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Die Nachtigallen schlagen
Dem Strome sehnend nach,
Es drehn in alten Kreisen
Die Schwalben hoch ums Dach.
Sie singen den Geschlechtern,
Die dort vorübergehn,
Die welken und verbleichen
Und wieder neu ersteh«.
Die Jahre ziehn vorüber,
Doch was der Geist gesät,
Das wird nicht ausgetreten,
Vom Sturme nicht verweht.
Das hat des Hauses Stärke
In Feuerglut getaucht,
Das hat des Geistes Spuren
Auf jede Stirn gehaucht.
Es grub des Feindes Kugel
Hier sich für ewig ein,
Und eines Kindes Stirne
Umstrahlte Heiligenschein.
Die Ahnin ließ die Leier
Zurück als Unterpfand,
Die geht als singend Erbteil
Herab von Hand zu Hand.
Der Rhein hält oftmals Einkehr
In meiner Vaterstadt,
Das macht, weil er sie lieber
Als alle andern hat.
Wir wohnten beisammen am grünen Rhein,
Der Wald und ich und die Lieder mein,
Wir waren gar traute Gesellen,
Und was wir gesungen, geträumt und gedacht,
Wir sagten es leis', in der Mondscheinnacht,
Doch einst mußt' ich ziehn in die Welt hinaus,
Ich sollte mir bauen ein eigenes Haus,
Im Osten, in schimmernder Weite.
Ihr Freunde! Ich sag' euch für immer ade! –
Wie tut mir das Scheiden, das Scheiden so weh! –
Giebt keiner von euch mirs Geleite?
Da schütteln die Häupter der Rhein und der Wald.
Wir sind zum Wandern schon lange zu alt,
Wie sehr wir dir auch gewogen! –
Doch als ich trat in mein neues Heim,
Erklang mir gar fröhlich dort Reim auf Reim:
Die Lieder sind mit mir gezogen!
Der schönste Nam' im Erdenrund,
Das schönste Wort im Menschenmund
Ist: Mutter!
Ja, keines ist so tief und weich,
So ungelehrt, gedankenreich
Als: Mutter!
Und hat es wohl so große Macht,
Weil es von Kinderlippen lacht:
O Mutter!
Weil es aus Kinderaugen winkt,
Weil es in Kinderherzen singt:
Die Mutter!
Ja, wem auch dieses Wort erklang,
Hat hohe Würde lebenslang,
Als Mutter!
Und die's besessen und entbehrt,
Der ist das Erdenglück verwehrt,
Der Mutter!
Wenn nur der Rhein nicht wär,
Und der Sonnenschein darüber her,
Und der goldne Wein,
Und die sieben Berge nicht –
Der alte Zoll,
Und das Schifflein im Angesicht
Mit den Segeln so voll.
Und die Mägdlein so wundernett,
Und der Rundgesang,
Und morgens so schön im Bett,
Und der Tag so lang –
Ach, wie studierten wir
In Bonn das Jus –
Rhein! Rhein! Es liegt an dir,
Daß man bummeln muß.
Wie dunkel und still!
Am Himmel kein Schein!
Bin müde, doch will
Ich zur Ruh' nicht allein.
Ob lang auch die Nacht,
Ob finster und kalt –
Ich habe durchwacht
Die bittersten bald.
Ich wurde getraut,
So zitternd und scheu,
Da schwur er mir laut
Die ewige Treu!
Nun schleicht wie ein Dieb
Er abends hinaus,
Und ich hab' ihn lieb,
Und warte zu Haus.
Und kommt er zurück,
Dann sag' ich kein Wort,
Verweht ist mein Glück,
Geraubt ist mein Hort.
Doch hilft kein Gericht,
Drum klag' ich nicht an –
Er weiß es wohl nicht,
Wie weh' er getan.
Wer war die schönste auf dem Balle?
Weß schöne Frau kam jüngst zu Falle?
Das beste Pferd in welchem Stalle?
Das meiste Geld in welcher Kralle? –
Die vorher schliefen, horchen alle.