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René Ghil

Die schweren Monate

– – – – – – – – – – – – – – – –
Du sollst, aber, o Mutter, ein Wesen feucht nähren, –
in lebender Spannung, in Gewitter-Atmosphären,
mit strotzendem Blut, – das von Ewigkeit war …

Es kreist durch die Monate wunderbar
von Salzen durchtränkt, die das Urmeer gebar,
die lebende Feuchte und sucht nach dem Licht …
Um die schwere Stille sorge dich nicht!
O Mutter, die nicht hört ihren lebenden Leib!
So hört man in Träumen von bitteren Meeren,
die gleichfalls wimmeln und ewig gähren,
auch niemals, wie sich zu Sternen gestaltet,
zu neuen, die Sternkorallen:
O Mutter der Monde, die schwer! Sie entfaltet
sich nur den stummen Wassern von Spiegeln! –
Fürchte dich nicht vor der Stille der schweren,
o Mutter, die nicht hört ihren geängstigten Leib;
in langsamen Nächten von Blut und Tränen,
die sich rings um die matten Schläfen dir drehn,
an sanftstarren Morgen, wo hoffende Sehnen
im ganzen Weltall dir auferstehn,
schafft die Feuchte das Licht zu entsiegeln,
zu leben, zu mehren! – – –
– – – – – – – – – – – – – – – –

Die Macht des Zauberers

Mit Fersen und Streitaxt schlug ich die Weichen
des windverschlingenden Rosses, das wohl
den Willen meiner Augen weiß:
Auf Feldern,

die weit umworfen vom langen Lasso
der Faust; da haben wir, Er und ich
uns gefunden im Zufall, wo wohl die Menschen
hinter sich schaun!
– Wo reitest du hin? …
– Vorwärts!

Mit Fersen und Streitaxt schlug ich die Weichen
des windverschlingenden Rosses, das wohl
den Willen meiner Augen weiß:
vorwärts!
Das aufrecht mit Wut zwischen Zähnen nicht sieht,
was es aufhält! Wenn nicht dem großen Galopp
der Erdboden allzu eng wird …
Vor mir und meiner Axt!

Er ist es, sieh,
der zwischen allen Worten nie
gesprächig wird und dennoch wie
ein spitzes Dach ist wo (die Nacht,
die feuchte trinkend), – meiner Toten
Geister rings sich lagern …
Wo reitest du hin? …
Vorwärts! –

Er hat zwischen seinen Zähnen Geschmeidigkeit
von krümmenden Schlangen und Wind, – und sind
wie spitzer Wind.

Er weiß, wo Wasser der Lüfte gehn,
wo sie über anderen Prärien stehn,
für meine lechzenden Herden.
Er weiß
zu wirken ohne der Hände Fleiß,
er hält und behält im Blick die Zauber
und läßt sie hinter den Menschen her
schneller gehen, als selbst er.
Wo gehst du hin? …
Vorwärts …

Ich, meine Streitaxt und er, wir sind
uns begegnet im Zufall, wo Menschen blind
hinter sich gehn: und sieh, er hat
seinen großen Nagel quer und platt
vor den Wind seine Zähne gelegt,
(richte
dein Haupt empor im Windeszelt)!

Er hat zwischen seinen Zähnen Geschmeidigkeit
von krümmenden Schlangen und Wind, – und sind
wie spitzer Wind! …
Von Fersen und Streitaxt geschlagen,
was nun? – In des Rosses wiehernden Weichen
rollt die Angst:
und der Stein
seiner Füße, der strack wie der Dachpfahl,
steckt fest im Boden, dem Stein gleich,
der tief in der Erdnacht wächst! – – –

… Und!
nach dem Wind seiner Zähne kam
ein Wind, wie kein Mensch ihn vor Augen noch sah,
ein Wind kam unter der Prärie hervor
und lastete schwer auf ihr und war
wie eine sich breitende Wolke von Rauch!

Und hoch
wie meine Ferse hielt er sich,
aufrecht mit feurigen Köpfen, aufrecht
unter starrer Ferse mit tanzenden Köpfen
aller sich krümmenden Schlangen der stummen
Prärien, – aller Prärien! …

Wo reitest Du hin? …
… Ja! Er, der wartet bis alle sie,
die Worte der andern versiegten, – der wie
ein spitzes Dach ist, wo sich lagern
die Geister meiner Toten
und trinken feuchte Nacht:
Ja!
was schneller geht wie ich
und die schnellfüßigen Weichen, – in sich
hält und behält es der zaubermächtige Mensch! …
Doch nun wohin?
Hinter dir her …


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