Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Sechzigstes Kapitel.
Niggerblut

Während Booth mit denen, die er für sich an geworben, ernstlich bemüht war für den Vortheil der Secessionisten zu arbeiten, verfolgten, wie wir bereits berichteten, die Banden welchen sich Atzerott und Payne und die, welchen sich Harrold angeschlossen hatte, ganz andere Zwecke.

Furchtbar wütheten die ersteren mit Revolver und Dolch in den Straßen des Niggerviertels. Aus ihren Häusern trieben sie die Unglücklichen, die Niemanden beleidigt hatten, und unter Jubel und Hohngelächter wurden sie auf der Straße hingeschlachtet. Kein Geschlecht, kein Alter wurde verschont. Alte siebzigjährige Greisinnen, die kaum zu gehen vermochten, wurden aus ihren Betten gerissen und aus den höchsten Stockwerken zum Fenster hinausgeworfen, man durchbohrte den Säugling an der Mutterbrust und trieb mit der Mutter, ehe man ihr den Todesstoß gab, Rohheiten, welche zu berichten sich die Feder sträubt. Und die Männer gar – mit satanischer Wollust weidete man sich an ihren Todesqualen, man tödtete sie nicht, man folterte sie zu Tode. Diejenigen, welche nicht hatten entfliehen oder sich verbergen können, und später noch lebend vorgefunden wurden, befanden sich in einem Zustande, daß es eine Wohlthat für sie gewesen wäre, ihnen die Kugel in's Herz zu schießen, die ihren Qualen ein Ende machte.

Diese Banden nahmen auch ihren Weg durch die Washington-Straße.

»Halt hier!« rief eine Stimme vor dem Hause Mr. Powis; es war die Stimme Aherott's. »Wir müssen das Haus durchsuchen!«

»Nein,« widersprach Einer, »dies ist das Haus Powis, der zur Secessionistenparthei gehört, wir müssen es also schonen.«

»Es wird ihm auch nichts geschehen,« versetzte Atzerott, »aber ich weiß, er verbirgt eine Niggerin, die muß er ausliefern.«

»Das ist eine Lüge!« rief vom Balcon herab die Stimme des Rentiers, »ich verberge keine Niggerin, wäre es aber der Fall, so würde ich sie doch nicht ausliefern.«

»Bereiten Sie sich keine Unannehmlichkeiten, Mr. Powis,« antwortete Atzerott »Sie verbergen eine Niggerin. Ich sah sie vor einer Stunde auf dem Balcon.«

»Es war keine Niggerin.«

»Es war aber eine Quadroone; das ist gleichviel, sie stammt von Niggern ab, und alles, was von Niggern abstammt, muß vor unser Messer. Liefern Sie sie aus.«

»Das werde ich nicht thun, Ihr Mörder.«

»Sie müssen es, oder wir legen Feuer an Ihr Haus.« – Mit dieser Quadroone habe ich ohnehin noch abzurechnen.«

Mr. Powis wollte antworten, aber Esther, welche plötzlich neben ihm stand verhinderte ihn.

»Setzen Sie sich meinetwegen keiner Gefahr aus, Sir,« sagte sie. »Ich weiß diese Ungeheuer werden ihre Drohung wahr machen; bedenken Sie, wie vieler Theuren Leben Sie in Gefahr bringen würden. – Adieu M. Powis. – Tausend, tausend Dank für die Güte, welche Sie mir bewiesen. Ich habe auf der Welt nichts zu verlieren, mein Leben hat für Niemanden Werth, aber Ihr Leben und das der Ihrigen muß zum Segen Ihrer Mitmenschen geschont werden – Leben Sie wohl!«

»Was wollen Sie thun? – Miß Brown, wohin? – Bleiben Sie um Gotteswillen, was beginnen Sie?« rief er angsterfüllt, als er Esther davon eilen sah.

»Ich will mich selbst ausliefern!«

»Nein, nein, Miß, das dulde ich nicht. Wie? Sie wollten sich der Wuth dieser Bestien aussetzen?«

»Mr. Powis, Es wird Niemand mir etwas zu Leide thun. Ich weiß mich zu schützen.«

Sie zog einen blitzenden, dreischneidigen Dolch aus ihrem Busen.

»Dieser Dolch wird mein Herz durchbohren, ehe ich auch nur eins dieser Ungeheuer mich berühren lasse.«

Sie flog die Treppe hinunter.

Mr. Powis stürzte ihr nach, aber seine Corpulenz konnte mit ihrem leichten Schritt nicht wetteifern. Sie war bereits zum Hause hinaus, ehe er die Thür erreichte.

Als er diese ebenfalls öffnete, sah er das schöne Mädchen mitten im Gedränge der Mörderbanden. Alles drängte sich heran eine Waffe schwingend, oder sie verhöhnend. Sie aber blickte fest und unerschüttert ihren Feinden in's Antlitz. Keine Miene flehte um Schonung, kein Zucken ihres bleichen Gesichts verrieth auch nur eine Spur von Todesfurcht.

»Zurück, Ihr da!« rief Atzerotts Stimme. »Diese Quadroone gehört mir allein.«

»Sie muß sterben, wie die Andern!« schrie die Menge.

»Das soll sie auch,« antwortete Atzerott, »aber nicht eher, als bis sie mir meinen Willen gethan. Ich habe geschworen, daß ich mich an ihr räche, als sie mir in Leesburg ihre Gunst verweigerte Jetzt sollst Du mir nicht entkommen, Du schöne Schlange!«

Payne's Auge blitzte unter den dunklen Wimpern mit viehischer Lüsternheit hervor. Seine rohe Sinnlichkeit war von dem ersten Augenblicke, da er das schöne Mädchen sah, entzündet, und neidisch blickte er auf Atzerott, der sie für sich als Beute in Anspruch nahm.

»Wo willst Du sie hinbringen?« fragte er diesen.

»Ich kenne hier eine Wittwe, die dergleichen Geschäfte macht,« war die Antwort, »die wird sie mir in Verwahrsam nehmen, bis ich Muße habe, mich mit ihr zu beschäftigen.«

»Ich werde Dir helfen, sie dahin bringen,« sagte Payne.

Seiner Autorität gelang es auch bald, die Uebrigen zu beschwichtigen.

»Wir kehren zu Euch zurück,« sagte er zu der Menge, »sobald wir diese hier in Sicherheit gebracht haben. – Mr. John wird Euch sagen, wohin Ihr Euch zunächst zu wenden habt.«

»Ich habe es mir notirt,« antwortete Atzerott. »Wartet einen Augenblick.«

Er zog eine Brieftasche hervor und begann darin zu blättern. In seinem Eifer, seine Beute so bald als möglich in Sicherheit zu bringen, bemerkte er nicht, daß zwei Schreiben aus seiner Brieftasche herausfielen, das eine ein zierliches Briefchen, in blaßrothem Couvert, das andere ein Brief, welcher statt der Adresse nur die Buchstaben K. G. O. trug. Niemand von den Anwesenden, welche auf Atzerott's Befehle gespannt waren, achtete darauf; nur Esther sah es. Sie bückte sich unbemerkt, hob die Briefe auf und ließ sie in ihren Kleidern verschwinden.

»Da ist zunächst das Nigger-Waisenhaus in der Bolton-Street,« begann Atzerott zu lesen. »Es befinden sich dort an vierhundert Niggerkinder. Steckt die Baracke in Brand und laßt sie alle in den Flammen braten. Laßt Niemanden von der Satansbrut heraus.«

»Ah, das ist eine großartige Idee!« riefen Alle. – »Vorwärts nach dem Nigger-Waisenhause!«

Die Menge stürmte von dannen, Mr. Powis, der sich noch immer bemühte, sich bis zu Esther Bahn zu brechen, in sein Haus zurückdrängend.

Als die Straße leer war, waren auch Esther, Atzerott und Payne, welche sie begleiteten, nicht mehr zu sehen.

Atzerott führte sie in jene entlegene Straße, in welcher früher Powel wohnte, im Nebenhause von diesem betrieb jene gelbbraune Wittwe ihr zweideutiges Gewerbe, welche wir bereits aus den hämischen Bemerkungen kennen, die sie bei Gelegenheit jener unglücklichen Ereignisse machte, von denen die Familie Powel betroffen wurde.

Sie schien eine alte Bekannte Mr. Atzerotts zu sein, denn sie nahm keinen Augenblick Anstand, ihn mit seiner Begleiterin einzulassen.

»Ei, Mr. Atzerott,« rief sie, »habe ich auch einmal das Vergnügen – –?«

»Ich komme in Geschäften, Mrs. Gamp,« antwortete er.

»In Geschäften? – Ach du lieber Himmel, die Geschäfte gehen jetzt sehr schlecht Sie wissen wohl in diesen Zeiten.«

»Ei was; Ihre Geschäfte gehen immer. Sehen Sie einmal Ihre Schwester an, Mrs. Bagges in Charleston, was für Geld die zusammenschlägt.«

»Ei freilich die, das ist was anderes, die hat auch einen raren Artikel, an den die Herren des Südens viel Geld verwenden;« seufzte Mrs. Gamp.

»Nun ich bringe Ihnen ebenfalls einen raren Artikel, an dem Sie viel Geld verdienen sollen,« sagte Atzerott auf Esther deutend. »Sie erhalten hundert Dollars ...«

»Hundert Dollars, Sir? – Ei, ich habe es immer gesagt: Mr. Atzerott das ist ein nobler Mann, an dem eine arme Frau wie ich noch etwas verdienen kann. – Also diese schöne Miß ...«

»Still, Alte. Sie ist eine Quadroone, die ich vorläufig vom Tode gerettet habe,« flüsterte Atzerott, »aber nur vorläufig, verstehen Sie – ich muß erst ...«

»Nehmen Sie das Zimmer dort, Sir,« unterbrach ihn Mrs. Gamp, »das ist nach hinten hinaus gelegen, man wird dort keinen Schrei hören.«

»Nein, noch nicht,« versetzte Atzerott. »Ich will nur, daß Sie sie mir hier festhalten bis meine Geschäfte in der Stadt beendet sind, dann komme ich wieder. Ist es Ihnen gelungen sie zu halten, was ich natürlich voraussehen muß, so erhalten Sie die Summe, welche ich Ihnen versprach in gutem Golde ausgezahlt.«

»Oh freilich werde ich das, nur müßte man sie ein wenig binden und knebeln, sonst würde ich allein – denn Sie wissen wohl, auf meinen Mann kann ich nicht rechnen – sie schwerlich halten können.«

Atzerott wechselte einige leise Worte mit Payne, dann mit der Kupplerin.

Sie beriethen offenbar einen Plan, worin derselbe bestand, das sollte Esther bald klar werden.

»Aufgepaßt!« rief Atzerott plötzlich, stürzte auf Esther zu, schlang beide Arme fest um ihre Schultern und verhinderte sie so an dem Gebrauch ihrer Arme. Gleichzeitig aber band Payne ihr die Hände auf dem Rücken zusammen, und Mrs. Gamp knüpfte ihr ein Tuch um den Mund.

Sie ward in das Nebenzimmer hineingeschoben und die Thür verschlossen.

Als sich die beiden Männer entfernten, bei welcher Gelegenheit Atzerott noch einmal dringend die sorgfältige Bewachung der Gefangenen empfahl, nahm Payne einen Moment wahr, der Alten zuzuflüstern:

»Ich gebe Ihnen 200 Dollars, wenn Sie mir helfen, sie Atzerott wegzuschnappen.«

Mrs. Gamp kniff ihm zum Zeichen ihrer Bereitwilligkeit in den Arm und winkte ihm verstohlen zu, während sie zugleich laut sagte:

»Sein Sie unbesorgt, Mr. Atzerott, Sie kennen mich als eine zuverlässige Frau, und der Teufel selbst müßte seine Hand im Spiele haben, wenn sie mir entkommen sollte oder in eines andern Hände fiele.«

Ueber diesen Punkt beruhigt, folgten die Beiden den Mörderbanden nach dem Niggerwaisenhause. – –

Die Unholde hatten in der That das Haus in Brand gesteckt und die Flammen schlugen lichterloh empor, während das Angstgeschrei der kleinen Schwarzen zeternd die Luft erfüllte. Aber das Jubeln der rohen Gesellen übertönte noch den Todesschrei der Kleinen, und mit wahrhaft satanischer Lust ergötzten sie sich an den Todesqualen ihrer Opfer.

Sie hatten die Thür von außen verrammelt durch einen hoch aufgethürmten Holzhaufen, welchen sie ebenfalls in Brand gesteckt hatten. Wollten nun die Unglücklichen aus der Thür hinaus, so mußten sie über diesen fürchterlichen Scheiterhaufen hinweg, in dessen Flammen sie indessen sofort erstickten. Viele machten diesen Fluchtversuch dennoch, und die auf dem Scheiterhaufen verkohlenden Kinderleichen verursachten weit und breit einen durchdringenden brenzlichen Geruch.

Andere versuchten zum Fenster hinaus zu springen. Selbst aus dem zweiten und dritten Stock sprangen sie hinab, aber gleich viel, ob sie mit zerschmetterten Gliedmaßen an der Mauer liegen oder unverletzt blieben, die Mörder hatten kein Erbarmen Mit wahrer Kühnheit näherten sie sich dem brennendem Gebäude, hoben die Hinabspringenden vom Boden auf und warfen sie durch die Parterrefenster wieder in die lodernden Räume hinein.

Ist etwas im Stande das Herz, selbst des rohesten Menschen, zu rühren, so ist es sicherlich die Todesangst eines Kindes, indessen unter diesen Menschen gab es Keinen, in dessen Brust auch nur eine Regung von Mitleid bemerkbar war. – Die Gräuel dieses Tages wetteifern mit dem Kindermord des Herodes in Bethleheim, und seit Tilly's Zeit hat die Geschichte kein Beispiel ähnlicher Schauerscenen aufzuweisen! – –

Die Kleinen standen schreiend und winselnd an den offnen Fenstern, ihren Mördern erbarmenflehend die schwarzen Händchen entgegenstreckend. Sie wagten nicht den Sprung hinaus, denn sie wußten ja, wie es denen erging, welche ihn vor ihnen gewagt hatten. Die Aufseher und Aufseherinnen, lagen theils zerschmettert auf dem Pflaster des Hofes, theils waren sie in einiger Entfernung von dem brennenden Gebäude an Pfähle gebunden, um so von der Hitze allmählig zu braten und des qualvollsten Todes zu sterben.

Schon begann das Geschrei der sterbenden Kinder allmählig schwächer zu werden, da erschien plötzlich an einem Fenster im ersten Stock ein Negerweib; selbst in der Entfernung konnte man das Funkeln ihrer großen Augen sehen und die Entschlossenheit ihrer Haltung. Auf ihrem Arm hielt sie ein ganz junges Kind.

»Männer!« rief sie mit lauter Stimme. »Rettet das Kind, denn es ist das Kind des Anführers und Befreiers der Schwarzen!«

Ein brüllendes Gelächter antwortete ihr.

»Der Anführer der Schwarzen?« rief Payne. »Ist das der Schurke, welcher die Nigger in Kentucky aufgewiegelt hat?«

»Er ist es,« antwortete die Negerin; »Edward Brown ist der Vater dieses Kindes.«

»Und diesen Balg sollten wir retten?« höhnte Payne; Nur schade, daß wir den Vater nicht hier haben, um ihn bei dieser Gluth braten zu können·«

»Männer!« wiederholte die Negerin dringender. »Edward Brown ist der Mann, der Euren Truppen in Tennessee zum Siege geholfen hat, und der zu allen Zeiten unter den Helden Eurer Armee genannt werden wird, und dies ist sein Kind, rettet es, wenn Ihr einen Funken Gefühl in Eurem Herzen habt.«

»Und wer bist Du? Die Mutter des Kindes?« fragte Payne.

»Nein, ich bin nicht die Mutter, aber die Dankbarkeit gegen den Vater treibt mich, mein Leben für das Kind zu opfern, mit Gefahr meines Lebens rettete ich es aus der Hand der Feinde, und mit meinem eigenen Leben will ich auch heute für das seinige kämpfen. Schlägt kein Herz in Eurer Brust, Ihr Barbaren!« – –

Keine Antwort.

»Gut,« fuhr sie fort, »so wird Euch ein Negerweib beschämen. Ein Negerweib wird Euch beweisen, daß es für das Kind des Mannes zu sterben weiß, der sie selbst aus der Sklaverei befreite. Gott sei gelobt, daß wir Neger nicht sind wie diese Weißen! – Janita läßt ihr eigenes Kind im Stiche um das Deinige zu retten, Du Held von Reynoldsburg.«

»Janita?« wiederholte Payne, »Du bist also die Gattin Rogues, jenes Scheusals, das meinen Vater – ich meine der den Pfarrer erschlagen half? – O, wie ist die Rache so süß, nun erst werde ich mich mit Behagen an Deiner Qual weiden, Du Satansweib.«

Die Negerin hatte offenbar einigen Eindruck auf die Menge gemacht, ihr entschlossenes Aussehen ließ vermuthen, daß sie ihr Geschick nicht mit Ergebung ertragen werde, und darin hatte man sich nicht getäuscht.

Sie war von dem Fenster zurückgetreten Nach einigen Sekunden aber erschien sie wieder an demselben. Auf dem linken Arm hielt sie noch das Kind, in der Rechten aber schwang sie einen mächtigen Feuerbrand. –

Ein Sprung – und sie stand am Boden, ihren Feinden gegenüber.

Festen Schrittes trat sie auf die versammelte Masse zu. Der Todesmuth, der aus ihren großen Augen blitzte, und der Feuerbrand, der in ihrer Hand eine furchtbare Waffe wurde, öffneten ihr eine Gasse. Alle waren durch die kühne Entschlossenheit dieses Weibes so bestürzt, daß Janita sich bereits mitten im dichtesten Haufen befand, ehe Einzelne sich entschlossen, ihr Widerstand zu leisten.

Payne war der einzige, welcher keinen Augenblick die Fassung verlor. Er drängte sich durch den Haufen zu der Negerin heran, Wuth und Rachgier in seinen einstellten Zügen:

»Haltet sie,« schrie er. »Laßt das Weib nicht entkommen das die Weißen in Kentucky ermorden half!«

Seine Leidenschaft raubte ihm einen Augenblick ganz die Besonnenheit. Er vergaß, daß die Leute, welche hier versammelt waren, keineswegs für die Sklavenzüchter des Südens einzutreten gesonnen waren, wie er, sondern daß sie die Neger nur haßten, weil sie sie als die Ursache des Krieges ansahen, unter dem sie zu leiden hatten. So kam es denn; daß der Packetträger aus dem Bierhause von Castle Garben, der ihm so lange treu gefolgt war, sich plötzlich auf die Seite der Verfolgten schlug, indem er entgegnete:

»Ei, hole der Teufel die Weißen von Kentucky. Ich wollte die Nigger hätten sie alle todtgeschlagen, dann wäre der Krieg zu Ende.«

Payne in seiner Wuth, achtete nicht auf diese Entgegnung.

»In's Feuer mit ihr!« rief er. »Ins Feuer mit der Satanshexe, die meinen Vater erschlagen half.«

Schon streckte sich seine Hand nach der Negerin aus, ohne Furcht vor dem Feuerbrand in ihrer Hand – da aber fiel ihm plötzlich der Packetträger in den Arm:

»Was sagst Du – Deinen Vater? ... Also bist Du auch Einer von den Schurken des Südens?«

Jetzt erst kam Payne zur Besinnung.

»Verdammt!« knirschte er. »Ich muß sie entkommen lassen!«

Schon versammelte sich drohend eine Anzahl von Männern um ihn, welche ihre Fäuste erhoben, um den Rebellen niederzuschlagen. Es blieb ihm nichts übrig, als zu erklären, daß seine Worte nicht die Bedeutung hätten, daß er ein guter Republikaner sei, und die Negerin nur deshalb die Mörderin seines Vaters genannt habe, um bei den Versammelten Hülfe und Unterstützung zu finden.«

Während aber diese Unterhandlungen gepflogen wurden, fand Janita Zeit, sich mit dem Kinde Edward's den Weg ins Freie zu bahnen, unterstützt von der hereinbrechenden Dunkelheit. Da stürzte das Gebäude zusammen, und die glühenden Trümmer erstickten den letzten Todesschrei der Sterbenden, und vierhundert Kinder lagen unter dem Schutt begraben.

Janita und das Kind Edwards waren gerettet.


 << zurück weiter >>