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Volkslied
Nun will ich aber heben an
Von dem Danhauser singen,
Und was er Wunders hat getan
Mit Venus, der edlen Minne.
Danhauser was ein Ritter gut,
Wan er wollt Wunder schauen,
Er wollt in Frau Venus Berg
Zu andren schönen Frauen.
Und do ein Jahr all umme kam,
Seine Sünden begunden ihm zu leiden:
»Venus, edele Fraue fein,
Ich will wieder von Euch scheiden.«
»Herr Danhauser, Ihr seind mir lieb,
Daran sölt Ihr gedenken!
Ihr habt mir einen Eid geschworn:
Ihr wölt von mir nit wenken.«
»Frau Venus: das enhab ich nit,
Ich will das widersprechen!
Und redt das jemand mehr dann Ihr,
Gott helf mirs an ihm rächen!«
»Herr Danhauser, wie redt Ihr nun?
Ihr sölt bei mir beleiben;
Ich will Euch mein Gespielen geben
Zu einem steten Weibe.«
»Und nähm ich nun ein ander Weib,
Ich hab in meinem Sinne,
So müßt ich in der Hölle Glut
Auch ewiglich verbrinnen.«
»Ihr sagt viel von der Hölle Glut,
Habt es doch nie empfunden.
Gedenkt an meinen roten Mund!
Der lacht zu allen Stunden.«
»Was hilfet mich Euer roter Mund!
Er ist mir gar unmäre;
Nun gebt mir Urlaub, Fräulein zart,
Durch aller Frauen Ehre.«
»Herr Danhauser, wölt Ihr Urlaub han,
Ich will Euch keinen geben;
Nun bleibet, edler Danhauser,
Und fristet Euer Leben.«
»Mein Leben das ist worden krank,
Ich mag nit länger bleiben;
Nun gebt mir Urlaub, Fräulein zart,
Von Eurem stolzen Leibe!«
»Herr Danhauser, nit redet also!
Ihr tut Euch nit wol besinnen.
So gehn wir in ein Kämmerlein
Und spielen der edlen Minnen!«
»Eur Minne ist mir worden leid;
Ich hab in meinem Sinne:
Frau Venus, edle Fraue zart,
Ihr seid ein Teufelinne!«
»Herr Danhauser, was redt Ihr nun,
Und daß Ihr mich tut schelten?
Und sölt Ihr länger hier innen sein,
Ihr müßtets sehr entgelten.«
»Frau Venus, das enwill ich nit,
Ich mag nit länger bleiben.
Maria Mutter, reine Maid,
Nun hilf mir von den Weiben!«
»Herr Danhauser, Ihr sölt Urlaub han.
Mein Lob das sölt Ihr preisen.
Und wo Ihr in dem Land um fahrt,
Nehmt Urlaub von dem Greisen.«
Da schied er wiedrum aus dem Berg
In Jammer und in Reuen:
»Ich will gen Rom wohl in die Stadt
Auf eines Papstes Treuen.
Nun fahr ich fröhlich auf die Bahn,
Gott well mein immer walten!
Zu einem Papst, der heißt Urban,
Ob er mich möcht behalten. –
Ach Papst, lieber Herre mein!
Ich klag Euch hie mein Sünde,
Die ich mein Tag begangen hab,
Als ich Euch will verkünden.
Ich bin gewesen auch ein Jahr
Bei Venus, einer Frauen.
Nun wölt ich Beicht und Buß empfahn,
Ob ich möcht Gott anschauen.«
Der Papst hett ein Stäblin in seiner Hand,
Und das was also dürre:
»Als wenig das Stäblin grünen kann,
Kummstu zu Gottes Hulde.«
»Und sölt ich leben nur ein Jahr,
Ein Jahr auf dieser Erden,
So wölt ich Beicht und Buß empfahn
Und Gottes Trost erwerben.«
Da zog er wiedrum aus der Stadt
In Jammer und in Leide:
»Maria Mutter, reine Maid!
Ich muß mich von dir scheiden.«
Er zog nun wiedrum in den Berg
Und ewiglich ohn Ende:
»Ich will zu meiner Frauen zart,
Wo mich Gott will hin senden.«
»Seid gottwillkummen, Danhauser!
Ich hab Eur lang entbohren.
Seid willkummen, mein lieber Herr,
Zu einem Buhlen auserkoren.«
Es stund bis an den dritten Tag,
Der Stab fing an zu grünen.
Der Papst schickt aus in alle Land:
Wo Danhauser hin war kummen?
Do was er wiedrum in den Berg
Und hat sein Lieb erkoren.
Des muß der vierte Papst Urban
Auch ewig sein verloren.
wan: nur daß. – ich hab in: als ich hab. – unmäre: zuwider. – fristet: erhaltet. – möcht behalten: retten könnte.