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Moritz Graf Strachwitz

Rolands Schwanenlied

König Karl, der hielt ein Mahl mit Schall
Im Schlosse zu Paris,
Als auf der Jagd von Roncesvall
Roland sein Leben ließ.

König Karl sprang auf in Angst und Zorn,
Er horchte lang und tief:
»Mir ist, als hört' ich Rolands Horn,
Das fern um Hilfe rief.

Mir ist, als hört' ich Olifant,
Es hallt aus der spanischen Mark,
Es hallt herüber aus Mohrenland
Gewaltig und zauberstark.

Am Ebro kämpft mein werter Pair,
Der Ritter von Anglant,
Und wenn er dort erschlagen war,
Dann sei mir Gott zur Hand!«

Und tiefe Stille brach herein,
Von wetterschwüler Art,
Es biß Herr Karl in banger Pein
Den stolzen Silberbart.

Da klang es herüber zum zweitenmal,
Es klang nicht leis und lind,
Es schmetterte durch den Königssaal
Wie rasender Wirbelwind.

Und als zum dritten das Horn erscholl,
Da borsten Gewölb und Wand,
Da sank der Humpen, Weines voll,
Dem König aus der Hand.

Und wie der Ruf durch Hall und Turm
Zum drittenmal gegellt,
Da hatte des Ritters Atemsturm
Das silberne Horn zerschellt.

Und wie der Klang nun himmelwärts
Als Todesröcheln verbraust,
Da hob Herr Karl in tiefem Schmerz
Die stahlbewehrte Faust:

»Heut ist gefallen ein teurer Held,
Das sei dem Himmel geklagt!
Ihn haben die Heiden mit List umstellt,
Mit List zu Tode gejagt.«

Das war Graf Rolands letzter Schrei,
Er kam aus fernem Süd,
Wohl singt sich nimmer ein Ritter frei
Solch donnerndes Schwanenlied.


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