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Geistesleben

Neuntes Kapitel.
Philosophie und Freundschaft

Die größten Leidenschaften Katharinas waren ihre Liebe zum Manne und ihre Ruhmessucht, verbunden mit einer großen Eitelkeit, die einer so genialen Natur schlecht zu Gesicht stand. Diese maßlose Eitelkeit ließ sie viele Handlungen begehen, die besser unterblieben wären; viele unnütze Kriege wären vermieden und viel unnütz vergossenes Blut wäre erspart worden. Aber sie hatte die Genugtuung und das Glück, den Erfolg sich an ihre Fersen heften zu sehen. Und doch haben ihre Fehler und Schwächen es nicht vermocht, ihre Größe zu verdunkeln. Unter allen Menschen, die die Bewunderung der Welt durch Genie, Macht, Fähigkeiten, besonders aber durch Erfolge auf sich gezogen haben, wird Katharina von Rußland immer eine der ersten Stellen einnehmen. Als Frau steht sie in der modernen Geschichte sogar einzig da, denn schwerlich wird man eine zweite finden, die so Großes vollbracht, oder besser, unternommen hat, wie sie. Keine war aber auch so ehrgeizig und so eitel wie Katharina. Sie wollte stets herrschen, nicht nur in ihrem Lande, sondern auch außerhalb, in der Meinung der Menschen, in der Meinung und dem Ansehen ganz Europas. Und sie sorgte dafür, daß man sich mit ihrer Person beschäftigte, daß man sie pries und lobte. Leider war ihr selbst die niedrigste, in die Augen springendste Schmeichelei nicht zu schlecht zu diesem Zweck. Das wußten ihre Freunde und Vertrauten ganz genau. Wollte einer sich bei der Kaiserin besonders beliebt machen, so rieten ihm die Eingeweihten: »Schmeicheln Sie der Kaiserin, schmeicheln Sie so viel Sie können, und Sie werden alles erreichen.«

Diese Eitelkeit war es, die Katharina auch mit den berühmtesten Geistern des intellektuellen Lebens der damaligen Zeit in persönliche Berührung brachte. Es galt für rühmlich, ein aufgeklärter Herrscher zu sein, sich mit den Führern der Geisteswelt zu umgeben. Katharina verfehlte deshalb nicht, gleich im Anfang ihrer Regierung diesen Punkt ins Auge zu fassen. Sie hätte um alles in der Welt in dieser Beziehung nichts ihrem genialen Rivalen Friedrich dem Großen nachgeben wollen. Aber sie war freigebiger, verschwenderischer als Friedrich; sie belohnte die geleisteten Dienste königlicher und hatte daher auch einen größeren Hof von Schmeichlern um sich. Außerdem verstand sie es, ein gewisses Zartgefühl in ihre Freigebigkeit zu legen. Dem bedrängten Diderot kaufte sie seine Bibliothek ab und setzte ihn selbst zum Bibliothekar mit einem Jahrgehalt von 1000 Frcs. ein. Die Gastfreundschaft, die sie Grimm angedeihen ließ, das Anerbieten, das sie d'Alembert machte, die in Frankreich bedrohte Enzyklopädie in Rußland weiter zu veröffentlichen, sind schöne vornehme Züge eines weitschauenden Geistes und großzügigen Charakters. Aber auch ihnen fehlte nicht der Grundgedanke der Eitelkeit. Alle diese Menschen hatten in der öffentlichen Meinung eine Stimme. Sie verfehlten nicht, Katharina als die große Herrscherin des Ostens, die Vorkämpferin der Zivilisation in dem weiten russischen Reiche zu preisen. Sie aber liebte es ungemein, sich mit solchem Weihrauch zu umgeben. Sie besaß das größte Selbstbewußtsein ihres Ruhmes und wußte, wie man es machen mußte, um ihn der Nachwelt zu überliefern. An Grimm, ihren eifrigsten Korrespondenten, schrieb sie einst: »Der Ruhm ist oft nur das Ergebnis eines Wortes, das gesät, einer Zeile, die hinzugefügt worden ist; die werden die Gelehrten suchen mit der Laterne in der Hand und werden mit der Nase darauf stoßen und nichts davon begreifen, wenn es ihnen am Genie dazu fehlt. Ach, lieber Herr, ein Scheffel solchen Nachruhms wiegt alle Rühmchen auf, von denen Sie mir so viel vorreden.« Sie konnte sich nicht beklagen. Die großen Männer, deren Bibliotheken oder Uhren sie kaufte, oder die sie mit Wohltaten überschüttete, bemühten sich redlich, den Ruhm der »Semiramis des Nordens« durch ein »gesätes Wort, eine hinzugefügte Zeile«, in Scheffeln auf die Nachwelt übergehen zu lassen. Immer enger und fester schnürte sie auf diese Weise das Band, das sie mit den Freidenkern des Okzidents verknüpfte.

Katharina nannte sich die Schülerin Voltaires, seine größte Bewunderin. Sie war es auch in gewisser Beziehung. Man darf jedoch nicht vergessen, daß Voltaire nie in ihrer Nähe gelebt hat. Er konnte sich nie entschließen, nach Petersburg zu kommen, obgleich ihn die Kaiserin wiederholt dazu aufforderte. Und es war gut so. Denn hätten sie sich persönlich gekannt, wäre auf beiden Seiten sehr bald die Entfremdung eingetreten. Im Grunde gehörten beide zwei ganz verschiedenen Welten an. Beide waren in bezug auf ihren Ruhm Egoisten. Ihr Egoismus vertrug sich nur in der Entfernung und verschmolz sich nur in gegenseitigem Übereinkommen von Dienstleistungen und Lobreden, die durch keine persönliche Enttäuschung getrübt wurden.

Als Katharina zu dem Patriarchen von Ferney in geistige Beziehung trat, war sie 35 Jahre alt und erst seit anderthalb Jahren Kaiserin. Das gute Einvernehmen zwischen beiden erhielt sich bis zu Voltaires Tode, vierzehn Jahre lang, in ungetrübter Gleichmäßigkeit. Katharina war eine unermüdliche Briefschreiberin. Die Fülle von Geist, Witz und scharfem Verstand, die Art, wie sie merkwürdige Erlebnisse zu schildern weiß, machen ihre Briefe zu den interessantesten und lesenswertesten Dokumenten, die je geschrieben wurden. Sie besitzt einen köstlichen Freimut, allen ihren Gedanken Ausdruck zu geben. Sie nimmt nie ein Blatt vor den Mund, nicht einmal gegen den hochverehrten Voltaire, den sie wie eine Art Macht behandelt, die Macht des geistigen Europas. Sie war sehr stolz, mit dieser Macht im Briefwechsel zu stehen. »Es ist gut und sehr nützlich, solche Bekanntschaften zu haben«, schreibt sie ihm ganz offen im ersten Jahre ihrer Annäherung. Damit aber gibt sie ungewollt den ganzen egoistischen Zweck dieser berühmten Freundschaft preis. Sie war allerdings von großem Nutzen für sie, nicht weniger aber auch für Voltaire. Brauchte die russische Kaiserin irgendeine Flugschrift zu ihrem Ruhme, oder, um die Welt von der Schändlichkeit der Handlungen anderer Staaten zu überzeugen, flugs wurde ein Kurier nach Ferney gesandt. Er brachte dem Philosophen einen Beutel mit 1000 Dukaten und die Bitte, Ihrer Majestät einen geschickten Schriftsteller ausfindig zu machen, der sich dieser Aufgabe unterzöge. Voltaire dachte, es sei besser, die tausend Dukaten klängen in seiner als in der Tasche eines andern. Er antwortete umgehend: »Um das auszuführen, habe ich mich nur der 1000 Dukaten zu bemächtigen und meine Feder ins Tintenfaß zu tauchen brauchen«. Er war nicht nur ein großer Philosoph und Dichter, sondern auch ein geriebener Geschäftsmann.

Es ist bekannt, daß er unter dem Vorwande der Menschenfreundlichkeit Uhren fabrizieren ließ, um seinen Pächtern etwas zu verdienen zu geben. Dabei aber verdiente er selbst das allermeiste, denn er bezahlte die Uhrmacher und Arbeiter sehr schlecht. Alle seine hohen Gönner mußten daran glauben, ihm seine Uhren abzukaufen. Auch der Kaiserin wußte er für 39 238 Franken solcher Kunstwerke aufzuschwatzen, d. h., er schickte sie ihr einfach, obgleich sie aus Gefälligkeit nur für 3 oder 4000 Rubel bestellt hatte. Und Katharina bezahlte die 39 238 Franken ohne Widerrede. Dafür erntete sie einen Scheffel Ruhm. Voltaire geizte nicht mit Schmeicheleien und war voll des Lobes dieser noblen Kaiserin. Worte kosteten ihn ja nichts, er brauchte nur in seinem überreichen Wortschatz zu schöpfen. Er, der seine große Freundin nie gesehen hatte, fand, daß sie die schönsten Hände der Welt habe. Ihr Fuß sei weißer als der Schnee, der ihr Land bedecke. Er nannte sie die »Semiramis des Nordens«, den »einzigen großen Mann« in Europa, der berufen sei, über die ganze Welt zu herrschen. Sie hat aus dem 18. Jahrhundert ein goldenes Zeitalter gemacht; sie steht über allem; ihr Geist begreift alles; wo sie ist, da ist das Paradies. Sie ist klüger als alle Akademien zusammen, sie steht über der Natur, über der Geschichte, ja sogar über der Philosophie! Ihre Handlungen und Taten sind unvergleichlich, die größten des Jahrhunderts; ihr Reich ist einzig dastehend und ihre Gesetze sind das Evangelium der Welt!

Das war Weihrauch für Katharina, die groß genug war und seiner nicht bedurft hätte. Aber sie brauchte ihn. Es war ihr Bedürfnis, sich in die so betäubenden Wolken der Schmeichelei einzuhüllen. Sie wußte nicht, daß derselbe Voltaire, der ihr diesen Weihrauch streute, an seinen intimen Freund d'Alembert schrieb: »Ich bin ganz Ihrer Meinung, daß die Philosophie sich nicht oft solcher Schüler (wie Katharina) rühmen kann. Aber was wollen Sie, man muß seine Freunde mit ihren Fehlern lieben«. Vielleicht meinte es Katharina auch nicht aufrichtiger, als sie ihm schrieb, er möchte nach Petersburg kommen und Priester werden – nämlich um ihm, dem Erhabenen, die Hand küssen zu können – »diese Hand, die so viel Gutes tat«. Der Metropolit war nämlich der einzige Mensch, dem die Kaiserin die Hand küssen konnte. Ein Brief an Grimm überzeugt uns vom Gegenteil. Der Besuch des Philosophen von Ferney war seit Jahren von beiden Seiten geplant, dem Anschein nach auch heiß ersehnt, aber immer wieder von Jahr zu Jahr verschoben worden. Wollte Voltaire kommen, so hatte Katharina entweder die Ausrede, sie müsse gerade ihre Provinzen im Süden besuchen oder irgendeinen andern Vorwand. Grimm mußte stets den Vermittler spielen. So schrieb sie ihrem »souffre-douleur« einmal, als sie ernstlich befürchtete, Voltaire könnte die Absicht wahrmachen und nach Petersburg kommen: »Sie können ihm unter anderen auch den Grund nennen, daß Cato« – so nannte Voltaire die Kaiserin – »nur gut ist, von weitem gekannt zu sein«. Das war mehr als deutlich. Aber nicht nur sie, sondern beide Genies fürchteten den Zusammenprall, der ihre gegenseitigen Illusionen gestört haben würde.

Katharina lernte viel von den Philosophen, mit denen sie in Berührung kam oder deren Schriften sie las. Aber sie bediente sich ihrer Ideen und Grundsätze auf ihre Weise. Sie nahm von der Philosophie gerade das, was ihr zu ihrem eigenen Nutzen dienlich sein konnte. So konnte sie getrost im Jahre 1789 sagen: »Ich schätze die Philosophie, weil mein Herz stets aufrichtig republikanisch gesinnt war«. Sobald sie jedoch den Thron bestieg, hörte sie auf, Republikanerin zu sein, obgleich sie während ihrer Regierung viele Reformen einführte und sich sogar liberal zeigte. Sie hatte wohl das Gefühl für Freiheit und Menschenrechte, aber es war nur eben ein Gefühl. Sie war trotz allem Autokratin. Zweifellos befreite sie die Bauern in den geistlichen Domänen, die sie zum Schaden der Klöster säkularisierte, auf Veranlassung einer Voltaireschen Denkschrift, die er ihr im Jahre 1767 sandte, und die als Motto trug: »Si populus dives rex dives.« Aber kurz darauf schrieb sie auch an Grimm:

»Man muß zugeben, diese Philosophen sind seltsame Menschengebilde: sie kommen, glaube ich, zur Welt, um den Punkt auf die i zu machen und alles das dunkel und verwirrt zu gestalten, worüber man klar ist, wie zwei und zwei vier sind.«

Die Beweglichkeit ihres Geistes war so, daß sie alles kritisch betrachtete, auch die Philosophie. Die Zeiten waren vorüber, da sie die Werke Voltaires lesen konnte. Die Herrscherin, die ihre Gesetzbücher selbst entwarf, die ihr eigener Minister, der Verwalter ihrer Gouvernements war, fand nicht mehr die Muse dazu, sich in die Werke ihres liebsten Philosophen zu vertiefen. Der Autor war zu fruchtbar in seinem Schaffen. Katharina beauftragte daher einen ihrer Sekretäre, jedes neue Werk Voltaires so mit Anmerkungen zu versehen, daß sie »die vernünftigen und unvernünftigen Stellen« sofort finden könne, wenn sie ihrer bedurfte. Das so zubereitete Buch lag auf dem Arbeitstisch der Kaiserin, aber nur selten kam sie dazu, darin zu blättern. Was sie von den Philosophen und besonders von Voltaire lernte, geschah nur durch ihren Briefwechsel, der ihr den höchsten Genuß bereitete. Sie sagte, es wäre ihr nicht möglich, einen Tag zu leben ohne etwas geschrieben zu haben. Und sie gestattete sich, wie nie ein anderer Herrscher, den Luxus langatmiger Plauderei.

Als Voltaire tot war, kaufte sie seine Bibliothek für ihre Galerie an, aber auch da kam sie wenig zum Lesen, obgleich sie an Grimm, der ihr auch diesen Ankauf vermitteln mußte, schrieb: »Verschaffen Sie mir doch gleich ein recht vollständiges Exemplar seiner Werke, um meine natürliche Anlage zum Lachen zu erneuern und zu stärken. Wenn Sie mir sie nicht bald schicken, bekommen Sie von mir nur noch Elegien zu hören«. Als sie das schrieb, war der Patriarch von Ferney wenige Tage vorher gestorben. Sie wollte es kaum fassen, daß dieser Mann, »der erste seiner Nation«, sterblich sei. Grimm mußte sich den Vorwurf gefallen lassen, ihr nicht den einbalsamierten Leichnam des Dichters gesandt zu haben. Sie würde ihm das herrlichste Mausoleum in Petersburg errichtet haben. »Seit Voltaire tot ist«, schreibt Katharina zwei Monate später, »kommt es mir vor, als habe die gute Laune ihre Ehre verloren. Er war die Gottheit der Heiterkeit«. Und wieder zwei Monate nachdem heißt es: »Ich tue das Gute, um Gutes zu tun, nichts weiter. Das hat mich von neuem aus der Mutlosigkeit und Gleichgültigkeit für alle Dinge dieser Welt aufgerichtet, die mich bei der Nachricht von Voltaires Tode befallen hatten. Denn er ist mein Lehrer. Er oder vielmehr seine Werke haben meinen Geist und Kopf gebildet; ich glaube es Ihnen schon oft gesagt zu haben. Ich bin seine Schülerin. Als ich noch jünger war, wünschte ich ihm zu gefallen. Hatte ich etwas getan, so mußte es, damit ich es schätzte, wert sein, ihm mitgeteilt zu werden. Und sogleich erfuhr er es … Geben Sie mir hundert Exemplare meines Meisters, damit ich sie überall niederlege. Sie sollen als Beispiel dienen. Man soll sie studieren, auswendig lernen; ich will, daß die Gemüter sich daran nähren …«. Siehe S. 215.

Auch eine casa santa, wie die von Loretto, wollte Katharina sich vom Hause in Ferney machen lassen. Bis ins kleinste Detail sollte sie nachgeahmt sein, sogar die Möbel des Zimmers, worin der große Philosoph über die genialen Probleme seiner Werke nachgedacht, seine meisterhaften Dichtungen geschaffen und seine satyrischen Romane geschrieben hatte, sollten nicht fehlen. Am liebsten hätte sie auch die Aussicht auf den Jura, die Voltaire so sehr begeisterte, nicht vergessen.

Wie aber soll man nach solchen Ausbrüchen der Bewunderung Katharinas übrige Handlungsweise in bezug auf ihren toten »Meister« verstehen? In einem Briefe an Mamonoffs Vater leugnet sie beinahe die ganze Korrespondenz mit dem Genfer Atheisten. Sie habe ihn zwar nie verhindert, ihr zu schreiben, sagt sie, aber sie – nein – sie habe sich niemals die Mühe genommen, ihm zu antworten! Allen seinen Versuchungen habe sie widerstanden, nie habe sie sich mit ihm in einen Briefwechsel eingelassen, der sich für eine Kaiserin von Rußland nicht geschickt haben würde.

So verleugnete sie wie Judas den großen Meister, dem sie, wie sie sich selbst ausdrückte, ihre geistige Erziehung verdankte. Und warum? Weil dieser Briefwechsel mit einem Atheisten, wenn er veröffentlicht worden wäre, sehr kompromittierend für ihre Stellung als Autokratin und gläubige Herrscherin war. Es hätte einen großen Skandal mit der Geistlichkeit gegeben, und Katharinas Politik mit anderen europäischen Fürstenhäusern wäre in vielen Fällen stark ins Wanken gekommen, denn weder sie noch Voltaire waren in ihren Ausdrücken, wenn sie von den Herrschern sprachen, sehr vorsichtig. Den Sultan der Türkei nannte Katharina gewöhnlich »le gros cochon«. Gustav III. verspottete sie als »Falstaff« und Friedrich II. führte den Spitznamen »Herodes«. So ging keiner bei ihr leer aus.

* * *

Einer der nicht Katharinas Lobredner wurde, war d'Alembert, obgleich er einer der ersten Männer der Feder war, den die Kaiserin auszuzeichnen wünschte. Bereits im August 1762, wenige Wochen nach ihrer Thronbesteigung, ließ sie an den berühmten Enzyklopädisten schreiben, er möge nach Petersburg kommen. Ein Jahresgehalt von 10 000 Rubeln, gleichbedeutend mit 30 000 Mark, erwarte ihn mit der Erlaubnis, die Enzyklopädie, die in Frankreich verboten worden war, in Petersburg weiter zu führen. Als Gegendienst verlangte Katharina von d'Alembert nur, daß er den Großfürsten Paul in der Mathematik unterrichte.

Aber weder Katharinas beginnende Größe noch die Pension, die sie verdoppelte, als sie seinen Widerstand sah, vermochten den Gelehrten zu locken. Er liebte seine Unabhängigkeit mehr als allen Glanz an einem großen Hofe. D'Alembert blieb in Paris. In Petersburg, sagte er zu seinen Freunden, stürben die Leute zu leicht an Kolik! Auch der Rang eines Gesandten, den Katharina ihm anbot, und ein prächtiges Haus, schienen ihm nicht der Mühe wert zu sein, seine Freiheit aufzugeben. So schlief der Briefwechsel mit der russischen Kaiserin ein und wäre wohl auch nie wieder aufgenommen worden, wenn d'Alembert nicht im Jahre 1772 das Schweigen gebrochen hätte. Er bat Katharina damals, sie möchte den französischen Offizieren, die in Polen gefangen waren, die Freiheit schenken. Er brachte ihr diese Bitte auf eine sehr feine Weise bei, indem er ihr schrieb, sie möge ihm erlauben, einst auf seinen Grabstein die Worte einhauen zu lassen: »Er erlangte von der unsterblichen Katharina im Namen der Philosophie und Menschlichkeit die Freiheit der französischen Gefangenen.«

Katharina antwortete ihm weder liebenswürdig noch ließ sie die gefangenen Franzosen frei. Sie machte sich im Gegenteil gegen Voltaire über d'Alembert lustig. Man weiß, wie spöttisch sie sein konnte. Sie, die sich sonst nur Freunde zu schaffen wußte, hatte von diesem Augenblick an in d'Alembert wenn nicht einen Feind, so doch einen scharfen Kritiker aller ihrer Handlungen. Der geschwätzige und hämische Voltaire verheimlichte seinem Freunde nicht den Spott der Kaiserin, und von da an erlaubte sich d'Alembert ihr Leben und ihre Taten öffentlich zu kritisieren, die sie so ängstlich bemüht war, in den Augen der Welt als unerreicht und glänzend darzustellen.

Was aber schadete dieser eine! Katharina hatte ja einen ganzen Troß von Lobrednern hinter sich. Der eifrigsten einer war Diderot. Ihre gegenseitigen literarischen Beziehungen begannen ebenfalls gleich nach dem Regierungsantritt der Kaiserin. Sie wußte, daß sich der Gelehrte, der übrigens ein großer Verschwender war, in Not befand und überdies durch das Druckverbot der Enzyklopädie von einem empfindlichen Schlage getroffen worden war. Katharina gedachte sogleich, die Gelegenheit zu benutzen und diesen bedeutenden Mann, der bereits sechs Bände dieses gewaltigen Werkes vollendet hatte und 50 Jahre alt war an ihren Hof zu ziehen. Er war also kein armer Anfänger, wie es die Legende will. Die Unterhandlungen führten jedoch damals zu nichts. Diderot wollte sich und sein Werk nicht dem Unbekannten ausliefern. Rußland war damals noch ein halb barbarisches Land, und der Thron, auf dem die neue Kaiserin saß, stand noch auf schwankenden Füßen. Diderot ließ seine Enzyklopädie in Neuchâtel drucken und verdiente für jeden Band 2500 Franken, außerdem besaß er selbst ein kleines Vermögen. Da er jedoch nicht nur verschwenderisch für seine eigene Person, sondern auch ein Spieler und sehr freigebig gegen seine Freunde war, hatte er nie Geld. Ein armer Schlucker im wahren Sinne des Wortes war er indes nicht. Es kam ihm der Gedanke, seine Bücher, das Werkzeug seiner Arbeit zu verkaufen. Ein trauriger Entschluß eines Gelehrten, der gezwungen ist, zu diesem Mittel für die Existenz zu greifen. Für Katharina war das sofort eine gute Gelegenheit, sich edel und wohltätig zu zeigen. Und sie tat es auf wirklich feinsinnige Weise, die das größte Lob verdient. Sie kaufte Diderot im Jahre 1765 seine Bibliothek für 15 000 Franken ab. Er durfte sie bis an sein Lebensende behalten. Katharina setzte ihn zu seinem eigenen Bibliothekar mit einer Pension von 1000 Franken im Jahr ein. Durch einen Zufall wurde es jedoch vergessen, dieses Gehalt zwei Jahre lang ihm auszuzahlen. Als er dann die Kaiserin auf Umwegen daran erinnerte, machte sie ihre Vergeßlichkeit dadurch wieder gut, daß sie ihm die Pension auf 50 Jahre voraus bezahlte. Er erhielt also 50 000 Franken und hätte hundert Jahre alt werden müssen, um für dieses Geld zu arbeiten.

Diderot zahlte mit singendem Lobe zurück. Nie hat Katharina einen größeren Bewunderer und Schmeichler gehabt als ihn. Damals schrieb er jenen begeisterten Brief, in welchem er sie mit einer Göttin vergleicht Siehe Brief, Seite 139.. Von diesem Augenblick an war er ihr eifrigster Diener. Und Katharina wußte ihn zu verwenden. Seine Kenntnisse in den Künsten besonders waren ihr von großem Nutzen. Viele bedeutende Künstler und Gelehrte des alten Frankreichs sind auf Diderots Veranlassung hin nach Rußland gegangen, um am Hofe Katharinas ihr Wissen und ihre Talente zu entfalten und der großen Kaiserin zu dienen. Grimm, der Bevorzugteste und Vertrauteste von allen, verdankte seinen Aufenthalt in Petersburg eigentlich seinem Freunde Diderot, dem Kommissionär der russischen Kaiserin. Er war zu allem zu gebrauchen. Er unterhandelte mit dem Schriftsteller Rulhière, der ein Buch über Katharina zu veröffentlichen gedachte Histoire et Anecdotes sur Ja révolution de Russie (en l'annee 1762). Paris, Desenne 1797., das sie lieber nicht in der Öffentlichkeit gesehen hätte. Er kaufte wertvolle Bilder und Skulpturen für ihre Galerien, Münzen für ihre Sammlungen, wählte Schauspieler und Musiker für ihre Theater aus, kurz, sie gab ihm niemals vergebens einen Auftrag; er war stets bereit, ihr nützlich zu sein. Dafür geizte sie dann auch nicht mit Anerkennung und Geschenken.

Es war kein Wunder, daß die Philosophen diese Weltbeglückerin bewunderten und sie wie ein höheres Wesen verehrten. Ihre persönliche Liebenswürdigkeit, die vollständige Natürlichkeit im Verkehr mit den meisten ihrer Briefschreiber, ihr glänzender Geist und Witz, ihr köstlicher Spott über die Großen der Welt, zu denen sie selbst gehörte, besonders aber ihre ungeheuren Aufmerksamkeiten gegen die führenden Geister, eroberten ihr im Sturme die Herzen aller großen Denker. Diesen Männern erschien Katharina sogar in ihrer äußeren Politik als eine Iphigenie, die die Zivilisation nach Tauris brachte, als eine Vorkämpferin der Aufklärung in Polen. Auch König Stanislaus, der von ihr Gedemütigte, war dieser Ansicht.

Diderot aber ging mit seiner Bewunderung der großen Herrscherin allen voran. Sein Herz war von Dankbarkeit und Ehrfurcht für sie erfüllt. In seinem Gehirn entstand ein riesenhafter, ungeheurer Plan, dem nichts geringeres zugrunde lag, als eine neue Enzyklopädie, die er einzig und allein für die russische Kaiserin ins Leben rufen wollte. Es sollte eine Art Supplement zu den 30 Bänden sein, die im Entstehen begriffen waren, ein philosophisches Nachschlagewerk, das die Gedanken der Welt von Anbeginn in sich vereinigte und seiner klugen Gebieterin und ihren Nachfolgern ein nützlicher Ratgeber sein sollte. Der nunmehr Sechzigjährige schreckte keineswegs vor dieser Riesenarbeit zurück; für Katharina glaubte er alles überwältigen zu können.

Jetzt war er es, der ihr vorschlug, er wolle nach Petersburg kommen, um ihr die letzten Jahre seines fleißigen Gelehrtenlebens vollkommen zu widmen. Sein Freund Falconet, der am Petersburger Hofe eine Zeitlang lebte, unterbreitete der Kaiserin diese Absicht. Sie zögerte anfangs, Diderot zu sich zu rufen, denn sie war in diesem Augenblick sehr durch ihre äußere Politik in Anspruch genommen. Der Türkenkrieg erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit und Tatkraft. Schließlich aber durfte Diderot doch die Reise nach der russischen Hauptstadt antreten, und zwar als offizieller Gesandter einer Mission des neuen Verbündeten, den Katharina sich in Frankreich geschaffen hatte. In Wahrheit erfüllten ihn jedoch hauptsächlich seine eigenen Gedanken und Pläne auf dem Wege nach Rußland. Sein Kopf war voll von großen und genialen Ideen, und er war überzeugt, die »geweihten Finger« der Kaiserin würden freudig die Gelegenheit ergreifen, um ihn zu dem Riesenwerke zu verhelfen, das er der Welt schenken wollte. Er malte sich aus, mit welcher Freude Katharina ihn, den Vertreter der neuen philosophischen Ideen empfangen würde, die Europa dem noch halb barbarischen Rußland glaubte überliefern zu müssen.

Diderots erste Tage in Petersburg waren indes eine gewisse Enttäuschung für ihn. Er sah weder die Kaiserin, noch hatte sie irgendwie für sein Unterkommen gesorgt. Leo Narischkin nahm sich seiner an und stellte ihm sein gastfreundliches Haus zur Verfügung. Es war ein schlechtgewählter Augenblick, da Diderot in Rußland ankam. Die Menschen waren mit ganz anderen als wissenschaftlichen und literarischen Ideen beschäftigt. Petersburg feierte glänzende Feste. Der Großfürst Paul hatte sich mit der Prinzessin Maria Feodorowna von Hessen-Darmstadt vermählt. Ein neuer Günstling war in die geheimen Gemächer Katharinas eingezogen, und sie selbst war stark durch ihre Kriege in Anspruch genommen, denn man befand sich am Ende des Jahres 1773. Rumiantzoff schlug sich vor Silistria, und an den Ufern des Jaik herrschten die berüchtigten Aufstände zugunsten Pugatscheffs. Katharina hatte also übergenug zu denken und zu leiten. Dazu mußte sie auch noch Frau sein.

Ihr universeller Geist, der hundert Dinge auf einmal tun konnte, vergaß zum guten Ende auch den aus dem Westen herbeigeeilten Philosophen, ihren größten Bewunderer, nicht. Die Pforten ihres Palastes öffneten sich auch für Diderot, und schließlich wurde er täglich von Katharina zur vertrauten Aussprache empfangen. Oft verbrachten sie drei Stunden lang miteinander in äußerst lebhaften Gesprächen. Diderot war trotz seiner 60 Jahre noch ein Feuerkopf, ganz ein Kind seines Landes, der das Wort mit starken Pantomimen begleitete, wohl auch in der Lebhaftigkeit der Unterhaltung, wenn er meinte, daß seine Maximen bei der Kaiserin nicht das richtige Verständnis fanden, markig mit der Faust auf den Tisch schlug oder aufgeregt im Zimmer herumlief und mit den Armen in der Luft herumfuchtelte. In solchen vertrauten Momenten vergaßen die meisten Menschen, die mit Katharina sprachen, daß sie sich vor einer Kaiserin befanden, der man Etikette schuldig war. So menschlich, so natürlich, so außerordentlich scharf war ihr Geist in solchen Unterhaltungen, daß die bedeutendsten Denker sie als ihresgleichen betrachteten. Diderots Gespräche mit ihr zeigten ganz besonders, bis zu welchem Grade man mit Katharina menschlich sein konnte, zu menschlich vielleicht. »Er nimmt sie bei den Händen« schreibt Grimm darüber: »rüttelt sie am Arme, schlägt auf den Tisch, gerade als befände er sich in der Synagoge der Rue Royale Das Haus des Barons von Holbach in Paris, bei dem Diderot ein und aus ging..« – Und was sagte Katharina zu ihrem temperamentvollen Besucher? Sie lächelte und schrieb mit köstlichem Humor an Madame Geoffrin, »daß sie gezwungen sei, zwischen sich und Diderot einen Tisch zu stellen, um sich wenigstens einigermaßen seiner zu ausdrucksvollen Mimik zu entziehen, denn ihre Knie und Arme hätten bereits blaue Flecke.

Aber trotz dieser Vertraulichkeit führten Diderots Unterhaltungen mit Katharina zu nichts Positivem. Von der neuen Enzyklopädie war nicht die Rede; sie kam nie zustande. Und die Philosophie gewann ebenfalls nichts dabei. Diderots außerordentliche Beredsamkeit hatte keinen Einfluß auf die Handlungen dieser Frau, die sich selbst ihren Weg vorgeschrieben hatte und nur das tat, was sie geplant, was sie in ihrem eigenen genialen Kopfe erdacht hatte. Sie ließ Diderot reden, diskutierte mit ihm, aber ihr männlicher, intellektueller Organismus ließ sie nicht einen Augenblick von ihrer Bahn abbiegen. Nicht das Wort verführte Katharina, sondern die Tat. Da sie selbst beredt war, vermochte die Beredsamkeit anderer sie nicht zu überzeugen. Die sozialen Reformideen des Philosophen waren nicht die ihren. Auf seine gründlichen, ernsten Fragen blieb sie ihm eine ernste Antwort schuldig oder antwortete ihm mit einem geistvollen Witzwort, bisweilen gar mit einer Zurechtweisung. Als er sie eines Tages über die Lebensbedingungen der »Sklaven« fragte, die sie leider noch in ihrem Reiche habe, erwiderte sie sehr streng, er bediene sich da eines Ausdrucks, der nicht nur unangebracht, sondern in Rußland verboten sei. Es gäbe keine Sklaven in ihrem Lande, sondern nur »Menschen, die an die Scholle gebunden seien, die sie bearbeiteten.« Dabei vergaß sie ganz, daß sie selbst sich in ihren »Instruktionen« für die gesetzgebende Kommission des Wortes »Sklaven« bedient hatte.

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Weder der eine noch der andere war mit der Bekanntschaft zufrieden, wenn es auch den Anschein vom Gegenteil hatte. Wenigstens schien Katharina Diderot nicht für die Mission geeignet zu halten, mit der man ihn beauftragt hatte. Sie fand ihn einesteils zu alt, andernteils zu jung dafür. »In gewisser Beziehung,« sagte sie zum Gesandten Durand, »macht er den Eindruck, als wäre er 100 Jahre alt, und anderseits wieder ist er wie ein zehnjähriges Kind.« Diderot hingegen war enttäuscht, daß keiner seiner Pläne Anklang gefunden, keine seiner Ideen Wurzel gefaßt hatte. Aber vor der Welt sang er das Loblied der Kaiserin. Sie hatte seine Zukunft gesichert; er glaubte ihr das schuldig zu sein. Ohne daß er es selbst merkte, war er auf die schiefe Ebene des wahren Höflings gekommen, der vor keiner Schmeichelei zurückschreckt. Katharina selbst machte sich in ihrer derb-offenen Weise oft über ihn lustig. So sprach er eines Tages davon, wie schrecklich es für diejenigen Höflinge sein müsse, die zu Lebzeiten ihren Herrschern nur platte Schmeicheleien gesagt hätten, wenn es ein Fegefeuer gäbe. Sie kämen doch sicher in einen ganz besondern Winkel der Hölle und würden dort extra heiß gebraten. Es sollte ein Scherz sein, aber Katharinas Gesicht wurde plötzlich ernst und nachdenklich. Ganz unvermittelt fragte sie ihn: »Was denkt man in Paris vom Tode meines Mannes?« Diderot wäre beinahe vor Schreck über diese Frage vom Stuhle gefallen. Er wußte nicht, was er erwidern sollte. Er hoffte, sich als kluger Hofmann sehr geschickt aus dieser heiklen die an regierende Persönlichkeiten gestellt würden. Man verlange vor allem von ihnen Seelengröße usw. Da unterbrach ihn Katharina lachend und sagte: »Es scheint mir, Herr Diderot, daß Sie den direkten Weg ins Fegefeuer nehmen.« Da hatte er seine Lektion.

Sein Aufenthalt an Katharinas Hofe ging seinem Ende entgegen. Im Frühjahr 1774 nahm er Abschied von seiner großen Freundin, ohne daß er, trotz aller Vertrautheit, weder Lorbeeren noch Reichtümer mit sich forttrug. Diderot war ein zu vornehmer Charakter, zu sehr Künstler, zu wenig Geschäftsmann. Er hatte es nicht verstanden, sich, wie die anderen, die ungeheuren Schätze und die große Freigebigkeit seiner hohen Gönnerin zunutze zu machen. Ihre Beziehungen hatten sich schließlich so gestaltet, daß sie sich wie zwei gleichstehende Menschen behandelten. Er benahm sich wie ein Grandseigneur gegen eine hohe Dame, glaubte ihr Geschenke und Aufmerksamkeiten schuldig zu sein, die seine Mittel weit überschritten und die Summen, die die Freigebigkeit Katharinas für ihn übrig hatte, sehr verringerten. Was er nicht öffentlich in der Welt verbreitete, das schrieb er damals an seine Frau. »Am Vorabend meiner Abreise (aus Petersburg),« heißt es in einem Briefe, »hat mir Ihre Majestät drei Säcke mit je 1000 Rubel übergeben lassen … Wenn ich von dieser Summe abziehe, was mich eine Emailleplatte und zwei Gemälde gekostet haben, die ich der Kaiserin schenkte, sowie die Kosten meiner Rückreise und die Geschenke rechne, die wir anständigerweise den Narischkins machen müssen … so bleiben uns etwa 5-6000 Franken, vielleicht noch weniger.«

Diderot vergaß jedoch einige Kleinigkeiten. Er hatte nicht nur sechs Monate lang auf Kosten der Kaiserin gelebt, sondern auch die Lebensrente von 50 000 Franken im voraus bezogen, ferner ungefähr noch 12 000 Franken für sonstige Bedürfnisse aus der kaiserlichen Kasse geschöpft, ungerechnet die Geschenke, die Katharina ihm im Laufe der Zeit gemacht hatte. Das waren allerdings keine überwältigenden Reichtümer, um so mehr, da er sich vollkommen bewußt war, daß er ganz andere Schätze hätte haben können, wenn er gewollt. Um sich keine Blöße vor seinen Freunden zu geben, schrieb er an Mlle. Volland: »Ich kehre mit Ehren überhäuft aus Petersburg zurück. Wenn ich mit vollen Händen in der kaiserlichen Kassette hätte schöpfen wollen, so wäre ich, glaube ich, der Herr gewesen. Aber ich wollte lieber die Klatschmäuler von Petersburg zum Schweigen bringen. Bei Gott, Sie können mir alles glauben, was ich von dieser außerordentlichen Frau sagen werde. Mein Lob ist nicht bezahlt worden … Alle jene Gedanken die meinen Kopf erfüllten, als ich Paris verließ, sind schon in der ersten Nacht verflogen, die ich in Petersburg verbrachte …«

Dieser eine Satz sagt mehr als alles. Er drückt die ganze Enttäuschung Diderots über seinen Aufenthalt am Petersburger Hofe aus. Und doch hoffte er beständig, daß die größte, die genialste Herrscherin, die auf einem Throne saß, seine Ideen verwirklichen, seine Pläne ausführen lassen würde. Sobald er sich wieder in Paris befand, nahmen die in Rußland verflogenen Gedanken neue Gestalt an. Sein Lob, seine Begeisterung für Katharina verdoppelten sich. Ganze Seiten in seinem Briefwechsel mit ihr sind der Bewunderung ihres einzigen Genies gewidmet. In ihr sah er »die Seele eines Brutus mit den Reizen einer Kleopatra vereinigt.« Nach seiner Rückkehr nach Paris bestürmte man ihn natürlich von allen Seiten. Man fragte ihn über alle Einzelheiten des Charakters der Kaiserin aus, man wollte alles genau wissen. Und stolz berichtet er seiner Gebieterin, wie er diese Fragen beantwortete. »Die Talente und Tugenden Eurer Majestät sind der Gegenstand unserer Abendunterhaltungen geworden. Man will alles wissen. – Sie hat also ein sehr edles Gesicht? – Wie man es nicht im höheren Maße haben kann. – Sie sagen, sie sei außerordentlich anmutig und liebenswürdig? – Jeder, der sie kennt, wird Ihnen dasselbe sagen. – Und Sie zitterten nicht, als Sie vor ihr erschienen? – Ich bitte sehr um Verzeihung, das Zittern dauert nicht lange, denn wenn man mit ihr zusammen ist, denkt man weder an ihren hohen Rang noch an ihre Größe; im Handumdrehen macht sie einen alles vergessen. – Besitzt sie Festigkeit? – Sie selbst hat mir gesagt, daß sie in den Augenblicken der Gefahr, ihren ganzen Charakter fände. – Ist sie wahrheitsliebend? – Sie liebt die Wahrheit ebenso sehr wie ich alle diejenigen verdamme, die sie ihr nicht zu sagen wagen. – Ist sie unterrichtet? – Sie ist es mehr in ihrem ungeheuren Reich, als Ihr in Euren kleinen häuslichen Angelegenheiten.«

Welcher Frau hätte solches Lob nicht geschmeichelt? Katharina war dafür dankbar, wenn auch in etwas anderer Weise, als es Diderot hoffte. Sie stellte ihm zwar nicht die 200 000 Franken zur Herstellung der neuen Enzyklopädie zur Verfügung, wie er gebeten hatte, aber sie half ihm mit kleineren Summen aus, die der immer im Druck sich befindende Philosoph für sein Leben brauchte. Dabei ließ sie Züge von großer Herzensgüte und Fürsorge durchblicken. So ließ sie im Jahre 1784 für den alten Asthmakranken eine bequemere Wohnung in der Rue Richelieu mieten, da er die vier Etagen in der Rue de la Vieille Estrapade nicht mehr steigen konnte, wo er seit dreißig Jahren gewohnt hatte. Er hatte jedoch nicht viel Glück mit dieser Wohltat seiner Gönnerin. Kaum vierzehn Tage später starb er an einem Erstickungsanfall. Leider sind die Briefe, die Katharina an Diderot geschrieben hat, den Stürmen der Revolution zum Opfer gefallen. Seine Tochter, Frau von Vandeuil, vernichtete sie aus Furcht vor einer Hausuntersuchung im Jahre 1792.

* * *

An diesen deutschesten der Franzosen hatte sich, schon ehe Diderot den Glanz des russischen Hofes kennen lernte, der französischste Deutsche, Baron Grimm, angeschlossen. Gewissermaßen infolge dieser Freundschaft war er der Vertrauteste unter den Vertrauten des geistigen Lebens Katharinas geworden. Mit keinem anderen wie mit Grimm gab sie sich so ungezwungen, so ganz menschlich. Ihr Briefwechsel mit ihm füllt zwei starke Bände und erstreckt sich auf einen Zeitraum von 20 Jahren. Wie viele Blätter und Briefe dieser interessanten Korrespondenz mögen jedoch noch in den geheimen Archiven von Petersburg liegen! Wieviel mag verloren gegangen sein, denn der Gedankenaustausch mit Grimm ward ihr zur unentbehrlichen Gewohnheit. Sie schrieb ihm, so oft sie konnte, in tagebuchartigen Blättern. Von Politik ist in diesen Briefen wenig die Rede, erst später. Vom Jahre 1787 an, werden politische Ereignisse des öfteren erwähnt. Namentlich spielt dann die Zeit der französischen Revolution in diesen Meisterstücken der Briefschreibekunst Katharinas eine große Rolle.

Grimms Bekanntschaft machte Katharina durch seine literarischen Berichte, die »Correspondance littéraire«, die er an die meisten deutschen und einige auswärtige Höfe schickte. Die russische Kaiserin war seit dem Jahre 1764 eine seiner ersten Abonnentinnen, und zwar eine sehr freigebige, denn sie bezahlte dafür 1500 Rubel im Jahr, während Friedrich der Große gar nichts und der König Stanislaus von Polen nur 400 Franken bezahlte. Im Laufe der Zeit entpuppte sich der in allen literarischen und künstlerischen Fragen wohlunterrichtete Grimm als ein sehr brauchbares Faktotum Katharinas, wie er sich später selbst zu nennen pflegte. Die enge Freundschaft, die ihn mit ihr wirklich jahrelang verband, datiert jedoch erst vom Jahre 1773.

Um diese Zeit erschien Grimm im Gefolge der Großen Landgräfin, deren Tochter den Großfürsten Paul heiratete, am Hofe in Petersburg. Er machte Eindruck auf Katharina, aber sie hielt ihn damals noch nicht an ihrem Hofe zurück. Er selbst spürte nicht die Lust und das Verlangen, sich in Petersburg niederzulassen, denn er liebte Paris über alles. Aber er gedachte sich von dort aus ganz dem Dienste der russischen Kaiserin zu widmen, um so mehr, da sie ihm gestattet hatte, direkt an sie zu schreiben, eine Gunst, deren sich nur wenige Auserlesene erfreuten. Grimm verstand es mit großem Geschick, sich ihr bald ganz unentbehrlich zu machen, teils durch seinen Geist, seine wirklich bedeutenden Kenntnisse auf den verschiedensten Gebieten, nicht zum wenigsten aber auch durch seine ungeheuren Schmeicheleien. Als er zum erstenmal nach Petersburg kam, war er schon längst nicht mehr der arme Teufel, den Rousseau als Sekretär des Grafen Friesen gekannt hatte. Sainte-Beuve nannte ihn schon lange den »Ministerresidenten und Geschäftsträger der Mächte bei der französischen öffentlichen Meinung und dem französischen Esprit.« Zugleich war er aber auch der Dolmetscher französischen Geistes und französischer Kultur bei den europäischen Mächten. Leider wurde er, als er »Titel und Bändchen« hatte, sehr eitel und hochmütig und verlor seine natürliche Einfachheit. Dieser große Gelehrte war leider auch ein großer Schmeichler, der sich oft in den abgeschmacktesten Lobeserhebungen gegen die Kaiserin gefiel. Katharina konnte gewiß eine große Dosis von Schmeichelei vertragen, aber diese Speichelleckereien ihres »Souffre-douleur«, den sie ganz natürlich wünschte, wurden auch ihr oft zu viel. Sie lachte ihn aus und verspottete ihn. Er aber wurde noch rührender, noch elegischer, und seine bewußte Schöntuerei war augenscheinlich. Empfängt er einen Brief von ihr, so will er zu seiner unsterblichen Herrin hineilen, ihr die Knie küssen und sie mit Tränen der Freude und des Dankes benetzen. Seine Augen verwandeln sich in zwei strömende Quellen, und er zerschmilzt in Tränen; er küßt tausendmal die geheiligten Buchstaben, geschrieben von jener hehren Hand, auf der er sterben möchte vor Rührung und Dank. Ja, er vergißt sogar alle Menschenwürde und bittet sie »ihn unter ihren Hunden zu behalten«.

Für Katharina war dieser Mann sehr nützlich; sie legte den größten Wert auf seine Freundschaft. Er war ihr Agent in Westeuropa. Er verwaltete für sie bedeutende Summen, kaufte Bilder und Kunstgegenstände, Karten, Bücher, Reisewerke für sie ein, zahlte manchen armen Künstler und Schriftsteller und Royalisten, den sie unterstützte, die bestimmte Pension aus und war ihr stets mit seinem Rate zur Hand. Ferner liebte Katharina außerordentlich brieflich zu plaudern. Mit niemand konnte sie das besser als mit Grimm. Für dieses verständnisvolle Eingehen auf ihre langen Briefe ist sie ihm unendlich dankbar und behauptet, niemand wäre imstande, so auf ihre Ideen einzugehen wie Grimm. Weil sie ihn fast mit Briefen bombardiert, gibt sie ihm den Namen »Souffre-douleur«, wie jeder, der mit ihr in Berührung kommt, einen Spitznamen haben muß. Sie selbst nennt sich »schwatzsüchtig«. »Wir sind Schwätzer,« schreibt sie, oder, »es ist nun einmal mein Beruf, zu kritzeln … ich glaube Sie und ich, wir beide sind geschaffen, fortwährend die Feder in der Hand zu haben, um uns endlose Briefe zu schreiben«. »Sie brauchen ja meine Briefe nicht zu lesen«, empfiehlt sie ihm ein andermal; »ich sage Ihnen, werfen Sie sie ins Feuer«. Überhaupt liebte sie es, über ihren Briefwechsel zu scherzen. »Wenn Sie sich verheiraten«, spottet sie, »so können Sie lange Zeit die Frau Liebste mit ungekauften Papilloten versehen, denn Sie brauchen nur diese schönen Briefe dazu zu verwenden.« Und so durchzieht ein köstlicher Humor diesen ganzen Briefwechsel. Sie war glücklich, sich gegen Grimm ganz natürlich geben zu können, während sie sich mit Voltaire immer etwas zusammennehmen mußte, weil sie in ihm den Beherrscher der Geisteswelt erblickte. In weit stärkerem Maße wie mit ihm witzelte sie mit Grimm über die Großen der Welt. »Wissen Sie, warum ich den Besuch der Könige fürchte?« fragt sie ihn und gibt sofort selbst die Antwort: »weil sie gewöhnlich langweilige, fade Personen sind, und man sich mit ihnen steif und gerade halten muß. Auch berühmte Leute halten meine Natürlichkeit in Respekt. Ich will witzig sein ›comme quatre‹. Und oft brauche ich diesen Witz ›comme quatre‹, sie anzuhören; und da ich zu schwätzen liebe, langweilt's mich zu schweigen.« Und Grimm selbst mußte sich oft den größten Spott gefallen lassen. Sie nennt ihn bisweilen »Du« oder gibt ihm die drolligsten Beinamen »Monsieur le hérétique«, »George Dandin«, »Monsieur le Freiherr«, »Heraklit«, »Monsieur le philosophe« u. a. Kurz, in diesen Briefen ist sprudelnder Humor und unverwüstliche Heiterkeit.

Als Grimm im Jahre 1776 zur zweiten Heirat Pauls nach Petersburg kam, war er persona grata. Katharina konnte stundenlang mit ihm schwatzen, und diese langen »Audienzen« erregten natürlich den Neid und die Aufmerksamkeit der fremden Diplomaten. Grimm war eine Persönlichkeit. Aber er mißbrauchte seine bevorzugte Stellung nicht. Er nahm keinen der hohen Posten an, die ihm Katharina in Rußland anbot. Als er nach einem Aufenthalt von einem Jahr im August 1777 aus Petersburg schied, setzte ihm die Kaiserin ein Jahrgehalt von 2000 Rubel aus. Später, als er in der Revolution einen großen Teil seines Vermögens und Einkommens verlor, machte sie ihm verschiedene Geldgeschenke. Sie beliefen sich im ganzen auf 60 000 Rubel.

Nach dem zweiten Aufenthalt Grimms in Petersburg, wurde seine Freundschaft zur Kaiserin noch vertrauter, ihr Briefwechsel noch lebhafter als vorher. Sie hatten beide den größten Gefallen aneinander gefunden. Vielleicht hätte Katharina aus ihrem Freunde einen Minister gemacht, aber Grimm wollte nur ihr »Faktotum« sein, ihr »souffre-douleur«. Und das war er in der Tat. Auf ihn konnte sie alles abwälzen, was sie drückte, sich über alles mit ihm aussprechen, sowohl in ihren politischen als auch in ihren Herzensangelegenheiten. Grimm wußte alles. Gewissenhaft teilte sie ihm jeden Wechsel in den intimen Gemächern mit. Hatte sie irgendeinen Plan, so wurde er sofort mit Grimm besprochen. Sie hatte immer leitende Ideen, faßte die Dinge unter allgemeine Gesichtspunkte auf, die sie dann mit Grimm in ihrer etwas burschikosen männlichen Weise diskutierte. Wenn sie sich über irgendeine Schwäche, Unwahrheit, Kopflosigkeit oder Unentschlossenheit anderer regierender Persönlichkeiten geärgert hatte, machte sie ihrem Ärger gegen Grimm Luft. Und selbst Könige kamen in dieser scharfen Kritik nicht gut dabei weg. Von Gustav III. sagte sie einmal: »Das ist ein König, der meint, daß er durch Lügen und Betrügen viel Ehre erwerben wird, aber er wird die Schande und der Spott der Nachwelt sein: mit Lügen und Trügen macht man sich keinen Ruhm und Ehre.« Und weiter kritisiert sie andere gekrönte Häupter in ihrem kuriosen Deutsch. »Was aber anbelangt die ehrwürdige Frau Betschwester (Maria Theresia, die immer über das Schicksal Polens weinte), so kann ich von ihr anders nichts sagen, als daß sie große Anfechtungen der Hab- und Herrschsucht leidet. Das Heulen ist ein Beweis der Reue, aber da sie immer behält und ganz vergißt, daß nicht mehr tun die beste Buße ist, so muß doch wohl was Verstocktes in ihrer Brust ruhen; ich befürchte, daß es des alten Adams Erbsünde sein müsse, die so eine verruchte Komödie spiele. Aber was fordert man mehr von einer Frau,« fügt Katharina auf ihren eigenen schlechten Ruf ironisch anspielend hinzu: »wenn sie ihrem Mann nur getreu ist, so hat sie ja alle Tugenden und im übrigen nichts zu schaffen.« Auch Joseph II. bekommt seinen Teil. Ihn nennt sie den »Herrn Janus, von dem man sagen kann, ohne zu fehlen, mutmaßen, daß, wenn er nicht zum großen Manne wird, so wird er sehr böse werden, und seine Bedürfnisse an Leib, Seele und Verstand auf andere rechnen«. Und ein andermal spricht sie bei aller Anerkennung seiner Fähigkeiten von ihm: »Ich kann noch immer nicht meine Verwunderung überwinden, wie er, der für seine Würde geschaffen, geboren und erzogen, voll Geist, Anlagen und Kenntnissen, es angefangen hat, so schlecht und erfolglos zu regieren.«

Ihr gesunder Menschenverstand herrscht in allen Urteilen. Sie ist stets positiv, schätzt die Dinge nach ihrem Wert, täuscht sich bisweilen, nimmt aber nie Worte für Ideen. Nur, wo die Liebe für sie eine Rolle spielt, ist Katharina nicht scharfsichtig. Aber auch ihre Politik wurde selten von persönlichen Gefühlen beeinflußt, obgleich Politik und Liebe in ihrem Leben oft nahe genug nebeneinander hergingen. In allen Dingen hat sie ihre eigenen Ideen, ihre eigenen Anschauungen. Ob sie nun mit ihren briefschreibenden Freunden, besonders aber mit Grimm über Politik, Religion, Literatur, Kunst, Philosophie, Erziehung, Gesetzgebung oder über Menschen und alltägliche Dinge spricht, immer ist Katharina sie selbst. Nie verleugnet sich ihre Eigenart. Ihr Urteil in der Musik und Malerei, wovon sie gar nichts verstand, ist nicht immer richtig, aber es ist persönlich. Eigen ist auch ihr Stil, ihre Ausdrucksweise, ihr ganzes Sichgeben. Über allem aber steht ihr köstlich frischer Humor, ihr heiteres sorgloses Temperament und die wohltuende Tiefe eines genialen, alles umfassenden Geistes.

Es war kein Wunder, daß Grimm während der siebenundzwanzigjährigen Freundschaft mit einer solchen Frau ganz in ihr aufging. Katharinas Individualität war viel stärker als die seine. Sie absorbierte ihn schließlich vollkommen. »Dieser Briefwechsel«, schrieb er, als er ein alter Mann und dem Tode nahe war, »ist die einzige Wohltat, der einzige Schmuck meines Lebens geworden, die Hauptstütze meines Glücks und dermaßen wesentlich zu meinem Leben, daß mir das Atmen weniger nötig zu seiner Erhaltung scheinen würde … Ich war dazu gelangt, mir fern von ihr (Katharina) eine Art Religion zu schaffen, die nur sie und den Kultus zum Gegenstand hatte, mit dem ich sie umgab. Der Gedanke an sie war mir so zur Gewohnheit geworden, daß er mich weder am Tage noch des Nachts verließ und alle meine Ideen sich darauf konzentrierten … Ob ich spazieren ging, ob ich reiste, mich irgendwo aufhielt, ob ich saß, lag oder stand – mein Dasein war vollkommen mit dem ihrigen verschmolzen.« Und schließlich kam er so weit, daß er überhaupt nur noch für sie lebte und dachte. Kurz vor ihrem Tode ernannte ihn Katharina noch zum russischen Ministerresidenten in Hamburg, und Paul I. bestätigte den Freund der Mutter in diesem Amte.

Grimm verdiente das Wort »Freund« im wahren Sinne. Nie hatte Katharina einen treueren, ergebneren und ehrlicheren Ratgeber und Diener gefunden. Sie brauchte nie eine Indiskretion oder Ungeschicklichkeit bei ihm zu befürchten; er war beinahe der einzige unter ihren Bewunderern und Freunden, der die hohe Gunst, mit der sie ihn auszeichnete, nicht mißbrauchte. Ihr Tod riß eine große Lücke in sein Leben. Obwohl er sechs Jahre älter war als Katharina, überlebte er sie noch elf Jahre und starb als 84jähriger Greis in Gotha.


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