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Achtundsechzigstes Kapitel.
Nach dem Sturm

Der Kampf um die Schanzen war ein blutiger, wie alle Kämpfe, welche mit den Rebellen zu bestehen waren, ihre Position war eine fast uneinnehmbare, allein Muth und Erbitterung der Unionisten überwand alle Schwierigkeiten Als erst der eine Punkt genommen war, welchen der Achtzigpfünder decken sollte, da gab es keine Rettung mehr für die Rebellen· Opfer auf Opfer fielen, aber ungebeugt blieb der Muth der Angreifer. – Kein Pardon! – Nieder mit den Verräthern! – So ertönte es tausendfach. Leichenhügel bedeckten und erhöhten die Schanzen, aber über die Leichenhügel hinweg drangen neue Kräfte vor.

Bis 11 Uhr Nachts währte das Gemetzel; da war auch das letzte Geschütz genommen, die Rebellen räumten in wilder Flucht die Schanzen und suchten durch Nacht und Gebüsch sich zu retten.

Grant benutzte sofort die Position, aus welcher der Feind verdrängt war, für sich. Die Geschütze wurden umgekehrt. Schwere Schanzwerke stiegen wie durch Zauberschlag aus der Erde hervor, und als der Morgen graute, – es war ein Sonntag Morgen, – da hatte Grant seine Stellung zu einer fast uneinnehmbaren gemacht, was für ihn um so wichtiger war, als er von hieraus seinen Angriffsplan auf Richmond zu organisiren gedachte.

Schon in aller Frühe besichtigte General Sigel die Schlachtlinie, welche die Form eines Halbkreises hatte.

Um 8 Uhr wurde dem General gemeldet, daß große Truppenkörper des Feindes von Spottsylvania aus anrückten und seinen linken Flügel zu umgehen drohten.

Noch eine halbe Stunde, und man sah den Feind schwenken und in gerader Linie in der Richtung des Bundescops daherkommen.

»Was hat das zu bedeuten?« fragte Sigel den Ordonnanzofficier, Major Servard »Entweder sind die Rebellen durch ihre Kundschafter irre geleitet, oder sie halten es für selbstverständlich, das Hancock nicht im Stande ist, nach den Verlusten, die er erlitten, seine Stellung bedeutend zu verändern.«

»Ich halte es überhaupt nicht für wahrscheinlich, daß die Rebellen einen Angriff beabsichtigen,« antwortete Frederick Seward, »denn bis jetzt haben sie an einem Sonntag nie angegriffen. Sie wissen, die Herrn Junker wissen bei all' ihrer Verrätherei und Nichtswürdigkeit sich den Schein der Gottesfurcht zu geben.«

»Wohl wahr, aber sie nehmen in der That Stellung gegen unser Centrum. Wir müssen gefaßt sein; wer weiß, zu welchen verzweifelten Schritten sie ihre letzten Niederlagen treiben!« –

Es währte nicht lange, bis sich diese Ansicht bestätigt fand.

Schon nach kurzer Zeit meldete Edward Brown, welcher die Cavallerie Patrouillen, die jenseits der Vorpostenlinie das Terrain recognoscirten, befehligte, daß die nahe gesehenen Truppenkörper sich in dem Walde, der eine halbe Meile vom Centrum der Unionstruppen lag, sammelten.

Vierundzwanzig Geschütze, die im Centrum standen, eröffneten sofort ihr Feuer.

Wollte man aber dadurch den Feind vom Vordringen abhalten, so hatte man seinen hartnäckigen Entschluß sehr unterschätzt.

Schon kamen die »Grünjacken« aus dem Waldsaum hervor, traten kalt, wie auf der Parade, in Reih und Glied und schritten vorwärts. – Selten hat sich den Artilleristen ein besseres Ziel geboten als diese lebendige Mauer, die eine Meile lang und vier Mann tief ihnen entgegenrückte. Weite Furchen pflügten die Geschosse, ohne daß die Rebellen ihren Marsch im geringsten beschleunigten oder verzögerten.

Die Infanterie Grants, hinter Verschanzungen oder auf dem Boden liegend, war den Rebellen nicht sichtbar. Die Kanoniere, die mit rasendem Eifer ihre Geschütze bedienten, standen vor ihnen, und manchen dieser braven Burschen streckte die Kugel eines feindlichen Scharfschützen nieder, bevor noch das Gewehrfeuer in voller Heftigkeit ausbrach.

Aber wahrhaft mörderisch war auch das Geschützfeuer auf die Sturmcolonnen. Dennoch kürzte jede Minute den langen Todesweg, der überall mit Leichenhaufen besät war.

Schon waren zwei Drittheile der halben Meile zurückgelegt, dann änderte der Feind seinen Marsch zum Geschwindschritt, während er sich zugleich zu Quarre's formirte. Kartätschen mähten ihn nieder, ohne weder seinen Lauf zu hemmen, noch die Ordnung seiner Glieder zu zerstören. Ganze Ecken von den Quarre's wurden weggeschossen, aber schnell waren die Lücken wieder ausgefüllt, und mit derselben Ordnung und kalten Todesverachtung ging es weiter.

Es waren die Kampfgeübtesten von Lees Veteranen, die er hier in die Wagschale warf. Ihr Kampfgeheul übertönte selbst den Donner der Geschütze und das Kreischen der Bomben; plötzlich aber verstummte es. Sigels Division, bei welcher auch Frederik Seward stand, durch Kommando von der Erde emporschnellend, hatte auf funfzig Schritt eine volle Ladung auf die Stürmenden gefeuert. Burnside, der Sigel zur Linken stand, folgte diesem Beispiel.

In diesem jetzt von Pulverrauch verhüllten Sturm, wo man den Feind zuletzt gesehen, feuerten ganze Brigaden, während zugleich Griffin, der Kommandeur der Artillerie, selbst auf die Gefahr hin, daß seine Kugeln auch die eigenen Kameraden darniederreißen möchten, von der äußersten Linken ein Kreuzfeuer von seinen Batterieen gegen die Sturmcolonnen eröffnete.

Noch hörte man im Augenblicke, wo die Geschütze schwiegen, das »Vorwärts« der Rebellenofficiere, hörte, wie sie ihre Mannschaft anflehten, ja ihnen mit Ketten und Tod drohten, stehen zu bleiben und vorwärts zu dringen, aber diese Feuerprobe war ihnen doch zu stark gewesen.

Ein lauter Ruf von jenem Felde her, daß man sich ergeben wolle, ließ das Feuer verstummen.

Durch die langsam sich hebenden Rauchwolken sah man Hunderte, welche die Waffen weggeworfen hatten und die Hände emporstreckten, zum Zeichen, daß sie wehrlos seien und Schonung verlangten.

Todtenstille herrschte rings, voll Erwartung blickte Alles auf den General.

»Treten Sie vor, Mr. Seward, und fordern Sie den Offizieren die Waffen ab«, befahl Sigel mit lauter Stimme.

Frederick trat aus den Verschanzungen hervor und ging auf die Colonnen zu, an deren Spitzen die Officiere standen.

Kaum aber hatte er zwei Schritte vorwärts gethan, so hörte er hinter sich eine Stimme rufen:

»Nicht allein, Sir, nehmen Sie eine Bedeckung mit!«

Frederick sah sich um und erkannte in dem Officier, welcher heransprengte, Edward Brown.

Der Soldat hat in solcher Situation wie diese nicht Zeit für Aeußerungen seiner freundschaftlichen Gefühle, doch konnte Frederick nicht umhin, dem Kameraden, dem Freunde, dem Retter, dem Bruder des Mädchens, welches er einst so heiß geliebt, warm die Hand zu schütteln.

»Ich danke Dir, Edward«, sagte er. »Allein es sähe wie Feigheit aus, und Du siehst ja, dass die Mannschaft waffenlos ist.«

»Kennst Du den Schurken, der sie anführt?«

»Nein!«

»Es ist der General Clemens Cley, einer von den Rittern des goldenen Cirkels. Sie sind Alle Schurken.«

»Mag sein, Edward, sie sind jetzt Elende, und ich will ihr Gefühl nicht noch durch Mißtrauen beleidigen.«

Damit ging er vorwärts und forderte zuerst den General auf, ihm seinen Degen zu übergeben.

Cley maß ihn mit einem stolzen, verächtlichen Blick, zog dann einen Revolver hervor und richtete ihn nach Fredericks Kopf ... Der Schuß krachte, aber in demselben Moment traf ein Säbelhieb seinen Arm, daß die Waffe seinen Händen entfiel.

Der Schuß war dadurch fehl gegangen und hatte, statt den Kopf, nur die Schulter Seward's getroffen.

»Edward, zum zweiten Male bist Du mein Retter!« rief Frederick.

»Und Dein Rächer!« fügte der Ouadroone hinzu.

Er holte mit dem Degen aus, um dem General den Schädel zu spalten, allein da sauste eine Kugel eines Officiers daher. Leblos sank er vom Pferde.

Frederik sah es. Er wollte hinzuspringen, ihn aufzufangen, allein, da verließen auch ihn die Kräfte. Seine Kniee wankten, aber noch bevor die Ohnmacht ihm das Bewußtsein raubte, sah er, wie ein Neger hinzusprang, ihn mit herkulischer Kraft packte, sich mit ihm auf Edwards Pferd schwang und im Galopp davon sprengte.

Wo hatte er das dämonische Lachen dieses Negers schon einmal gehört? Wo sein widerwärtiges Gesicht gesehen?

Täuschte er sich, hatte er ihn nicht schon einmal zu Roß und sich als seinen Gefangnen erblickt? –

Nein, er täuschte sich nicht, jener Neger war Jim der ihn gefangen nahm, als er Esther auf der Flucht begleitete.

»Esther!« Das war Fredericks letzter Gedanke, ehe ihm die Sinne schwanden. –

Alles das war in kürzerer Zeit geschehen, als wir brauchten, es zu beschreiben. Kaum einen Moment später, als Cleys Kugel den Major traf, gab Sigel den Befehl, das Feuer wieder zu beginnen. Cley selbst war eins der ersten Opfer und mit ihm fielen tausende seiner Leute. Sie nahmen die Flucht dem Walde zu, aber kaum ein Viertel von jenen, die den Wald verlassen hatten, erreichten sein Obdach wieder.

Einen Verlust von 26,000 Mann kostete dieser Tag den Rebellen. – –

Wahrhaft niederschmetternd wirkte die Nachricht dieser Siege Grants zu Richmond. Näher und näher rückte den Führern der Rebellion die furchtbare Gewißheit, daß sie es selbst mit den größten Opfern nicht würden verhindern können, daß Grant eines Tages vor der Hauptstadt erscheinen und der Rebellion mit einem Schlage ein Ende machen würde.

Jefferson Davis war der Erste, welcher allen Muth und alle Geistesgegenwart verlor. Von dieser Zeit an war er nur darauf bedacht, alles baare Geld, dessen er habhaft werden konnte, und seine Person in Sicherheit zu bringen, falls die gefürchtete Katastrophe eintreffen würde.

Nicht ganz so schwarz sahen die Ritter vom goldenen Cirkel die Zukunft. Eine schleunige Sitzung im Ritterhause ward anberaumt.

Nicht ganz so siegesgewiß wie vor 9 Monaten, aber doch mit ungebeugtem Trotz, erschienen sie im »Heiligthum des Brutus.«

In allen Gesichtern lag fast der Ausdruck jenes Tyrannenmörders im Wappenschilde, und weder Brutus, noch Ravaillac, noch Ankerström zogen grimmiger die Bronnen, noch blickten sie blutlechzender auf ihre Opfer, als die Männer, deren Heiligthum ihre Portraits zierten.

» Sic semper tyrannis!« Diese Inschrift des Wappenschildes war heut mehr als je die Parole der Ritter des Ordens. Tyrannenmord! das war die ultima ratio und Keiner war unter Allen, welcher vor diesem letzten Mittel zurückgeschreckt wäre.

Nicht Mr. Breckenridge, der Kriegsminister, eröffnete diesmal die Sitzung, sondern ein Mann, der ihn an kalter Entschlossenheit und stolzem Selbstbewußtsein noch übertraf; es war dies der eigentliche Präsident des Ordens, Mr. Berckley. Es war ein Mann nahe den Vierzigern. Sein Auge war düster und sein Blick kalt. Sein Gesicht umrahmte ein starker, schwarzer Bart, während sein Haupthaar nur dünn und schlicht über die Schläfe herabfiel. – Hatte schon das ganze Aeußere Mr. Breckenridge's etwas Abstoßendes, ja Abschreckendes, so war dies mit Mr. Berckley in noch viel höherem Grade der Fall, denn er hatte gegen jenen noch den Nachtheil, daß seine Züge geradezu häßlich genannt zu werden verdienten.

Allgemeiner Glückwunsch und ein Hoch begrüßten ihn, als er den Präsidentensitz bestieg.

Er begann mit einer Darstellung der Ereignisse der letzten Tage vom Kriegsschauplatz und zeigte vor allen Dingen, wie der Vorwurf dieser Niederlagen nicht dem Oberbefehlshaber zu machen sei, sondern daß dieselben einfach Mißgeschick seien. Lee sei durch Grants Manöver getäuscht worden, und Grant habe dadurch, daß er die zersplitterte Unionsarmee auf einen Punkt zusammengezogen habe, eine so überlegene Macht erhalten, daß Lee unmöglich seinem Zuge durch die Wilderneß hätte Einhalt thun können.

»Daß Grant den Oberbefehl überhaupt erhalten hat, ist lediglich unsere Schuld«, nahm hier Mr. Sanders das Wort. »Hätte M'Clellan den Oberbefehl behalten, oder hätte ihn Halleck bekommen, so hätte Lee jedem Heere, und wäre es Millionen stark, getrotzt.«

»Allerdings«, bestätigte Einer, »dann hätte er ein leichtes Spiel gehabt, aber wiefern trifft die Schuld uns?«

»Nicht uns Alle«, verbesserte sich Mr. Sanders, »sondern lediglich den Kriegsminister. Mr. Breckenridge hat sich nicht vor Spionen zu schützen gewußt, von denen M'Clellan denunzirt ist. Da war der Quadroone Edward Brown, welcher entwischt ist, dann der Sohn des Staatssecretairs, Frederick Seward. Warum hat man mit ihnen nicht den kürzesten Prozeß gemacht? Ferner hat er die Quadroone Esther freigelassen, sie ist nach dem Norden gezogen und hat Zeugniß gegen M'Clellan erhoben. – Habe ich Recht, Gentlemen, wenn ich behaupte, daß die Schuld an diesem Wechsel des Oberbefehls in der feindlichen Armee ganz allein den Kriegsminister trifft?« –

Allgemeine Beistimmung wurde laut. Breckenridge biß sich in die Lippen und schleuderte einen Blick tödtlichen Hasses auf den Sprecher.

Sanders fuhr fort:

»Ferner, Gentlemen, warum ist unsere Armee nicht verstärkt worden, als der Norden neue Aushebungen vornahm? – Was hat der Kriegsminister gethan, um diesen neuen Anstrengungen des Nordens ein Paroli zu bringen? – Nichts, die Anwerbungen sind lässig betrieben, kaum daß die Verluste ersetzt wurden.«

»Die Streitkräfte des Landes sind erschöpft«, wars Breckenridge ein, »das kann nur der beurtheilen, welchem die Pflicht der Werbung obliegt, aber nicht ein Laie, ein Mann, von welchem Niemand andere Beweise seines Patriotismus kennt als die Verdächtigungen, welche er gegen die Männer schleudert, welche das Ruder führen?«

»Das ist Unwahrheit!« ertönte es von mehreren Seiten. »Wir haben von Sanders mehr Beweise des Patriotismus, als vom Kriegsminister. Er hat Millionen angewandt, um Kleiderstoffe zu kaufen, die nach Leesburg gesandt sind. Er hat alle seine Nigger hergegeben, um sie unter's Militair zu stecken.«

»Weil es ihm mit seinen Niggern sonst nicht anders ergangen wäre, wie den übrigen Sklavenhaltern in Kentucky«, bemerkte spöttisch Breckenridge. "

Es war dem Kriegsminister nicht möglich, mit seiner Vertheidigung durchzudringen.

»Ministerwechsel! – ein anderer Kriegsminister!« rief es von allen Seiten.

»Machen Sie Vorschläge, Gentlemen!« sagte Berckley.

»George Sanders – Sanders!« antwortete die Versammlung fast einstimmig.

»Gut, man wird den Präsidenten von diesem Beschluß des Ordens sofort in Kenntniß setzen. – Gehen wir nun zum nächsten Theil der Tagesordnung über. Es ist der Bericht über die Thätigkeit unserer Agenten im Norden.«

Booth hat seine Schuldigkeit gethan«, versetzte Tucker. »Wenn auch die Pöbelemeuten nicht ganz den gewünschten Erfolg gehabt haben, so haben sie doch die Befreiung Mr. Berckley's bewirkt, und ein Mann wie er ist uns mindestens eben so viel werth, als der Tod von hunderttausend Yankees.

»Sehr wahr!« stimmten die Andern bei, »doch muß Booth neue Instruktionen erhalten.«

»Wie ich aus Leesburg weiß«, fuhr Berckley fort, »sind dort so viel Kleidungsstücke fabricirt und mit dem Gelbenfieber-Stoff inficirt, daß man die Seuche über die ganze Union zu verbreiten im Stande ist. Dies wird die nächste Aufgabe unserer Agenten im Laufe des Sommers sein.«

»Wenn aber das fehl schlägt, oder ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg hat?« sagte Wirtz, der Kommandant des Gefängnisses zu Millen.

»Ich erinnere an den letzten Beschluß des Ordens«, antwortete Breckenridge, nach welchem man versuchen soll, Lincoln in unsere Gewalt zu bringen«

»Das war die Maßregel, welche damals der Kriegsminister vorschlug«, entgegnete Sanders »Ich bin gegen die halben Maßregeln. Meine Herren, wir beschlossen damals als ultima ratio den Tod Aller, die an der Spitze der Union stehen! – Ich dringe darauf, daß mit diesem Mittel nicht erst dann vorgegangen wird, wenn es zu spät ist. Weshalb erst den Versuch machen, Lincoln in unsere Gewalt zu bringen. Er ist im Gefängniß zu Millen oder Petersburg uns nicht so unschädlich, als er es sein wird, wenn er nicht mehr am Leben ist. Ich beantrage also, daß, falls der Versuch, das gelbe Fieber zu verbreiten, mißglückt, sofort die ultima ratio ausgeführt werde.«

Diesmal lohnte dem designirten Kriegsminister nicht so allgemeiner Beifall, vielmehr fand er Widerspruch sowohl bei Cleary als bei Thompson und Tucker, und obgleich der Präsident seinen Antrag lebhaft unterstützte, so blieb es doch bei dem ersten Beschluß, daß man vor der Anwendung des äußersten Mittels erst den Versuch machen solle, Lincoln gefangen nach Richmond zu schaffen; und erst wenn dies nicht glückte, sollten die Emissäre bevollmächtigt werden, ihn zu ermorden.

»Ihn allein?« fragte Sanders verstimmt. »Ich bitte die Stelle des Protokolls zu verlesen, wo die Namen derer aufgeführt stehen, welche wir auf die Liste der Proscribirten gesetzt haben.«

Mr. Thompson, der heute die Stelle des abwesenden Cley ersetzte, begann:

»Die Namen, welche damals auf die Liste der Proscribirten gesetzt wurden, sind: Abraham Lincoln, Johnson, Seward, Stanton und Grant.«

»Genügt das?« fragte Berckley. »Nach meiner Ansicht wären diesen Namen noch manche hinzuzufügen.«

Obwohl ihm Wirtz, Aston, der Kommandant des Gefängnisses zu Petersburg und einige Andere beistimmten, so beschloß doch die Majorität, sich vorläufig mit diesen Opfern zu begnügen.

Jetzt kam die Geldfrage auf's Tapet. Woher fernere Mittel nehmen, um die Agitation im Norden, so wie die neuen nothwendig gewordenen Werbungen zu bestreiten?

Man muß es den Führern der Rebellion nachsagen, daß sie selbst jetzt noch, nachdem bereits so viele Opfer vergeblich gewesen waren, sofort zu neuen Opfern bereit waren.

Es hat während dieses Krieges mancher von ihnen Millionen geopfert und sich selbst zum Bettler gemacht. Man muß in der That beklagen, daß eine solche Opferwilligkeit nicht einer bessern Sache galt.

Auch heute war unter Allen Keiner, der sich geweigert hätte, das Letzte, was ihm zu Gebote stand, herzugeben.

»Ich selbst,« sagte Mr. Berckley, während die Liste zur Zeichnung von Beiträgen cirkulirte, »zeichne die Hälfte der Summe, welche mir als Heirathsgut von Miß Emmy Brown zufällt, wie ich bereits bei früherer Gelegenheit dem Orden versprach.«

»Woran liegt es, daß diese Heirath noch nicht abgeschlossen ist?« fragten Einige.

»An Mr. Berckley selber,« antwortete Breckenridge statt des Vorsitzenden. »Ich habe ihm den von Miß Brown unterzeichneten Einwilligungsschein übergeben Das Geld liegt auf der Bank zu Richmond und wird auf meine Anweisung sofort ausgezahlt. Es ist durchaus kein Hinderniß vorhanden, diese Summe, welche etwa eine Million Dollars beträgt, flüssig zu machen.«

»Ich gestehe,« erwiderte Mr. Berckley, »daß ich diese Angelegenheit weniger eifrig betrieben habe, als im Interesse des Ordens gelegen hätte, allein meine öffentliche Wirksamkeit hat mir bis jetzt kaum Zeit gelassen eine Sache, die zum Theil mich persönlich angeht, zu verfolgen. Ich verspreche aber, diese Angelegenheit ohne Aufschub in die Hand zu nehmen, und dem Orden binnen 8 Tagen die Summe, welche auf meinen Antheil fällt, zu übermachen.«

Die Summe, welche von den anwesenden Rittern gezeichnet ward, belief sich auf fünf Millionen Dollars.

»Ich habe noch einen Antrag zu stellen,« nahm Mr. Sanders noch einmal das Wort, »Sie wissen, Gentlemen, daß wir die Nigger, welche sich an dem Aufstande in Tennessee betheiligten, gefangen nahmen, zum Kriegsdienst ausbildeten und aus ihnen einige Regimenter bildeten, die als Kanonenfutter immerhin gut genug sind. Mein Antrag geht nun dahin, daß Jeder von uns sich verpflichtet, von seinen Sklaven eine Anzahl diesen Regimentern unentgeltlich zu überweisen.«

Der Antrag ward mit Beifall aufgenommen, und eine Liste cirkulirte sofort, auf welcher Jeder die Anzahl der Sklaven zeichnete, welche er sich hinzugeben erbot. Es kamen durch diese Zeichnung 12,000 Nigger zusammen. Es waren Einzelne der Sclavenzüchter, welche mehrere Hunderte von ihren Negern hergaben. Cleary war der Einzige, welcher keinen Neger zeichnete.

Mit neuem Muth und neuen Hoffnungen für die Sache der Conföderirten trennten sich die Ritter des goldenen Cirkels.


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