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Achter Gesang.


1.

Indessen hat die Sonn' ihr Morgenthor entriegelt
Und diesen Hain bestrahlt, wo sie im Blut sich spiegelt.
Betrübt und weinend zieht der Mauren kleinrer Schwarm
Zum Lager hin, nachschleppend ihre Todten;
Denn mehr als zwanzig traf Timanders schwerer Arm.
Im Lager stecket man, wie Garamant gebothen,
Auf einen Speer das Haupt des grauen Galamen
Und seines Sohns, daß sie die Städter sehn.

2.

Die Städter kennen sie nur allzuwohl und eilen
Erschrocken fort; leer steht der ganze Wall.
Verwirrung herrschet hier, Verwirrung überall.
Man höret nichts, als Angstgeschrey und Heulen,
Als ob die Feinde schon, das rothe Siegerschwert
In hoher Faust, durch alle Straßen rennten,
Die Burg der Königinn verheert,
Sie selbst in Fesseln wär und alle Dächer brennten. [230]

3.

Die unglückselge Claudia
Verdoppelte den allgemeinen Jammer;
Der laute Lärm entrief sie ihrer Kammer,
Sie hörte, lief zum nahen Wall und sah,
Sah ihrer Todten Haupt; da sanken
Die erst gerungnen Arm' erschlafft in ihren Schooß.
Bleich ist die Lippe, wild das Aug' und thränenlos,
Der Leib erstarrt, die matten Kniee wanken.

4.

Nach langem Schweigen erst füllt ihrer Klage Ton
Die bange Luft: o mein Gemahl, mein Sohn!
So muß ich euch, und beyde so erblicken!
Ihr ginget in den Tod und habt mir nicht vergönnt,
Euch noch zum letzten Mahl an diese Brust zu drücken.
Das Schwert, das euer Haupt von seinem Rumpf getrennt,
Soll auch mein zögerndes, verhaßtes Leben kürzen.
Die Thor' auf! oder dort will ich hinab mich stürzen.

5.

Ich muß hinaus, die Leichen noch zu sehn,
Hinaus den Hunden sie, den Geyern abzujagen,
O mein geliebtes Kind! o armer Galamen!
Ist das der Trost in meinen alten Tagen?
Ists das, worauf ich stolz von hundert Müttern war?
Vier Söhne, die ich nur dem Schwert des Feinds gebar,
Vier Söhne sind dahin, und mein Gemahl mit ihnen.
Barmherzger Gott! wie konnt' ich das verdienen! [231]

6.

Ohnmächtig sinkt sie hier; ein weinend Kriegerpaar
Fasst die Gesunkene, sie in das Schloß zu tragen,
(Denn so befahl Palmyr,) und eine große Schaar
Folgt lärmend nach; man kommt zur Burg, da schlagen
Die Augen Claudias sich auf,
Und sie beginnt, indem man schon hinauf
Die menschenvollen Marmortreppen
Sie tragen will: Wohin, wo wollt ihr hin mich schleppen?

7.

Ist dieses nicht der fürstliche Pallast?'
Weg, weg! Die Hölle selbst ist minder mir verhaßt,
Als dieser Ort, wo er, der fremde Knabe, wohnet,
Der kein Blut, als sein eignes schonet.
Unbärtiger Tyrann, dein herrisches Geboth
Schickt all die Unsrigen in den gewissen Tod;
Du selber ruhst indeß hier feig' auf weichen Pfühlen!
So lasset ihr mit euch und eurer Fürstinn spielen.

8.

O niederträchtig Volk; das Landdurchstreichern fröhnt,
Ligurer, nein, Ligurerinnen!
Sonst würde jetzt schon Blut von euern Dolchen rinnen,
Das Blut des Knaben, der euch höhnt.
Der tapfre Leodat, der zog vor euern Schaaren
Der erste her und theilte die Gefahren.
Ach! wenn der Held in diesen Mauern wär,
So steckte nicht ihr Haupt auf unsrer Feinde Speer. [232]

9.

Die Feinde haben ihn, den fremden Mann, bestochen;
Er kam auf ihr Geheiß, von ihnen hergesandt
Kam er und Unglück mit in dieß verwaiste Land.
Ihr aber seyd vor ihm, Gewürmen gleich, gekrochen.
Zum Danke steckt' er euch das große Kornhaus an.
Ja! er thats, oder hat zum wenigsten den Thäter
Hereingebracht, begünstigt, der Verräther!
Er sterb', er sterb', es sterbe Celian.

10.

Es sterbe Celian! Von diesem Rufe schallen
Im Augenblick die weiten' Marmorhallen.
Die Fürstinn, welche schnell die Alte weggebracht,
Die, ungerecht im Zorn, dieß Feuer angefacht,
Läuft zu Bliomberis, den sie, bis das Gewitter
Verdonnert hat, sich zu verbergen fleht.
Doch nicht ein Wort erwiedert ihr der Ritter,
Er legt, so schnell er kann, die Waffen ab und geht,

11.

Er geht Trotz ihrem Flehn und stehet wie vor Wellen
Ein Fels im Sturme steht, vorm Antlitz der Rebellen.
Was wollt ihr, ruft er, hier ist meine nackte Brust!
Durchstoßet sie und kühlt die wilde Würgerlust!
Ihr könnet Mörder, ich kann kein Verräther heißen.
Eh mögt ihr Elende mich hier in Stücke reißen.
O thuts und schmückt damit die Ecken eurer Stadt.
Thuts, sag' ich euch, ich bin des Lebens satt. [233]

12.

Die Mauren werden euchs verdanken,
Denn ohne mich geböthen sie schon hier.
Als der, doch nicht von euch, Kurzsichtge, der von mir
Bestellte Späher rief: Sie kommen! da entsanken
Euch Herz und Kraft; wie ein gejagtes Thier,
Das sich im Netz verstrickte, bebtet ihr.
Ich aber lieh, was ihr so ganz verloren,
Geist und Besinnungskraft euch undankbaren Thoren.

13.

Ich fiel mit wenigen von euren Kriegern aus
Und trug Verheerung, Tod und Graus
Durch dichte Reihn der Feinde, die ich fällte,
Bis zu des bangen Königs Zelte.
Ja fochten drey wie ich, im ganzen Haufen drey;
So hätt' ich ihn herein gefangen mitgezogen:
Heiß war der Kampf und hier ist mir ein Speer vorbey,
O Gott! warum vorbey? geflogen.

14.

Jetzt fort ihr Krieger! alsogleich
Soll auf dem Sammelplatz laut die Trompete schallen,
Ich will hinaus, die Mauren anzufallen,
Ich will hinaus, mit oder sonder euch.
Denn ihr, besorgt fürs allgemeine Beste,
Bleibt lieber hier, dringt unter lautem Schreyn
In eurer Fürstinn Burg, statt in der Mauren Reihn;
Schont eure Feind' und mordet eure Gäste. [234]

15.

So spricht Bliomberis im Ton
Gereizten Zorns, und alles schleicht davon.
Nicht Einer kann sein flammend Aug' ertragen.
So schmilzt der Schnee in lauen Frühlingstagen,
Kommt über ihn der Sonne Flammenblick;
Er schmilzt, kein einziges der Flöckchen bleibt zurück.
Indessen hüllt Bliomberis die Glieder
In blanken Stahl, und so erscheint er wieder.

16.

Dort auf dem Sammelplatz, wohin er sie beschied,
Dort steht er selbst, bevor noch die Trompete
Das Zeichen gab; ihm wallt des Zornes Purpurröthe
Bis an das Augenpaar, das Funken um sich sprüht.
Weh jedem, den er zaudern sieht,
Er schlägt ihn mit dem Schwert. Schon stürmet aus den Thoren
Das Volk heraus, er schwört nicht den nur, welcher flieht,
Auch den, der lässiger vorausdringt, zu durchbohren.

17.

Sie sind dem Lager nah; die Furcht vor Feinden weicht
Der größern Furcht vor ihm, er eilt voraus und gleicht
Der Wolken schwärzester in einem Ungewitter;
Das Schrecken wandelt vor dem Ritter
Und neben ihm der Tod; bis an des Königs Zelt.
Dringt er mit stets umher geworfnem Stahle
Zum zweyten Mahle vor, und sieh! zum zweyten Mahle
Hemmt Lysidor den raschen Held. [235]

18.

Hört mich, gebeut Bliomberis nur zehen
Der Tapfersten im Heer, bestehet diesen Mann;
Ich selber will nach größrer Beute gehen.
Er sagts, dringt tiefer ein und fällt den König an.
Vergebens stemmen sich mit vorgehaltnen Degen
Die ersten Führer ihm entgegen;
Er schlägt sich durch, verwundt den bangen Garamant
Und faßt ihn mit der linken Hand;

19.

Faßt, schleppet ihn mit sich; wild schwingt er in der rechten
Das Siegerschwert und haut damit
Sich eine Bahn durch Feinde, die noch fechten,
Es sinkt, wer ihm den Weg vertritt.
So trägt im zähnevollen Rachen
Die Löwinn jenen Hund, der sie zuerst gefaßt,
In ihre Höhle, leicht dünkt sie die schwere Last;
Auch weiß sie mit den Klaun im Gehn sich Raum zu machen.

20.

Der Held nicht mehr verfolget, kommt ans Thor;
Es wird auf sein Geheiß entriegelt.
Doch sieh! von Schmerz und Angst beflügelt,
Rauscht itzund her der edle Lysidor.
Bliomberis mit seiner theuren Beute
Stürzt in die Stadt, der kühne Jüngling nach.
Man schleußt das Thor: sie kämpfen, doch dem Streite
Wehrt', eh er blutig ward, der König selbst und sprach: [236]

21.

Laßt ab mein Lysidor! zu viel des Maurenblutes
Floß meinetwillen schon; groß, ohne Beyspiel sind
Die Proben eurer Treu und eures Heldenmuthes.
Laßt ab! nur zu beglückt, wer diesem Mann entrinnt!
An einen Sieg ist nicht zu denken.
Fleht ihm vielmehr, die Freyheit euch zu schenken.
Geht dann hinaus und heißt mein Volk vom Kampfe ruhn.
Ihr aber, fremder Held, wollt ihr ein gleiches thun?

22.

Mein königliches Wort bleib' euch hiermit verpfändet,
Was Siegerrecht, durch weise Billigkeit
Gemäßigt, fodern kann, zu dem bin ich bereit.
Bliomberis, der schnell zur Fürstinn Bothen sendet,
Lobt den Entschluss: sie selber naht
Und bitter unsern Held, nach eigner Klugheit Rath
In allen Puncten zu verfahren
Und Blut, auch selbst der Feinde Blut, zu sparen.

23.

Den König trug man auf ihr Schloß,
Wo alsogleich der Arzt die besten Heilungssäfte
In seine Wund' am rechten Arme goß.
Der Schmerz entflieht, doch die verlornen Kräfte
Ersetzet nur die Zeit. Indeß enteilt dem Thor
Bliomberis und Lysidor.
Die Schlacht verstummt, die Waffen sinken nieder,
Und beyde: kehren bald, und zwar als Freunde, wieder. [237]

24.

Bliomberis, dem Lysidor erzählt,
Daß nur die Liebe zu Gesenen
So seinen Muth erhöht, so seinen Arm gestählt,
Hört ihm gerühret zu, gerühret bis zu Thränen.
Doch diese Thränen sind nur halb dem neuen Freund
Und halb sind sie ihm selbst geweint.
Mit ihnen fleußt ein Theil der Sehnsuchtsschmerzen
Und alle Grausamkeit des Kriegs aus seinem Herzen.

25.

Er zeucht nun in die Stadt, wo auf den Straßen ihm
Das Volk entgegenjauchzt mit frohem Ungestüm.
Er aber schreitet ernst durch ihre lauten Schaaren,
Schweigt, faltet seine Stirn und straft die Wandelbaren,
Die nicht den Held bewundern, nur sein Glück,
Mit der Verachtung kaltem Blick.
Am Schloß wirft Claudia mit thränennassen Wangen
Sich jammernd hin, das Knie des Edlen zu umfangen.

26.

Verzeihet, rufet sie, der Rasenden, verzeiht!
Mich hat gerechter Schmerz zur Ungerechtigkeit
Verführer! o ich weiß, daß ich den Tod verdienet,
Auch wünsch' ich ihn; doch daß ich euch geschmäht,
Mich gegen euch der Meuterey erkühnet,
Das schmerzet mich! sie sprachs, das Volk umsteht
Sie und Bliomberis, und einer in dem Kreise
Stößt seinen Nachbar an und prophezeyet leise: [238]

27.

Das war die Rädelsführerinn!
Gebt Acht, er läßt durch alle Straßen
Die Arme peitschen! ja, mit ihm ist nicht zu spaßen;
Er sah so gar auf uns mit unmuthsvollem Sinn.
Kaum hatt er dieß dem Nachbar zugeraunet,
So siehet er, (und pöbelhaft erstaunet
Der Thor,) daß unser Held ihr sanfte Worte sagt,
Sich selbst entschuldiget, ja, weinend sie beklagt.

28.

Der Friede ward geschlossen, und schon eilet
Die Flotte Garamants, da der gewünschte Nord
Sich eben hebt, auf seinen Flügeln fort.
Der König aber bleibt, bis seine Wunde heilet.
Er sieht allmählich ein, daß er sich Wünsch' erlaubt,
Die wenig schicklich sind für ein schon graues Haupt.
Er ist bereit sie aufzugeben
Und künftig seine Band' aus Freundschaft nur zu weben.

29.

Auch sagt er Lysidorn, für den Bliomberis
Mit der Beredsamkeit der Freundschaft sprach, Gesenen
Gefällig zu; der Jüngling, ungewiß,
Ob er nicht träume, dankt mit Thränen:
Pflegt des Verwundeten, und erst wie er genes't,
Eilt er mit ihm auf Einem Schiff zurücke;
Doch sehnsuchtsvoll zählt er die Augenblicke,
Bis man des Schiffes Seile lös't. [239]

30.

Nach wenig Tagen kam aus Aire
Der edle Leodat mit seinem tapfern Heere,
Zu spät; doch nein! er trifft ja noch den großen Sohn
Des großen Palamed, als einen seiner Gäste.
So reichen auf dem Libanon
Zwey Cedern sich die brüderlichen Äste,
Und beyder Haupt ersteigt die Wolken; so umfahn
Die Helden sich, ihr Ruhm steigt himmelan.

31.

Palmyre schenkt dem Mann, der durch so viel Beschwerden,
Durch so viel Opfer sie verdienet, ihre Hand
Und, was die Schönen ihr vielleicht verargen werden,
Auch ihren Zepter; denn sie fand,
Der Zepter sey zu schwer für eine Liljenrechte,
Die nur geküßt seyn muß, dem sanfteren Geschlechte
Geziem' es nicht, am Joch des Staats zu ziehn.
Der Mann herrsch' übers Volk, das Weib herrsch' über ihn.

32.

Kann wohl ein Weib, wenn Feinde dräuen,
Ihr zagend Volk beschützen und befreyen?
Und ist nicht auch zum Feldherrnamt,
Ja selbst zur Grausamkeit, wer Kronen trägt, verdammt?
Drum sollen sich damit die Schönen nicht befassen
Und diese bittre Pflicht uns Männern überlassen,
Wie nach den Meinungen der Magen Gott die Welt
Durch Untergötter nur regieret und erhält. [240]

33.

Bliomberis, stets eingedenk der Lehre
Des weisen Arbogast, will nun nach Africa.
Zu früh für alle, war die Scheidungsstunde da,
Palmyr und Leodat begleiten bis zum Meere
Den jungen Held, aus ihren Augen preßt
Die Freundschaft bittersüße Thränen.
Auch er, der lange Nord und Schiffer warten läßt,
Macht seinem Herzen Luft mit diesen Klagetönen:

34.

Lebt wohl ihr Glücklichen, die ihr am Ziele steht,
Indeß mein Weg vielleicht durch Wüsteneyen
Und über Felsen weg, vielleicht hinunter geht
Ins Thal des Todes; ihr könnt euch des Glückes freuen,
Das Lieb' euch giebt, mir giebt sie nichts als Harm.
Das nächste Morgenroth erblickt euch Arm in Arm,
Mich aber durch ein Meer von ihr, von ihr getrennet,
Für die mein zärtlich Herz von ewger Liebe brennet.

35.

So spricht Bliomberis und wischt,
Indem die Freunde sich aus seinen Armen zwangen,
Mit seinem Mantel von den Wangen
Des Schmerzens Nässe weg; es schwammen hier vermischt
Die Thränen Leodats mit seinen eignen Thränen.
Er wankt an Bord, wo schon der Schiffer ruft.
Nun stößt er ab, nun hört er in der Luft
Der Freunde Lebewohl stets leis' und leiser tönen. [241]

36.

Doch bald vertönt es ganz, und nur sein scharfer Blick
Sieht sie am Ufer noch die Arme nach ihm strecken,
Allein mit jedem Nu weicht dieses Bild zurück,
Das Ufer selbst zurück, bis daß es Nebel decken.
Das Schiff fleugt fort, ein guter Wind
Schwellt dessen Segel auf; Bliomberis beginnt,
Mit den Begleitenden zu sprechen,
Um in der Traurigkeit sich selbst zu unterbrechen.

37.

Der Steuermann erzählet ihm,
Wie oft er schon des Meeres Ungestüm
Erfahren, sich durch Klippen neue Bahnen
Gefunden hat, und schrecklichen Orcanen
Sein Leben abgekämpft: doch, fügt er bey, sind Fluth
Und Winde, die das Meer bis an die Sterne spritzen,
Und weit hervor gestreckte Felsenspitzen
Oft weniger zu scheun, als Menschenübermuth.

38.

Wohl ist man sicherer auf den erzürnten Wogen,
Als in dem Port des nahen Corsica.
Der Menschen schrecklichster Lycanus herrschet da.
Die Stifter seines Reiches zogen
Aus Phocis her in dieses wüste Land.
Den Königssitz, Pygmopolis genannt,
Erbaut er ostenwärts und unfern von dem Meere,
Daß er durch Wächter schnell der Fremden Landung höre. [242]

39.

Dann eilt er an den Port und fodert mit Gewalt
Sie zu dem Faustkampf auf, ein Kampf, worin man Riemen,
Mit Bley gefüllt, sich an die Arme schnallt.
Und so nicht nur mit Beulen oder Striemen
Den Gegner zeichnet; oft schließt diesen wilden Streit
Ein jäher Tod, und die Gebeine brechen,
Der Athem fehlt; doch öfter noch verspeyt
Der schwer Getroffene die Seel' in Purpurbächen.

40.

Ein schrecklich Waffenspiel, ich kenn' es wohl, begann
Bliomberis, bey meinem Oheim kehrten
Einst edle Griechen ein, die diesen Kampf uns lehrten.
Ja Griechisch ist der Kampf, so fuhr der Steuermann
Nun wieder fort, auch rühmt sich der Tyrann,
Er sey aus Herculs edlem Samen.
Denn die zuerst an dieses Eiland kamen,
Die führte Herculs Sohn, der tapfre Cyrnus an.

41.

So sprachen sie. Die Sonn' indessen neigte
Sich westenwärts, doch nur mit mattem Glanz
Und mit zertheiltem Strahl; es zierte sie kein Kranz
Von purpurnem Gewölk: ihr trübes Antlitz zeigte
Sich fleckenvoll, der Mond war roth, wie Gluth;
Nicht seltne Feuerkugeln fielen
Durch die gedrückte Luft, und auf geschwollner Fluth
Sah man Delphin' um alle Ruder spielen. [243]

42.

Doch jetzo hebt sich von der Tiefe her
Ein dumpf Gemurmel, weils beschäumet kocht das Meer.
Nur noch ein Augenblick! so schwinden Stern' und Himmel
Den Schiffenden, mit furchtbarem Getümmel
Ras't Ost und West und Süd und Nord.
Vergebens schreyt aus angestrengter Kehle
Der bleiche Steuermann den Seinigen Befehle,
Der Sturm verschlinget jedes Wort.

43.

Doch fehlt es nicht an Thätigkeit und Mühe,
Denn die Gefahr befiehlt mit großem Nachdruck; siehe!
Der zieht die Segel ein, der lös't die Ruder, der
Wirft das herein gedrungne Meer
Ins Meer zurück; ein andrer klebet
Des Schiffes Lecke zu; die Fluth indessen hebet
Sich bis zu einer unermessnen Höh;
Der Regen saus't herab und mehret noch die See.

44.

Bald fleugt das Schiff auf einer Wellenspitze
Dem Himmel zu, bald, wenn der Schlund
Des Meeres gähnt, erblicket man den Grund
Beym Leuchten fürchterlicher Blitze.
Denn die durchzittern nur die ungewöhnte, fast
Greifbare Finsterniß; die Queerstang' an dem Mast
Bricht krachend, das Geheul erschrockner Schiffer tönet
Nun kläglich in den Sturm, der ihre Klagen höhnet. [244]

45.

Bliomberis entsinkt zum ersten Mahl der Muth;
Erstarret ist sein jugendliches Blut,
Die sonst so festen Kniee wanken,
In seinem Busen auch ist Sturm, und die Gedanken
Des Helden sind unruhig, wie das Meer.
Er stehet lange Zeit, gestützt auf seinen Speer,
Und manchen heißen Seufzer schicket
Er zu dem Himmel auf, den er doch nicht erblicket.

46.

Ach, rufet er, wie traurig ist mein Loos!
O Himmel, mußtest du so manchen Kampfgefahren
Nur darum mich entziehn und dieses Leben sparen,
Damit ichs hier durch einen Wellenstoß
Fern von der Vielgeliebten ende!
O warum starb ich nicht, als meine kühnen Hände
Den Eber angefaßt, der auf Celinen fuhr!
O warum streifte mich der Zahn des Unthiers nur!

47.

Sie wär entflohn und ich zu ihrem Schutz gefallen.
Nicht weit von ihrem Schloß erhübe sich mein Grab:
Sie würde manches Mahl zu diesem Hügel wallen,
Der Edlen Thräne flöss' und dränge bis hinab
Und netzt' erquickend meine Reste;
Mein Schatten aber führ in einem sanften Weste
An ihren Rosenwangen hin
Und trocknete sie so der schönen Dulderinn. [245]

48.

Jetzt aber wird an einer spitzen Klippe
Die Brust zerschellt, worauf ihr Haupt geruht.
Der Fisch und Wasservögel Brut
Zerhacket die von ihr so heiß geküßte Lippe.
Ach! unermesslich wird der Schmerz
Celinens seyn; o Gott, geuß Balsam in ihr Herz
Und laß sie meinem Angedenken
Nur lindernde, nur sanfte Thränen schenken.

49.

Ein Jüngling fessle sie, der zärtlich, der getreu,
Wie ihr Bliomberis, doch der beglückter sey;
Von ihrem Vater selbst zum keuschen Heiligthume
Der Liebe hingeführt, pflück' er die schöne Blume,
Die mir geblüht … Gedanke voller Qual!
Was säumt ihr noch, ihr Wogen, stürzt einmahl
Mit aller Macht herein, versenkt das Schiff ihr Winde,
Daß mit dem Leben mir auch das Bewußtseyn schwinde.

50.

So sagt Bliomberis, doch bald
Verändert sich die Scen' und Land, Land, Land! erschallt
Durch's ganze Schiff; man läuft laut jauchzend in den Hafen,
Den Blitze zeigen, ein. O freut euch nicht, noch schlafen
Des Schicksals Tücke nicht; ihr wähnt Sardinia
Empfang' euch jetzt, doch ist es Corsica,
Das Land gefährlicher Barbaren.
Ihr Armen endigt nicht, ihr tauscht nur die Gefahren! [246]

51.

Kaum hatten sie im Port geankert, so verstummt
Der wilde Sturm, kein Wolkentuch vermummt
Den Himmel mehr, die Morgensonne glänzet,
Von purpurnem Gewölk umglänzet.
Das Schiffsvolk jauchzet fort, der Steuermann erschrickt;
Schweigt Thoren! ruft er aus, indem er um sich blickt,
Noch schrecklicher, als sinken oder stranden
Ists, hier in Corsica, im Reich Lycanus landen.

52.

Er sprachs und jedes erst so fröhliche Gesicht
Wird wieder blaß, nur das des jungen Helden nicht.
Muth meine Freunde! ruft er muthig, ists nicht besser
Ein ganzes Heer bestehn, als den erzürnten Wind,
Des Blitzes rothen Strahl, die tobenden Gewässer,
Die leider! nicht verwundbar sind.
Dankt Gott mit mir, er will, besorgt für unser Leben,
Nun unsrer Tapferkeit es in Verwahrung geben.

53.

Entsteht nicht seiner Huld und trotzet der Gefahr,
Nur so besiegt man sie; wißt ihrs, wie eure Scheuer
Aufflammte, zagtet ihr und heultet in das Feuer,
Das schrecklich prasselte? mir selber stand das Haar
Zu Berge, doch ich faßte mich, auch schwanden
Die Übel bald; an sie und jedes Mißgeschick,
Das man mit Muth und Klugheit überstanden,
O Freunde, denkt sichs süß zurück. [247]

54.

Erst heilt das kranke Schiff, daß es dem Meer und Winde
Nun wieder trotzen kann, dann waffnet euch geschwinde,
Denn zum Entfliehn ists doch wohl schon zu spät,
Auch denk' ich, daß uns dieß die Ehre widerräth.
Laßt Gott für euch, laßt jenen Ritter sorgen,
Der euer Land befreyt! seht, wie der Wolken Grau
Sich ganz verlor; der Himmel ist so blau,
Und trefflich kämpft es sich an einem schönen Morgen.

55.

So sprach Bliomberis und Muth und Stärke quoll,
Indem er sprach, von seinem Munde
In jedes Herz: sie stiegen hoffnungsvoll
Ans Ufer, wo vor sie nach einer halben Stunde
Ein Bothe trat, vom Könige gesandt.
Ihr Fremdlinge, die ihr an unser Land
Gekommen seyd, erfahret unsre Sitten,
Man darf nicht mehr zurück, man habe denn gestritten.

56.

Drum wählt den Tapfersten im Faustkampf unter euch,
Lycanus, Herculs Sohn, der dieses Königreich
Beherrschet, will den Arm selbst wider ihn erheben.
Wenn unser König siegt, wird Schiff und Ladung sein,
Als Sclaven schleppet man euch tief ins Land hinein.
Doch sollte Zeus den Sieg in eure Hände geben,
So stechet unverletzt nur wieder in das Meer.
Bereitet euch, schon eilt Lycanus her. [248]

57.

Dieß war die Bothschaft; laut und mit gerechtem Zorne,
So wie ein Löwe brüllt, der sich an einem Dorne
Den Fuß verletzet, schreyt der Held:
Geh heim und sage dem Tyrannen,
Der Pflicht und Gastrecht höhnt, ich zöge nicht von dannen,
Ich sähe dann sein Blut, verspien auf dieses Feld.
Geh, sag ich dir, damit nicht meine Rache,
Nichtswürdiger, mit dir den Anfang mache.

58.

Er drohts, der Bothe säumt nicht länger, aber bald
Sah man den König selbst stolz an das Ufer eilen,
Es folgten ihm, colossisch von Gestalt,
Doch panzerlos, nur mit Herculschen Keulen
Bewaffnet, tausend Männer nach.
Hoch über alle ragt sein Haupt empor, voll dichten
Pechschwarzen Locken; so thürmt sich ein Fels, mit Fichten
Den Gipfel übersät. Der Held trat hin und sprach:

59.

Ich bin bereit, den Faustkampf zu beginnen,
Doch öffne du zuerst den Port.
So bald ich dich besiegt, so segeln wir von hinnen.
Mißfällt dir aber dieses Wort;
So fühle gleich, wie scharf ein Ritterdegen schneide.
Lycanus heißt den Port eröffnen, ihn erschreckt
Das silberblanke Stahlgeschmeide,
Das unsern Held und dessen Schaar bedeckt. [249]

60.

Sein Volk, nicht Griechen mehr, verloren mit der Milde
Des Ahnenlandes auch der Ahnen Sittlichkeit:
Und ihre Künste ganz; sie sind nur rohe Wilde.
Der Baum bewaffnet sie, Bocksfelle sind ihr Kleid.
Hier stählt kein Waffenschmid, kein Künstler formt das Eisen
Zum Speere, Panzer oder Schwert:
Sie haben nichts, was ihren Stamm bewehrt,
Als nur den Cästus aufzuweisen.

61.

Des Königs Diener schleppen viel
Von diesen Riemen nach und werfen, wo das Spiel
Beginnen soll, sie auf die Erde nieder.
Lycanus blößt indeß die ungeheuern Glieder;
Er läßt den langen Rücken sehn,
Um den der Adern Reih sich dick und ästicht windet;
Gehämmert Eisen scheint das Fleisch, die Muskeln stehn
Empor, gleich einem Fels, den Fluthen abgeründet.

62.

Die Brust ist ein Gewölb' und überall besät
Mit schwarzem Haare, Fett umschließet jede Rippe;
Das Hüftbein gleichet einer Klippe,
Die Schenkel Säulen; wenn er geht,
Erbebt der Grund: nun schnallet ihm die Riemen
Ein Diener an die Arme fest,
Wobey der Unhold sich mit dieser ungestümen,
Prahlhaften Drohung hören läßt: [250]

63.

Ihr Diener müßt zu ihm die Cästus alle tragen,
Damit er wählen kann; und wenn ich dann die Stirn
Wie eine taube Nuß dem Knaben eingeschlagen,
Und meine Waffe sein Gehirn
Gefressen hat, so dürfen die nicht klagen.
So drohet er. Der Held erwiedert nichts,
Indem er ohne Wahl und lächelnden Gesichts
Nach jenen Riemen greift, die ihm die nächsten lagen.

64.

Ihm schnallte sie ein Paar Gefährten an,
Und jetzo tritt er nackend in die Bahn,
Schön wie der Hesperus, der durch die Dämmerungen
Die hellsten Strahlen wirft. Schon ist der Weiber Schwarm
Bis zu den Schranken vorgedrungen,
Und jeder schlägt das Herz, als seinen knotgen Arm
Ihr König hebt. Der Ritter wendet
Sich so, daß seinen Feind die hohe Sonne blendet.

65.

Lycanus peitscht die Luft und flucht,
Daß die Gebirg' und Küsten wiederhallen;
Denn dichter, als ein Hagel, fallen
Des Ritters Streich' auf ihn: er springt umher und sucht
Bliomberis zu drehn und so den Kampf zu lenken,
Daß in des Gegners Augen sich
Des unbequemen Lichts gehäufte Strahlen senken.
Vergebens! der steht unveränderlich. [251]

66.

Als nun der Wütherich von manchem harten Streiche
Getroffen war, stellt er voll Grimm
Sich auf die Zehn, aushohlend. Dieses nimm
Du rascher Knabe du! so ruft er mit Gekeiche
Und läßt die Rechte dann gleich einer dicken Eiche,
Die von des Nordes Ungestümm'
Entwurzelt wird, hernieder pfeifen;
Doch den verwendten Held kann dieser Schlag nur streifen.

67.

Er streift die Haut ihm weg; eh aber der Tyrann
Sich in das Gleichgewicht zurücke setzen kann,
Trifft ihn mit Macht der flinke Ritter.
Sein Kinnbein knackt und bricht, er speyet blutge Splitter
Mit Zähnen aus, verzerrt und aschfarb ist sein Mund,
Im klein gewordnen Aug erlöschen alle Funken
Des Zornes, abgespannt sind seine Knie' und trunken
Von Schmerzen sinkt er auf den Grund.

68.

Die Seinigen umstehen ihn und heulen
So hohl, so fürchterlich, als in der Nacht die Eulen
Um einen eingestürzten Thurm.
Bald aber murren sie, gleich Wogen vor dem Sturm,
Und heben auf den Held die fürchterlichen Keulen;
Doch sieh! der erste sinkt und windet wie ein Wurm
Sich nah beym Wütherich, ihn schlug der Held zum Schlafe.
Er ächzt und stirbt, o wohlverdiente Strafe! [252]

69.

Die andern stehn betäubt; indeß stürzt mit Geschrey
Der Weiber Schaar zum Schutz Bliomberis herbey.
Sie stellen sich vor ihn, sie reißen die Barbaren
Hier bey dem Rock, dort bey den Haaren
Mit Macht zurück; o Menschlichkeit,
Dein Nahm' ist Weib! Der Held gewinnet Zeit,
Die Cästus abzuthun, die Rüstung anzulegen,
Schon glänzet er im Stahl, bewehrt mit Speer und Degen.

70.

Stolz, ungestört, als Sieger zeucht er fort
Aus diesem frevelhaften Lande.
Die Weiber folgen ihm liebkosend bis zum Strande,
Und ein verlangter Wind enthauchet ihn dem Port.
Die Fluth, Herr Ritter, scheints, will sich mit uns versöhnen,
Beginnt auf offnem Meer der Steuermann,
Daß sie so friedlich ist, wir könnten ihre Wuth
In diesem wunden Schiff nicht höhnen.

71.

Die kurze Zeit, die Unruh, die Gefahr
Verstatteten uns nicht, es also herzustellen,
Wie's euer Wunsch und unser eigner war.
Ein Kluger sieht die Ruh der Wellen
Für keinen Frieden, nur für Waffenstillstand an.
Drum landen wir bald wieder an den Küsten
Sardiniens, das Schiff mit allem auszurüsten,
Was auf der weitern Fahrt uns nützlich werden kann. [253]

72.

So saget der Pilot, das ganze Schiffsvolk billigt
Den weisen Rath, und unser Ritter willigt
In diesen nöthigen Verzug.
Sie segeln fort und tief zu schlafen
Schien jeder böse Sturm; des Windes Fittich trug
Sie nach Sardinien; der Coracodsche Hafen,
Der an den westlichen Gestaden sich ins Meer
Hinein streckt, nimmt sie auf; doch ist er schiffeleer;

73.

Und menschenleer ist rings herum die Gegend,
Ein tiefes Schweigen herrscht; nur schleicht der Abendwind,
Der Bäume leichtes Laub bewegend,
Die Wälder durch, die doppelt furchtbar sind,
Da Dämmerung ihr Graun vermehret.
Denn alle Berge färbt bereits das Abendroth:
Man lagert sich im Hain; es hatte der Pilot
Zur Besserung des Schiffs zwey Tage Frist begehret.

74.

Bliomberis, der Ruhe gram,
Besteigt indeß Celinens hohen Zelter,
Den er mit sich auch über Meere nahm;
Und ritt tief ins Gehölz: Der Wind weht immer kälter
Und schneidender; die Nacht wird finstrer, und sein Roß
Schnaubt, spitzt die Ohren, hebt den Fuß bis an den Bügel.
Doch jetzt erblickt Bliomberis ein Schloß.
Es lieget an dem Wald auf einem nahen Hügel. [254]

75.

Er reitet hin und pocht; der Schloßherr selber schleußt
Das kleinre Thor halb auf und eine Fackel flimmert
In seiner rechten Hand; blaß ist er, wie ein Geist.
Ein Bart, der silberweiß die Brust herunter schimmert,
Ein rollend Auge, voll Verdacht
Und jugendlichem Glanz, begierig, durch die Nacht
Und durch die Brust der Menschen durchzuschauen,
Weckt ein vermischt Gefühl von Ehrfurcht und von Grauen.

76.

Wer seyd, so fraget er, wer seyd, was suchet ihr?
Bliomberis beginnt: ich komm aus fernen Landen.
Viel hat durch einen Sturm mein Fahrzeug ausgestanden,
Es auszubessern hielten wir
An jenen Ufern: mich zog Neugier immer tiefer
In dieß Gehölz; laßt jetzt auf euerm Schloß mich ruhn;
Ich würde minder nicht für jeden Fremden thun.
Und euer Nahme? fragt der alte, scharfe Prüfer.

77.

Ich heiße Celian, erwiedert unser Held;
»Was? Celian seyd ihr?« und vor Verwundrung fällt
Die Fackel aus des Greises Rechten,
»O dann willkommen hier, ihr Donner in Gefechten,
Willkommen tausendmahl! vergebt die Schüchternheit,
Die Fragen voll Verdacht! doch diese Jammerzeit
Gebiert und heischt Verdacht; kommt jetzt in meine Halle!
Knapp', aufgemacht das Thor, und bring sein Roß zu Stalle!« [255]

78.

Herr Ritter, fährt er fort, indem er bey der Hand
Den Helden in den Saal zu ebner Erde führet,
Ein Schiff, wie eures nur, das Bahn und Mast verlieret,
Sonst keines ankert hier; es wird dieß arme Land
Vom schrecklichsten Gespenst verheeret,
Das jemahls Königsstädt' in Schutt und Staub verkehret,
Von dem Gespenst Rebellion;
Denn diese stürmet los auf den entehrten Thron.

79.

Doch ist sie nicht wie sonst gepflegt von Bettlerrotten,
Von Jünglingen umringt, die der Gesetze spotten,
In blurge Lumpen eingehüllt,
Und schrecket durch ihr scheußlich Bild
Die Edlen von sich weg; in vollem Prunk, geführet
Von der Gerechtigkeit, durchstrich sie unser Reich,
Warb gute Menschen an, mich selber, ob mir gleich
Des Alters Silberhand schon längst den Bart berühret.

80.

Das kränket mich, erwiedert ihm
Bliomberis, und habt ihr denn vergessen,
Daß Fürsten heilig sind, daß Rach' und Ungestüm
Nie mit der rechten Maße messen?
Wie manche Königsthat, zum Heil des Lands gethan,
Scheint Thorheit oder Gräul dem klügsten Unterthan,
Weil auch die allerschärfsten Augen
Zu dem erhabnen Thron hinauf zu sehn nicht taugen. [256]

81.

Und wo lebt jener Mann, der nie von Haß entflammt,
Nie von Partheylichkeit und Eigennutz geleitet,
Der Fürsten Absicht falsch, arglistig ausgedeutet,
Nie ungeprüfet, nie voreilig sie verdammt.
Ich selber kaufte jüngst beynah mit meinem Leben
Den Unterricht: es sey des Pöbels Gunst
Ein Wetterhahn, vom Glück getrieben, und die Kunst,
Jedwedem Recht zu thun, dem Menschen nicht gegeben.

82.

Weit minder ist ihm noch Unfehlbarkeit verliehn;
Der billigste Vertrag, den alle nöthig haben,
Den Gott und die Natur in jedes Herz gegraben,
Heißt ja: verzeih, so wird auch dir verziehn!
Und ihr verlangt, es soll nie einem Manne schwindeln,
Der über alle Menschen hoch
Empor ragt, den schon in den Windeln
Der Eigennutz, die Schmeicheley umkroch.

83.

Uns schont man nicht; man bildet unsre Jugend,
Die seinige verderbet man,
Entfernt mit Vorbedacht ihn von der rechten Bahn,
Mißbraucht oft selber seine Tugend.
O er verdient nur halben Fluch,
Verbreitet er gleich Jammer und Verwirrung.
Nicht böser Wille, nein! mißlungener Versuch,
Getäuschte Hoffnung wars und Schwachheit oder Irrung. [257]

84.

Doch seys, daß euer Fürst durch manche Frevelthat
Vorsetzlich sich entehrt und Haß euch abgezwungen;
So duldet doch! Veränderungen,
Zumahl so rasche, sind verderblich für den Staat.
Kaum kann der ärgste Fürst in einem langen Leben
So viel des Bösen thun, als die Rebellion
In wenig Tagen thut; ein umgestürzter Thron
Macht unter seinem Fall des Staates Pfeiler beben.

85.

So sagt Bliomberis; Herr Ritter, o ich weiß,
Ich fühle dieß, erwiedert ihm der Greis,
Nie floß von eines Jünglings Munde
So tiefe Weisheit noch in eines Hörers Ohr.
Doch schlagt uns nicht gelinde Mittel vor.
Krebsartig, Freund, ist unsre Wunde,
Sie wird durch Eisen nur, durch Feuer nur geheilt
Und stets gefährlicher, je länger man verweilt.

86.

Auch ists der Menschheit selbst und ihren heilgen Rechten
Gedeihlich, wenn von Zeit zu Zeit
Timoleone Um die Mitte des 4. Jh. v.u.Z. bezwang Timoleon auf dem von Aufständen geschüttelten Sizilien Hiketas (»Icetes« im Text), den Tyrann von Leontinoi, der sich auch zum Herrn von Syrakus gemacht hatte, wobei im Hintergrund Karthago beteiligt war. Der Befreier organisierte die Herrschaft nach demokratischen Grundsätzen neu und leitete eine friedliche und sichere Epoche ein. für sie fechten
Und der Icetes Tod ein Land vom Joch befreyt,
Damit das Zeptervolk sich nicht zu viel erlaube,
Mit Rücksicht doch, mit Mäßigkeit,
Die Straßenräuber selbst oft zeigen, uns beraube
Und wenigstens sich tödtbar glaube. [258]

87.

Dem Sohne Palameds gefiel die Rede sehr;
Sie sprechen fort, und immer mehr
Rechtfertigt sich der Greis in seinen Augen.
Er mahlet ihm des Wüthrichs Grausamkeit
So lebhaft, daß der Held bald selbst ergrimmt und schreyt:
Recht! Egel, welche so das Blut der Unschuld saugen,
Die dürfen nicht geschonet seyn,
Ich selber will hierzu euch meine Rechte leihn.

88.

Hier wirft der Alte mit Entzücken
Die Arm' um seinen Hals, jauchzt wechselweis' und weint
Und wird nicht müd', ihn an sein Herz zu drücken.
Wenn euer Arm mit unserm sich vereint,
Dann mag er immer, er mag kommen,
Der dräuende, verführte Mongibal,
Der sonst so edel, jetzt ein Werkzeug unsrer Qual,
Den feigen Wütherich in seinen Schutz genommen.

89.

Doch folget mir, verehrter Celian.
Nach eurer glücklichen Erklärung,
Die ihr mit edler Hitz' und doch so klug gethan,
Müsst ihr sie alle sehn, die Helden der Verschwörung.
Er sagts und führet ihn drey Treppen tief herab
Durch Gänge, finstrer als ein Grab
Und auch so still; nur ihre Tritte schallen,
Vom Echo nachgetönt, in den gewölbten Hallen. [259]

90.

Nun steht der Greis und schlägt mit starker Faust
Ein Eisenthor; nach drey gewaltgen Schlägen
Eröffnet sichs; ein Wind voll kalter Schauder saust
Und Waffen rasseln ihm entgegen,
Doch währet stets die grause Finsterniß.
Der Greis ruft Ehud aus; nach diesem Losungsworte
Tritt er hinein; es schleußt sich hinter ihm die Pforte,
Und wartend steht Bliomberis.

91.

Doch bald eröffnet sie sich wieder.
Ein Krieger, (denn es tönt die Rüstung,) tritt heraus.
Der führt den Held noch eine Treppe nieder
Zu einer zweyten Thür und rufet Brutus aus.
Gleich öffnen sich auch dieser Pforte Riegel.
Zur dritten gehn sie nun; des Ritters Führer ruft:
Timoleon! und jetzt erschallt die ganze Gruft
Von schrecklichem Getös'; aufrauschen beyde Flügel;

92.

Und eine Schaar von hundert Kriegern sitzt
Bewaffnet da beym feyerlichen Mahle.
Der düstre Schein von Todesfackeln blitzt
Und bebet hin und her auf ihres Panzers Stahle;
Sie schlagen an das Schwert und rasseln ihren Gruß
Dem Helden dreymahl zu; wobey ihr starker Fuß
Den Boden stampft, daß die Gewölbe zittern.
Zugleich erstehen drey von ihren ältsten Rittern. [260]

93.

Sie treten vor Bliomberis,
Und einer spricht: o ihr, der Bosheit Schrecken,
Willkommen! sehet, hier in grauser Finsterniß
Muß Freyheit ihren Tisch sich decken.
Hier ists, wo sie verbannt den heilgen Becher faßt,
Den ihre Thräne trübt und still von Rache redet,
Indeß die Tyranney bey heller Sonne praßt,
Die scheue Tugend quält und Recht und Gott befehdet.

94.

Doch voll ist nun ihr Maß, zum Überlaufen voll;
So bald die Sonn' erwachet, soll
Bis an den jüngsten Tag sie oder wir verstummen;
Genug hat sie dieß Reich verwirrt,
Der Rächer naht, die Morgenglocke wird
Die Schändliche zu Grabe brummen.
Denn ihr zieht wider sie, ihr, dessen Tapferkeit
Wie durch ein Wunderwerk Massilien befreyt.

95.

Kommt, nehmt an unserm Tisch den Platz, der euch gebühret,
Den ersten, wie in unserm Herzen, ein.
Zwar der beglückte Platz, den solch ein Ritter zieret,
Wird allezeit der erste seyn.
Der Sprecher schweiget hier und weiset bey dem Mahle
Den obern Sitz ihm an; die Knappen bringen Wein;
Zum ersten, zweyten, dritten Mahle
Trinkt alles auf sein Wohl und schwinget die Pokale. [261]

96.

Und nun erzählet ihm der neuen Freunde Schaar,
Wie viel ihr Wüthrich Assacar
Sich unterstand; entsetzliche Geschichten!
Auch die gelinderen sind fähig, jedes Haar
Des Hörers himmelwärts zu richten,
Und wär er gleich der roheste Barbar;
Sind fähig, selbst ein Löwenauge weinen
zu machen und ein Herz von Marmor zu entsteinen.

97.

Seht meinen armen Neffen dort
Im Winkel! nahm der Herr des Schlosses nun das Wort.
Bliomberis sieht hin; in einem schwarzen Kleide,
Hohläugig, abgezehrt, die Wangen weiß wie Kreide,
Den Kopf in seiner Hand, die Hand aufs Knie gestützt,
Starr, wie ein Schmerz aus Stein auf Heldengräbern sitzt,
So saß der Jüngling da, und seine Züge schienen
Der Schönheit Mähler einst, jetzt aber nur Ruinen.

98.

Tief seufzt Bliomberis. Herr Ritter, so beginnt
Der Alte, dieß Gespenst war noch vor wenig Wochen
Stark, wie ein Baum, schnellfüßig, wie der Wind;
Gleich Äpfeln blühten ihm die Wangen, die nun Knochen,
Umhängt mit welker Haut, die nicht mehr Wangen sind:
Er durft' auf Kraft und auf Gesundheit pochen;
Nicht einer schwang das Schwert behender, warf den Speer
So weit und sicher, trug Hitz', oder Frost, wie er. [262]

99.

Das schönste Mädchen in dem Lande
Und vieler Schätze Frau wählt ihn aus einem Schwarm
Von Freyern aus; er war an Schätzen arm,
Doch reich an Tugenden: schon sollten ihre Bande
Den nächsten Morgen am Altar
Geknüpfet werden: liebetrunken
Verschwatzt den Abend noch das hoch beglückte Paar
Und schied, als schon die Sonn' ins Meer hinabgesunken.

100.

Genett, so heißt er, wohnte hier,
Das Schloß der Braut war fern; doch harrten wir und wachten
Ihn noch zu sehn; er kam; nun, scherzt ich, wollet ihr
Auf unserm Schloß auch morgen übernachten?
Das nicht, nicht um die halbe Welt!
Wenn ja Faselle mich auf ihrem Schloß behält,
Antwortet er, mit Augen voll Verlangen
Nach Hymens süßer Frucht und feuerfarben Wangen.

101.

Weh ihm! in diesem Augenblick,
Als er mit Vorgefühl von seinem nahen Glück
Zu Bette geht, entreißt man seine Schöne
Dem ihrigen und schleppt, taub ihrem Angstgestöne
Und ihren Bitten, sie aufs Schloß
Des Wütherichs, in dessen Herz die Hölle
Der Unzucht glühnde Pfeile schoß:
Ihr Vormund selbst verrieth die elende Faselle. [263]

102.

Nachdem der Buhler erst Versprechen, Bitten, Drohn,
Lang' und umsonst an ihr versuchet,
Und sie mit der Verzweiflung Ton
So heulend ihm gefleht, so schrecklich ihm gefluchet,
Daß auf der Straße sie der ferne Wandersmann
Vernommen, ließ der viehische Tyrann
Zuletzt von Dienern seiner Sünden
Sie greifen und o armes Opfer! binden.

103.

Genett erwachet früh, besteigt sein Roß und eilt
Nach seines Mädchens Burg: er hofft, daß ihm Faselle
Geschmücket schon und wartend an der Schwelle
Zurufen wird; umsonst! nur eine Zofe heult
In sein erschrocknes Ohr verworrene Berichte.
Er sah im Boden noch die Spur
Der Pferdhuf' eingedrückt; der folgt er, und erfuhr
Auf seinem Wege bald ein Theil von der Geschichte.

104.

Nun flog er pfeilgeschwind' auf dem gespornten Roß
Dahin, dahin und kam vor des Tyrannen Schloß
Um Mitternacht; er haute mit dem Schwerte
Ans feste Thor: als Assacar es hörte,
Fährt der vom Lager schnell empor,
Versammelt seine Wach', eilt durch das hintre Thor
Und läßt von seinen Kriegern allen
Den einzelnen Genett verräthrisch überfallen. [264]

105.

Zwar tapfer kämpfet der, allein der Übermacht
Erliegt die Tapferkeit, er wird besiegt, gebunden
Und vor den Wütherich gebracht.
Obgleich sein Blut aus vielen kleinen Wunden
Herunter rann, so ließ doch Assacar
Den Schwachen in den Schloßhof tragen
Und ihn an einem Pflock, der schon bereitet war,
Durch zweyer Henker Hand mit scharfen Geißeln schlagen.

106.

Sein schreckliches Geheul, sein Fodern vors Gericht
Des letzten Tages macht die Henker selbst erbleichen.
Sie schlagen schonender und kargen mit den Streichen.
Faselle hört ihn auch, verkennt die Stimme nicht;
Sie will hinaus, verschlossen war das Zimmer,
Sie läuft zum Fenster hin, sieht bey der Fackeln Schimmer,
Was vorgeht, stürzt herab; zerschellt wird ihre Stirn,
An einem Steine klebt ihr blutiges Gehirn.

107.

Sie war befreyt! Genett indessen
Hat in der Ohnmacht Arm die Welt und sich vergessen:
Ein thöricht Mitleid bringt zum Leben ihn zurück,
Er schlägt die Augen auf, sieht mit dem ersten Blick
Die blutge Braut und sinkt dann wieder
Bleich, sinnlos, kalt zur Erde nieder.
Ihm steht ein Paar gerührter Diener bey
Und lüget Assacarn, daß er gestorben sey. [265]

108.

Nie war es weniger gefährlich, ihm zu lügen,
Denn heute sahe man, was man noch nie gesehn,
Auf seiner Stirn eiskalte Tropfen stehn
Und Seelenangst in allen seinen Zügen.
Unglückliche Fasell'! unglücklicher Genett!
So ruft er, Menschlichkeit beschleichet den Barbaren.
Er gehet und verschließt sich in sein Cabinett:
Man nützet diese Zeit, Genetten wegzufahren.

109.

Ein Diener bringt ihn her; schon unten an der Thür
Hör ich Genett, Genett! von meinem Knappen rufen,
Er riefs im Jammerton, doch damahls schien es mir
Verwundrung nur; ich eile gleich die Stufen
Hinunter, meinen Freund und seine junge Frau
Mit offnen Armen zu empfangen:
Ich wuß, er wolle nicht mit seinem Glücke prangen,
Und wünsche, daß man ihn in großer Stille trau.

110.

Ich selbst ging nicht dazu, daß dem vermeinten Rechte
Auf eine Gasterey der fernern Freunde Schaar
Willfähriger entsagen möchte,
Wenn ich, sein Oheim, nicht bey der Verlobung war.
Doch dacht' ich hundertmahl an ihn und sein Entzücken,
Mir war der ganze Tag nicht minder feyerlich:
Jetzt als ich wähnt', er komme, freut' ich mich,
Den Glücklichen an meine Brust zu drücken. [266]

111.

O Gott! was ist der Mensch! wie blind
In seinen Hoffnungen, wie offen jedem Schlage
Des Schicksals! glaubet mir, Herr Ritter, diese sind
Schon glücklich, die von einem Tage
Zum anderen kein großer Unfall trifft.
Wer dieses Lebensmeer beschifft,
Der danke Gott für jede Stunde,
Die ohne Sturm verging, mit jubelvollem Munde.

112.

Den ich im Arm des schönsten Weibs geglaubt,
Den übergiebt man mir fast sterbend und berichtet,
Nachdem ich eidlich erst zu schweigen mich verpflichtet,
Was sich die Tyranney erlaubt.
Ich schwieg, bis meinen Eid des Dieners Tod vernichtet;
Doch heimlich bethet' ich, daß übers Frevelhaupt
Des Wütherichs sich bald Gewitter Gottes wälzten,
Und Blitze seine Kron' ihm auf der Scheitel schmelzten.

113.

Der elende Genett blieb der Besinnungskraft
Und des Verstands beraubet; seine Sehnen,
Stahlfedern einst vergleichbar, sind erschlafft;
Er redet nichts, er klagt zwar in verworrnen Tönen,
Doch immer leis', oft weinet er und hüllt
Sich zagend in sein Kleid; sein Aug' ist starr und wild,
Die Stirne heiß; nichts blieb in seiner Seele,
Als mein Bild nur; er thut, was ich befehle. [267]

114.

Wiewohl er immer sanft und gut und ruhig war,
So durft' ich doch ihn nicht alleine lassen.
Mein Knappe lauscht am Thor, ob etwa nicht Gefahr,
Nicht Überfall uns droh, und horcht nach alten Straßen.
Das andre Hausgesind' entfernt' ich gestern schon,
Drum führt' ich ihn herab: sein banger Jammerton,
Dach ich, sein Anblick selbst wird laut um Rache flehen,
Wird warnen: seht euch vor, das kann euch auch geschehen!

115.

Hier schwieg der Greis, und von dem Angesicht
Bliomberis fleußt schön und unverborgen
Gerechter Schmerz, Zorn folgt; auch diesen hält er nicht
In seiner Brust zurück; wann wirds denn einmahl Morgen?
So rufet er und sieh! die Glocke schlägt,
Als wäre sie durch seinen Wunsch erregt,
Drey Schläge schlägt sie; Alles springet
Vom Mahle rasselnd auf, klopft in die Händ' und singet.

116.

Man singt ein kühnes Freyheitslied,
Das den Tyrannenhaß wie Funken um sich sprüht.
Bliomberis, den dieses Lied entzücket,
Forscht nach dem Dichter, und ein Greis,
Ehrwürdigen Gesichts, die Scheitel silberweiß,
Den Nacken von der Hand der Zeit hinabgedrücket,
Doch rüstig noch, bewaffnet und ein Held
Wird ihm vom Herrn des Schlosses vorgestellt. [268]

117.

Er lebte fern vom Hof; die seichte Kunst zu witzeln
Und die verwerfliche, Begierden aufzukitzeln,
Verstand er nicht; er dachte viel zu groß
Von seiner Wissenschaft, sie also zu entweihen.
Drum saß er auch dem Glücke nicht im Schooß
Und lockt es nie zu sich durch feile Schmeicheleyen.
Er schalt vielmehr schon längst den Wüthrich Assacar
Und both sein graues Haupt der dräuenden Gefahr.

118.

Sein heiliger Gesang, der jene laut gefeyert,
Die nach der Freyheit Port durch Stürme hingesteuert,
Hat in das Land ertönt, den edlen Mann erweckt,
Den trägen angespornt, den sichern aufgeschreckt.
Und diesen großen Bund zum wenigsten beschleunigt.
Er selbst, der früh schon Waffen trug
Und seine Feinde kühn, wie seine Saiten schlug,
Hat mit den Helden sich vereinigt.

119.

Bliomberis hievon berichtet, drückt
Des Sängers Hand und sagt: euch preis' ich hoch beglückt.
Manch edler Held thut liederwerthe Thaten,
Manch edler Dichter singet sie;
Doch väterlicher hat der Himmel euch berathen,
Indem er beydes euch verlieh.
Der Sänger neiget sich, er fühlt die edlen Freuden
Des wohlverdienten Ruhms und bleibet doch bescheiden. [269]

120.

Die Ritter eilen nun herauf,
Schon warten vor der Burg auf jeden Roß und Knappe;
Auch scharret unruhvoll Celinens edler Rappe
Den Boden wund, man sitzet auf.
Sie reiten durch der Wälder Schatten
Zum Säprusstrand', ihr Heer versammelte sich dort.
Im Reiten fährt der Alte fort,
Bliomberis Bericht von Allem zu erstatten.


[270]


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