Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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Habsucht

L. 22. Swer houbet sünde und schande tuot

Wer wissentlich um Geld und Gut
Verbrechen, Sünd und Schande tut,
Wie sollte den man einen Weisen nennen?
   Wer Gut auf solche Art gewann,
Den sollte jeder wackre Mann
Als einen Toren – wenn ers weiß – erkennen.
      Ein Weiser nimmt sich zu Gemüte
   Nichts mehr als Gottes Huld und Güte;
   Das Leben selbst und Weib und Kind
Verlör er, eh er dieser zwei vergäße.
   Mich deucht ein solcher Tor nicht weise,
   Auch der nicht, der ihn glücklich preise –
   Mich deucht, daß beide Toren sind!
Ja, wer ein andres gern dafür besäße,
   Das ist ein Narr, am Geiste blind.


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