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Geschichte des Heilsarmeemädchens in Berlin (12)

Er sprach: mein Maultier trabt mit raschen Hufen,
mit Schellenkränzen und mit Purpurzaum
und trägt uns beide durch den Zionstraum.
Er sprach: ich habe dich gerufen.
Er sprach: in meinem Herzen ist ein großes Schaun,
den Tempel schaue ich und seine tausend Stufen
und schau die Stadt, an der die Ahnen schufen.
Er sprach: wir wollen eine Hütte bau'n.
Er sprach: bisher war Warten, daß ich mich vergeude,
nur Warten gab's, Versunkenheit im Buch.
Er sprach: ich harrte seiner und nun kam die Freude …,
er sprach es nicht, doch war's des Herzens Spruch.
Auch sie war stumm. In Schweigen und versunken
so gingen sie und waren dennoch trunken.
So gingen sie und waren dennoch trunken
von Schweigen, Sehnen und versteckter Pracht,
so gingen sie und keines hatte acht
der Straßen, Mietskasernen und Spelunken.
Sie sprach: in meinem tiefsten Herzensschacht
aufgehrt das Fünklein, gehrt zum hellen Funken
und wird zum Licht und wird zum lichten Prunken.
Er sprach: ich habe dein gedacht.
Sie sprach: mein Herz ist aufgeglommen,
du neigst der Büßerin das milde Antlitz zu.
Er sprach: hell glänzt der Weg, der Zionsweg des Frommen.
Sie sprach: für uns am Kreuze littest du.
Sie sprachen nichts: das Wort war abgeblendet.
Sie taten nichts: die Tat war schon vollendet.

 


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