Gebildeten in seiner Unschuld gesellen, denn Würde ist Unschuld der freien Hoheit, wie würde ich mein innres Leben gleich der Mutter meines Werkes verehren, und es rein erhalten von dem Uebermuthe einzelner Kräfte, die roh und gewaltig wie ewiger Sturm die schöne Thätigkeit der Ruhe in mir vernichten. Ich würde mich selbst schätzen, um des Schatzes willen, der in dem Menschen und der Natur verborgen liegt, aus dem ich glänzende Edelsteine zu Tage gefördert, sie geschliffen, und zu künstlichen Geschmeiden, meiner Liebe, meines Lebens, aller Liebe, und alles Lebens gebildet hätte.
Dir würde ich den herrlichen Schmuck anlegen, und du wärest eins mit diesem Schmucke. In deinem Auge und dem Diamant bricht sich der leuchtende Stral, aber mein Diamant würde blicken wie dein Aug, mein Werk würde schweben, wie dein Gang, wie deine Lippe würde es singen, den Sinn würde es hinabziehen, wie die Woge deines Busens, es würde umfassen wie dein Arm, und lieben wie dein Kuß, rein wäre mein Werk, groß, von sich selbst durchdrungen, und vom ganzen Leben thätig begränzt, wie die Seele des Menschen.
Ich fühle tief in meinem Herzen, wie die Jünglinge jetzt da stehen, da sich die Zeiten trennen, und die Philosophie mit der Reflexion alle Töpfe des Prometheus zerschlägt, traurig sehn sie ihr kindisches Bilden zertrümmert, und vergehen in weinerlichem Enthusiasmus. Gerne möchten sie das Feuer vom Himmel stehlen, und fürchten, daß der schreckliche Gott sie an den Felsen schmiede, des Geiers ewige Nahrung. –
O ihr hängt schon an dem Felsen, unbeweglich seht ihr den Wechsel des Tages, und des Jahres: weder der leichte Flug des Vogels über eurem Haupte, noch das Rauschen des Stroms, der des Himmels Spiegel zu euern Füßen wälzt, löst eures Todes Band. Ihr vermögt nicht die Blume des Thales zu ergreifen, denn eure Hand erreicht kaum den blühenden Dorn neben eurem Lager. Ihr blicket nieder in das Getümmel der Schlacht mit Sehnsucht nach gekrönter That, und die Trommeten des Kampfes zerreißen euch das Herz. Ihr blicket nieder in die Gebüsche, wo Hirten in Liebe spielen, und die Flöte des Hirten zerreißt euer Herz.
Hoch seyd ihr erhaben über die Aussicht, aber ihr seyd an den Felsen geschmiedet, die Welt habt ihr erschaffen, die euch erschaffen sollte, und sie zielet mit Pfeilen des Todes auf euch, der Geier der Reflexion zernagt euer ewig wiederkehrendes Herz.
Wohl mir, meine Liebe, daß ich keiner von diesen bin, daß ich noch lieben kann, und fühlen im Ganzen, ein volles Leben mit vollem Herzen umarmen, und daß jedes einzelne getrennt vom schönen Körper, und zergliedert, mich wie todt zurückschreckt. – Erschafft mich die Welt, oder ich sie? – die Frage sey die älteste und verliere sich in die dunklen Zeiten meines Lebens, wo keine Liebe war, und die Kunst von dem Bedürfnisse hervorgerufen ward. – Du bist meine Welt, und du sollst mich erschaffen, o bewege dich, öffne mir die Augen, oder sieh nach deinen Lieblingen den Blumen. –
Wende die hellen, Heiligen Augen Zu deiner Liebe, Daß ich erkenne, Wie mir das Schicksal Leben und Liebe Gütig vertheilt. Schone nicht meiner, Scheint dann die Sonne, Wie sie der Frühling, Keiner mag wissen, Keiner begleite Still wie die Blumen Schone nicht meiner, Wer mir erglänzet, Alle sie pfleg' ich, Und in dem Liede Werde dir singen, Zephirus liebt mich: Aber Apollo, Zephirus eifert, Und mit Apollo Sieh wie schon kreiset Und in dem Busen Will mich dem ernsten, Unter den Blumen, Wende die hellen, |