Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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Drei Heimstätten

L. 34. Die wîle ich weiz drî hove sô lobelîcher manne.

Seit mir bekannt drei Höfe,   wo Ehrenmänner hausen,
Kann ich am Wein mich letzen,   aus vollen Pfannen schmausen.
Der biedre Patriarch,   der alles Tadels frei,
Ist einer – und als Trost   nenn ich als Nummer zwei
Euch Leupold, Fürst zu Steier   und Herr von Österreiche,
Es lebt wohl keiner mehr,   der ihm an Ruhme gleiche.
Sein Lob ist nicht ein Löblein: – er will, er hat, er tut.
Der dritte ist sein Oheim,   hat milden Welfen-Mut:
Nichts fehlt zu seinem Ruhme,   der bleibt im Tod selbst gut.
Not ists nicht mehr,
Daß ich umher
Nach Herberg ferner streiche.

Der Patriarch: Graf Berthold von Andechs, seit 1218 Patriarch von Aquileja. Der Oheim: Herzog Heinrich von Mödling bei Wien († 1223). Unter dem milden Welf ist Welf IV. von Bayern gemeint; er starb 1191 zu Memmingen, wo er zwölf Jahre lang ein Schwelgerleben geführt hatte.

An den österreichischen Adel

L. 36. Dô Liupolt sparte ûf gotes vart, ûf künftig' êre

Als er für künftge Ehre   zum Kreuzzug hat gespart,
Da sparten mit Herrn Leupold   die Fürsten gleicherart.
Sie schlossen ihre Truhen   und wagten nichts zu geben –
Recht so! denn nach dem Beispiel   des Hofes soll man leben.
Daß sie durch Milde nicht   den Herrn beschämen wollten,
War brav; sie handelten   so wie sie handeln sollten.
Stets wahrten Östreichs Helden   sich höfisch-edeln Mut,
Sie sparten seinetwegen –   nur billig wars und gut;
Nun solln auch seinetwegen   sie spenden – wie ers tut!
Folgt ihr dem Beispiel nicht,   so werdet ihr gescholten!

Nach der Rückkehr Leopolds aus Palästina gedichtet, 1219.


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