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Paul Torriedt

In der Nacht

Voll tiefer Träume steht die Nacht,
Ein Schauer weht durch das Gelände,
Viel tausend Sterne sind entfacht
Und glühn wie heiße Opferbrände.

Voll tiefer Träume steht die Nacht,
Der Wald hüllt sich in frommes Schweigen.
O Herr, ein Ahnen deiner Macht
Will mir aus tiefster Seele steigen.

Voll tiefer Träume steht die Nacht,
Durchs Weltall geht ein Sphärensingen,
Und meine Seele prüfet sacht
Zum Heimatfluge ihre Schwingen.

Waldeinsamkeit

Ein dunkler Teich, am Ufer Schiff und Rohr,
Im blauen Wasser weißer Rosenflor,
Die Wasserjungfer flog zu kühlem Bade,
Die Genziane, halb versteckt, erhob
Die blaue Blüte. Und die Sonne wob
Rotgelbe Lichter auf dem Heidepfade.

Am fernen Horizont ein Waldesring,
Und wie ein Adlernest darüber hing
Ein Dörflein an des Berges Halde.
Des Turmes Glöcklein leise klang, verklang,
Das Echo nahm den holden Laut und sang
Hinüber ihn zum düstern Tannenwalde.

Dann flog ein Kiebitz hoch empor, und schrill
Ertönt sein Ruf. Nun wieder alles still!
Nur leises Flüstern in den braunen Zweigen.
Ich hörte meines Herzens dumpfen Schlag,
Mir war, als müßte nun der letzte Tag
Ersterben in dem großen, bangen Schweigen.

Mir war, als wär für immer ich gebannt
Hier in ein fernes, traumhaft stilles Land,
Wo tiefes Schweigen sich an Schweigen reihte.
Da rief ich laut. Und als der Ruf verhallt,
In dumpfem Brausen zürnt der Tannenwald,
Als ob ich seine heil'ge Ruh entweihte.

 


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