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Emile Verhaeren

Der Baum

Ewig allein,
daß Sommer ihn wiege, daß Winter ihn neige,
daß gefroren der Stamm sei, oder grün das Gezweige,
in Licht umschmeichelter Zeit und im Leide,
immer zwingt er sein herrschendes Sein
auf die Heide.

Er sieht diese Felder seit hunderten Jahren,
und dieselben Saaten, dieselben Ernten,
die Augen der Alten, der längst Entfernten,
und derer im Tode nun Blinden
sahen sich runden Rinde nach Rinden,
den rauhen Stamm und dann Reiß nach Reiß; –
er bewachte ruhig und stark ihren Fleiß.
Sein mosiger Fuß ward zu schwellenden Matten,
er schirmte die Ruhe in Mittagsstunden,
und selig wurde sein Schatten
der Jugend bei ersten Liebesbunden.

In allen Dörfern, vom Morgen an,
mißt man das Wetter nach seinem Sang oder Weinen,
er weiß um der Wolken geheimen Plan,
und um den der Sonne bei schmollendem Scheinen.
Er ist das Vergangene, errichtet auf traurigen Triften;
doch welche auch seine Erinnerung sei,
gerunt in Holzes geheime Schriften,
wenn Winter wich vor März und Mai,
wenn Säfte im alten Stamme sich regen,
hält er der Knospen und Blätter Spende,
– jubelnde Lippen, reckende Hände, –
mit aufbrausend unendlichem Schrei,
der Zukunft entgegen.

Dann webt er mit Fäden aus Regen und Licht
das durchsichtige Blättergewebe dicht,
er glättet die Äste, er grünt, er belaubt,
zum besiegten Himmel erhebt er sein immer erhöhtes Haupt.
Er dehnt so weit seinen Wurzelrumpf,
daß er Nachbarland austrinkt und nahen Sumpf,
und muß manchmal selber staunend ruhn
vor dem eignen tiefwühlenden, stummen Tun.

Jedoch, um so die Herrschaft zu breiten,
Winter, wie mußte er wider dich streiten!
O die Schwerter der Lüfte gegen die Rinde,
Stöße der Stürme, Wüten der Winde;
Rauhfröste spitz, gleich eisernen Spänen,
erbitterte Kämpfe mit Nägeln und Zähnen,
Hagel von Osten und Schneefall von Nord,
düsteres Eis, das nichts grübelt als Mord;
bis zur Krone, dem weiten Adergewebe,
ward ihm alles zu zitterndem Schmerz, zu windendem Weh,
ohne daß je
einen Augenblick lang
lahm ward sein Streben:
Sein standhaftes Wollen, um sein geweitetes Leben
schöner zu schaffen bei jedes Frühlings Empfang.

Im Oktober, wenn Gold triumphiert in seinem Gewand,
haben die Schritte – noch sind sie weit, wenn auch müd und beschwert –,
oft ihre lange Pilgerung dorthin gewandt
zu dem herbstlichen Baum, den der Wind durchquert;
wie ein riesiger flammender Feuerstoß
stand er ruhig gerichtet unter des Himmels Blau,
tausend, tausend Seelen wohnen in seinem Schoß,
die selig singen im grünen Bau.
Ich stand vor ihm, die Augen vom Lichte gebannt,
und rührte ihn an mit greifender bebender Hand;
ich fühlte bis tief zur Erde sein schauerndes Regen,
sein übermenschlich mächtiges Bewegen.
Und ich preßte an ihn meine Brust in brennender Glut
mit solcher Liebe, solcher Leidenschaft,
daß sein schwingender Rhythmus, seine umfassende Kraft
eindrang in mich und hinfloß in mein Blut.

So ward ich eins mit seinem weiten Leben;
ich saugte mich an ihn wie ein ihm eigener Ast,
und wie er stand, ein Vorbild, stark im Glast,
da liebt ich brennender den Fluß, das Waldesweben,
und diese nackte Flur, auf der die Wolken fließen;
die Arme hatten Lust, die Räume zu umschließen,
leicht war mein Leib im Halt der Muskeln und der Nerven,
ich fühlte meine Kräfte die Schicksalswaffen schärfen.
Und ich schrie laut: Heilig ist Kraft!
Sie sei's mit der der Mensch sich Spuren schafft,
nur sie kann Paradieses Schlüssel halten,
und mit gewaltiger Faust verschloßne Tore spalten.
Inbrünstig küßte ich den starken Stamm;
und als der Abend sich vom Firmamente band
verlor ich mich in dem erstorbenen Land,
schritt grade vor, wohin es immer sei,
und tief aus Herzensgrund sprang Jubelschrei.

(La multiple splendeur)

Aus:
Einige Originale zum Vergleich der Übertragung

Die anderen Beispiele können nicht gezeigt werden, weil sie zur Zeit der Veröffentlichung bei Gutenberg-DE im Januar 2022 noch nicht frei von Urheberrecht sind. Re für Gutenberg.

L'arbre

Tout seul,
que le berce l'été, que l'agite l'hiver,
que son tronc soit givré ou son branchage vert,
toujours, au long des jours de tendresse ou de haine,
il impose sa vie énorme et souveraine
aux plaines.

Il voit les mêmes champs depuis cent et cent ans
et les mêmes labours et les mêmes semailles;
les yeux aujourd'hui morts, les yeux
des plus lointains aïeux
ont regardé maille après maille,
se nouer son écorce et ses rudes rameaux.
Il présidait tranquille et fort à leurs travaux;
son pied velu leur ménageait un lit de mousse;
il abritait leur sieste à l'heure de midi
et son ombre fut douce
à ceux de leurs enfants qui s'aimèrent jadis.

Dès le matin, dans les villages,
d'après qu'il chante ou pleure, on augure du temps
il est dans le secret des violents nuages
et du soleil qui boude aux horizons latents;
il est tout le passé debout sur les champs tristes,
mais quels que soient les souvenirs
qui, dans son bois, persistent,
dès que janvier vient de finir
et que la sève, en son vieux tronc, s'épanche,
avec tous ses bourgeons, avec toutes ses branches,
– lèvres folles et bras tendus –
il jette un cri immensément tendu
vers l'avenir.
Alors, avec des rais de pluie et de lumière,
il fixe le tissu de ses feuilles trémières;
il contracte ses nœuds, il lisse ses rameaux;
il pousse au ciel vaincu son front toujours plus haut;
il projette si loin ses poreuses racines
qu'il épuise la mare et les terres voisines
et que parfois il s'arrête, comme étonné
de son travail muet, profond et acharné.

Mais pour s'épanouir et régner dans la force,
o des luttes qu'il lui fallut subir, l'hiver!
Glaives du vent à travers son écorce,
chocs d'ouragan, rages de l'air,
givres pareils à quelque âpre limaille,
toute la haine et toute la bataille,
et les grêles de l'Est et les neiges du Nord,
et le gel morne et blanc dont la dent mord
jusqu'à l'aubier, l'ample écheveau des fibres,
tout lui fut mal qui tord, douleur qui vibre,
sans que jamais pourtant
un seul instant
ne s'alentit son énergie:
sa fermement vouloir que sa vie élargie
fût plus belle, à chaque printemps.
En octobre, quand l'or triomphe en son feuillage,
mes pas larges encore, quoique lourds et lassés,
souvent ont dirigé leur pèlerinage
vers cet arbre d'automne et de vent traversé.
Comme un géant brasier de feuilles et de flammes,
il se dressait, tranquillement, sous le ciel bleu,
il semblait, habité par un million d'âmes
qui doucement chantaient en son branchage creux.
J'allais vers lui les yeux emplis par la lumière,
je le touchais, avec mes doigts, avec mes mains,
je le sentais bouger jusqu'au fond de la terre
d'après un mouvement énorme et surhumain;
et j'appuyais sur lui ma poitrine brutale,
avec un tel amour, une telle ferveur,
que son rythme profond et sa force totale
passaient en moi et pénétraient jusqu'à mon cœur.

Alors, j'étais mêlé à sa belle vie ample;
je m'attachais à lui comme un de ses rameaux;
il se plantait, dans la splendeur, comme un exemple;
j'aimais plus ardemment le sol, les bois, les eaux,
la plaine immense et nue où les nuages passent;
j'étais armé de fermeté contre le sort,
mes bras auraient voulu tenir en eux l'espace;
mes muscles et mes nerfs rendaient léger mon corps
et je criais: »La force est sainte.
Il faut que l'homme imprime son empreinte
violemment, sur ses dessins hardis:
Elle est celle qui tient les clefs des paradis
et dont le large poing en fait tourner les portes.«
Et je baisais le tronc noueux, éperdument,
et quand le soir se détachait du firmament
je me perdais dans la campagne morte,
marchant droit devant moi, vers n'importe où,
avec des cris jaillis du fond de mon cœur fou.

Das schöne Mädchen

Im Herzen der Ernte, wo Gold sich schichtet,
wenn Tages Klarheit sich atmend trinkt,
verfolgt dich mein Blick und immer bezwingt
mich Staunen der Kraft, die dich Säulen gleich richtet.

Dein Tun ist frei und schön, weil Kräfte es umwarben, –
der Burschen Sichel ins Kornfeld saust,
doch du schnürst im Rundgang der starken Faust
die Ähren zusammen, zu Bündeln, zu Garben.

Du liebst den Schwung, die Mühe, den Schweiß,
den nutzvollen Griff im Sonnigen, Lichten,
es kann deine Augen der Staub nicht verdichten,
der ringsum sich hebt durch eilenden Fleiß.

Es kreist durch deine Adern rotes, warmes Blut,
und färbt deine Brüste, die herrlich sich heben,
und dein Haar ist rot und dein Mund wie das Leben,
und dein Körper ist froh und der Erde gut.

Bis abends, wenn die Schnitter nach Hause wandern,
bleibst du, wie du mußt, der Arbeit treu,
dann senkst du die Stirn in verschlossener Scheu, –
dein leuchtender Blick sucht die Heimat, sucht Flandern.

Auch dort auf den Polders, auf flandrischer Erde
denkt Mancher noch an dich, an deine junge Kraft,
wenn's heiß in ihm pulst von jäher Leidenschaft,
wenn abends er träumt, wer Weib ihm werde.

Es wird eines Tages dein Giebeldach
aus goldenem Korn deines Gutes ragen,
es werden Viele dein Gebot erfragen
und Überfluß wohnen in Scheune und Gemach.

Und dein Leib wird fruchtbar sein. Zahlreiche Erben
wirst du erleben, wie einstmals es war,
als Stütze und Stolz wird die Kinderschar
dein Alter geleiten, dein ehrfürchtiges Sterben.

(Les Flamandes)

Lichte Stunden

Wenn je geschähe,
daß wir einander ohne es zu wissen
Verzweiflung brächten und mit Schmerz uns rissen,
wenn je in Müdigkeit und kleinlichem Vergnügen
der Sehnsucht goldne Bogen schlaffer sanken,
wenn die Kristalle reinster Gedanken
in unsern Herzen fallend zerschlügen,
wenn je, trotz allem mein Glück verblühte
und ich besiegt gestände, daß mein Leben
dem Göttlichen deiner unendlichen Güte
sich nicht genug hingegeben, –
o, dann laß uns verschlungen, zwei stolze Narren
noch unter zerschmetterten Himmeln am Gipfel verharren,
selbst dann noch, in vereintem Aufschwung kühn,
den Blick zur Sonne, in den Tod verglühn.

Lichte Stunden

Königinnen mag ich dich manchmal vergleichen,
deren Schleppen über goldene Stufen streichen,
und die aus Märchen und Träumen winken;
und ich gebe dir Namen, die leuchten und blinken
in Schönheit, Frohlocken und blendendem Glanz,
die in seidenen Silben beim Wortetanz
auf dem Bau der Strophen wie auf Terrassen
rauschen und im Reigen die Hände fassen.

Doch ach wie schnell ist man des Spieles matt,
dich so zu sehn mit fremdem Staat geschmückt
und doch nicht die, deren Wesen entzückt.
Denn außer deiner Stirn, so klar, so rein, so glatt,
den lieben Kinderhänden dort auf deinem Knie,
der Brust, die sich vom Herz den Rhythmus lieh,
und so wie dies in großem Pulsschlag schlägt, – –
o wie ist außer diesem alles eitel,
nur dies, dein Tiefstes, nicht und dein Gebet,
und dann das Licht, das unter deinem Scheitel
aus nackten Augen rufend zu mir fleht.

Lichte Stunden

Des Leibes Gabe, wenn die Seelen schenkten,
ist nichts als ein Bekrönen
von Zärtlichkeiten, die sich so verschränkten,
daß sie schon lange ineinander tönen.

Du frisches, ursprüngliches Leben
bist deines Leibes auch nur froh,
weil du als Altar ihn empfindest, wo
Inbrünste mir ihr Opfer geben.

Und ich will nichts, tauch ich in dich hinab,
als aufzuglühn, um tiefer dich zu kennen
und kann vielleicht dein Wesen reiner nennen,
seitdem dein süßer Leib sein Fest mir gab.

O Liebe! Du nur laß uns klarer schaun,
und du nur spreche zwischen uns das Recht,
und laß das trunkene Glück uns ungeschwächt:
töricht zu sein in seligem Vertraun.

Nachmittagsstunden

Schritt für Schritt, Tag für Tag ist das Alter gekommen,
hat unserer Liebe nackte Stirn in seine Hände genommen
und mit stilleren Augen sie angeschaut.

Juli hat den Garten mit Runzeln durchrissen,
die Blumen, Blätter und Beete ließen
auf die geliebten Wege, den bleichen Teich
ein wenig ihrer Blühekraft niedertaun;
und manchmal kreist um das Sonnenreich,
als neide das Licht uns, – ein schwerer Schatten.

Und dennoch: Da sind immer noch rosige Blüten,
die sich mit Sonnenherrlichkeit gatten;
und wenn auch die Jahre unser Leben beglühten, –
alle die Wurzeln unserer Seelen
tauchen nur tiefer zum Grund und vermählen,
ranken und klammern sich um das Glück.

O rosenumgürtete Nachmittagsstunden,
deren Wangen noch immer in Blüte und Glut,
deren Schönheit kränzend die Zeit umwunden
und an ihrem erstarrten Schoße ruht.

Nichts, nichts ist besser, als so noch vereint,
glücklich und friedlich nach – o wieviel Jahren!
Doch hätte auch das Schicksal den Frieden verneint,
und hätten wir beide tiefstes Leid erfahren,
selbst dann! – O dann noch hätte nichts zerrieben,
nicht Klage, Tod und Leben unser Lieben.

Nachmittagsstunden

Mit meinem Hirn, mit Seele und Gemüt,
gleich einer großen Feuersäule glüht
mein ganzes Sein empor zu deiner Güte,
zu deiner Gnade, welche nie verblühte. –
Ich liebe dich, ich danke dir und preise,
daß du auf willigen Wegen kamst
und eines Tages schlicht und leise
mein Leben in deine wohltätigen Hände nahmst.

Von jenem Tag an
– o ich weiß es, – rann
die Liebesfülle taugleich, klar und rein
aus deiner Hand auf mein gestilltes Sein.

Und ich bin dein durch alle heißen Bande,
die Flammen bindet an die Feuersglut,
meine ganze Seele und all mein Blut
steigt zu dir empor in nie gelöschtem Brande.
Und wenn meine Gedanken sich wieder und wieder
in deine Inbrunst und Anmut versenken,
so fühl ich plötzlich, wie sich meine Lider
an unermeßlich zarten Tränen tränken.

Ich wende mich zu dir gesammelt, glückerfüllt,
mit stolzem Wunsche ewig der zu sein,
der deiner Freuden Höchste dir erfüllt.
Ringsum loht unsrer Liebe Flammenschein,
dein Wort weckt vielfach meiner Echo Klingen;
Einzig ist diese Stunde in feierlicher Spende;
berühre ich nur deine Stirn, so zittern meine Hände,
als streiften sie dort deines Denkens Schwingen.

Nachmittagsstunden

Wiege mir sanft, o viel sanfter noch
in deinen Armen mein Haupt,
meine Fieberstirn, und die Augen müd und bestaubt,
wiege sie sanft, o viel sanfter noch.

Küsse die Lippen und hauche mir zu
Worte von Lieben und Geben,
Worte, die süßer nach jeder Ruh,
wenn sie in deinem Klang leben.

Der Tag taucht drohend auf und schwer,
die Nacht war voller Traumgespenster,
die Tränen des Regens peitschen die Fenster,
der Horizont ist gramvoll schwarz vom Wolkenheer.

Wiege mir sanft, o viel sanfter noch
in deinen Armen mein Haupt.
Meine fiebernde Stirn und die Augen müd und bestaubt,
wiege sie sanft, o viel sanfter noch. –
Du bist mein schönstes Morgenrot,
sein Kosen kommt aus deiner Hand
und deinem süßen Wort entloht
sein lichter Brand.

So erweckst du mich ohne Weh und Gewalt
und gibst meinem Wege Spur und Gestalt
im täglichen Werke;
das läßt mich wachsen mit dem Streben,
in goldner Faust vom stolzen Leben
eine Waffe zu werden, voll Schönheit und Stärke.

Abendstunden

Wenn Geschick uns bewahrte vor kleinlichem Irren,
vor traurigem Schein und häßlicher Lüge,
so war es, weil nie unsre Doppelkraft trüge
den Zwang, der uns beugend ins Joch wollte schirren.

Du schrittest frei und frank und klar auf deinen Wegen,
und flochtest Willens-Blumen in deinen Liebesflor,
und neigte mein Haupt sich der Furcht entgegen,
so hobst du seinen Stolz duldsam zu dir empor.

Und stets warst du harmlosen Wesens und gut,
denn du wußtest, mein Tiefstes war ewig dein,
und schenkte ich je einer andern Frau Glut,
rückkehrend suchte ich dein Herz allein.

Dann waren in ihren Tränen deine Augen so rein
und riefen in mir das Wahrhaftige wach,
deine Waffen waren nur Güte und Verzeihn,
bis ich die alten geheiligten Worte dir sprach.

Ich entschlief auf deiner Brust, wenn der Tag gegangen,
und war glücklich der Heimkehr aus falschen Fernen
zu denen die herrschen: den sanften Sternen
und blieb in geöffneten Armen gefangen.

Der Bankier

An beladenem Tisch, der die Fülle der Schriften kaum hält,
in einen Sessel gedrückt, der vor Alter schon sprang,
kritzelt er kleine Zeichen ein weißes Papier entlang,
doch die Gedanken sind weit, am Ende der Welt.

Java und Ceylon leben vor seinem Blick,
und Asiens Ozean, wo seine tausend Schiffe
von Ost, Süd und Nord um Strudel steuern und Riffe,
und in blauen Häfen bergen der klaren Segel Geschick.

Bahnhöfe, rote Schienen, welche er baut,
in seinen Hütten geschmiedet und fernhin bestimmt
den Ländern, von denen er Ambra und Benzoë nimmt,
und den Wüsten, in welche einzig die Sonne schaut.

Und die Eisenminen, die Naphtaquellen
seiner dröhnenden Banken toller Tumult,
der berauscht und umfiebert, verschlingt und umbuhlt,
und deren Geräusche über die Meere bellen.

Und die Völker, deren Gerichte ihm Bürge stehn
und deren Gesetze ihm zu brechen gelang,
wenn seine irrenden Pläne in ihrem Gang
Nützliches in Aufstand und Umsturz sehn.

Und die großen Kriege, über welche nur er
König ist, – über Mord und Verzweiflungsqualen; –
er zerreißt in ihnen mit Zähnen der kalten Zahlen
die blutfleckigen Knoten der hitzigsten Fragebegehr.

Im Augenblick, wo er im alten Sessel
winzige Zeichen an Zeichen stellt,
schlägt sein Wille das Schicksal in Fessel
und beherrscht die in Schrecken erbleichende Welt.

O Gold! Das Gold, das seine Hände säten,
weit unten in den tollen Städten,
weit fort in stille Farm, in Haus und Stall,
in Luft, in Licht, in Glanz hin – überall.

Beschwingtes Gold, das sich am Raum berauscht,
rollendes Gold, das räubernd kauft und tauscht,
o Gold, das droht,
Gold, das in Winden strahlt und scheint und loht,
Gold, das der Erde besten Saft
durch Elends Poren schlürft und rafft;
feuriges Gold, das listig und verstohlen rollt,
du Ding von Hoffnung und von Glanz – sein Gold!

Er weiß kaum mehr, ob er besitze,
Und wenn sein Gold die höchste Spitze
von Kirche überragt und Turm und Firn
liebt er's, mit Umsicht und mit kaltem Blut,
mit herber Freude, die sich Zügel hält,
weil sein ist, wie sein Geld und Gut
im Schutz der täglichen Gestirne
der Klotz der Welt.

Die Mengen verachten ihn, und doch hält er ihr Loos,
sie beneiden ihn alle: das Gold macht ihn groß.
Die Gier der Menge und ihre Flammen
schmelzen zerstörend ihre und sein Herz zusammen;
er streut das Wunderbrot von Gewinn
unter sie hin.

Was tut's, enttäuscht er einmal ihr Glück,
jeder der ging kehrt zu ihm zurück. –
Im Tosen toller Kaskaden
stürzt seiner Kräfte rasendes Meer,
sprudelt und springt und fegt vor sich her
– wie Blätter, Zweige, Kiesel und Raden –
Errafftes, Erspartes und die Vermögen,
bis zu wenigen Sous, die am Abend heute
beim Schein der Laterne die Gutsleute zählend zusammenlegen.

So schlägt er Völker und Könige in Bande
und die Armen, deren Geringes in die Kassen ihm fließt,
und sitzt auf dem morschen Stuhl und beschließt
Schicksal des Meers und kaiserlicher Lande.

(Les Forces tumultueuses)


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